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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #16
    Diamanten Mitglied Avatar von Relaxometrie
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    Zitat Zitat von Fino Beitrag anzeigen
    Wir haben hier eine Situation, in der praktisch die Mutter eines Patienten ueber das Management und Leben eines anderen Kindes bestimmt.
    Der Mutter des "gesünderen Kindes" kann man keinen Vorwurf machen, das sehe ich genau so, wie es auch andere hier bereits geschrieben haben.
    Als Elternteil ist man naturgegeben in einer Extremsituation, die das eigene Kind betrifft, nicht objektiv. Egal, daß es dem Kind mit der Mekoniumaspiration schlechter geht, für die Mutter des gesünderen Kindes ist die Situation trotzdem schlimm. Sie wird einerseits Angst vor dem Transport in das andere Krankenhaus haben und andererseits das neue Krankenhaus ablehen, weil ihr Vater dort gestorben ist. Eine rationale Entscheidung ist der Mutter also weder zuzutrauen, noch zuzumuten.
    Wenn man das Gefühl hat, daß die Mutter über das Leben eines anderen Kindes bestimmt, muß man meiner Meinung nach die internen Regeln des Krankenhauses grundsätzlich überdenken. Entweder entscheidet man sich dafür, daß man Eltern vor vollendete Tatsachen stellt und den Transport des relativ stabilsten Kindes in ein anderes KH mit freiem Intensivbett gegen den elterlichen Willen durchführt. Das erscheint mir aber relativ problematisch und müsste von gaaaanz hoher Stelle abgesegnet sein, könnte im Rahmen eines "Konzeptes zur Ausnutzung sämtlicher Intensivbetten im Land" aber eine Lösung sein. Andererseits nimmt man dem KH, in das man verlegt, dann ein Intensivbett, welches vielleicht auch für Kinder aus der Region gebraucht werden würde. Es ist also zu überlegen, wieviel "Patiententourismus" überhaupt sinnvoll ist.
    Oder man arbeitet nach einem anderen Konzept, z.B. "first come-first serve", nach dem man die bereits stationär aufgenommen Patienten unabhängig von neu hinzukommenden Patienten versorgt und der Neuankömmling Pech hat und evtl. nicht so versorgt werden kann, wie es möglich wäre, wenn ein echtes Intensivbett frei wäre.
    Ein gewisser Patiententourismus erscheint mir da gerechter. Das bedeutet allerdings, daß in Phasen des höheren Patientenaufkommens alle Patienten etwas schlechter behandelt werden, als sie behandelt werden würden, wenn gerade weniger Patienten versorgt werden müssten. Es sind dann ja alle Patienten in die Mangelwirtschaft einbezogen.
    Im "first come-first serve"-Prinzip bekommen alle Patienten, die die Kapazitäten nicht sprengen, eine perfekte Versorgung, während der erste Patient, der zuviel ist, die Mangelversorgung alleine zu spüren bekommt.
    Das ist eine Entscheidung von riesiger Tragweite, die weder eine Mutter eines kranken Kindes treffen kann/soll/darf, noch in jedem Einzelfall neu diskutiert werden sollte. Im Optimalfall gäbe es eine vorgegebene Herangehensweise anhand von Leitlinien, die unabhängig vom Behandlerteam immer zu den gleichen Entscheidungen führen.



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  2. #17
    Sandmännchen Avatar von Miss
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    Ups, schon FÄ
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    Das ist echt ein heikles Fachgebiet. Ich hab immer noch bei jeder Sectio Respekt und hoffe, daß mit den Würmern alles in Ordnung ist -dabei hab ich damit ja nur was am Rande zu tun.

    Nach kurzem Nachdenken hab ich auch meine etwas verständnislose Haltung gegenüber dieser Mutter revidiert, die kann das wirklich nicht entscheiden, für sie ist die Situation ja schon belastend und extrem genug, die ist so was ja überhaupt nicht gewöhnt -und dann spielen da noch negative Erfahrungen beim Tod des Vaters mit rein -kann man schon gut verstehen.

    Aber ist schon schwierig, wenn man die Entscheidung so trifft, daß die Mutter letztendlich zustimmen muß. Wäre bestimmt psychologisch geschickter gewesen, die eigene Entscheidung mit Bedauern mitzuteilen, aber recht entschlossen, so daß sie den Transport nur mit sehr viel Protest hätte verhindern können (da wäre bestimmt die Hemmschwelle höher gewesen)

    Naja, ist halt schwierig. Ich drück dem Kleinen jedenfalls auch fest die Daumen

    Bottle up your smile and pour it in a cup


    Das Leben ist schön.





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  3. #18
    Diamanten Mitglied
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    10.01.2009
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    Ich denke das sollte eine Entscheidung der Ärzte bleiben. Wenn das kranke Baby unter optimaler Versorgung wirklich reelle und bessere Chancen hat durchzukommen, dann muss dafür eins, das einen Transport mit Sicherheit gut wegsteckt, verlegt werden. Ist der Transport aber tatsächlich zu riskant, und das kranke Baby mehr tot als lebendig, muss man das natürlich gut abwägen, um letztlich nicht "umsonst" ein zusätzliches Risiko eingegangen zu sein.

    Wenn ich an meine Neo-Famulatur denke, muss ich gestehen dass ich kaum je was fragileres gesehen hab als diese 800g-Frühchen, und als Mutter eines solchen würd ich wohl auch alles dran setzen es zu schützen. Wenn auch unsere Pädiater damals meinten, die würden ganz schön was aushalten, und sie hätten auch aus furchtbar kranken Babies mit Hirnblutungen und sonstigem ziemlich gesunde Kinder ranwachsen sehen.

    Ich wünsch dem Würmchen jedenfalls alles erdenklich Gute!



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  4. #19
    Registrierter Benutzer Avatar von Fino
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    Paediatrie 3. WBJ
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    @Christoph A: wir haben uns schon den Kopf zerbrochen, wie wir eventuell eines der Babies innerhalb unseres KHs verlegen koennten. Aber leider waren sowohl die Kinderchirurgie als auch die paediatrische Intensiv voll. Die Kinderchirurgen hatten gerade einen Tag vorher eines unserer Babies uebernommen, um uns aus der Klemme zu helfen. Wir haben auch die Moeglichkeit ausgelotet, das stabilere Baby nach M. (eine 70 km entfernte Neo Intensiv) zu verlegen, aber auch die waren voll. Das Baby mit Mekoniumaspiration war zu instabil fuer einen Transport.

    Es ging also folgendermassen weiter:

    das Baby blieb im Hinterzimmer und verschlechterte sich. Sie benoetigte immer mehr Sauerstoff und war bald in 100% Sauerstoff mit schlechten Saettigungswerten. Da wurde NO angesetzt, was aber nicht half. Die Consultant ueberwies sie dann an unser Partner-KH fuer ECMO und daran haengt sie jetzt
    Nocent docent
    Eifriges Mitglied der "das versus dass Polizei"



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  5. #20
    Achtung ! Avatar von schwarzwald
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    Zitat Zitat von Fino Beitrag anzeigen
    .... fuer ECMO und daran haengt sie jetzt
    wir haben schon so oft solche Würmchen an die ECMO gehangen und bei den Zwergen geht es uns allen immer besonders nahe.
    Hoffentlich schaffst sie es.
    The brick walls are not there to keep us out. The brick walls are there to give us a chance to show how badly we want something. Because the brick walls are there to stop the people who don’t want it badly enough.
    Randy Pausch



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