Notfall im Flugzeug

[dreamchaser]

Hatte auch einmal auf einem Flug von Venezuela zurück nach FRA (Lufthansa) einen "Notfall". Letztendlich war die Frau nur psychisch dekompensiert, mit Diazepam (Ampulle gabs oral) gut führbar. Einen Nachweis von mir wollte keiner, durfte dann auch Business Class weiterfliegen. Witzig war, dass der eine Flugbegleiter noch RA war und die andere Flugbegleiterin gerade ihr medizinisches Staatsexamen angelegt hat.
Die Flugbegleiter haben mir dann erklärt, dass sie, falls kein Arzt an Bord ist, eine Hotline haben, bei der sie anrufen können und die ihnen weiterhilft, was sie tun sollen.

[Brutus]

Zu dem Thema gab es auch mal eine Fortbildung bei Springer.CME.
Die war deshalb so genial, weil die Falschantworten bessser waren als die Richtigen! s. u.

Vernimmt ein verantwortungsbewusster Arzt nach dem Genuss zweier Gläser Rotwein den Ausruf „Ist ein Arzt an Bord?“...

- ist er zur Hilfeleistung verpflichtet, da die zu erwartende Nothilfe nach 323c StGB (unterlassene Hilfeleistung) nicht als unmöglich oder unzumutbar einzustufen ist.
- darf er sich nicht melden, weil er einen schweren Verstoß gegen das Nüchternheitsgebot im ärztlichen Bereitschaftsdienst begangen hat.
- sollte er sich nur melden, wenn sein Sitznachbar, Richter am Bundesgerichtshof, mehr als 2 Gläser Rotwein getrunken hat.
- darf er sich nicht mehr melden, da in 90% der Notfälle an Bord ein komplexes notfallmedizinisches Krankheitsbild vorliegt, das er nicht beherrschen würde.
- darf er sich nicht melden, da er die Heilkunst nicht mehr im Geradeausflug ausüben kann.

Ein Patient klagt über akut aufgetretenes retrosternales Druckgefühl, Dyspnoe und profuses Schwitzen. Nach Nitratgabe bessern sich die Beschwerden geringfügig. Welche Aussage ist zutreffend?

- Bei Fehlen eines 12-Kanal-EKGs kann auch der beste Kardiologe keine adäquate Behandlungsempfehlung geben. Der Kapitän trägt die Entscheidung zur Weiterbehandlung.
- Mit Bordmitteln ist keine Hilfe möglich, es wird ein Geistlicher („priest on board“, POB) ausgerufen
- Mit Bordmitteln kann eine konservative Behandlung des ACS eingeleitet werden (ASS 500, Heparin, β-Blockade, Sedierung, Analgesie). Mit dem Kapitän wird eine schnellstmögliche Diversion zu einem geeigneten Ausweichflughafen besprochen. Der Arzt stellt Reanimationsbereitschaft her.
- Wegen fehlender Troponinteste ist keine valide Aussage zur akuten Vitalgefährdung des Patienten möglich. Der Flug kann unter Reduktion von Reisegeschwindigkeit und Vibrationen fortgesetzt werden.
- Der Kapitän wird angewiesen, die Flughöhe umgehend auf maximal 2000 m zu reduzieren.

Ansonsten war das aber eine recht informative Fortbildung, leider habe ich das Script nicht mehr, nur noch die Fragen mit den Antworten. Aber ich kann noch mal auf der extern. Platte gucken, vll. finde ich noch was...

[WackenDoc]

Bei der zweiten Frage, fehlt mir die Antwortmöglichkeit: aus den Bordinstrumenten und den prä-Physikums-Physikkenntnissen (für irgendwas müssen wir das ja mal in dieser Ausführlichkeit gelernt haben) baue ich ein 12-Kanal-EKG und mit Hilfe der Hydraulikflüssigkeit der Steuerung einen improvisierten Trop-Test (MacGuyver kennen ja zumindest die älteren unter uns)

[MissGarfield83]

@wackendoc : Ich wär doch mal für ne zertifizierte Fortbildung "Experimentalmedizin für alle Lebenslagen -oder- Wie hätte Mac Guyver es gemacht ?"

[Brutus]

Aber wofür brauchen wir den McGyver, wenn doch ein Priest on Board ist?

Und mit den beiden Pfannenwendern und der Triebwerksstarterbatterie kriegt man zur Not auch einen 1a-Defi hin...

Wer die Fortbildung haben will, PN... (Kann man nur nicht mehr kostenfrei lösen.)