Zitat von
davo
Das Problem in der Klinik ist, oder war es zumindest bei uns, dass sinnvolles Lernen nicht belohnt, meist sogar bestraft wurde.
Wer zweimal alle Altklausuren gekreuzt hat, hat meist sehr gute Chancen auf ein Sehr gut gehabt, wer hingegen ein Buch genommen hat und normal gelernt hat musste in vielen Klausuren ums Bestehen bangen (oder hätte es müssen). Das haben die Studenten natürlich sehr schnell gelernt, und alles war auf Altklausuren basiert.
Dazu kam, dass wir bis zu 12, 13 Klausuren pro Semester hatten, und es rein zeitlich, selbst bei maximalem Arbeitseinsatz, de facto unmöglich gewesen wäre, für alle Klausuren sinnvoll zu lernen.
Die Klinik ist also eine etwas seltsame Welt, und man kann/muss sich schon oft fragen, inwieweit diese Art der Studienorganisation, des "Lernens" und der Leistungskontrolle sinnvoll ist.
In Chirurgie hab ich ein sehr gutes Buch verwendet, das ich von einem Verwandten geschenkt bekommen hab (hat für die Klausur absolut nix gebracht, aber war natürlich trotzdem glaube/hoffe ich mittelfristig sinnvoll), in Innere hab ich mir die wichtigsten Sachen auf Amboss durchgelesen, in Pharma hab ich mir ein 200-seitiges Skript erstellt und dann mit dem gelernt (mein Sehr gut war allerdings rein ein Resultat des Altklausuren Kreuzens - obwohl ich schon behaupten würde, dass mir das Lernen dann z.B. auch im Hammerexamen was gebracht hat), in den "frühklinischen" Fächern (wie z.B. Patho, Mibi, KliChe oder Humangenetik) hab ich großteils mit den (sehr guten) Vorlesungsunterlagen gelernt, in Psychiatrie musste ich eigentlich nichts lernen da mir die Antworten auf die Klausurfragen eigentlich fast alle aus meiner Famulatur klar waren, aber in der großen Mehrheit der klinischen Fächer hab ich mich einfach auf Altklausuren konzentriert und hin und wieder mal ein paar Sachen (die entweder für das Fach oder die Klausuren besonders wichtig waren, oder mich irgendwie fasziniert haben) nachgelesen.
Du wirst also wahrscheinlich sehen, dass die Klinik eine ganz andere Welt als die Vorklinik ist, dass es sehr schwer ist wirklich nachhaltig zu lernen, und dass es sehr stark von einem selbst abhängt, ob man was lernen will oder ob man mit Minimalaufwand (und wohlgemerkt trotzdem guten Noten!) durchkommen will.