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Die Anzeige einer 35-jährigen Frau aus einem Neu-Ulmer Stadtteil ging gestern Vormittag bei der Polizei ein und wenige Stunden später bundesweit über die Nachrichtenticker. Verständlicherweise: Denn falls die darin erhobenen Anschuldigungen gegen einen Neu-Ulmer Zahnarzt stimmen sollten, wäre der Dentist nicht nur seinen Job los, sondern auch seine Freiheit: Auf Raub steht Gefängnis.
Laut Polizeibericht behauptete die Frau gegenüber den Beamten, dass der Zahnarzt am späten Montagabend bei ihr geklingelt habe. Dann sei alles blitzschnell gegangen. Er habe ihr wortlos die Wangen zusammengedrückt, so dass sie den Mund habe öffnen müssen. Im Handumdrehen habe er ihr zwei Brücken aus dem Mund gerissen und sei flugs wieder verschwunden.[....]
... Nachbarn berichten, dass der Anzeigenstellerin seit zwei Tagen mehrere Zähne fehlten. Das sei sogar bei einer flüchtigen Begegnung im Treppenhaus aufgrund der eingefallenen Backen klar zu erkennen gewesen.[......]
Gegen die These von der rabiaten Dentistenattacke aufs Gebiss der 35-Jährigen spricht indes: Kein Nachbar hat etwas von Wortgefechten, Auseinandersetzungen oder gar Schreien mitbekommen. Dass eine derart heftige körperliche Auseinandersetzung im Treppenhaus lautlos vonstatten geht, ist unwahrscheinlich. Erst recht vor dem Hintergrund, dass Brücken - wenn überhaupt - nur mit großem Kraftaufwand aus dem Mund entfernt werden können. Möglich also, dass die offenbar in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen lebende Frau den Zahnersatz "freiwillig" herausgegeben oder sogar versetzt hat, um an Geld zu kommen - und den Arzt hinterher anzeigte.[...]
In einem Internet-Forum, in dem Patienten Ärzte bewerten können, findet sich über den Mann allerdings wenig Schmeichelhaftes: "Sehr wüst", heißt es in einem Eintrag von Anfang September.