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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Der Christmas-Faktor Avatar von Meridion
    Mitglied seit
    14.09.2004
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    Hoidelbääsch
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    3. WBJ
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    451
    Hallo liebe Gemeinde,

    ich will mal einen Gedankengang ansprechen, der mir bereits einige Male durch den Kopf geflattert ist während der letzten Zeit.
    Das Vergabeverfahren ist ungerecht, das ist klar - übrigens auch den meisten Politikern - da es das Studienplatzvergabeverfahren auf ein einziges Eignungskriterium reduziert, dass leider auch noch nur sehr bedingt aussagekräftig ist: Die Durchschnittsnote im Abi. Diese ist bekanntermaßen (nich nur vom Hörensagen sondern durchaus auch von wissenschaftlicher Seite bestätigt) von einer Vielfalt an sozialen Rahmenbedingungen abhängig.
    Nehmen wir aber mal an, es war so geplant, dass diejenigen ihren Studienplatz zuerst erhalten, die im Abi besser waren: Dann hätte das vor 10 Jahren noch locker gegolten, da konnte man mit 2WS auch mit 2,5 noch nen Platz bekommen. Es war also die Rangfolge

    1) Die hervorragenden Zuerst
    2) Die guten
    3) Die, die noch das Zeug dazu ham
    4) Die Warter

    das war die Rangfolge und das Zielgruppenfeld, dass vor Jahren mal angesprochen wurde. Es hat jedem prinzipiell ermöglichst, ein zulassungsbeschränktes Fach zu studieren. Und innerhalb dieses Kontexts konnte man (und ich) das Kriterium Durchschnittsnote auch noch halbwegs als begreifbar fassen. Nun, nach der Bewerberexplosion sieht es aber wie folgt aus: Die Aller-, Aller-, Aller-, Allerbesten bekommen über Durchschnittsnote einen Platz. Der Rest wartet, und zwar bis er schwarz wird.
    Dieser Sachverhalt verstärkt aber, was einem auf den ersten Blick gar nicht klar ist, die Gravidität von Kriterien wie "soziales Umfeld", "Streß während des Abis", "falsche Vorbereitung seitens Lehrer oder Schüler" in einer Art und Weise, die nicht mehr tragbar sein kann.
    Es gibt Jahrgänge, ich kenne welche, in denen hatte keiner von 60 Schülern ein Abi besser als 1,2. War nun in dem Jahrgang keiner, der klug genug war, nen glatten Durchschuss zu schaffen, oder war es, was wesentlich wahrscheinlicher ist, einfach ein Problem des Lern- und Lebensumfelds?

    Was ich damit sagen will. Die Zehntel zwischen 1,4, 1,2 oder 1,0 (das kann Sport schon reissen, SPORT, oder bildende Kunst in JgSt. 12... euch is klar, was das heisst, oder?) stellen großteils überhaupt kein Eignungskriterium für Medizin mehr dar UND unterliegen nur noch bedingt der Kontrolle des Schülers/Studenten. Somit hat sich eine Wandlung vollzogen von dem Ordnungskriterium NC ("bessere früher, mittlere später, schlechte ganz spät") hin zu einem System der "Chosen Few" ("wenn Du über 2 Jahre ohne Probleme, hochbegabt und effizient, von zuhause unterstützt und selbstbewusst getragen, permanent HÖCHSTleistungen bringst, bist du dabei").

    Dadurch landen Leute mit 1,3 auf der Warteliste; das KANN nicht sein. Konnte ich das System vor ein paar Jahren noch zum Teil mittragen (im Sinne von Akzeptieren) verletzt es jetzt meiner Ansicht nach den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung UND das Recht auf freie Berufswahl.
    Nicht, dass das was ändert, aber es ist einfach eine logische Schlussfolgerung.

    ---> FÜR Bewerbungstests

    Gruß,
    Meridion



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  2. #2
    Doktor der Morologie
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    29.07.2005
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    Erlangen
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    Rock´n Roll!
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    137
    Ja, schulischer Erfolg ist von der sozialen Herkunft abhängig, das hat PISA gezeigt. Aber nicht nur schulischer Erfolg sondern daraus resultierend Bildung, Problemlösungskompetenz, usw....Und daraus resultiert dann, dass universitärer Erfolg auch von der sozialen Herkunft abhängig ist. Toll.
    Und wo sind die Neuigkeiten?
    Natürlich wird Intelligenz (und alles was sonst noch irgendwie noch dazugehört) nicht 100%ig vererbt, und selbst dann gibt es Menschen, die werden hübsch geboren, andere hässlich, manche schlau, ein paar dumm, manche sind tolle Sportler, andere sind Musiker, usw.....
    Der Start ins Leben ist nicht gerecht, die Verteilung an "Gaben"/Fähigkeiten und Unfähigkeiten auch nicht und die soziale Position in die du hineingeboren wirst auch nicht. Die Geburt ist nicht gerecht, das Leben an sich ist (zumindest vordergründig nach menschlichem Ermessen) nicht gerecht. Punkt aus fertig. Bei Bedarf nachzulesen bei Rawls.

    Das Abi stellt ein Kriterium dar, durch welches Bemessen werden soll, wie sehr sich ein Mensch für das Studium eignet, mehr nicht. Wie sehr kann er in Fächern, die ihm nicht liegen, "arbeiten", wie begabt ist er in Fächern, die ihm liegen, wie gut arbeitet er unter Stress/Druck, wie gut kann er "Lehrprobleme" durch Eigeninitiative kompensieren und natürlich auch wie motiviert ist er bzw. war er während der Kursstufe.

    Ich denke diese Punkte lassen sich auch gut aufs Studium anwenden, und ich bin der festen Überzeugung, dass jeder, wenn er gewollt hätte sich um die "entscheidenden" 0,2 Notenpunkte hätte verbessern können (Ausnahmen bestätigen die Regel), ausserdem, wieso solltest du mit 1,4 warten müssen, wenn du dich doch einigermassen clever beworben hast?

    Und wenn du meinst mit 1,4 schon gemäß deiner Rangliste zu den Wartern zu gehören und weder zu denen, die gerade noch das Zeug dazu haben oder den Guten noch den Hervorragenden, so liegt das dann aber eher an der inflationären Verteilung des Abis.

    Und zuletzt, soziale Herkunft prägt und ist ungerecht, sie durchdringt das komplette Leben, ein Weg hin zu sozialer Gerechtigkeit (und damit meine ich nicht die ökonomischen Faktoren im Besonderen) oder überhaupt zu Gerechtigkeit führt nur über eine komplette Änderung des bestehenden gesellschaftlichen Systems und der Verteilung an Macht- und Produktionsverhältnissen.

    "Es gibt nichts Wahres im Falschen."
    Theodor Adorno



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  3. #3
    Abiturientin-007/aOMTM Avatar von Wombat
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    Das System ist vollkommen bescheuert. Das kann ja wirklich nicht sein, dass man mit 1,3 warten muss. Wo leben wir denn...
    "For I am John Dorian, King of the Nerds."



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  4. #4
    =Y= Avatar von little_lunatic
    Mitglied seit
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    @meridion
    ich finde du hast vollkommen recht!
    lasst uns mal nägel mit köpfen machen. schön und gut wenn wir hier alle im forum drüber diskutieren, aber wenn wir was ändern oder andere drauf aufmerksam machen wollen sollten wir nach "draußen" gehen. und wenn´s leserbriefe an zeitungen, emails an die zvs, regierung, verbraucherschutz oder dr. sommer team ist! und ich finde so wie du´s erklärt hast verstehens auch nicht-zvs-eingeweihte. lasst uns was tun!



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  5. #5
    Der Christmas-Faktor Avatar von Meridion
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    Erstmal vorweg, ich hoffe mit "Du" meintest Du nicht mich, ich hab meine Zulassung ;) ...

    Das Neue ist, dass durch diese Umverteilung hin zum Elitestudium (und zwar nicht durch steigende Erwartungen sondern durch höhere Bewerberzahlen) eben diese sozialen Determinanten in einem Maße verstärkt werden, die für eine Gesellschaft mit unserer verfassungsrechtlichen Basis nicht mehr tragbar sein KANN.

    Dazu brauch ich auch gar keine rötlichen schimmernden Gedankenexkurse, die das gesamte Gesellschaftssystem in Frage stellen (gleichwohl es durchaus Mal etwas Reflexion nötig hätte).

    >Das Abi stellt ein Kriterium dar, durch welches Bemessen werden soll, wie sehr sich >ein Mensch für das Studium eignet, mehr nicht. Wie sehr kann er in Fächern, die ihm >nicht liegen, "arbeiten", wie begabt ist er in Fächern, die ihm liegen, wie gut arbeitet er >unter Stress/Druck, wie gut kann er "Lehrprobleme" durch Eigeninitiative >kompensieren und natürlich auch wie motiviert ist er bzw. war er während der >Kursstufe.

    Genau das, dieser gesamte Kriterienkomplex wird durch die ins exzessive Gestiegenen Anforderungen an die Kommazahl ad absurdum geführt.
    Genau diese Kernkompetenzen können ja eben NICHT mehr anhand von Abis, die nur noch zwischen 1,0 und 1,2 liegen dürfen, gemessen werden. Ich sehe das genau wie Du, man könnte das Effizienz- und Studienpotential sicherlich anhand dieses Werts - zumindest grob - bestimmen, allerdings nicht mehr innerhalb solch minimaler Parameter. Ich denke dafür brauch ich auch gar nicht ins Detail gehen, es ist einfach nicht zulänglich.

    Die kommende Frage, die sich jeder stellt. Es haben zig Leute das Studium mit schlechteren Abinoten gebacken bekommen, jahrelang, immer wieder, vor den jetzigen Zuständen. Dafür hab ich auch schlagkräftige Beispiele: Leitender Notarzt - Abi 2,1 ... Chefarzt Orthopädie - Abi 2,3... Oberarzt Anästhesie - Abi 2,8 ..... Ich hab mir während meiner Rettungsdienstzeit gern mal den Spaß gemacht, Ärzte einfach direkt zu fragen.
    Ich weiss, das is wieder ein anderes paar Schuhe, aber offensichtlich hängen erfolgreiche Ärzte nicht, oder zumindest nich ausschliesslich vom Abischnitt ab; das dann noch zusätzlich...

    Grüße,
    Meri



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