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Hallo,
ich bräuchte mal euren Ratschlag bezüglich meiner Situation.
Ich bin im ersten Jahr (7 Monate Erfahrung) und arbeite in der Inneren Medizin - Schwerpunkt Gastroenterologie. Die Klinik ist aufgeteilt in zwei Standorte (Gastro und Kardio).
Aktuell sind wir drei Stellen unterbesetzt aufgrund von kurzfristigen Ausfällen und Schwangerschaften und nachfolgende Bewerber gibt es nicht. Bereits letztes Jahr mussten zwei Honorarärzte eingestellt werden um den Stationsbetrieb irgendwie aufrecht zu erhalten.
Die Überstunden vieler Assistenten summieren sich immer mehr auf und ich habe jetzt wieder einen Nachtblock von 4 Nächten hinter mir (der zweite innerhalb von 2 Wochen) und da sind leider wieder unschöne Dinge passiert.
Unsere Intensivstation ist aktuell permanent voll und es ist kein Bett frei. Gestern Abend kam ein Fußgängerpatient (schmerzloser Ikterus), der innerhalb einer halben Stunde im Rahmen einer schweren Cholangiosepsis mit Gallenblasenhydrops sowie intra- und extrahepatischer Cholestase (Bilirubin über 30) komplett eingebrochen ist, septisch wurde, einen massiven Fieberanstieg hatte und a.e. eine septische Enzephalopathie zeigte. Ich habe meinen Hintergrund angerufen, diese verwies mich an ihren Endo-Hintergrund (die OA welche keine Endoskopischen Interventionen können, haben einen Endo-Hintergrund) mit der Frage ob heute noch eine ERCP durchgeführt werden sollte. Der Endo-Hintergrund schob die Symptomatik auf einen Fieberschub im Rahmen der Cholangitis und es wurde keine Endoskopie durchgeführt. In der Zwischenzeit konnte ich mit Ach und Krach noch ein Notfallbett auf ITS aktivieren, der Patient wurde dort dann übernommen und obwohl seitens der ITS (FA und OA Anästhesie) weiterhin auf eine Notfall-ERCP gedrängt wurde, wurde dies nicht gemacht.
In derselben Nacht hatte ich eine Fußgängerin (20 Jahre), die etwas Brust- und Rückenschmerzen nach zweiter Covid-Impfung hatte. Die Pflege wollte die Patientin eher an den Hausarzt verweisen, ich habe sie mir trotzdem angeschaut und aufgrund der Schmerzsymptomatik (Sinustachykardie, Druckschmerz auf der Brust, Verstärkung bei Bewegung, Schmerzen beim Einatmen) habe ich eine Troponin-Diagnostik veranlasst, was dann auch erhöht war. Ich habe dann den Vordergrunddienst der Kardiologie am anderen Standort angerufen mit Bitte um Übernahme der Patientin. Dort hieß es, sie könne das nicht entscheiden und ich solle mich an den Kathether-Hintergrund wenden. Diesen habe ich angerufen und der sah die Indikation für eine IMC/ITS-Überwachung am Monitor. Ich habe dann den Vordergrunddienst wieder angerufen mit der erneuten Bitte die Patientin zu übernehmen zur Überwachung. Diese verwies mich an die ITS ihres Hauses. Ich habe dann dort angerufen mit der Bitte die Patientin zu übernehmen mit Monitor-Überwachung. Der ITS Dienst meinte, eigentlich habe er kein Bett aber es sei jetzt ja fast schon Morgen und ich solle die Patientin schicken, man nehme sie auf der DU in der ZNA an den Monitor und würde sie dann im Verlauf auf die ITS nehmen. Er bespreche dies mit der ZNA aber dies sei kein Problem und man übernehme das. Kurze Zeit später bekam ich grünes Licht für die Verlegung und habe sie verlegt. Für mich war das Thema erledigt.
Heute bekam ich einen bitterbösen Befund (welcher auch im System steht), dass die Patientin von der ZNA dann auf Normalstation gegangen sei und er das mit mir (ich namentlich erwähnt) ganz anders besprochen hätte, die Patientin hätte auf ITS gemusst und wenn nicht dort, dann in einem anderen Krankenhaus (was auch stimmt, was er so gesagt hat). Mir schiebt man jetzt den schwarzen Peter zu, obwohl mir die dortige ITS grünes Licht gegeben hat. Hätte man von Anfang zu mir gesagt, nein ich könne die Patientin nicht schicken, dann hätte ich ein anderes Krankenhaus gesucht. In meinem Verlegungsbrief stand explizit nach RS mit betreffendem Oberarzt stationäre Aufnahme ITS. Im Aufnahmeprotokoll der Kollegin im Vordergrund stand dann Verlegung auf Normalstation nach Rücksprache mit ihrem Chefarzt. Jetzt wird im System (Befund für alle lesbar) die Sache so dargestellt, dass ich mich über die Anweisung des OA hinweggesetzt hätte.
Eine Nacht vorher bekam ich vom Partnerstandort eine Übernahme bei hydropischer Dekompensation, Aszites, V.a. SBP. Alles sei geschallt und kardiologisch abgeklärt. Die Patientin sei etwas verlangsamt, aber sonst sei neurologisch alles unauffällig (Schädel CT gelaufen). Sie sei völlig stabil etc. bei BWK-Fraktur mit Bettruhe. Die Patientin kam, war kaum ansprechbar, musste durch starkes Schütteln geweckt werden, antworte nur mit Ja und Nein, Leberzirrhose bekannt aber kaum Aszites, massive Adipositas (man dachte das sei der Aszites), massive Ödeme, dyspnoisch etc. Kardiologisch war eigentlich bis auf ein klebendes Langzeit-EKG gar nichts abgeklärt, bei nitritpositivem HWI wurde Cefuroxim aufgrund eines septischen Labors angefangen ohne Kultivierung etc. Sofort war man sich einig, dass das nichts für eine Normalstation ist. Ich hatte natürlich keine ITS-Kapazität und habe dann mit Ach und Krach bei voller ZNA in der Nacht nach 1h Rumtelefonieren die Verlegung in ein anderes Haus hinbekommen.
Ich sag es ganz ehrlich, dass ich die Schnauze aktuell von diesem Job gestrichen voll habe. Wir sind unterbesetzt, mussten die Stationen mit einer Kraft weniger teilweise machen, Überstunden ohne Ende und dann Dinge, bei welchen einem die Schuld zugeschoben wird obwohl man überhaupt nichts dafür kann.
Was würdet ihr mir empfehlen? Sofortige Kündigung? Das Thema ansprechen?