Treffpunkt für gestresste Assistenzärztinnen und -ärzte

[THawk]

Bei uns kopiert derjenige, der Zeit hat. In der Regel wird es von der Schichtleitung (= Schwester) übernommen, weil die weniger Kinder betreut. Überhaupt liebe ich dafür die ITS, weil dort vieles per Zuruf funktioniert, was die Schwestern auf den Normalstationen immer schriftlich haben wollen.

Was mich nervt, sind Abnahmen (auch Astrups) aus zentralen oder arteriellen Kathetern. Das ist primär Arzt-Aufgabe und darf wenn dann nur von ITS-weitergebildeten Schwestern übernommen werden. Und auf der Neo-Seite (< 30 SSW) grundsätzlich nur Ärzte. Auf der anderen Seite dürfen aber alle Schwestern nach ihrer Einarbeitung alles über die zentralen Katheter spritzen... Den Sinn soll mir mal einer erklären.

Aber im großen und ganzen: Großes Lob für die Pflege. War kürzlich mal auf der Kinderchirurgie einen Zugang legen weil der Kinderchirurg es nicht geschafft hat. Die Schwester dort konnte weder vorbereiten, noch assistieren oder die altersgemäß passenden Röhrchen herauslegen....

[Nana76]

Bei uns ist es auch so, dass jeder ungefragt eine Kopie bekommt. Das Kopieren ist bei uns ärztliche Tätigkeit

dito ;)

[Sebastian1]

Ich merk mal wieder, wie gut ich es zu haben scheine:

1. Bzgl Medikamente: Stationsarzt oder Ambulanzarzt macht Medikamentenanordnungen. Davon geht eine Kopie per Fax (macht die Pflege) an die Apotheke, die teilen der Station verbindlich die Hauspräparate mit und geben die auch direkt in der passenden Dosierung raus. Dabei findet automatisch nochmal ein Check der Pharmakologen auf Interaktionen, Fehldosierungen oder andere Fehler statt. Funktioniert problemlos. Auch am Wochenende.
Auf der Intensivstation ordne ich in der Regel direkt die Wirkstoffnamen an. Und die Leute sind intelligent genug, den Schrank nicht nach Präparatenamen zu sortieren sondern nach Wirkstoff. Und dann ists auch egal, ob es Lasix, Furorese oder xyz ratiohexal heisst. Maximaler Komfort für alle Beteiligten.

2. Aufklärungen: In der Prämedambulanz sind die Drucker durch kopierfähige Exemplare mit Einzelblatteinzug ersetzt worden. Nach der Unterschrift drauflegen, kopieren, quittieren lassen, fertig. Ja, ist zusätzlicher Aufwand, ungefähr 30 Sekunden pro Patient, aber dafür ist dem PRG genüge getan und alle sind zufrieden. Die Bürokratie will es halt so.

3. Die Pflege bei uns auf ITS macht extrem viel. Klar, auch da wird mal gemeckert wenn irgendwas mal in die Übergabe/den Feierabend fällt, aber wir versuchen mit planbaren Dingen darauf Rücksicht zu nehmen, bei Notfällen hatte ich neulich nur mal eine neue Schwester, die nicht sofort eingesehen hat, dass ein akuter ICB-Verdacht das CT nicht auch in einer halben Stunde bekommen hat, aber das war's da auch schon. Die meisten Leute sind erfahren und solange das Geben und Nehmen (Bille schrieb es ja schon) gut klappt, geht das extrem gut Hand in Hand. In der Regel laufen die Sachen sehr problemlos.

Und da es grad rein passt, muss ich mal sagen...jeder Chef hat ja so ein paar Eigenheiten, kann man sagen, was man will. Aber unserer steht zu seinem Wort. Eine finanzielle Zusage, die er gemacht hat, kippelt grade so ein wenig beim Betriebsrat. Wenn das nicht klappt, hat er zugesagt, das im Zweifelsfall aus seiner eigenen Tasche direkt zu bezahlen (und da geht es nicht um dreifuffzich). Das finde ich extrem charmant.

Irgendwie glaub ich manchmal, ich bin auf der Insel der Glückseligen.

[WackenDoc]

So ein Highlight wie es nicht laufen soll:
Also Mittwoch nachmittag, eigentlich ist bei uns der SanBereich geschlossen für eigene Fortbildung und Sport. Ist durch nen Zufall offen weil ich noch Impfbücher kontrollieren musste.
Kommt nen ziviler Bauarbeiter rein (also Patienten mittwochs nachmittags und erst recht Zivilisten sind ein Notfall, bis das Gegenteil bewiesen ist) und will seinen Blutdruck gemessen haben.
2 RAs sitzen an der Anmeldung und ohne nachzufragen was der Hintergrund des Begehrs ist, wird der Patient zur Azubi in den Behandlungsraum geschickt.
Kurz darauf kommt Azubi raus und fragt wo der Arzt ist. Wird dann zu mir geschickt ohne weiter nachzufragen, was das Problem ist. Info von Azubi an mich: "Wir haben nen zivilen Patienten mit Herzrasen".
Also Azubi wieder zum Patienten geschickt mit der Maßgabe sie solle sich eine der RAs schnappen, das Pulsoxy dran hängen und nen EKG schreiben.
Ich komm kurz darauf in den Behandlungsraum. Also im Pulsoxy keine Auffälligkeit, RA wusste auch weiterhin nicht, was mit dem Patienten ist, dazu hätte sie ja mit dem Patienten sprechen und wenigsten eine Notfallanamnese machen müssen. Fummelte am EKG rum- weil war nicht auf das 12-Kanal eingewiesen. Ok, das ist nen Schiller, da gibbet nen An- und- Aus-Knopf, wenn man da drauf drückt, fängt er an zu arbeiten und die Kabel sind eh schon in´s Gerät eingesteckt. Man hätte auch den Zoll M nehmen können, reicht ja für nen Rhythmus.
Zwischenzeitlich wurde die Azubi zum MTA geschickt damit er das EKG schreibt. Die hat aber ihm nicht gesagt gehabt, dass es ein Notfall ist und er hatte sie mit "keine Zeit" wieder weg geschickt.

Was kam raus: Der gute Mann hat im Rahmen einer Blutspende einen erhöhten Blutdruck festgestellt bekommen und seit dem auch immer mal wieder Palpitationen gehabt. Und da er keine Zeit hatte zum Hausarzt zu gehen hat er sich gedacht, dass er sich den Druck auch bei uns mal kontrollieren lassen könnte.

[Thomas24]

@Wacken: steht ihr eigentlich der allgemeinen Bevölkerung zur Verfügung, oder nur ISAF und den zivilen Helfern und ihren Angehörigen?