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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer
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    Hallo zusammen,
    ich habe momentan Schwierigkeiten mich zwischen zwei Stellen zu entscheiden und freue mich über jegliche Ratschläge, Erfahrungen und Nachfragen 😊

    Zu mir: Ich habe 2 ½ Jahre in der Inneren Medizin an einem kleinen Regionalversorger (100 internistische Betten) mit kardiologischen und gastroenterologischem Schwerpunkt gearbeitet. Hier auch 6 Monate auf der ITS, allerdings wurden Intubationen und Beatmungen von der Anästhesie übernommen. Anschließend habe ich meine Weiterbildung unterbrochen und einen einjährigen Masterstudiengang (Tropenmedizin) absolviert. In den letzten 2 Jahren war ich in diversen humanitären Projekten mit kleineren NGOs, größtenteils mit Geflüchteten im Raum Europa. Anfangs als freiwilliger Arzt, hier mit eingeschränkten diagn. Möglichkeiten und eher „hausärztlich“ aktiv (RR, SpO2, BZ, U-Stix), das letzte Jahr aber vorwiegend im Projektmanagement.

    Was ich suche: Ich möchte meinen Facharzt Innere Medizin komplettieren, den Notarzt machen, und mag Akut-/Notfall- (und Intensiv)medizin. Könnte mir auf etwas längere Sicht Weiterbildungen Richtung Akut-/Notfallmedizin, internistische Intensivmedizin oder Infektiologie vorstellen. Wie ich mich kenne, werde ich jedoch nach dem Facharzt erst einmal wieder 1-2 Jahre humanitär im Ausland arbeiten wollen (z.B. Ärzte ohne Grenzen). Ich habe mich in Teilzeit (75 %) auf zwei Stellen in der ZNA beworben, damit ich weiterhin glg. humanitären Kurzzeiteinsätze nachgehen, neben dem Job ehrenamtlich aktiv sein kann und einfach auch wegen der Work-Life-Balance. Bin offen dafür, im Schichtdienst zu arbeiten. Geld ist für mich sekundär.

    Haus 1: Maximalversorger (~700 Betten), breites internistisches Spektrum (inkl. Organtransplantation, Nephrologie, pulmologische Infektiologie, ECMO etc.), Auto-Pendelzeit 25-30 min (ÖPNV 50 min)
    Vorteile:
    - Spannende Fälle abseits von den Klassikern
    - Super sympathisches Team, auf Augenhöhe mit Chefärztin, ehrliches Interesse an meinen humanitären Tätigkeiten und Bereitschaft dies zu ermöglichen
    - Möglichkeit, nebenberuflich auf Honorarbasis Lehre für Krankenpflegeschüler zu halten
    - Entfernung

    Nachteile:
    - Älteres Gebäude, im Untergeschoss/dunkel (kein Tageslicht)
    - Kein wirkliches Arztzimmer („Sitzen und Arbeiten im Getümmel“)
    - Personalmangel -> insb. bei Krankheitsausfällen/Urlaub stressig
    - Abteilung neu aufgebaut, noch recht unorganisiert
    - Sehr kurze Einarbeitung (1 Woche) ohne Schonfrist
    - Ständige Bettenknappheit (Bettensuche ist ärztliche Aufgabe), ggf. Kollision mit eigenen Wertvorstellungen (z.B. keine Aufnahme bei sozialer Indikation)
    - Nach Ableistung der 50 Notarztfahrten (in der Freizeit) für die Weiterbildung Verpflichtung zur 6-monatigen Rotation in die Rettungsstelle in Vollzeit
    - Oberärzteteam größtenteils nicht internistisch, alles Speziellere wird mit OÄ der Fachabteilungen telefonisch abgeklärt
    - Überstunden müssen selbst aufgeschrieben werden (nicht automatisch erfasst)

    Neutral:
    - Mehrere Oberärzte im Tagdienst (FD:2, SD:1), dafür weniger Assistenten (FD:1, ZD:1, SD:2, ND:1)

    Haus 2: Maximalversorger (~700 Betten), Kardio-Gastro-Schwerpunkt mit kleiner Onkologie, Auto-Pendelzeit 35-40 min (ÖPNV 80 min)
    Vorteile:
    - Modern, hell (viel Licht)
    - Ruhiges Arztzimmer als Rückzugs- und Arbeitsraum
    - Längere Einarbeitung, zunächst 3-4 Monate auf Normalstation zum Kennenlernen des Hauses
    - Weiterbildung kann komplett abgeschlossen werden, später Rotation auch auf die Intensivstation möglich
    - Notarzt möglich, Lehrfahrten während der Arbeitszeit, ohne Verpflichtung zu 6 Monaten Vollzeit in der Rettungsstelle
    - Bettensituation nicht ganz so prekär wie in Haus 1, Bettensuche ist pflegerische Aufgabe

    Nachteile:
    - Klassisches, mir bekanntes Patientengut; wenig exotische Fälle
    - Einarbeitung auf Normalstation voraussichtlich nur in Vollzeit möglich, hier lange Arbeitstage mit 2-3 geplanten Überstunden täglich
    - Assistenzärzte in ZNA sehr jung/frisch (1./2. WBJ), chefärztlich wurden meine nebenklinischen Interessen eher als Störfaktor empfunden, Einsätze müssten mit längerer Vorlaufzeit geplant werden, entsprechend Vibe eher schlechter als bei Haus 1
    - Elektronische Arbeitszeiterfassung, Überstunden werden ausgezahlt
    - Entfernung

    Neutral:
    - Nur 1 Oberarzt im Tagdienst (8-16:30), dafür mehr Assistenten tagsüber (FD:3, SD:3, ND:1)

    Beide:
    - Arbeiten in der ZNA in Teilzeit möglich
    - Keine Rotation in Funktionen, Erlenen praktischer Fähigkeit größtenteils alleine

    Gedanken:
    An Haus 1 reizt mich das spannende und bereite Spektrum, was für mich neu ist. Zudem habe ich mich sehr gut mit der Chefärztin verstanden, wir waren direkt auf einer Wellenlänge. Nach 3 Jahren außerhalb des Krankenhauses, v.a. auch ohne Intubationserfahrung, werde ich aber nach 1 Woche Einarbeitung direkt ins kalte Wasser geworfen und der derzeitige Personalmangel macht das Arbeiten wahrscheinlich noch eine Spur stressiger, als es sowieso schon ist. Von daher die Gefahr, dass meine Romantisierung nach kurzer Weile vielleicht einer anderen Realität weichen muss
    Auf dem Papier erscheint Haus 2 die sinnvollere Wahl. Mehr Zeit für die Einarbeitung und Möglichkeit mich erst einmal wieder an das Arbeiten im Krankenhaus zu gewöhnen. Allerdings erinnert mich die Klinik an eine größere Version meines alten Hauses (liegt sogar in der gleichen Region) und fühlt es sich ein wenig wie ein Schritt in die Vergangenheit an. Entsprechend auch weniger das Gefühl einer neuen und spannenden Herausforderung. Einzuwenden ist dazu natürlich, dass die Weiterbildung zum Notarzt wahrscheinlich auch keine Langeweile Aufbringen sollte.
    Insgesamt brennt das Herz ein wenig mehr für Haus 1, der Kopf sagt eher Haus 2.

    Entscheidung entweder:
    - Haus 1 für 1-2 Jahre, danach Komplettierung der Weiterbildung an einem anderen Haus
    - Haus 2 für die komplette Weiterbildung, Haus 1 ggf. dann nach dem Facharzt

    Danke für eure Hilfe bei der Entscheidungsfindung 😊



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  2. #2
    Registrierter Benutzer Avatar von Zilia
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    Ich würde für Haus 1 plaedieren. Die Einstellung der Menschen ist wichtiger als die Räumlichkeiten. Und Bettenknappheit ist fast ueberall.



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  3. #3
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    Ich würde mir an deiner Stelle zwei Fragen stellen:
    1. Was genau willst du nach der FA-Ausbildung mit der Facharztbezeichnung tun und wie wichtig wäre es dafür, „spannende“ Fälle gesehen zu haben?
    2. Wie wichtig sind dir die humanitären Einsätze WÄHREND der Zeit bis zum Facharzt? Wie schlimm wäre es, wenn du das nicht machen könntest?

    Personalsituation, Organisation einer Abteilung, Räumlichkeiten… da kann sich in drei Jahren einiges tun. Zum Guten und zum Schlechten.
    Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!

    „Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)



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  4. #4
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    @Zilia: Danke für deine Einschätzung, das ist ein guter Punkt.

    @Feuerblick: Interessante Fragen.
    1. Du hast recht, die "spannenden Fälle" wären nicht so wichtig für meine spätere Zukunft, eher für mein eigenes Interesse. Nach dem FA möchte ich intensiver humanitär arbeiten und der FA-Titel wäre eher hilfreich als Backup oder für Honorartätigkeiten in Brückenzeiten.
    2. Schon wichtig, zumindest 1x im Jahr ein kürzerer Einsatz (3-4 Wochen).

    Und es stimmt, es kann sich an den Gegebenheiten einiges ändern. V.a. an Haus 1 ist einiges im Umbruch. Aber vielleicht ist das auch ein Argument, dies erstmal abzuwarten

    Danke auf jeden Fall für den Input und die Anregungen zum Nachdenken



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