Hallo zusammen,
ich bin noch recht frisch Notarzt. Das Thema Feststellung der Todesursache im Rettungsdienst beschäftigt mich aber schon jetzt ganz ordentlich Trotz Diskussion mit Kollegierenden und letztens einer FoBi bei einem Rechtsmediziner bin ich mir da noch sehr unsicher. Deswegen mal hier die Frage / Anregung zur Diskussion mit der Schwarmintelligenz.
Aufhänger: Freitag, 19:38, Meldung "leblos aufgefunden". Vor Ort Patient, 78, von der RTW-Besatzung vom Sofa auf den Boden befördert, im angehängten EKG Asystolie, schon leicht kühl, Leichenflecken an den Füßen. Anamnestisch: wohnt mit dem Sohn in einem Haus, bis 18 Uhr beide gemeinsam vor dem Fernseher auf dem Sofa gesessen. Sohn ging dann weg und als er gegen 19:30 zurück kommt sitzt der Vater leblos auf dem Sofa. Nach Notruf Laienrea durch den Sohn bis zum Eintreffen RTW. Bis 18 Uhr keine gesundheitlichen Auffälligkeiten, auch nicht an den Vortagen. Bis auf einen zwei Jahre alten Medi-Plan (aHT, NIDDM) keine Unterlagen zur Vorgeschichte, auch durch den Sohn nicht eruierbar. Habe dann eine ungeklärte Todesursache (Sachsen) bescheinigt und an die Polizei übergeben.
Zwei Tage später ruft die Kripo an, der Hausarzt sei außer sich, wieso ich denn eine ungeklärte Todesursache bescheinigt hätte, ob ich dabei bleibe. Bin ich.
Ich habe das dann im Kollegenkreis diskutiert, drei von vier hätten wie ich gehandelt, einer hätte "natürlich bei Herzstillstand" bescheinigt. Unabhängig von dem Fall waren die Aussagen zur Bescheinigung einer natürlichen Todesursache dann aber wieder sehr unterschiedlich. Einigen reicht es, wenn irgendwas mit Herzinsuffizienz bekannt ist, einige wollen wenigstens sowas wie "war in den letzten drei Monaten fünf mal stationär bei arrhythmogener Synkope, hat HSM/Defi abgelehnt und liegt nun tot im Bett".
Wie handhabt Ihr das? Was muss für natürlich gegeben sein?
Falls jemand dazu gute Literatur hat wäre ich sehr dankbar.