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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #21
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    Zitat Zitat von rafiki Beitrag anzeigen
    Gute Psychiatrie - und damit meine ich eigentlich die gesamte Psychomedizin, denn die Aufspaltung in Psychiatrie und Psychosomatik ist nicht hilfreich - ist immer Beziehungsarbeit. Das heißt, das wirksame Mittel sind nicht Apparate oder Medikamente, sondern der Arzt selbst. Um dieses Mittel, also sich selbst, als Heilmittel nutzen zu können, bedarf es sehr sehr viel klinischer Erfahrung, Theoriewissen, Supervision, Selbsterfahrung. Davor schrecken viele zurück. In einer normalen Facharztausbildung wird das auch nicht erworben, es bedarf weit darüber hinausgehender Eigeninitiative.
    Das klingt toll. In welche Richtung hast du dich da psychotherapeutisch speziell orientiert? Gerne auch per PM..



  2. #22
    The Dark Enemy Avatar von morgoth
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    Zitat Zitat von WackenDoc Beitrag anzeigen
    Na, du könntest nach Gutdünken Psychotherapie mit deinen Kunden betreiben ohne die ganzen bösen Medikamente. Und das auch noch ohne wesentliche Kontrollen.
    Zitat Zitat von WackenDoc Beitrag anzeigen
    Naja-. man muss halt die Approbation zurückgeben. Aber das sollte einem für seine Überzeugung schon Wert sein.
    Da scheint einiges an Frust&Ärger zu sitzen.
    Der Rat ist natürlich schwachsinniger Humbug.



  3. #23
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von rafiki Beitrag anzeigen
    Bezüglich übernommene KJP-Patienten: Das sind natürlich solche mit schweren Störungen, die unmittelbar nach dem Erwachsenwerden weitergereicht werden. Aber oftmals habe ich den Eindruck, dass man in der KJP hauptsächlich ein Medikament kennt und wirkliche therapeutische, vor allem auch systemische Arbeit, kaum stattfindet. Denn Kinder sind ja zumeist Symptomträger schwer gestörter Familiensysteme/Eltern.
    Interessant. Tatsächlich wird zumindest bei mir in der Klinik viel mit den Eltern gearbeitet (zumindest wird es versucht, die richtig schwierigen Eltern kommen ja auch mal gerne nicht....) und der Fokus liegt definitiv mehr auf dem therapeutischen als auf dem medikamentösen.

    Zum Thema Medikation: In der KJP wird sicherlich mit deutlich weniger Medikation gearbeitet als in der Erwachsenenpsychiatrie. Trotzdem ist es natürlich ein Bestandteil, insbesondere ADHS Medikation spielt eine große Rolle (Und da finde ich es teilweise wirklich beeindruckend, wie es bei stark hypermotorischen Kindern wirkt), Antidepressiva schon deutlich weniger als im Erwachsenenbereich, aber bei schweren depressiven Episoden natürlich auch.
    Ganz ohne Medikamente kommt man auch in der KJP nicht aus, aber es hindert einen ja nichts am kritischen und zurückhaltenden Umgang. Trotzdem gibt es einfach Situationen, in denen Medikation indiziert und auch hilfreich ist. Der kritische Umgang ergibt sich übrigens auch alleine schon daraus, dass im Kindes / Jugendbereich nur eine Handvoll Medikamente zugelassen sind und das meiste Off - Label ist.

    Warum fängst du nicht einfach irgendwo an, wo es dich interessiert und verschaffst dir einen Einblick?



  4. #24
    Diamanten Mitglied
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    Zumindest im stationären Bereich ist mein Eindruck, dass man in der KJP einen wesentlich höheren Anteil an schwer kranken Patienten als in der Erwachsenenpsychiatrie hat, und einen wesentlich höheren Anteil an Patienten, die aus einem sehr schwierigen Umfeld kommen. (Und die Möglichkeiten, sie aus diesem sehr schwierigen Umfeld rauszuholen, sind deutlich stärker eingeschränkt als bei erwachsenen Patienten.) Somit finde ich es nicht besonders überraschend, dass man dann den Eindruck hat, dass Patienten mit KJP-Erfahrung "aus oft desolater Vorbehandlung kommen". Dürfte in Wahrheit aber einfach eher ein Selektionseffekt sein.

    Mein Eindruck war jedenfalls, dass die Bedeutung der Pharmakotherapie in der KJP deutlich geringer als in der Erwachsenenpsychiatrie ist. Das liegt u.a. an der Tatsache, dass Psychosen selten (und Verhaltensstörungen häufig) sind, dass bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Gefahr, dass Antidepressiva initial die Suizidgefahr erhöhen, besonders hoch ist, dass nur sehr wenige Psychopharmaka für Kinder und Jugendliche zugelassen sind, dass die Eltern oft sehr skeptisch bzgl. einer Pharmakotherapie sind, uvm. Es sind also viele Faktoren anders - Krankheitsbilder, Wirksamkeit, Umfeld, etc.

    Als jemand, der ein Problem mit Pharmakotherapie und mit psychiatrischen Diagnosen hat, in ein Psych-Fach zu gehen, egal in welches, finde ich aber in Hinblick auf das Patientenwohl ganz grundsätzlich bedenklich.

    Und dass die Patienten oft keine Therapie wollen, ist in der Inneren Medizin ja auch nicht viel anders. Da findest du auch viele schwer kranke Patienten, die trotz klarer Indikation ihre orale Antikoagulation absetzen, die ihr Insulinschema nicht beachten, die statt zur Chemo zum Wunderheiler gehen wollen, usw. Ein guter Arzt wird auch in diesem Fall, selbst wenn es zeitaufwändig und unangenehm ist, immer wieder versuchen, die Patienten von der Notwendigkeit der Therapie zu überzeugen.
    Geändert von davo (23.05.2020 um 00:24 Uhr)



  5. #25
    Registrierter Benutzer
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    21.05.2020
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    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Zumindest im stationären Bereich ist mein Eindruck, dass man in der KJP einen wesentlich höheren Anteil an schwer kranken Patienten als in der Erwachsenenpsychiatrie hat, und einen wesentlich höheren Anteil an Patienten, die aus einem sehr schwierigen Umfeld kommen. (Und die Möglichkeiten, sie aus diesem sehr schwierigen Umfeld rauszuholen, sind deutlich stärker eingeschränkt als bei erwachsenen Patienten.) Somit finde ich es nicht besonders überraschend, dass man dann den Eindruck hat, dass Patienten mit KJP-Erfahrung "aus oft desolater Vorbehandlung kommen". Dürfte in Wahrheit aber einfach eher ein Selektionseffekt sein.

    Mein Eindruck war jedenfalls, dass die Bedeutung der Pharmakotherapie in der KJP deutlich geringer als in der Erwachsenenpsychiatrie ist. Das liegt u.a. an der Tatsache, dass Psychosen selten (und Verhaltensstörungen häufig) sind, dass bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Gefahr, dass Antidepressiva initial die Suizidgefahr erhöhen, besonders hoch ist, dass nur sehr wenige Psychopharmaka für Kinder und Jugendliche zugelassen sind, dass die Eltern oft sehr skeptisch bzgl. einer Pharmakotherapie sind, uvm. Es sind also viele Faktoren anders - Krankheitsbilder, Wirksamkeit, Umfeld, etc.

    Als jemand, der ein Problem mit Pharmakotherapie und mit psychiatrischen Diagnosen hat, in ein Psych-Fach zu gehen, egal in welches, finde ich aber in Hinblick auf das Patientenwohl ganz grundsätzlich bedenklich.

    Und dass die Patienten oft keine Therapie wollen, ist in der Inneren Medizin ja auch nicht viel anders. Da findest du auch viele schwer kranke Patienten, die trotz klarer Indikation ihre orale Antikoagulation absetzen, die ihr Insulinschema nicht beachten, die statt zur Chemo zum Wunderheiler gehen wollen, usw. Ein guter Arzt wird auch in diesem Fall, selbst wenn es zeitaufwändig und unangenehm ist, immer wieder versuchen, die Patienten von der Notwendigkeit der Therapie zu überzeugen.

    Genau das sind auch meine Bedenken. Ich habe halt einen guten Draht zu Kindern und Jugendlichen (hatte vor Medizin an ein Lehramtstudium gedacht) und interessiere mich zudem für Psychologie. Ich denke manchmal ich hätte besser auf Lehramt studiert, würde besser zu mir passen. Dachte daher, dass das pädagogische+ Interesse an Psychologie+ guter Draht zu Kindern/Jugendlichen + wenig Interesse an harter somatischer Medizin mich dann in die Psych Ecke und z.B. KJP tragen kann/würde. Bin da aber wie gesagt gerade etwas verunsichert.

    Habe jetzt erstmal einen Job in einem patientenversorgungsfernen Bereich angenommen (zum Miete zahlen). Werde mir aber bis zum Jahresende überlegen wie es dann weitergehen soll. Man hat ja dann trotzdem irgendwie Medizin studiert mit der Idee der Patientenversorgung und es kann ja auch interessant und spannend sein. Aktuell finde ich halt nur, dass ich nicht die Richtige Einstellung mitbringe. Ich habe zudem in den letzten Wochen/Monaten soviel negative Berichterstattung bzgl. Psychopharmaka im Netz gesehen, dass sich daraus einfach Zweifel ergeben haben (Kritik auch von sehr renommierten Persönlichkeiten wie Peter Gotzsche, Gerhard Gründer etc.). Also Leute die ich schon ernst nehme und nicht einfach so als Verschwörungstheoretiker abtun kann.

    Falls jemand eine Idee wie ich meine Einstellung wieder positiver gestalten kann, her damit.

    Danke aber in jedem Fall schon mal für die vielen interessanten Meinungen.

    P.s.: Von der Abgabe der Approbation bin ich noch entfernt. Auf der einen Seite habe ich ja in der Psych/KJP zusammen währen Famulatur und PJ ca. 6 Monate Erfahrung gesammelt, aber auf der anderen Seite würde ich wahrscheinlich trotzdem nochmal Psych/KJP ausprobieren (oder ein somatisches Fach) und wenn es alles nichts ist dann kann man über Abgabe Approbation nachdenken. Nach 6 Jahren Studium bin ich aber bereit nochmal 2 Jahre zu investieren um zu sehen ob ich nicht doch in der Patientenversorgung meine Nische finde.



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