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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Diamanten Mitglied Avatar von Matzexc1
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    Hallo dieser Thread soll informieren und den an diesem Bereich der Pflege Interessierten Tipps für den Berufsstart geben.Den OTA's selbstverständlich auch. Ich poste hier meine eigenen Erfahrungen und würde mich freuen wenn sich noch andere dazu bereit erklären würden.
    Ich selbst war hauptsächlich in der Unfall-Hand-Plastischer und Neurochirurgie beschäftigt.
    Geduld ist eine Tugend.
    Aber warum dauert alles immer so lange?

    Und als alle Hoffnung verloren war,kam ein Licht von oben und eine Stimme sprach:
    "Fürchte dich nicht, denn es könnte schlimmer sein"
    Und siehe da es kam schlimmer.



  2. #2
    Diamanten Mitglied Avatar von Matzexc1
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    Ich fang mal ganz vorne an. Ich hab 2010 an einem kleinen Grund-Regelversorger mein Pflegeexamen gemacht und eine Bewerbungstour quer durch die deutsche Universitätsmedizin gemacht:
    Intensiv: Aachen,Frankfurt,Freiburg
    IMC:Heidelberg
    Op:Marburg,Würzburg,Hamburg später noch BGU Tübingen, München Großhadern
    Anästhesie: Münster, Uniklinik Tübingen

    ACHTUNG:JEDES HAUS/FACHABTEILUNG KOCHT IHR EIGENES SÜPPCHEN
    Heisst: Was im einen Haus gut,ist im nächsten ein Sakrileg

    Ich wollte als Ziel unbedingt an ein großes universitäres oder hochspezialisiertes Zentrum und die Grundpflege nach 28 Wochen Geriatrie und Innere fürs erste hinter mir lassen
    Angefangen hab ich im unfallchirurgisch-handchirurgischen OP eines der genannten Häusser(wollte eigentlich Herz-Thorax,aber es war trotzdem schön)
    Aus familiären Gründen erfolgte nach kurzer Zeit der Wechsel zu einem großen Schwerpunktversorger.Diesen verließ ich nach einigen Negativen Erfahrungen mit OP-Leitung,Praxisanleitung und Kh-Management.Dort war ich primär in der Neuro.
    Zum Schluss zog es mich dann zu einem der großen unfallchirurgisch-handchirurgischen Zentren.
    Insgesamt 3 verschiedene Arbeitgeber und 2,5 Jahre Erfahrung

    Allgemein
    Die Arbeit im OP ist anders als das was man während einer Pflegeausbildung lernt. Keine Grundpflege,keine Pflegeberichte und der restliche Papierkrieg spielt sich fast nur am PC ab. Die Prophylaxen beschränken sich auf die Temperatur,Dekubitus und Lagerungsschäden allgemein. Das Lagern ist hierbei enorm wichtig.Gute Körperkräfte sind dabei von Vorteil.
    Der Ablauf wie ein Patient in den OP kommt ist wie folgt:
    Einschleusen-Übergabe an die zuständige Anästhesie-Narkose-Vorbereitungen in der Einleitung(Blasenkatheter,Rasur des OP Feldes,Kontrolle ob der Patient ein Kreuz am OP Gebiet hat)-Saaleinfahrt(im Dienst häufig Einleitung im Saal)- hochfahren der Tischsäule-Eintreffen der Assistenz-Lagerung(bei handchirurgischen Eingriffen allgemein sehr einfach)-Desinfektion durch sterile Assistenz oder OP-Schwester-Abdeckung-Beginn der OP.

    Dies nur grob zum Weg des Patienten zum Schnitt.

    Das wichtigste ist das sterile Arbeiten(hier für unsteriles Personal):
    -Wohin darf man hinfassen/laufen
    -Wie nah darf man an den sterilen Bereich herantreten(Am Anfang mindestens 1,5m Abstand/Hab schon Studis erlebt die vom Operateur aus dem Saal geschickt wurden)
    -Bei Verletzung der Sterilität sofort melden!
    -korrekte Öffnung der Siebcontainer,der Sterilgutverpackungen(manche Häusser verpacken die Instrumentensiebe in blaue Tücher-ich halte diese für schlechter als die Siebcontainer)
    Falsche Öffnung kann teuer werden. Hüftimplantate(Beispiel) kosten mehrere hundert Euro.

    Ein weiteres Feld ist die Vorbereitung der OP:
    Welche Geräte? Welche Instrumente? Welche Abdeckung? Welcher OP-Tisch?
    Das letzte ist enorm wichtig. Ein falsch deklariertes Sieb ist kein Beinbruch,aber ein nicht durchleuchtbarer Op-Tisch und die OP endet mit einem Wutanfall des Operateurs,mit anschließendem Umlagern(bei bereits begonnener Op sehr schwierig.)

    Sterilarbeit:
    Die Arbeit die ihr in den Sterilen Op-Kitteln macht: Vorbereiten der Instrumententische,spezieller Instrumente,Umgang mit Implantaten,Assistenz(kann in allen Disziplinen vorkommen,macht durchaus Spass),Anziehen der Chirurgen,Steriles Beziehen von Geräten
    Hiervor wurde das korrekte Selbstanziehen gestellt.Wird aber vorher fleissig geübt. Bei euren ersten Schritten ist immer jemand mit am Tisch.

    Bevor ich zu den einzelnen Bereichen die ich kennengelernt habe, hier ein paar Tipps für Anfänger:
    1.Achtet darauf wo ihr euch bewerbt. Jedes Haus das euch in mehr als 3 Fachabteilungen einsetzen will ist nicht gut zum anfangen,als Ausbilder fraglich.Sorry aber ich sprech aus Erfahrung mit einem großen Schwerpunktversorger(nicht universitär,den Namen verrate ich nicht)
    Es gibt aber Spangenaufteilung:Neuro-Unfall-Uro ist beliebt. ebenso Gyn-Allgemein-Gefäß oder Herz-Thorax(häufig bei allgemeinchirurgie,herzzentren gibt's nicht immer)

    2.Besorgt euch ein Notizbuch das in die Hosentasche passt. Dies ist euer Papiergehirn.Tragt euch dort die wichtigen Sachen ein.
    Dazu gehören:
    Welche Abdeckung für was? Welche Siebe? Welche Geräte(die meisten Häuser haben Richtpläne für diese Dinge) Telefonnumer der Abteilungsärzte, Handschuhgrößen der Ärzte, Lieblingsinstrumente oder gehasste(mancher arbeitet nur mit bestimmten Nadelhaltern,der nächste hasst einmalskalpelle)
    Welche Chirurgische Nahtfäden Standard sind

    3.Orientiert euch an den Erfahrenen.Sucht euch hier die mit Ahnung,denen ihr vertraut.

    4.Bei allen Bewerbungsgesprächen wird gelogen.
    Schaut euch das Haus genau an.Versucht Erfahrungen einzuholen.Die pj-rankings oder pflegeforen geben zum Teil eine Vorstellung

    5.Was wollt ihr? Gebt genau an wohin ihr wollt.

    6.Schiebt mindestens eine ganze Schicht mit bevor ihr zusagt.
    Wie läuft die Pausenablösung? Wie ist die Abteilungsorganisation? Fragt auch die Azubis wie es ihnen gefällt.Fragt auch wie die Einarbeitung abläuft,hier wird gerne das Ideal beschrieben,fragt erst die Chefetage und dann die jungen Kollegen
    7.Umgang zwischen den Fachgruppen. Wie reagieren die anderen auf euch?Wird euch schon was gezeigt?
    8.Wieviele sind in den Diensten anwesend?Gibt es OP's die jeder beherrschen muss? Wie arbeitsreich sind die Dienste?(hierfür den OP-Plan der letzten 2 Wochen anschauen) Wie sieht das Dienstplanmodell aus?(Eine Nacht und einen Tag frei oder Block)

    So.Wer bis jetzt Fragen hat. Private Nachricht an mich.

    Hier meine Bereiche:

    Handchirurgie(seh ich für mich als potenzielles Ziel):
    überschaubares Operationsgebiet, Siebe und Abdeckung sind häufig auch überschaubar.Notfälle häufig Replantationen,Schnittverletzungen mit Beteiligung von Gefäßen,Sehnen und Nerven.Bei einer Replantation setz ich immer 1-1,5 Stunden pro Finger an(Erfahrungswert).Kann für Daumen aber auch länger dauern.Die Op's finden im allgemeinen im Sitzen statt.

    Eng verbunden hiermit ist die plastische Chirurgie:
    Handchirurgen sind häufig plastische Chirurgen.Es gibt aber auch Unfallchirurgen mit dieser Qualifikation.
    Die plastische Chirurgie hat folgende Säulen:
    1.Rekonstruktion(Lappenplastik,etc)
    2.Verbrennungschirurgie(sehr interessantes Fach, teilweise sehr belastend, unterscheidet sich vom üblichen Arbeiten im OP,hier wird teilweise halbsteril gearbeitet)
    3.Ästhetisch(Hier ein Rat für die Schönheitswahnsinnigen: sucht euch einen Facharzt für plastische Chirurgie.Sich Schönheitschirurg nennen kann auch der HNO-Arzt nach einer Fortbildung)(hab ich wenig gemacht,die anderen Zweige mehr)
    4.Handchirurgie
    Komplizierter und umfangreicher als Handchirurgie,teilweise lange Op-Zeiten,aber wie ich fand gut erlernbar.Lagerung je nach OP Feld unterschiedlich,

    Unfallchirurgie/Orthopädie:
    Umfangreichstes Instrumentarium,viele verschiedene Implantate und Operationssysteme(vor allem Wirbelsäule), sehr fordernde und umfangreiche Lagerungsvarianten,hier braucht man ein Papiergehirn und muss sich auskennen, gute Körperkräfte und technisches Verständnis nötig.Teilweise auch starke Strahlenbelastung.Personal ist hier häufig gesucht.
    Hat mir persönlich viel Spass gemacht.Notfälle sind zwar häufig ,aber die 5-min bis zum Kontakt Skalpell-Patient eigentlich nicht vorhanden.Polytraumen werden häufig erst durch andere Disziplinen bearbeitet.Die Hirnblutung ist eiliger als die offene Femurfraktur


    Neurochirurgie:
    Ein Fachgebeit das sich,wo ich war, nur mit Kopf und Wirbelsäule beschäftigt.
    Gehirn-op's sind faszinierend.Aber auch sehr langwierig(bis zu 12 Stunden für Tumore) hier gibt es aber auch leuchtende Tumore. Fast ausschliesslich Arbeit mit dem Mikroskop und den dazu gehörenden Instrumenten(überschaubarer als die Unfallchirurgie). Sehr spannend, aber Notfälle haben häufig die 5 min OP-Dringlichkeit. Die Lagerung ist teilweise schwierig,aber die Extremitäten wurden nicht bearbeitet, dort wo ich war. Häufige Lagerung: Bauch(WS) oder Mayfieldklemme(Kopf)

    Gefäßchirurgie:
    Beschäftigt sich im Allgemeinen mit den Folgen von Diabetes,Rauchen,Alter und Arteriosklerose,gelgentlich auch mit Port-Kathetern für Chemo. Häufige Notfälle sind Aortenrupturen(5-min bis OP,hierfür gibt es spezielle Instrumentenwägen,die mit allem beladen sind was nötig ist),verstopfte Bypässe(Bein,Arm,Shunt), nicht stillbare Blutung nach Herzkatheter oder Angiografie. Ansonsten ein sehr implantatereiches Fach, welches immer technischer wird.Schaut euch bei Gelegenheit einen Hybrid-OP an,gibt's auch häufig in der Herzchirurgie. Lagerung häufig in Rückenlage,aber es gibt auch Eingriffe an den Halsgefäßen.

    Allgemeinchirurgie:
    Hier kann einiges interessantes vorkommen:Bauch-OP's offen und lapraskopisch(hab meinen ersten Appendix um 2 Uhr morgens instrumentiert),Abszesse am Hintern,teilweise auch Transplantationen(keine mitgemacht).Umfangreiches,aber sehr lehrreiches und schönes Fach.Lagerungen je nach Op-Gebiet umfangreicher. Hier ist man häufig auch dazu verdonnert entfernte Organe zu sezieren und dem Operateur vorzulegen.
    Das gefühl wenn man einen entfernten Dickdarm aufschneidet,nur weil der Stuhlgang den Darm blockiert(wobei dieser völlig in Ordnung war) ist unbeschreiblich.Freude über das Gefühl mal was für's Studium zu sehen,Trauer weil ein eigentliches gesundes Organ nur wegen fehlender Flüssigkeit und Stuhlanregung(Movicol), nicht mehr arbeitet und rausgerupft werden muss.

    Gynäkologie:
    Teilweise wie die Allgemeinchirurgie,passt als Kombination.
    Brust-Op's ,vaginale Operationen,Bauch-OP's.Gelegentlich entfernen Gynäkologen auch den Blinddarm. Im Studium ist ein gynäkologisches Praktikum Pflicht. Kann ich gut verstehen. Schönste OP meiner Meinung nach der Kaiserschnitt. Auf den ersten Schrei des Kindes freut sich jeder. Die Patientinnen sind häufig wach und man kann ihnen gratulieren. Beim Notfall ist die Regel,dass das Kind innerhalb von 5min nach Auslösung des Alarms auf der Welt ist.Der Alarm führt dazu das alles stehen und liegen gelassen wird.Personal wird hierfür häufig morgens bei Dienstbeginn eingeteilt. Hier ist der erste Schrei noch schöner.Kann auch mitten in der Nacht vorkommen.Insgesamt ein schönes Fachgebiet, mit der heikelsten Notfall-OP.Hier kann fiel schiefgehen und man muss wie ein Uhrwerk funktionieren.
    Bewerbungstipp: Wie groß ist der Abstand zwischen OP-Kreissal und Bereitschaftszimmer der OP-Mannschaft? Werden die Instrumententische, mit steriler Abdeckung mittels Tüchern, vorbereitet in eine Ecke des Kreissaals geschoben die für jeden der sich im Bereich aufhält(Personal,Besucher,Patientinnen) zugänglich ist?(Hab ich so erlebt, ich rate ab bei so einem Haus zu arbeiten,meines Erachtens ist das kein steriles Arbeiten)

    Bereiche die ich mal kurz sah(Bewerbung,reingestolpert):
    Herzchirurgie:
    Sehr interessantes,umfangreiches(OP-Methoden,Technik,Implantate) Fachgebiet(schaut euch einmal ein schlagendes Herz in natura an).
    Herzchirugisches Personal hat häufig keine permanente Bereitschaft im Haus,aber mit dem Telefon neben dem eigenen Bett ist es auch nicht schön.
    Sehr langwierige OP's.4 Stunden für Bypässe keine Seltenheit
    Häufig in Verbindung mit Thoraxchirurgie(hierzu hab ich zuwenig Ahnung um viel zu sagen):
    Überschaubares Op-Gebiet,aber mit vielen verschiedenen Op's.

    Mund-Kiefer Gesicht:
    Zahnsanierung,Tumor-op's von bis zu 20 Stunden Dauer,plastische Eingriffe,....
    Zahnmedizinstudium nötig. Auch hier eher Rufdienstbereitschaft, Lagerungen sind überschaubar.

    So. das wär's hab hierfür eine Stunde gebraucht.

    Jedes Haus ist anders,aber sucht euch eines bei dem ihr die Wartezeit durchhaltet.
    Die Bezahlung verschieden,aber man kann gut ansparen.Im Studium ist man dann sehr beliebt.Das gilt für Pflegekräfte allgemein.
    Ich hab den Weg bis heute nicht bereut und wünsche euch allen das die Wartezeit schnell und schön vorbeigeht.
    Wer noch Fragen hat PN an mich.
    Geduld ist eine Tugend.
    Aber warum dauert alles immer so lange?

    Und als alle Hoffnung verloren war,kam ein Licht von oben und eine Stimme sprach:
    "Fürchte dich nicht, denn es könnte schlimmer sein"
    Und siehe da es kam schlimmer.



  3. #3
    Registrierter Benutzer Avatar von Figueira
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    Sehr gerne, immer her damit!
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    Gute Idee, hierfür nen neuen Faden zu spinnen. Danke für diesen ausführlichen Beitrag! Nachdem ich in der Anästhesie hospitiert hab, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich OP (da hatte ich drei Wochen Einsatz) besser finde. Also gehts jetzt an die Bewerbungen...



  4. #4
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    Kleines Update: Meine Entscheidung ist gefallen und meine Bewerbung war erfolgreich. Fange ab Herbst im OP an. Fachgebiete: Gynäkologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie.

    Für jedes Fachgebiet sind mind. sechs Monate Einarbeitungszeit eingeplant, Unfallchirurgie kommt als letztes, weil am umfangreichsten.
    Jetzt muss ich nur noch das Examen bestehen und dann nie wieder Normalstation!!!



  5. #5
    Z.n. Studium Avatar von *milkakuh*
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    Herzlichen Glückwunsch Figueira, wird sicher spannend!!!!



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