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Thema: Sepsis

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Gast26092018
    Guest
    Hi,

    Einem älteren Patienten, der Magenkrebs (mit Metastasen) hat wird in einer sehr langen OP der Magen und die Milz entfernt. Der Patient bekommt dann eine Lungenentzündung und wird 2 Tage nach der OP auf die Intensivstation verlegt und muss künstlich beatmet werden. Nach Antibiotikagabe gehen die Entzündungswerte ein wenig zurück, sodass er nach 3 Tagen extubiert wird. Ein Tag später wird er wieder intubiert, da die Lungenwerte sich wieder verschlechtern. Dies geht ca. 2 Wochen so weiter, Zustand wird immer schlechter. Die Lungenentzündung breitet sich weiter aus und es kommt zur Blutvergiftung. Nieren funktionieren nicht mehr richtig, Patient scheidet sehr wenig aus, pH=7,2. Desweiteren wird er Katecholaminpflichtig (25mg).
    Das Antibiotikum wird 4 mal gewechselt und selbst das stärkste Mittel zeigt keine Wirkung. Patient wird stark sediert, da bei Wachheit die Atmung schlechter wird.

    Nun zu meiner Frage: Besteht in so einem Fall überhaupt noch Hoffnung? Gibt es noch andere Therapiemöglichkeiten? Oder gilt es nur abzuwarten?
    Habt ihr jemals erlebt das so eine schwere Lungenentzündung nach einer gewissen Zeit von alleine zurückgeht? Würde eine mit Zeitgewinn verbundene Nierenersatztherapie etwas bringen? Oder gilt hier wirklich nur "survival of the fittest"?

    Vielen Dank!



  2. #2
    ehemalige Userin 24092013
    Guest
    Hat er schon Steroide? Selenase etc?
    Hämofilter schadet sicher nix um den SB Haushalt bei Laune zu halten - ich würde sagen, man kanns durchaus noch versuchen.
    (Das ganze Volumenmanagement ist natürlich noch besser steuerbar, wenn er nen PICCO hätte.)



  3. #3
    verfressen & bergsüchtig Avatar von Evil
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    Zitat Zitat von Maximus007
    Besteht in so einem Fall überhaupt noch Hoffnung? Gibt es noch andere Therapiemöglichkeiten? Oder gilt es nur abzuwarten?
    Habt ihr jemals erlebt das so eine schwere Lungenentzündung nach einer gewissen Zeit von alleine zurückgeht? Würde eine mit Zeitgewinn verbundene Nierenersatztherapie etwas bringen?
    Hoffnung besteht immer, außer Antibiose gibt es aber keine kausale, sondern nur symptomatische Therapie.
    Frühzeitige Hämofiltration kann nach aktueller Studienlage tatsächlich das Outcome verbessern, aber das löst das primäre Problem nicht. Allerdings gibt es dafür Kontraindikationen, deswegen muß die Entscheidung im Einzelfall erfolgen.

    Ohne Therapie wird er das sicherlich nicht überleben, er wird ja auch schon maximal therapiert. Da stößt die Medizin einfach an ihre Grenzen.

    Was soll die Formulierung mit "survival of the fittest"? Das paßt doch hier überhaupt nicht...
    Weil er da ist!
    George Mallory auf die Frage, warum er den Everest besteigen will



  4. #4
    Pilot (CVVH) Avatar von Hypnos
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    Ein Fall für den frisch gebackenen Intensivmediziner...

    Die erste und wichtigste Frage für mich wäre, ob es denn in diesem Fall eine Patientenverfügung oder einen mutmasslichen Willen des Patienten für diese Situation gibt. Das könnte nämlich hier schon mal eine entscheidende Hilfe für das weitere Therapiekonzept sein.

    Und nun zu den Punkten im Einzelnen...
    Mal angenommen, der Patient würde eine maximale intensivmedizinische Therapie wünschen, so stellt sich die Frage, ob es nach wie vor "nur" eine Lungenentzündung ist, oder evtl ein ALI bzw. ARDS. Daraus leitet sich dann sofort die Frage ab, ob es sich um eine Oxygenierungsstörung oder eher um ein CO2-Eliminationsproblem handelt.
    Die alleinige Aussage, das Antibiotikum wurde schon vier mal gewechselt, spricht (ohne den Zusammenhang genauer zu kennen) eher für Experimentalmedizin, denn nach evidenzbasierter Medizin.
    1) Ist ein Erreger bekannt?
    2) BAL durchgeführt?
    3) Blutkulturen (vor Antibiotikagabe) asserviert? -> Ergebnis?
    4) andere Infektion ausgeschlossen?

    Antibiotikatherapie von Anfang an ausreichend breit?
    a) hit hard and early
    b) get to the point
    c) focus, focus, focus
    d) look at your hospital
    e) look at your patient

    Was Du dann schilderst, klingt für mich nach Sepsis (Mehrorganversagen (Lunge, Niere, Kreislauf)).
    Hier muß ich übrigens evil widersprechen, es gibt keine aktuellen Daten, die die Mortalität in der Sepsis verbessern, wenn man eine Hämofiltration benutzt. Es gibt allerdings Theorien, die darauf abzielen, daß man ggf. durch die Hämofiltration Entzündungsmediatoren eliminieren könne - aber die Datenlage ist dazu aktuell noch völlig unzureichend. Das Nierenversagen gehört allerdings mittels CVVH therapiert.
    Du schreibst was von 25mg Katecholamin...was bitte ist damit gemeint? Wäre so, wie wenn Du auf dem Markt der Marktfrau sagen würdest: ich hätte gern 5kg Gemüse...oder beim Autohändler: ich hätte gern ein Auto mit vier Rädern...
    Bei einem operativen Patienten ist der Einsatz von aktiviertem Protein C eine relative Kontraindikation, ansonsten gilt es hier, sich mit den operativen Kollegen zu verständigen, ob aus deren Sicht eine solche Therapieoption in Frage käme...
    Für den Fall des pulmonalen Versagens steht als last chance auch noch der Einbau einer ECMO im Raum - ob das Sinn macht, lässt sich anhand Deiner vagen Fallbeschreibung allerdings nicht sagen.
    Prinzipiell ist eine Pneumonie als auch ein ARDS reversibel - vorausgesetzt, sie wird frühzeitig genug und effektiv behandelt.

    Zum Thema: "Survival of the fittest" fällt mir allerdings in der Tat nur BILD-Niveau ein...



    Hope that helps,

    Hypnos
    Je kleiner das Ego, desto leichter das Leben

    Verhalten bestimmt Verhältnisse



  5. #5
    verfressen & bergsüchtig Avatar von Evil
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    Westfalenpott
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    Zitat Zitat von Hypnos
    Hier muß ich übrigens evil widersprechen, es gibt keine aktuellen Daten, die die Mortalität in der Sepsis verbessern, wenn man eine Hämofiltration benutzt.
    Sorry, ich hatte diesen Artikel im Hinterkopf, das bezog sich aber auf Dialyse bei Patienten im Nierenversagen. Demnach scheint der Zeitpunkt der Dialyse eine Rolle zu spielen, je länger man wartet, desto höher das Risiko.
    Weil er da ist!
    George Mallory auf die Frage, warum er den Everest besteigen will



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