Du meinst nur, dass es sich schön liest?
Du meinst nur, dass es sich schön liest?
Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!
„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)
Wie in allen Lebensbereichen nimmt auch beim Wein mit steigender Eindringtiefe in die Materie das Maß an Vorwissen zu, das nötig ist, um einem Text 100%ig folgen zu können... der Rookie kämpft mit Begriffen wie "Rosé" oder "trocken", im nächsten Level gilt es zu verstehen, was mit "extra dry", "Tannin" oder "korkig" gemeint sein könnte, dann lauern Verständnisklippen wie "Trichloranisol", "Barrique", "Claret" und "orange wine", weiter geht's mit "Agraffe", "Saignée", "Mäuselton" und "lindkrank" und ein Ende ist nicht in Sicht...Zitat von Feuerblick
Und vor allem bedrängt den Blanchet/J.P. Chenet/Cimarosa-Trinker (no offence!) die Frage, wie zum Teufel ein Wein nach nasser Wolle, Bleistiftgeschabsel, roter Bete oder Austernschalen schmecken soll (zumal dem Uneingweihten auch etwas nebulös bleibt, WIE Austernschalen überhaupt schmecken, hat man ja nicht so zum täglichen Frühstück)?
Nun, es ist letzten Endes einfach eine Frage des Interesses & ggf. in einer frühen Orientierungsphase auch der Frustrationstoleranz. Allerdings sollte sich niemand von fehlender "Weinbildung" vom Einkauf in einem Weinladen oder gar dem Genuss eines schönen Gläschens abschrecken lassen.
Und wie weit man nun über den einfachen Hedonismus hinausgehen will, ist nun wirklich eine sehr persönliche Entscheidung, aber ich denke eine eingehendere Vertiefung in die unüberschaubare Welt des Weins ist immer auch eine praktische Übung in Toleranz und Demut und damit der Persönlichkeitsentwicklung sehr förderlich, denn auch die geschulteste Weinnase wird immer noch in einer schwachen Stunde bei einer Blindverkostung ein schreckliches Debakel erleben und einfach mal total danebenliegen... es gibt auf diesem Gebiet unabzählbar viel zu tun... so viele Weine, so wenig Zeit...
Zum Wohl!
(& Dankeschönvielmals an Muriel für die Komplimente - motiviert doch direkt zur nächsten Verkostung )
Hehe, einen guten Teil der von dir herumgeworfenen Begriffe hab ich sogar verstanden, tue mir aber zugegebenermaßen spätestens mit "nasser Schafswolle" oder Bleistiftgeschabsel ein wenig schwer. Ich gehöre eindeutig zu den Menschen, die erlesene Weine jenseits der Blanchet-Fraktion zu schätzen wissen, aber dem Gefasel, das Weinkenner (no offence!) bei Weinverkostungen so von sich geben, kann ich in der Regel nicht folgen. Für mich schmeckt Wein halt nach Wein und ist trocken, halbtrocken, lieblich... und so... Für alles weitere bin ich einfach zu pragmatisch.
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„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)
Größtenteils ein valider Standpunkt, mit der Einschränkung, dass Du Pragmatismus mit Uninformiertheit verwechselst. Mit dem Attribut "weinig" plus Angabe des Süßegrads wird es doch etwas schwierig, Weine differenziert zu beschreiben...
Wie man jetzt allerdings einen Wein differenziert beschreibt, ist durchaus - Kalaueralarm - Geschmacksache... es gibt den Analogie-Ansatz (in der Nase überreife Melone und schon etwas matschige Birne, auch Banane und ein Hauch Balsamicoessig), den technischen Ansatz (Bouquet mit Ester-Noten, inklusive einer Amylacetat-Note und deutlich wahrnehmbare flüchtige Säure) und die metaphorische Herangehensweise (eine ganz schön brachiale Wuchtbrumme - passt gut zu einer altmodisch inszenierten Wagneroper).
Nicht jeder Weg führt für jeden Gesprächspartner und jeden Wein zum Ziel - aber es lohnt den Versuch.