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1. In welcher Weiterbildungsrichtung bist du tätig und in welchem Jahr deiner Weiterbildung befindest du dich?
- 5. WBJ Neurologie - kurz vor FA Prüfung
2. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus: wann startest du, wie lange arbeitest du und mit welchen Dingen bist du regelmäßig beschäftigt?
- 7:30Uhr Kaffeepause + UpDate Schwestern Gossip, 8Uhr regulärer Arbeitsbeginn, 12-13Uhr im idealen Fall Mittagspause - klappt in der Regel in 70% der Fälle, 13-14Uhr Radio-Demo, 16:30Uhr wäre regulärer Dienstschluss aber in der Regel gehe ich erst um 17:30 und selten früher. Vormittags wird Visite gemacht, danach so Sekretär-Krams wie Termine für Untersuchungen terminieren, Nachmittags werden die Neuaufnahmen gesichtet. Und so zwischendurch was mich regelmäßig beschäfigt: Milch für Kaffee suchen, Schwestern suchen um Arbeit zu delegieren, Sekretärin und Schwestern suchen damit Anordnung wirklich bzw. richtig umgesetzt werden, mit anderen Berufsgruppen diskutieren über meine ärztliche Entscheidungen, achja und Briefe natürlich und Angehörigengespräche.
4. Wo liegen bei den unter Frage 2 behandelten Themen die Arbeitsschwerpunkte bei deinen Tätigkeiten?
- Visite, Briefe, Optimierung der Arbeitsabläufe (Ausführungen von Anordnung, Durchführung von angemeldete Untersuchungen), Angehörigengespräche
5. Was war das absolute Highlight deiner bisherigen Berufslaufbahn, da das du dich auch heute noch gerne und lebhaft erinnerst?
- Ich habe zu viele Highlight an die ich mich gerne und lebhaft erinnere.
6. Welche Erfahrungen und Tipps im Umgang mit dem Pflegepersonal kannst du weiter geben?
- Nett sein und respektvoll, aber auch bestimmt. Ich höre mir ihre Meinung gerne an, am liebsten wenn sie mir dabei Kaffee gemacht haben (ich bringe aber regelmäßig Kuchen und Brötchen mit), aber letztlich treffe ich Entscheidungen bzw. die Ärzte machen die Anordnung und diese sind auch durchzuführen. Ist natürlich immer sinnvoll von den Schwestern die "Realität" mal anzuhören Bspw. dass die Nachts keinen Beobachtungsbögen tatsächlich durchführen können bei 1x Nachtschwester und 40Patienten oder den Liquor rechtzeitig sofort ins Labor zubringen.
7. Wie geht man aus deiner Erfahrung geschickt mit den ärztlichen Kollegen aus dem Kreise der Assistenzärzte um? Welche Probleme können hier auftauchen?
- Kann ich nicht beantworten, ich behandele meine Kollegen wie ich andere Menschen auch behandele: man guck welche nur mit einen arbeiten wollen (un vice versa) und mit welche man auch mal was privates mit einen machen wollen.
8. Chef- und Oberärzte als Vorgesetzte lassen sich leider nicht umgehen. Wie sind hier deine Erfahrungen im täglichen Umgang im positiven wie auch im negativen Sinne?
- Weisheiten der Obrigkeiten immer mal für sich selbst kritisch hinterfragen, oft machen diese Fehler, schließlich kennen sie den Pat. in der Regel nicht so gut wie der Stationsarzt. Sonst wie beim Umgang mit allen Menschen, für's eigene Wohlbefinden ist es sehr sinnvoll "rechts rein, links raus" zu perfektionieren.
9. Wie spielt sich konkret die Weiterbildung ab: arbeitest du einfach nur oder gibt es Unterricht durch Ober- und Chefärzte, um den Anforderungen der Weiterbildungsordnung gerecht zu werden? Führst du ein Nachweisheft zur Weiterbildung? Fühlst du dich gut betreut?
- Unterricht wird durch OA/OÄ angeboten, sind auch sehr gut in meinem Haus. Aber aufgrund personelle Unterbesetzung ist es sehr schwer die Angebote auch zunehmen, weil diese gehen nun mal auch auf die Arbeitszeit. Mittlerweile fühle ich mich gut betreut, aber jetzt wo ich beim lernen für den FA bin, fällt mir auf, dass ich doch alles wesentliche mitnehmen konnte.
10. Was sind aus deiner Sicht die Vorteile deines Fachgebietes im Vergleich zu anderen Fachrichtungen? Und andersherum: wo liegen die Nachteile des Gebietes, die man in Kauf nehmen muss?
- Kleines Fach, kurze Weiterbildungsdauer, super interessant (sagt wahrscheinlich jeder über sein Fach). Nachteil EINDEUTIG Psychiatrie-Jahr, ich bin noch nie so gefoltert worden durch redundante Teamsitzung, Konferenz, Treff, wo NICHTS bei rumkommt. Außerdem ist es so als Arzt in der Psychiatrie, sobald man das dortige Namensschild trägt, hat man offentlich alle ärztliche Kompetenzen abgegeben. Wenn man den NA ruft wegen Stroke in Zeitfenster dann fährt dieser den anstatt zu ein Haus mit Neuro in ein Haus nur mit Internisten und Chirurgen. Rufe ich den NA wegen einen epileptischen Anfall bei bekannten Hirntumor, sagt er mir, dass der Patient doch nur von den Psychopharmaka so verhangen ist und er keinen Hinweis auf einen Anfall sieht (klar natürlich nachdem ich Diazepam gespritzt habe, ist er sicherlich....)
11. Wie beurteilst du die Chancen im Hinblick auf deine weitere Karriere nach der Facharztprüfung? Möchtest du eine Kliniklaufbahn anstreben oder dich niederlassen bzw. was hast du vor und wie sieht es dabei speziell für dein Fachgebiet aus?
- Ich glaube nicht, dass ich keine Arbeit finde. Alles andere weiß ich nicht, weil ich für viele Option offen bin. Neurointensiv finde ich sehr interessant aber Gutachten-Erstellung ist auch sehr schön.
12. Stress, Überstunden und lange bzw. häufige Dienste gehören leider immer noch zum Berufsalltag. Fühlst du dich häufig gestresst, machst du viele Überstunden oder schiebst häufig Dienste oder geht es bei dir eher locker zu? Wie gehst du persönlich mit Stress und derartigen Belastungen um?
- Ich war in meinem Psychiatrie-Jahr mehr gestresst als je, obwohl es so gesehen weniger arbeitsintensiv war. Überstunden in Maß stören mich nicht, man halt sich so daran gewöhnt jeden Tag 30-90min länger zu bleiben. Ich gehöre zu den wenigen Menschen die gerne Bereitschaftdienste machen. Ich finde, dass ich am meisten aus den Nächten gelernt habe, wo ich gezwungen war selber nachzudenken, bevor ich den HG anrufen und nachts kommen auch die verrücktestens Stories rein. Natürlich sind Dienste sehr anstrengend, und ich habe auch schon nicht wenige Dienste gehabt, wo ich im Auto auf der Heimfahrt geheult habe, weil ich denke, ich setze gleich den Wagen gegen ein Baum, weil ich wirklich über 24 nicht geschlafen und kaum Pause gehabt habe. Aber wenn ich dann ausgeschlafen bin wieder, und in der nächsten Dienstplanbesprechung ist das nicht mehr so präsent. Sehr stressig war es nur in der Schwangerschaft, das war wirklich sehr unangenehm. Ich habe mich da oft gefragt, ob Mutterschutzgesetze wirklich mich und mein Kind schützen soll oder mich einfach nur aus dem Job rausmobben soll. Zur Frage wie ich mit Stress umgehe: wenn es einfach nur viele Überstunden/ wenig Schlaf/ etc. dann ist es leicht abends durch Hobbies/ Schlaf/ Kaffee auszugleich. Und sonst was immer hilft: Urlaub + Fortbildungen + Familie + Freunde.
13. Auch die Familie darf nicht zu kurz kommen: findest du als Vater oder Mutter Betreuungsangebote für eigenen Nachwuchs oder sonstige Unterstützung für ärztliche Eltern im Berufsleben? Wenn ja, welche? Falls es keine gibt: was konkret könnte dir helfen?
- Wir haben bei uns vertauschte konservative Rollenverteilung (Hausmann + Alleinverdienerin). Ich kann mich daher nicht beklagen, für unsere Verhältnisse sind die Dinge optimal und passend.
14. Was möchtest du angehenden Assistenzärzten oder ärztlichen Kollegen als deine zwei wichtigsten Tipps mit auf den Weg geben?
- 1. Alles was du als Stationsarzt nicht zwingend selber machen muss, mach es nicht und lass andere es für dich machen. 2. Jeder Dienst geht auch wieder vorbei.
15. Heute nochmals vor deine Berufswahl gestellt: würdest du noch einmal den Beruf des Arztes wählen?
- Ja, aber bei dem NC heute ... hätt' ich ja warten müssen bis ich 30 bin.
True friends stab you in the front.