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Hallo liebe Forengemeinde,
ich habe vor einiger Zeit eine neue Stelle als Assistenzarzt in der Psychiatrie angetreten. Es handelt sich dabei nicht um mein erste Stelle, wohl aber um die erste Stelle in der Psychiatrie. Ich komme eigentlich aus einem somatischen Fach. Ich habe also schon Klinikerfahrung, aber eben nicht in der Psych.
Ich muss gestehen, dass ich etwas Eingewöhnungsprobleme habe...es wird doch vieles anders gemacht, als ich es gewohnt bin.
Besonders ungewohnt ist der Umgang mit der Vertretung von Kollegen, die aus dem Nachtdienst kommen: es gibt keine.
Heißt: wenn mein Kollege der mit mir auf Station eingeteilt ist Nachdienst hat, mache ich die Stationsarbeit am nächsten Tag alleine und betreue seine Patienten zusätzlich zu meinen. Therapeutische Gespräche finden dann natürlich nicht statt.
Dasselbe gilt auch, wenn einer von uns Urlaub hat. Dann muss der andere ihn vertreten.
Ich finde es relativ schwierig alle Patienten der Station somatisch im Blick zu behalten, zumal die alle, entgegen etwaiger Klischees, nicht gerade somatisch gesund sind. Außerdem kenne ich die Vorgeschichte der Patienten meiner Kollegen gar nicht richtig, da die Übergabe immer relativ spartanisch ausfällt. Im Zweifel muss ich also alles mühsam nachrecherchieren. Leider kommt die Situation, dass vertreten werden muss, relativ häufig vor, gefühlt einmal die Woche, von längeren Urlauben ganz zu schweigen.
Ich kenne das aus den Kliniken, in denen ich bisher gearbeitet (alle somatisch) so nicht. Bei uns gab es immer einen "Springer", der diejenigen vertreten hat, die im Dienstfrei waren. Auch bei längeren Urlauben gab es eine Vertretung.
Ich muss sagen, ich finde das System so wie es in der neuen Klinik ist nicht gut. Ich habe viel Stress, dadurch, dass ich alle Patienten betreuen muss. Gleichzeitig finde ich, dass die Versorgung der Patienten sehr darunter leidet. Die Patienten meines Kollegen erhalten gar keine therapeutischen Gespräche, da ich sie nicht kenne und auch keine "therapeutische Beziehung" zu ihnen habe, und auch meine Patienten erhalten nur noch eingeschränkt Gesprächstherapie, da mir schlicht die Zeit fehlt.
Wie gesagt: Ich kenne das so nicht. Im Moment jedenfalls wundern mich die langen Liegezeiten in der Psychiatrie nicht mehr. Aber vielleicht hatte ich bisher mit meinen Arbeitgebern ja auch einfach nur Glück...Jedenfalls habe ich keine Psychiatrieerfahrung.
Daher wollte ich die Psychiatrieerfahrenen unter euch fragen, ob das für eine Psychiatrie "normal" ist? Wie läuft das in eurer Klinik? Gerne dürfen sich auch Kollegen aus anderen, somatischen Disziplinen beteiligen....vielleicht war es ja nur bei mir so, dass wir immer einen Springer zur Vertretung hatten?
Ich jedenfalls bin mit der Situation im Moment ziemlich unzufrieden (das allerdings nicht nur wegen des Dienstsystems, es gibt auch noch andere Sachen, die mich an meinem neuen Arbeitsplatz stören).
Auf eure Erfahrungen jedenfalls wäre ich gespannt.
LG
Nefazodon
P.S. Ich bin neu hier und das ist mein erster Beitrag. Ich hoffe der wird richtig angezeigt. Sollte irgendetwas falsch sein, bitte ich um Entschuldigung. Dann bitte Info an mich und Korrektur.