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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #41
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    627
    Hab im Zivildienst auf der Onkologie schon mehrere sterben gesehen. Wurd so schnell dran gewöhnt. Mußte da leider auch miterleben, wie jemand aus dem 5. Stock gestürzt ist und nen Blutsturz.
    Glaub viel schlimmer kanns nicht mehr kommen und bin trotzdem noch in der Medizin.



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  2. #42
    unsensibel Avatar von Lava
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    schon wieder woanders
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    Zitat Zitat von alley_cat75
    Ich nehme mal an, dass die keiner von uns mag. Mir zumindestens sind meine Patienten lebend am liebsten.
    Was ich meinte, war vielleicht eher, dass ich den Anblick nicht mag. Sobald der Kreislauf steht, sehen Menschen plötzlich so anders aus. Ganz grau. Sobald da ein Tuch drüber ist, hab ich weniger Probleme damit. Aber diese graue, merkwürdig aussehende Haut... Ist vielleicht wirklich Gewohnheitssache. Im Präpkurs hatte ich ja auch keine Probleme. Sehr wohl aber in Patho und Rechtsmed. Egal, wie interessant ein "Fall" war, hat es mir doch immer auf den Kreislauf geschlagen.
    "tja" - a German reaction to the apocalypse, Dawn of the Gods, nuclear war, an alien attack or no bread in the house Moami



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  3. #43
    Auf Entzug
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    Semester:
    Nie wieder.
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    Hm.
    Kann das Eingangsposting von damals gut nachvollziehen- mir ging es bei einer Famu auf ITS mal ganz ähnlich. Nur das ich nicht direkt daneben stand- sondern wir im verglasten Arztzimmer saßen, Überwachungsmonitore im Blick- Tür des Zimmers des Patienten schräg gegenüber und auf mit freiem Blick auf ihn. Das machte das Ganze noch surrealer- Kaffee in der Hand, über dies und das reden, immer mal der Blick auf den Monitor............und irgendwann halt die Flatline. Abartig, irgendwie. Ging mir allerdings nicht so nahe, da ich den Patienten nie wach erlebt hatte und erst kurz auf Station war. "Richtig" fand ich es nicht, das er so alleine da lag- aber wie es eben ist: manchmal ärgert man sich hinterher nicht den Arsch in der Hose gehabt zu haben sich dazuzusetzen, auch wenn die abgeklärten Intensivmediziner das vielleicht belächelt hätten............mein Trost in dem Fall ist, das er schon lange Zeit immer ganz knapp am Hirntod vorbeigeschrappt war und zum Zeitpunkt des Abstellens der Maschinen mit Sicherheit nichts mehr mitbekommen hat- also auch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, das er alleine war.

    Viel näher ging mir da ein Patient den wir auf derselben Station eigentlich nur zur Überwachung hatten und der plötzlich eine massive Blutung im oberen GI-Trakt bekommen hat. Das Blut lief aus ihm wie aus dem Wasserhahn- und es verging eine gefühlt viel zu lange Zeit bis wir ihn sediert hatten um weiter zu arbeiten (zu intubieren). Bis dahin war er noch bei Bewußtsein und zunehmend irgendwo zwischen Panik und nicht mehr wollen. Mein Job war es ihn daran zu hindern aus der Seitenlage rauszukommen...............die Augen, das Stöhnen und Flehen vergesse ich nie. Irgendwann bewegte er im Zeitlupentempo seine Hand in meine Richtung und versuchte- mit Sicherheit auf der Suche nach menschlicher Nähe- meine Hose zu greifen. Ging in dem Moment für mich einfach nicht- ich streichelte ihm zwar den Kopf und habe beruhigend mit ihm geredet- aber diese Hand die nach mir griff ging nicht. Ich habe einen kleinen Schritt zurück gemacht- und verzeihe mir das bis heute nicht.
    Wir haben dann zwei Stunden an ihm "gearbeitet", er ging auch noch in den OP- aber uns war klar, das es nichts mehr wird.......er ist dann auch dort verstorben bevor wirklich etwas getan werden konnte.
    Schlimm war bei ihm, das ich ihn wirklich zehn Minuten vorher noch lächelnd im Bett sitzen hatte, mit ihm redete etc.. Und dann das. Keine Chance sich von Angehörigen zu verabschieden.............
    Ich bekomme noch heute manchmal Flashbacks wenn ich extrem große blaue Augen sehe (so wie seine) oder bestimmte Geräusche höre.
    Er war danach noch bei uns im Abschiedszimmer.......ich war zwar drin, wollte mich verabschieden- aber es ging nicht. Konnte das Tuch nicht von seinem Gesicht ziehen, mich ihm nicht mal nähern. Keine Ahnung warum - nach einer Famu in der Patho wäre das beileibe nicht meine erste Leiche gewesen.

    Das Schlimme ist einfach genau das, was hier schon mal jemand sagte: ein ganzes Leben- auf einmal weg. Nichts bleibt.



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  4. #44
    Registrierter Benutzer Avatar von Stuntman Mike
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    15.03.2008
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    Zitat Zitat von Lava
    Was ich meinte, war vielleicht eher, dass ich den Anblick nicht mag. Sobald der Kreislauf steht, sehen Menschen plötzlich so anders aus. Ganz grau. Sobald da ein Tuch drüber ist, hab ich weniger Probleme damit. Aber diese graue, merkwürdig aussehende Haut...
    Ich denke, es kommt vor allem darauf an, ob man den Patienten noch lebend erlebt hat oder nicht. Ich habe beim Rettungsdienst schon mehrere Tote gesehen, das macht mir nichts aus. Wenn man jedoch den Patienten noch lebend gekannt hat, ist es unheimlich, wenn ein Körper da liegt, mit dessen Anblick man einen individuellen Menschen verbindet, der aber nun kein Mensch mehr ist. Plötzlich ist da nur noch ein Gegenstand, das, was man kennengelernt hat, ist auf einmal verschwunden.

    Während meines Klinikpraktikums habe ich einige Male erlebt, wie ein Patient intraoperativ verstorben ist. Das hat mich aber nicht berührt, weil ich erstens den Patienten nicht kannte und zweitens sowieso nur der kleine Praktikant war. Das Klinikpersonal hat alles geregelt und ich habe mich eher als Gast, nicht aktiv beteiligt gefühlt.

    Die erste wirkliche Erfahrung zu diesem Thema hatte ich heute (bzw. gestern ), weshalb ich auch hier schreibe.

    Eine Dialysepatientin, die ich sehr gerne mochte, wurde vom Hausarzt wegen plötzlicher, unklarer AZ-Verschlechterung eingewiesen. Beim Einladen war die Patientin wach, aber deutlich verwirrt (hat mich aber erkannt und mich gefragt, wie es so geht). Während der Fahrt hat sie dann geschlafen, ich habe aber natürlich ein sehr genaues Auge auf sie gehabt. Als wir mitten in der Feierabendverkehr stehen, setzt plötzlich die Atmung aus. Kurz darauf ist auch kein Puls mehr tastbar. Reanimation fand nicht statt (Patientenverfügung). Es kam mir ganz unwirklich vor, dass ich auf einmal eine Tote neben mir liegen habe. Anschließend weiter ins Krankenhaus gefahren, runter in den Keller, umgelagert, Transportschein abgeholt (kennt jemand einen Hausarzt, der eine Transportschein richtig ausfüllen kann?) und den nächsten Patienten eingeladen.

    Einerseits finde ich es schade, dass die Patientin nun nicht mehr unter uns ist (letzte Woche habe ich sie noch zu ihrem geplanten Kauf eines HD-Fernsehers beraten), andererseits ist mir klar geworden, dass der Tod im Grunde erst durch unsere eigene Angst davor so beängstigend wird. Die heutige Patientin ist jedenfalls ganz friedlich "entschlafen", ich hatte nicht den Eindruck, dass sie Angst oder Schmerzen hatte - es ging ganz schnell. Wieviele Patienten kenne ich, die sich wünschen, endlich sterben zu dürfen und nicht immer wieder durch Maximalversorgung um den Tod gebracht zu werden. In einem gewissen Alter spüren die Menschen glaube ich, dass es Zeit ist, zu gehen. Bis dahin sollten sie medizinisch, wenn möglich, am Leben erhalten werden, danach ist eine Lebenserhaltung um jeden Preis Quälerei. Primum non nocere - dieser Grundsatz sollte auch für das Recht auf den eigenen Tod gelten: einen Menschen gegen den eigenen Willen auf dieser Welt festzuhalten, kann m. E. eindeutig als "schaden" definiert werden. Es sollte daher nach gründlicher Absprache mit Patient und Angehörigen viel früher ein Übergang zur Palliativmedizin (nicht zur Sterbehilfe) erfolgen können.

    Entschuldigt, ich bin etwas abgeschweift. Der Vorfall von vorhin hat mir zu denken gegeben.



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  5. #45
    Registrierter Benutzer
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    FERTÖÖÖÖG
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    457
    Ich habe während meines KPP von Jan. bis Mrz. dieses Jahres auf der "Inneren" gearbeitet. Zu aller erst habe ich mehrmals mitbekommen, wie sich Patienten drastisch verschlechtert haben und innerhalb von ein paar Stunden verschieden sind. Habe dann auch den ein oder anderen Verstorbenen in die "Prosektur" gebracht. Gesehen, wie jmd. gestorben ist, hatte ich bis dato aber nicht.

    Ich habe dann irgendwann eine knapp 90Jährige Patientin, mit einer COPD (Status IV), wieder ins Bett bringen wollen. Ich habe sie auf die Bettkante gesetzt, dabei ist sie mir in den Armen zusammengebrochen. Nach 2min. ist sie dann verstorben (Patientin hatte keine Rea etc. gewünscht!)

    War wirklich ein komisches Gefühl und ich hatte einen Puls von 180 :-/
    GREEEETZ



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