Was hast du denn letzten Endes gemacht, beziehungsweise machst du momentan? Und wie bist du drauf gekommen, dass der Ort und das Fach die "richtigen" sind?
Ich erwarte auch keine Wunder; mir fiel nur im PJ ziemlich deutlich auf, wie sehr die Motivation davon abhängig, wie man mit den Kollegen zurechtkommt; da gab es innerhalb weniger Wochen krasse Unterschiede. In der Chirurgie war ich meist mindestens 12h da und mochte es dennoch; in der Inneren wäre ich am liebsten mittags schon heimgegangen und bin immer auf den letzten Drücker gekommen. Im Nachhinein fiel mir auf, dass die Chirurgen, größenteils Männer, deutlich lockerer und aufgeschlossener waren, und ich eigentlich die meisten im Team sehr gern mochte, das Feedback sehr gut war, während in der Inneren ein richtiger Zickenkrieg herrschte(zumindest an dem Haus), den ich am Ende fast nicht mehr ertragen konnte.
Das mag jetzt sehr pauschalisierend und klischeehaft klingen, aber zumindest an der Klinik hat es sich wirklich so extrem präsentiert, und vielleicht auch mein Bild etwas verfälscht.
Außerdem wurde mir klar, dass doch irgendwas fehlt, wenn so gar keine Forschung mehr läuft.
Außer in der Unfallchirurgie(teilweise selbst dort) hat man heute auch wohl in jedem Fach sehr viele frustrierende Verläufe, reine Palliativsituationen, aber letzten Endes ist es auch schon ein Erfolg, wenn jemand nur Zeit gewinnt; seien es nun 20 oder 2 Jahre. Ich habe in Besuchsdiensten auch einige kennengelernt, die an ihrer Krankheit gewachsen sind, und für die jeder zusätzliche Tag wertvoll war. Es kommt manchmal auch mehr auf das wie als auf das wie lang an.
Unfallchirurgie habe ich auch schon überlegt; hab dort Doktorarbeit gemacht, und mein Zweitgutachter meinte bei der Mündlichen, er könne mit seinen Beziehungen mir gern die Stelle vermitteln, die ich haben wolle. Das ließ mich eine Weile zögern, aber irgendwie hab ich kein gutes Gefühl dabei, es "zieht" mich einfach nicht dauerhaft dort hin.
Dass mit dem Facharzt alles besser ist glaube ich auch nicht; selbst die müssen auffallend viel ihrem Oberarzt gehorchen, der Oberarzt dem Chef und der Chef der Verwaltung. So wirklich entscheidungsfrei schien mir zumindest bisher noch niemand. Mit der Zeit relativiert sich das meiste. Auch ist zu schnell zu viel Verantwortung auch nicht ausschließlich nur positiv.
Wenn man etwas gern machen würde und sich ehrlich dafür interessiert, kann man es ja mal probieren; schon allein, weil man sich sonst wohl sein Leben lang geärgert hätte.