Auf Spiegel online ein "zorniger Zwischenruf" einer Warterin mit 2,4-Abi, der es in einem gekonnten Rundumschlag gelingt, praktisch alle Klischees des NC-Scheiterns in einem Artikel zu vereinen.
Eine Polemik von Rico
1. Hauptsache berufen
Wahnsinn, wer soll denn Ärztin werden wenn nicht die? Das klingt so überzeugend.Zitat von Spiegel online
Leider hat sie nicht geschrieben wieso es dazu kommen konnte, dass sie trotz dieses langfristig ausgeheckten Masterplans, im Jahr 2007 "nur" ein 2,4-Abi geschrieben hat. Und dann auch noch dachte, dass dieses Abi "gar nicht schlecht" sei?
Wenn man schon immer nix anderes machen wollte, dann hätte man sich ja mal die dafür notwenigen NCs anschauen können, dann wäre einem - selbst wenn es dann trotzdem nicht gereicht hätte - wenigstens die Überraschung erspart geblieben, dass 2,4 für jemanden, der Medizin studieren möchte halt doch nicht so ganz das superduper Bombenergebnis sein könnte....
2. Da war doch was mit dem AdH... Details? Pah!
Huch, Überraschung!Zitat von Spiegel online
Nachdem sie zwei Jahre lang eine Ausbildung gemacht hat und nochmal ne zeitlang gearbeitet hat sie sich dann doch tatsächlich dazu hinreissen lassen mal die Kriterien im AdH der einzelnen Unis anzuschauen.
Hätte man natürlich auch vorher machen können. Da hätte man gleich gesehen, welche Unis dafür Boni vergeben und welche nicht. Vielleicht hätte man dabei Unis entdeckt, die 0,5 Punkte für ne Ausbildung geben. Oder welche bei denen noch zusätzlich der TMS gezählt hätte wie Tübingen, wo man mit gutem TMS und 2,5 jahren berrufstätigkeit seine Note um insgesamt 1,1 verbessern kann.
Auch hätte sie dann vielleicht eine Berufsausbildung gewählt, die an den allen Unis, die Ausbildungen bonieren, auch boniert wird.
Aber das konnte ja vorher keiner wissen....
3. Klag ich halt...
Was will uns das sagen? Ist es jetzt auch schon Ausdruck von Eignung und Motivation einen rechtsschutzversicherungsgepamperten Anwalt zu beauftragen, einen Studienplatz ranzuschaffen?habe nebenbei rund 18 Unis verklagt, die genaue Zahl weiß ich nicht mehr. Ohne Rechtsschutzversicherung hätte das schnell mehr als 10.000 Euro kosten können.
Eigentlich sagt es wieder nur das übliche über die Klagerei: Erfolg? Minimini...
4. Was war nochmal der Unterschied zwischen Kapazität und Eignungstest?
Da fragt man sich doch manchmal wie naiv sich die Leute das vorstellen:Zitat von Spiegel online
Dass man jedes Abi, egal wie die Note ist mit einem TMS oder einer Ausbildung und ein bisserl ehrenamtlichen Sanitätern so aufmöbelt, dass man zackbumm einen Studienplatz kriegt?
Und dass das natürlich immer klappt, weil man selber als Schweinchen Schlau ja als einziger auf die Idee gekommen ist, seine Abinote durch Boni in den Bereich der Zulassung zu lupfen?
Ist der NC vielleicht deshalb so hoch, weil sich im Verhältnis zu den Kapazitäten so viele bewerben und nicht weil irgendeiner bei 2,0 die Linie zur "Medizinwürdigkeit" gezogen hat?
Hoffen wir jedenfalls mal, dass der durchschnittliche Spiegelleser deratige Details nicht kennt und sich ausreichend erregt ob dieser Ungerechtigkeit.
5. Späte Einsicht - Teil I
Immerhin das hat sie jetzt verstanden.Zitat von Spiegel online
6. Wo liegen nochmal die Gründe für den Ärztemangel?
Für jemand, der sich angeblich sein Leben lang für die Medizin interessiert hat auch eine Aussage die erschreckend undifferenziert ist. Impliziert sie doch, dass der Ärztemangel was mit den Zulassungskriterien zu tun hätte (und nicht etwa mit Arbeitsbedingungen oder so). Abgesehen davpn, dass ja die Kollegen, die ins Ausland gehen dort durchaus auch paktizieren...Zitat von Spiege online
7. Späte Einsicht - Teil II
Zitat von Spiegel online
Da bin ich echt vom Stuhl gefallen. Nach der Erkenntis, dass es über Note und AdH wohl nicht gehen wird und schon 6 WS gesammelt sind, was tut man da?
Genau! Ein Parkstudium und ein nahezu aussichtsloser Quereinstiegsversuch müssen her. Total logisch. Wer braucht schon Wartesemester?
Aber vielleicht hat sie auch einfach noch nicht mitbekommen, dass man keine sammelt wenn man was anderes studiert.... wer weiß?
Vielleicht folgt ja in drei Jahren nochmal eine Fortsetzung, in der sie uns dann schildern kann wie ihr Quereinstieg gescheitert ist und sie jetzt eigentlich einen Studienplatz hätte haben müssen, aber dann - überrascht - herausgefunden hat, dass sie gar keine keine Wartesemester während ihres Parkstudiums gesammelt hat...
Fazit
Eindrucksvoller Bericht, der zeigt wie fatal Halbwissen bezüglich der Bewerbungsmodalitäten ist und mein altes Mantra bestätigt, dass es eben unabdingbar ist, sich im Detail mit den Auswahlregeln zu befassen - gerade wenn man in einem Grenzbereich klebt - oder meint zu kleben.
Der "Wie stehen meine Chancen?"-Thread hätte hier vielleicht viel Leid verhindert...