NOTES muss man diffrenziert betrachten.

Manche Verfahren wie die transvaginale oder neuerdings auch transrektale Cholezystektomie (durch Anlegen einer künstlichen anterioren Rektozele, geht also nur bei Frauen) haben meines Erachtens eher den Stellenwert eines Werbegags. Die Risiken sind unklar, insbesondere die Langzeitrisiken, der Vorteil gegenüber der "normalen" laparoskopischen Cholezystektomie ist gelinde gesagt zweifelhaft, und die Op-Kosten sind auf jeden Fall deutlich höher (neben dem sehr teuren Spezial-Port für Instrumente benötigt man auch spezielle abwinkelbare Instrumente, die eine ganz schöne Stange Geld kosten). Zu solchen Verfahren gehört auch die ABBA-Op. Von absolutem Schmarrn wie der transduodenalen oder transgastralen Op-Technik will ich gar nicht erst anfangen.

Dann gibt es die SILS-Methoden (single incision laparoscopic surgery). Hier fehlen zwar Studien, die den Vergleich zur konventionellen und laparoskopischen Methode ziehen, aber die Ansätze sind durchaus interessant, vor allem in Bezug auf größere Eingriffe wie Sigmaresektionen. Zwar sind auch hier die Kosten deutlich höher, jedoch erscheint mir der Einsatz im Rahmen von Studien gerechtfertigt. Was die ebenfalls häufig propagierte SILS-Cholezystektomie betrifft, so zählt die Op m.E. eher zu den o.g. Werbegags.

Und dann gibt es NOTES-Eingriffe, die wirklich vernünftige Ansätze bieten. Dazu zählt m.E. die Thyreoidektomie durch den Mundboden. Was auf den ersten Blick ziemlich schräg anmutet, ist letztlich eine ganz schlaue Idee. Die ersten Ergebnisse sind auf jeden Fall recht interessant. Weitere Eingriffe sind endoskopische Abtragungen von Karzinomen in Frühstadien im Ösophagus, Magen und Kolon mittels Wasserstrahldissektor. Wenn die Indikation stimmt, sind es elegante, wirklich wenig invasive und sichere Methoden, die z.T. sehr große und mit hoher Morbidität und Mortalität behaftete Eingriffe wie Ösophagusresektionen zu vermeiden helfen.

Vieles ist Unfug oder reine Werbung, aber manche Dinge sind wirklich spannend. Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt.