8/10 Patienten mit unnötiger Antibiotika-Prophylaxe vor Zahnbehandlung
13. Juni 2019 geschrieben von Redaktion MEDI-LEARN80% der von Zahnärzten verordneten Antibiotika-Prophylaxen vor der Behandlung als unnötig eingestuft – so eine aktuelle Studie aus den USA.
Die Studie (retrospektive Kohorten-Studie) eines Forscherteams der Oregon State University beruft sich hierbei auf Daten einer medizinischen Datenbank im Zeitraum von 2011-2015. Für die Studie maßgeblich waren die Richtlinien der American Heart Association. Die Indikation für die Gabe einer Endokarditis-Prophylaxe bestehe nur für Patienten mit hohem Endokarditis-Risiko sowie bei investiven Eingriffen. Hierunter versteht man eine Manipulation der Gingiva, oralen Mugosa oder der periapikalen Region.
Grundlage der vorliegenden Studie ist die Auswertung von insgesamt 168.420 Zahnarztbesuchen, bei denen ein Rezept für eine Antibiotikaprophylaxe an 91.438 Patienten ausgestellt wurde. Das Durchschnittsalter lag bei 63 Jahren und die Mehrzahl der Probanden war weiblich (57,2%).
Verschrieben wurde in den meisten Fällen Amoxicillin (57,2%), ersatzweise Clindamycin (16%). Nahezu alle Maßnahmen (91%) beinhalteten Manipulationen an Gingiva oder Apex, die eine Indikation für eine Antibiotikabei Hochrisikopatienten gewesen wäre. Allerdings wurden nur 19,1% der Antibiotika leitlinienkonform verschrieben, sodass 80,9% der Gaben unnötig waren.
Die Ergebnisse zeigen ein beeindruckender Weise, dass häufig keine kardiale Erkrankung vorlag, die einen Patienten zur Hochrisikogruppe zugehörig macht und daher eine Antibiotika-Gabe gerechtfertigt hätte. Im Durchschnitt wurde als häufigste Indikation für eine Antibiotika-Prophylaxe eine Endoprothese angegeben.
Studie:Quelle: Suda KJ, Calip GS, Zhou J, Rowan S, Gross AE, Hershow RC, Perez RI, McGregor JC, Evans CT (2019). Assessment of the Appropriateness of Antibiotic Prescriptions for Infection Prophylaxis Before Dental Procedures, 2011 to 2015. JAMA network open, 2(5), e193909-e193909.