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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Diamanten Mitglied Avatar von hobbes
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    Ich möchte mal das Thema der Prozesse gegen "fehlbare" Ärzte aufnehmen. Dieser aus den USA stammende Trend setzt sich auch in Deutschland immer mehr durch. Patienten in Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten setzen Schadenersatzforderungen gegen Ärzte durch, von denen sie glauben geschädigt worden zu sein.

    Es hat durchaus seine Richtigkeit, dass Ärzte, die gegen Wissenschaft und Sorgfalt verstossen zur Rechenschaft gezogen werden müssen und ein gegebenenfalls ein Berufsverbot erhalten sollten.

    Jedoch nimmt diese Mode, zumindest in den USA, lächerliche und absurde Ausmasse an. In den USA hat ein chromosomal während der Schwangerschaft Geschädigter eine Millionensumme erhalten, weil er geboren wurde. Er hat den Gynäkologen dafür eingeklagt, dass ihn dieser vor 22 Jahren nicht abgetrieben hatte.
    Dann gibt es immer mehr Patienten, die ihren Arzt einklagen, auch dann wenn kein grober Fehler vorliegt und meist aus einem Vergleich Geld erhalten.

    Diese ganze Klagerei bedroht jeden Arzt in seinem täglichen handeln. Die Ausübung der Medizin könnte dadurch Schaden nehmen, dass sich Ärzte sehr strikte als Richtlinien halten müssen und ihre "Kunst" nicht mehr gemäss ihrer akademischen Überzeugung ausüben können. Letztlich also zum Schaden der Patienten.

    Wie seht ihr das?



  2. #2
    Über-Mod und Trollator Avatar von airmaria
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    Wieder schwierige Geschichte Hobbes!
    Abgesehen von den in den Medien ausgeschlachteten Extrembeispielen, halte ich ehrlichgesagt die Schadensersatzzahlungen in Deutschland bei Kunstfehlern eher für zu nierig!
    Oder würdest Du dein Bein fü 20.000 Euro "opfern" oder Die die bleibende Schädigung Deines Kindes für 200.000 Euro inkaufnehmen?

    Ist das überhaupt bezahlbar?

    Wie gesagt, ich rede hier von Kustfehlern: das heißt, daß der Arzt gegen die Sorgfaltspflicht grob verstoßen hat und nachgewiesener Maßen die Folgen verschuldet.

    Wir dürfen uns nicht einer gewissen Qualitätskontrolle entziehen und irgendwie "über den Dingen schweben".

    Daß der ein oder andere daraus nun versucht, Kapital zu schlagen ist nicht nur Problem des Arztberufes, sondern hat sich heute in der Gesellschaft in fast allen Bereichen breit gemacht.
    Allerdings werden über 80% der eingereichten Kunstfehlerklagen bereits im Vorfeld nicht zugelassen.

    Es werden die Tage kommen, da wir der Patient vor der Behandlung den Wissensstand und die apparative Ausstattung seines Arztes überprüfen und mit anderen vergleichen... hat er nicht das Recht dazu?

    "Mary" airmaria
    Ruhe bewahren, wenn Ruhe verloren: Ruhe wiederfinden!





  3. #3
    Diamanten Mitglied Avatar von hobbes
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    Es werden die Tage kommen, da wir der Patient vor der Behandlung den Wissensstand und die apparative Ausstattung seines Arztes überprüfen und mit anderen vergleichen... hat er nicht das Recht dazu?


    Solange er dies vor der Behandlung tut und sich in einem sog. freien Markt für seinen richtigen Arzt entscheidet, wäre mir das sogar hochwillkommen. Das ist viel besser als hinterher klagen.


    Was ich mit meinem thread aufgreifen wollte, sind eigentlich nicht die heutigen Zustände in Deutschland. Diese sind v.a. dank einer viel besseren Rechtsordnung als in den USA recht gut.
    Ich gehe aber sicherlich nicht falsch, wenn ich einen Trend zu "amerikanischen Verhältnissen" ausgemacht habe.
    Die Geschichte mit der Klage gegen das "Geboren-worden-sein" gab es auch schon in Frankreich, ist aber dort durch die oberste Gerichtsinstanz anulliert worden.



  4. #4
    Stations-Blutsauger ;-) Avatar von Mescalera
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    Hallo!!

    Ich sehe auch in den steigenden Kunstfehlerprozessen eine große Gefahr. Als junger Arzt traut man sich dann ja kaum noch, irgendetwas zu machen, um nicht sein ganzes Leben dafür auch noch die "finanzielle" Verantwortung dafür übernehmen zu müssen.

    Besonders beängstigt hat mich das Beispiel einer Frau, die geklagt hat, weil ihr bei einer Blinddarm-Op die Arterie verletzt worden ist > Folge war ein Hämatom.

    Bei ihrer späteren Klage hat sie dann angeführt, dass die ganze OP ja sowieso sinnlos gewesen sei, da man auf den Videos erkennen könne das der Blinddarm nicht entzündet sei.

    Dabei ist gerade eine Appendizitis so schwer zu diagnostizieren und im zweifelsfall würde ich auch jederzeit die Appendektomie vorziehen, bevor ich eine Perforation riskiere..

    Schließlich kommen die Patienten doch zu uns, weil wir ihnen helfen sollen, da muß ihnen doch klar sein, dass da immer auch ein gewisses Risiko vorhanden ist. Aber wenn man nicht bereit ist, das in Kauf zu nehmen, sollte man sich am besten einfach nicht behandeln lassen, oder wie seht ihr das??

    Klar, Fälle wo eindeutig grob fahrlässig oder ähnlich gehandelt worden ist - wie der Fall in Kassel wo einem krebskranken Patienten die falsche Lunge entfernt worden ist - , sollten auf jeden Fall geahndet werden, das will ich auch gar nicht verbieten. Aber der Rest??

    Schließlich verlieren so doch die Patienten noch mehr das Vertrauen in die Ärzte, haben Angst falsch behandelt zu werden und müssen nur von Bekannten erfahren, die anders behandelt worden sind, schon rennen sie zum Anwalt...

    Ich sehe das wirklich als bedrohliche Entwicklung die später vielleicht noch mehr Ärzte davon abhält in die Klinik zu gehen und sie in alternative Berufsfelder treibt, was dann wiederum den Ärztemangel verstärkt, was zu überarbeiteten Ärzten führt, die wiederum mehr Fehler und daher auch mehr Kunstfehler-Prozesse verursachen.....


    Viele Grüße

    Mescalera



  5. #5
    Diamanten Mitglied Avatar von hobbes
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    Wow, danke Mescalera du sprichst mir aus der Seele. Ich hatte einfach nicht die Worte es so gut auszudrücken. Genau das habe ich mit meinem thread gemeint.




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