Liebe alle,
erst einmal möchte ich mich im Voraus entschuldigen, falls ich Fragen stelle, deren Antworten ich selber recherchieren hätte können... ich verbringe jetzt Wochen damit, Foren zu durchstöbern und auch wenn das natürlich sehr hilfreich ist, hat es mich zum Teil noch mehr verwirrt Da ich wenige Mediziner in meiner Umgebung habe, bzw. auch nicht mit jedem mein momentanes Dilemma besprechen möchte, wende ich mich an Euch. Ich bin gerade in einer verzwackten Situation und wäre unglaublich glücklich über Eure Ratschläge. Der Post wurde ziemlich lang, ich hoffe es macht sich trotzdem jemand die Mühe ihn ganz zu lesen. Danke!!!
Zu mir: Ich bin 28, bald 29, habe im BA und MA Sozial- und Wirtschaftswissenschaften studiert, MA im Nicht-EU Ausland. Beides mit sehr gut abgeschlossen. Abi 2007 in Bayern mit 1,3. Seitdem ich 26 bin arbeite ich (ich habe mir mit dem Studium ein wenig Zeit gelassen, was ich jetzt bereue, habe aber immer sinnvolle Sachen gemacht), und bin seit einem Jahr Consultant bei einer großen Unternehmensberatung, v.a. im Bereich Finance.
Eigentlich macht mir mein Job Spaß, ich komm auch mit den Bedingungen (lange Arbeitszeiten, Reisen, Druck etc.) gut klar. Allerdings hatte ich vor ca. einem Jahr ein Schlüsselerlebnis - ich musste Zeit im Krankenhaus verbringen und habe seitdem die fixe Idee, dass Arzt (und besonders Chirurgin) mein Traumberuf gewesen wäre. Komischerweise habe ich nach dem Abi nie darüber nachgedacht, aber andererseits entwickelt man sich ja auch weiter, Gottseidank Zu der Zeit, als der Wunsch nach einem Medizinstudium aufkam, befand ich mich mitten in einer großen persönlichen Krise (keine psychischen Probleme, es ist etwas schlimmes passiert) und habe meine plötzliche "Obsession" darauf geschoben und wollte nichts überstürzen. Jetzt ist das aber vorbei und ich denke immer noch sehr viel darüber nach. Ich glaube auch, dass ich die richtigen Gründe habe - seit einigen Jahren interessiere ich mich viel mehr für Naturwissenschaften als noch zu Schulzeiten, ich finde Medizin faszinierend, ich würde so gerne in einem Krankenhaus arbeiten (finde das ganze Arbeitsumfeld spannend und perfekt für mich, niedergelassene Ärztin kann ich mir dagegen nicht gut vorstellen), Forschung interessiert mich auch, und ich möchte gerne etwas wirklich sinnvolles machen und Menschen helfen.
Daher habe ich ein paar konkrete Fragen an Euch:
1. Zulassung: Sehe ich es richtig, dass meine Chancen auf einen Studienplatz sehr sehr gering sind? Es würde ja die Note meines Bachelors gelten (1,2), da Master in Ausland, aber ansonsten kann ich wohl schwer berufliche oder wissenschaftliche Gründe konstruieren, außer dass es mich super interessiert (arbeite auch wenig mit Healthcare Projekten, leider). Oder? Ein zusätzliches Problem ist auch, dass ich in Berlin lebe und aus (wirklich validen) familiären Gründen hier eigentlich bleiben müsste, das kann ich mir aber wahrscheinlich komplett abschminken? Wenn ich es richtig verstehe, werden Wartesemester nicht angerechnet in meinem Fall? Ich bin ein wenig verwirrt, da ich vor einigen Monaten auf einer Party zufällig eine Juristin und einen VWLer, beide promoviert also mit Abschlüssen, getroffen habe, die jetzt nochmal Medizin an öffentlichen Unis in Deutschland studieren und auch komplett fachfremd waren (hab ihre Kontakdaten nicht, sonst würde ich sie fragen, wie sie das angestellt haben).
2. Sofern ich irgendeine Chance habe: Auch wenn ich mir sicher bin, dass Medizin das ist was ich will, würde ich gerne bevor ich eine so wichtige Entscheidung treffe noch mehr Einblicke gewinnen. Wisst Ihr ob es die Möglichkeit gibt, in Krankenhäusern ein ein- oder zweiwöchiges "Praktikum" zu absolvieren (und das in meinem Alter)? Klar, danach weiß ich nicht super viel mehr, aber ein wenig. Länger geht wegen meinem momentanen Job leider nicht.
Die nächsten Punkte sind wohl eher Fragen für das Oldie-Forum... habe sie aber mal drinnen gelassen, ignoriert es einfach, wenn es nicht passt, freu mich aber natürlich über Antworten
Ich bin mir über die meisten Herausforderungen eines Zweitstudiums mit Anfang 30 bewusst und denke ich kann damit umgehen (Finanzierung, Lernstoff etc.), aber bei drei Dingen mache ich mir besonders Sorgen:
3. Gibt es irgendeine Chance, dass ich wirklich in die Chirurgie könnte, oder macht das gar keinen Sinn? Klar wird man nicht mehr Chefarzt, aber kann man trotzdem noch Karriere in einem Krankenhaus machen (mir geht es nicht um Geld oder Prestige, sondern daran, voranzukommen)? Das wäre wirklich mein Traum, auch wenn es natürlich noch andere spannende Richtungen gibt.
4. Glaubt Ihr man wird abschätzig behandelt von z.B. Assistenzärzten, die viel jünger sind als man selbst? Ich bin ein sehr sozialer Mensch und komme gut mit Leuten klar, aber es war mir auch immer wichtig, erfolgreich zu sein - hat man ein wenig das Label "Versager", wenn man so spät nochmal sein Leben umkrempelt?
5. Ich möchte in meinen 30ern auch ein oder zwei Kinder. Wie schätzt Ihr das ein? Habe kein Problem mit recht viel Fremdbetreuung (kein Judgement, bitte).
Ich drehe mich gerade, wie Ihr vielleicht merkt, mit meinem Gedanken sehr im Kreis und es belastet mich unheimlich (ich weiß, für mein Vorhaben muss man belastbar sein, bin ich aber eigentlich auch sehr) und freue mich daher über Eure Antworten!!! Seid bitte schonungslos ehrlich!
Danke schön und LG
Lea