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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    wartet auf`s Bohrloch! Avatar von Subduralhämatom
    Mitglied seit
    08.04.2003
    Beiträge
    180
    Heute mal ein Case report aus meiner letzten NEF-Schicht:

    Alarmierung 12:30 Uhr, Stichwort "Re-Apoplex"

    Die Anfahrt im NEF war geprägt von der Diskussion zw. Rettungsassistent und Notarzt, ob der "Re-Apoplex" überhaupt noch eine NA-Indikation ist und wie gut man auf diese internistischen Einsätze verzichten könnte.

    Vor Ort dann ein 44jähriger Familienvater mit Ehefrau und 2 Kindern im Wohnzimmer. Er klagt über Kribbelparästhesien in den Fingern bds. und deutlicher Unruhe. Er hatte offenbar auch etwas hektisch geatmet und trotz eines anamnestischen Apoplexes im April diesen Jahres waren wir schnell bei der Verdachtsdiagnose "Hyperventilation".
    Ursächlich für die Tachypnoe war ein leichtes thorakales Druckgefühl. Im EKG zeigte sich eine Sinustachykardie (HF bei 130 bpm) und zahlreiche SVES und VES. Sonst kreislaufstabil.
    Noch im Wohnzimmer erfolgte Sauerstoffgabe und die Anlage einer Infusion sowie 2 Hub Nitro sublingual und 3mg Beloc fraktioniert zur Reduktion der HF.
    Anamnestisch traten erste AP-Beschwerden bereits 1992 auf, eine damals durchgeführte Katheteruntersuchung war allerdings unauffällig. Trotzdem - ein Schlaganfall mit 44 Jahren und jetzt eine Angina pectoris lies uns skeptisch sein.

    Sicherheitshalber und um dem nitroresistenten Brustschmerz doch Rechnung zu tragen, haben wir ein ordentliches 12-Kanal-EKG gemacht und siehe da: Dicker STEMI Vorderwandinfarkt V1/V2. Daraufhin das volle Programm; Heparin, Aspisol, Beloc ohnehin auch schon vorher. Patient kontinuierlich kreislaufstabil, wach und orientiert.

    Nach kurzer Aufklärung des Patienten und seiner Familie machten wir uns alarmmäßig auf den Weg zum nächsten Katheterplatz, ca. 25km entfernt. Die HF bewegte sich um 90, die Kribbelparästhesien persistierten in beiden Armen, es bestehen weiterhin SVES und VES und auch 5mg Morphin sowie 2mg Midazolam konnten keine weitere Beruhigung in die Situation bringen.

    2 km vor dem Krankenhaus verdreht der Patient plötzlich die Augen, wird bewußtlos und im EKG zeigt sich deutliches Kammerflimmern. Der RTW hält, der Patient wird mit 0,2mg Fentanyl und weiteren 13mg Midazolam analgosediert um unmittelbar im Anschluss defibrilliert zu werden. Nach Defibrillation zeigte sich initial ein stabiler SR ohne eine einzige SVES oder VES mit einer HF von 80. Druck 130/80. Patient wird nach gabe von 20mg Etomidaten intubiert und kontrolliert beatmet.
    (Zeit zwischen der VF und Defibrillation >40 Sek., Zeitraum zwischen VF, Defibrillation und ITN ca. 6 Min.)

    Weitere 8 Minuten später erfolgt die Übergabe auf der internistischen Intensivstation, wo der Patient sofort für eine Herzkatheteruntersuchung vorbereitet wird. Die Vitalparameter sind stabil, der Patient weiterhin analogosediert und beatmet.

    Morgen werde ich im KH nachfragen, was die Katheteruntersuchung erbracht hat und wie der weitere Verlauf war. Für heute habe ich tatsächlich mal wieder das Gefühl, wirklich ein Leben gerettet zu haben.

    Subduralhämatom
    "To Serve and to Protect"



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  2. #2
    Endlich Facharzt Avatar von RS-USER-Rippenspreizer
    Mitglied seit
    16.01.2003
    Beiträge
    2.334
    Wir haben Deinen Fallbericht zum Anlass genommen, ein Unterforum "Case Report" einzurichten. Die "Bedienungsanleitung" und Bedingungen zur Veröffentlichung eines Case Reports entnehmt ihr bitte diesem Posting!

    Viel Spaß beim Lesen.
    Gruß, Daniel
    La vie est dure sans confiture



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  3. #3
    Betäuber Avatar von RS-USER-Morpheus
    Mitglied seit
    20.03.2004
    Beiträge
    36
    Und da fange ich auch gleich mal an!
    In diesem Fall zeigt sich eindrucksvoll, warum überhaupt dieser ganze präklinische Tamtam mit RTW, NEF und dem ganzen Aufwand gemacht wird: weil ein großer Teil der Notfallpatienten hochkritisch sind.
    Es steht zwar in jedem Lehrbuch, daß Herzinfarkt und Arrhythmien die Einganstür zur kreisenden Erregung sind, aber in vielen Fällen geht es ja doch immer gut. Zumindest bis zur Übergabe in der Klinik.
    Und offenbar hat das Team genau richtig reagiert; die schnelle Defibrillation in Kombination mit ordentlicher Analgosedierung und Intubation haben für stabile Verhältnisse gesorgt.
    Abschliessend noch eine kleine These: Vielleicht ist dem 44jährigen mit Z.n. Apoplex und AP-Beschwerden schon mit Ende 20 noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen als dem klassichen KHK-Patienten?

    Fazit: Augen auf beim Herzinfarkt. Vor allem im Alter von 44!

    Morpheus
    Wenn wenig gut ist, muss mehr besser sein!



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  4. #4
    Drecksehrenamtlicher RDH Avatar von Rettungstiger
    Mitglied seit
    10.02.2004
    Beiträge
    365
    Wieso analgoseodiert man einen Patienten, der durch Kammerflimmern bewusstlos wird? ist doch eigentlich unnötige Zeitverzögerung?



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  5. #5
    Registrierter Benutzer Avatar von RS-USER-DocMezzoMix
    Mitglied seit
    13.03.2003
    Beiträge
    3.803
    Ich glaub, das kann ganzschön Stress machen, wenn man bewußtlos ist, dann kommt wieder ein wenig an, du wirst wach, dann flimmerts wieder, dann machts Peng und du bekommst was übergebrutzelt.. Kollegen hatten letztens jemanden, der im Rahmen der CPR wach wurde... ich glaube dieser Stress erhöht den Myokardialen O² verbrauch deutlich ;)



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