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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #71
    verfressen & bergsüchtig Avatar von Evil
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    Zitat Zitat von pillchen Beitrag anzeigen
    Das Außenverhältnis RD / KH hat @Brutus hier ganz gut beschrieben...
    Von der Retter-Seite, ja. Ich habe es oft genug erlebt, wenn ich ohne rote Jacke einen Patienten auf dem RTW begleitet habe und die Leute auf dem Retter mich nicht als Notarzt kannten, war die erste Begrüßung meist "Faß hier bloß nix an, Du Klinik-Theoretiker, Du kannst Dir doch ohne Hilfe nicht mal die eigene Unterhose anziehen".
    Wer ist der Wald und wer der Rufer?

    Ich werde weiterhin zu jeder Übergabe mir meine eigenen Gedanken machen und Diagnosen/Prozedere überprüfen, aber nicht weil ich das Gegenüber für einen Trottel halte, sondern weil das meine Verantwortung dem Patienten gegenüber ist. Und das kommuniziere ich auch so.
    Weil er da ist!
    George Mallory auf die Frage, warum er den Everest besteigen will



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  2. #72
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    Zitat Zitat von Feuerblick Beitrag anzeigen
    Und auch zwischen Niedergelassenen und Klinikärzten aller Disziplinen...
    Stimmt absolut. Ich finde es immer wieder ermüdend zu sehen wie unklar den meisten Menschen die Tatsache der selektiven Wahrnehmung ist.
    An die eigenen Heldengeschichten erinnert man sich halt gerne, nicht wahr, erst recht wenn man nebenbei noch andere Kollegen der Unfähigkeit bezichtigen kann und somit die eigene Sonne noch mehr Leuchtkraft bekommt. Leider vergessen wir häufig verdächtig schnell unsere eigenen Fehlleistungenen, bzw. urteilen vorschnell über andere ohne selber die geringste Ahnung zu haben unter welchen Bedingungen etwas (manchmal auch nur vermeintlich) fehlerhaftes zustande gekommen ist. Kritisch wird es dann bei den professionell arroganten Kollegen, welche nach längerer Übung in selektiver Wahrnehmung wirklich der Meinung sind im Besitz der unumstösslichen medizinischen Weisheit zu sein. Manche dieser Kollegen sind schlicht selber nicht mehr kurierbar, es fällt ihnen trotzdem leicht den selben Fehler an anderen Kollegen zu erkennen, wenn diese ihre eigene Leistung zu gering gewürdigt haben.
    Geändert von Peter_1 (02.07.2011 um 15:34 Uhr)



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  3. #73
    ehem-user-02-08-2021-1033
    Guest
    Zitat Zitat von Evil Beitrag anzeigen
    Von der Retter-Seite, ja. Ich habe es oft genug erlebt, wenn ich ohne rote Jacke einen Patienten auf dem RTW begleitet habe und die Leute auf dem Retter mich nicht als Notarzt kannten, war die erste Begrüßung meist "Faß hier bloß nix an, Du Klinik-Theoretiker, Du kannst Dir doch ohne Hilfe nicht mal die eigene Unterhose anziehen".
    Wer ist der Wald und wer der Rufer?
    Dieses Problem wird gezüchtet... Man hört manchmal sogar bereits in den Rettungsdienstschulen die Geschichten vom unfähigen Hausarzt...
    Die Krönung der fachlichen Schöpfung ist und bleibt aber der hauptamtliche RA, denn nur er ist der wirkliche notfallmedizinische Experte. Alle anderen haben schlicht keine Ahnung und auch keine Erfahrung.
    (ACHTUNG: IRONIE!!!)

    Zitat Zitat von Evil Beitrag anzeigen
    Fall 2: ich wurde als Notarzt zu einer ca 50jährigen Patientin in deren Betrieb gerufen, wo sie sich vor Schmerzen auf dem Boden wand.
    Anamnestisch waren Nierenkoliken bekannt, es bestand ein eindeutiger Bauch-/Flankenschmerz in den Rücken ausstrahlend, dabei war die Patientin grenzwertig vom Druck her.
    Also erstmal Analgesie, angesichts des grenzwertigen Kreislaufes und der doch sehr starken Schmerzen mit vorsichtiger Gabe von Dipi (fraktioniert 3,75mg), was die Schmerzen verbesserte und den Kreislauf nur ein wenig beeinträchtigte (RR 80/50). Unter Volumengabe dann die nächste Klinik angesteuert und die Patientin mit V.a. Nierenkolik übergeben.
    Die aufnehmende Kollegin rief mich am nächsten Tag an, weil sich nach genauer Anamneseerhebung, Untersuchung und Laborwerten als anaphylaktische Reaktion herausstellte: die Patientin hatte frühmorgens etwas Rückenschmerzen verspürt und daraufhin (erstmalig in ihrem Leben!) Ibuprofen eingenommen, worauf es ihr dann aber erst richtig schlecht ging. Die Anaphylaxie äußerte sich einzig als Bauchschmerzen mit Hypotonie, was mich "draußen" in die Irre geführt hatte, die aufnehmende (sorgfältige!) Kollegin aber nicht.
    Mal ne blöde Frage zu dem Fall:
    Die Patientin hatte doch die massiven Schmerzen?
    Ich frage deswegen so blöd, weil die Diagnose einer Anaphylaxie auch nicht wirklich schlüssig ist. Nach Ring/Messmer ist man mit der Hypotonie im Stadium II bis sogar III. Das ganze dann aber im konkreten Fall ohne Urtikaria und respiartorischen Symptome...hmm...
    In der Auffindesituation dominierte bei der Patientin aber primär der massive Schmerz... In Kombination mit dem Flankenschmerz könnte man doch auch an einen "erfolgreichen" Abgang eines Nierensteins denken. Kann sich die Hypotonie nicht auch durch eine vagale Schmerzreaktion, welche es auch selten geben kann, erklären lassen?

    Anders gefragt:
    Worauf stützte sich denn die Diagnose der Anaphylaxie?

    Mein Einwand ist nicht böse gemeint. Nur kann ich mich einfach nicht mit der Diagnose anfreunden.



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  4. #74
    Diamanten Mitglied Avatar von WackenDoc
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    So Leute, letztendlich geht es doch drum, dass wir alle ein Teil der Rettungskette sind. Da kommt es auf jedes Glied und auch auf die Verbindung der Glieder an.

    Ich war ja auch schon an allen 3 Seiten beteiligt: Klinik, hausärztlich tätig und ab und zu auch mal Rettungsdienst.
    Ja, ich hab auch schon mal mit dem Kopf geschüttelt, als ich in der Klinik stand und mich über die Einweisung eines Hausarztes gewundert hab, auch schon darüber, wie der Patient mit dem Rettungsdienst gebracht wurde und auch mit was für einem merkwürdigem Ergebnis Patienten aus dem Krankenhaus kamen.
    Und ich bin mir sicher, dass sich Kollegen auch schon über von mir gelieferte Patienten gewundert haben-unabhängig davon, wo an den 3 Stellen ich saß.

    Aber bis auf ganz wenige Ausnahmen, hat sich der Gegenüber bei seinem Handeln schon was gedacht. Und meistens klappt das auch ganz gut.

    Ich find den Austausch von Gschichten unter Kollegen auch ganz nett. Ist ja auch ok, mal über die anderen zu lästern. Das gehört doch irgendwie dazu. Aber zu ernst sollte man das auch nicht nehmen.

    Klar, erinnert man sich nicht an die 99 Fälle, wo alles gut geklappt hat, sondern an den einen Fall wo es zu Reibereien gekommen ist.

    Denkt einfach dran, dass der Gegenüber andere Erfahrungen als ihr selber gemacht hat.
    Wer weiss, vieleicht hat der Kollege bei der Geschichte mit dem BAA schon mal nen Patienten aufgeschnitten, wo dann doch was anderes war. Oder hat genau das in ner Fallbesprechung präsentiert bekommen.

    Ich hab hier ja schon mal die Story zum besten gegeben, wo ich als normaler Arzt bei nem VU super mit dem Rettungsdienst zusammenarbeiten durfte und letztendlich die Aufgabe des Notarztes übernommen hab (in diesem Fall Gabe von Ketanest und Dormicum und Begleitung der Patientin in´s Krankenhaus). Hätte aber auch sein können, dass die nen Notarzt nachfordern und mich außer Ersthelfermaßnahmen nix machen lassen, weil sie entweder ein Verbot dazu haben oder einfach schon mal schlechte Erfahrungen in so einem Fall gemacht hatten.
    This above all: to thine own self be true,
    And it must follow, as the night the day,
    Thou canst not then be false to any man.
    Hamlet, Act I, Scene 3



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  5. #75
    verfressen & bergsüchtig Avatar von Evil
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    Zitat Zitat von Elite RDH Beitrag anzeigen
    Mal ne blöde Frage zu dem Fall:
    Die Patientin hatte doch die massiven Schmerzen?
    Ich frage deswegen so blöd, weil die Diagnose einer Anaphylaxie auch nicht wirklich schlüssig ist. Nach Ring/Messmer ist man mit der Hypotonie im Stadium II bis sogar III. Das ganze dann aber im konkreten Fall ohne Urtikaria und respiartorischen Symptome...hmm...
    In der Auffindesituation dominierte bei der Patientin aber primär der massive Schmerz... In Kombination mit dem Flankenschmerz könnte man doch auch an einen "erfolgreichen" Abgang eines Nierensteins denken. Kann sich die Hypotonie nicht auch durch eine vagale Schmerzreaktion, welche es auch selten geben kann, erklären lassen?

    Anders gefragt:
    Worauf stützte sich denn die Diagnose der Anaphylaxie?
    Letztlich darauf, daß auch unter Opiaten und Spasmolytika keine Beschwerdebesserung eintrat, wohl aber nach Gabe von 250mg Prednisolon, nachdem die Aufnahmeärztin einen Geistesblitz hatte. Zudem war der Urin komplett unauffällig, weder Blut noch Leukos noch auffällige Sedimente.

    Es passiert halt doch immer wieder, daß sich Krankheitsbilder völlig untypisch darstellen, eben deswegen bin ich ja immer ein bissl skeptisch.
    Aber auch mir selbst gegenüber, denn wenn ich mir ein eigenes Bild mache, bin ich nicht so blöd, vorläufige Arbeitsdiagnosen der Vorbehandelnden einfach abzutun. Und auch DAS kommuniziere ich.
    Weil er da ist!
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