teaser bild
Seite 1 von 6 12345 ... LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 5 von 27
Forensuche

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    vom Morphintyp Avatar von caffeinejunkie
    Registriert seit
    01.03.2006
    Ort
    Machteburch
    Semester:
    1. klinisches
    Beiträge
    98
    Ich habe am 1. September ein FSJ im Altenpflegeheim begonnen. Viel lieber wollte ich in ein Krankenhaus, aber das einzige Krankenhaus in der Nähe, ein sehr kleines und spezialisiertes, bietet laut Aussage meiner Hilfsorganisation keine FSJ-Stellen an - also musste ich ins Altenpflegeheim meiner Stadt.
    Und naja was soll ich sagen - die Arbeit ist so - ich weiß nicht wie es beschreiben soll - so schrecklich unbefriedigend. Es macht nicht wirklich Freude - und das obwohl die (meisten) Schwestern, wirklich sehr angenehm sind, genau wie auch die Bewohner. Ich bin dem "leichtesten" Wohnbereich zugeteilt worden (sie brauchten jemanden, der am Wochenende arbeitet - und da ich die einzige Volljährige unter den FSJlern bin, war diese Einteilung nicht wirklich Zufall). Soll heißen, die Bewohner sind überwiegend geistig recht fit, man erkennt einen Willen, sie sind nicht bettlägrig - man sieht, dass sie wirklich "leben". Vielleicht wäre die Arbeit auf den Wohnbereichen, mit schwereren Fällen interessanter gewesen, da herausfordernder, obwohl natürlich psychischer erheblich belastender.
    Momentan bestehen meine Aufgaben darin, morgens eigenständig 3 Bewohner auszukleiden, zu waschen und anzuziehen. Daneben muss ich allen Bewohnern meines WBs bei Toilettengängen helfen, sie baden, Mahlzeiten reichen und mundgerecht zubereiten, Rollstühle putzen, Arztgänge machen um Rezepte abzuholen u. Medikamentenblätter abzeichnen zu lassen, Betten machen und neu beziehen etc. Also das Normale halt, was wohl jeder Zivi oder FSJler machen muss... das Problem dabei ist, dass man das alles unter enormen Zeitdruck zu bewältigen hat, so dass kaum Zeit dazu bleibt, sich mal mit den Bewohnern zu unterhalten und ihnen Gesellschaft zu leisten. Man rotiert ununterbrochen, und wenn man dann doch 5 Minuten Luft hat, ist das paradoxerweise noch unerträglicher, weil dir deine Erschöpfung ins Bewusstsein dringt. Du weißt nichts mit dir anzufangen, weißt nicht ob du dich nach rechts oder links drehen sollst - denn selbstständig kannst und willst du nichts machen, denn man könnte ja einen Fehler begehen.
    Und wenn man dann nach 9 Stunden nach Hause kommt, ist man zu nichts mehr fähig, nicht mal zum denken. Man versucht seinen Körper in die Dusche zu hieven, und trotzt Appetitlosigkeit etwas in sich reinzustopfen - und das alles macht man in einer solchen Langsamkeit, dass es schon wieder Zeit zum schlafen ist, da man am nächsten Tag wieder um 5 Uhr morgens aufstehen muss (was im Übrigen eine Kunst für sich ist), weil 6.30 Dienstbeginn ist. Das alles schlauchte mich so sehr, dass ich nach 6 Tagen arbeiten nicht mehr konnte. Mir war permanent schlecht, hatte absolut keinen Appetit, konnte die Nacht über nicht schlafen, hatte Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen (das wechselte sich galanterweise ab). Also ließ ich mich krankschreiben. Dieser Krankschreibung folgte in der darauffolgenden Woche die nächste, weil ich mit einem grippalen Infekt gesegnet wurde. Deshalb habe ich Zeit zu schreiben, neben der Arbeit wäre ich zu solchen Beiträgen, die ein wenig Denkarbeit erfordern gar nicht fähig.

    Ich bin froh diese Erfahrungen gemacht zu haben, aber wenn ich dieses WS keinen Studienplatz bekomme, und bis zum SS warten muss (ich bin zuversichtlich dann einen Platz zu erhalten) - dann sind das noch 7.(!!!) Monate. Ich beweifle ehrlich, ob ich das durchhalte, bzw. durchhalten will. Sich jeden morgen aus dem Bett zu quälen (jede zweite Woche darf ich 7. mal um 5Uhr raus *FREUDE*), kann es doch nicht sein.

    Ich habe keine Problem damit, den Bewohnern den Hintern abzuwischen (auch wenn ich jedesmal mit Ekelreaktionen zu kämpfen habe, aber das wird im OP sicher nicht anders sein - das wird sich geben), sie zu baden oder durch die Gegend zu fahren - aber ich habe scheinbar große Probleme dies fast täglich über 8 Stunden zu tun. Es fehlt die geistige Herausforderung und die daraus folgende Befriedigung bei ihrer Bewältigung. Wahrscheinlich kommt auch noch hinzu, dass ich absolut nicht gewohnt bin 8 Stunden lang körperlich zu arbeiten. Ich saß sonst nur in der Schule und strengte meinen Geist an - naja mal mehr mal weniger.
    Meine Eltern meinten nur grinsend: "Willkommen in der Arbeitswelt!", oder wahlweise auch "Da musst du durch." , "... bildet den Charakter bla". Ehrlich gesagt, kann ich auf diese 7 Monate "Charakterbildung" gut verzichten. 3 Monate sind ok, aber nicht 7. Das traue ich mir nicht zu.

    Das Problem sind Alternativen. Ein Ausbildung für ein halbes Jahr wäre ziemlicher Unsinn, würde ich sagen. Fällt euch etwas dazu ein - Alternativen mit größerer geistiger Betätigung?
    Es wäre auch schön, wenn sich andere Zivis oder FSJler zu Wort melden, die in einem Altenpflegeheim Dienst haben. Eure Erfahrungen interessieren mich sehr.

    Verschnupfte Grüße
    Das Leben ist zu wichtig, um es ernst zu nehmen.



  2. #2
    Registrierter Benutzer Avatar von my_precious
    Registriert seit
    03.03.2006
    Ort
    freiburg
    Beiträge
    1.245
    ich war auf der inneren station in einem kleinen hinterwäldler kommuanlen krankenhaus während des KPP. das war auch nichts anderes, nur dass die schwestern nicht freundlich waren und die ärzte oft ebensowenig (aber das konnte mir egal sein).
    ich hatte im prinzip die genau gleichen aufgaben wie du und fast kein patient war unter 60 jahre, diemeisten über 70. das nomale krankenhaus-inneren-station-klischee ebent
    ich wollte dort 2 monate machen und hab aber im enddefekt nur 1 monat gemacht, weil es mir absolut nicht gefallen hat.

    ich würde dir raten, 3 monate lang FSJ zu machen und die restlichen 3 bis 4 monate für kohle in ner fabrik zu arbeiten, zu kellnern etc., falls es zum WS nicht mit einem studienplatz klappt. ist zwar keine geistige anstrengung oder herausforderung, aber kohle kann man doch immer gebrauchen. und sei es nur, dass du während des studiums selber nicht so viel arbeiten must, weil du was angespart hast.



  3. #3
    lille_dronning
    Guest
    Das hört sich ja echt krass an wie es dir geht! Also ich denke auch, dass das FSJ unter diesen Umständen keinen Sinn macht. Es soll doch ein sinnvolles und lehrreiches Jahr sein und wenn man sich ständig schlecht fühlt schadet man sich doch eher.

    Ich würde auch versuchen, Arbeit zu finden. Bei mir wurden meine Pläne auch gerade durchkreuzt und jetzt muss ich auch mindestens bis zum SS eine Alternative suchen. Ich kellnere jetzt in Vollzeit, knapp 40 Stunden die Woche (wobei es mir da wie dir geht, da muss man sich wirklich erstmal dran gewöhnen). Das Gute ist, dass du wirklich ein schönes Startkapital zusammensparen kannst, das macht den Studienanfang um einiges leichter!

    Ebenfalls verschnupfte Grüße (Erkältung geht rum )



  4. #4
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    17.05.2005
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    125
    Am Anfang des FSJ ist es oft anstrengender wegen der Umstellung, man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Wird auch oft auf Seminaren oder schon vor Beginn des FJS vom Träger mitgeteilt.

    Ich weiß aber nicht ob es Sinn macht das FSJ weiterzumachen, wenn du so unzufrieden bist. Der einzige Vorteil wär, dass du nach sechs Monaten das offizielle FSJ-Zeugnis bekommst, vorher leider nicht. Und das macht sich schon gut im Lebenslauf später..



  5. #5
    Premium Mitglied
    Registriert seit
    22.03.2005
    Ort
    greifswald
    Semester:
    1. Klinische
    Beiträge
    215
    hi,

    also wenn du nicht so scharf auf körperliche arbeit bist, dann mach doch ein fsj beim rettungsdienst; am besten auf ner kleinen landwache. da kannste den ganzen tag aufm sofa liegen, dich draußen aufm balkon sonnen und bissl lesen, ab und zu ma die kollegen beim tischtennis abziehen... achja, und dann hat man von zeit zu zeit auch ma ein einsatz. hab ich auch so gemacht. war wirklich ein interessantes und entspannendes jahr (vor allem die nachtdienste --> welchen film gucken wir heute... )




Seite 1 von 6 12345 ... LetzteLetzte

MEDI-LEARN bei Facebook