Was haltet ihr davon, hier kurz Informationen aus Fortbildungen zu sammeln. Gerade was Themen angeht, die man evtl. nicht so aufm Schirm hat.
Sind ja nicht immer Punkte, für die sich ein eigener Thread lohnt.
Also ich war auf der CMC-Conference in Ulm (Combat Medical Care).
U.a. war ich auf der Fortbildung der Polizei-Sanis:
-Rhythmusstörungen nach Taser-Einsatz: Taser-Einsätze können Rhythmusstörungen bis Kammerflimmern verursachen- also bei jedem möglichen Taser-Einsatz Reanimationsbereitschaft.
Aber: Es ist ein seltenes Ereignis was vor allem Menschen mit kardialer Vorschädigung betrifft.
EKG nach jede Taser-Einsatz ist obligat. Die Entscheidung zur Überwachung im Krankenhaus kann so getroffen werden wie in den ERC-Guidelines zum Thema Stromunfälle vorgesehen. Gab dazu auch nen Artikel von Ende letzten Jahres im Ärzteblatt. Im Gegensatz zu andern Stromunfällen machen Taser aber keine thermischen Schäden-also auch keine thermische Schädigung der Herzmuskelzellen.
Überwacht werden sollten Patienten mit kardialen Vorerkrankungen, Schrittmacherpatienten, Schwangere und Patienten mit entsprechenden Beschwerden.
- Excited Delirium: Grundlage ist wahrscheinlich eine Störung des Hirnstoffwechsels oft induziert durch den Konsum von Drogen, Psychopharmaka und Alkohol. Die Patienten sind nicht richtig ansprechbar, motorisch ausgesprochen unruhig, schwitzen oft durch Überwärmung durch die Muskelarbeit, ziehen sich aus. Weitere Folgen sind weitere Überhitzung und Azidose.
Problem ist eine enorme Kraftentwicklung, was die Überwältigung z.B. durch die Polizei erschwert, was das Problem der vermehrten Muskelarbeit und damit Überhitzung verschlimmert.
Therapie ist präklinisch die schnelle Überwältigung (Taser-Einsatz empfohlen), schnelle Sedierung, ggf. Pufferung und dann intensivmedizinische Überwachung und Therapie.
Das Krankheitsbild hat eine hohe Mortalität. Ab einem gewissen Punkt ist der Tod auch nahezu unausweichlich und die Problematik irreversibel.
- Weiteres Thema war die Verbesserung der Zusammenarbeit von Polizei und Rettungsdienst- vor allem was Einsätze von Spezialkräften angeht. Wichtig ist dabei die Verbesserung der Kommunikation zwischen Rettungsdienst und den Medics der Polizei. Einfacher ist es bei Ärzten und RAs, die (ehemalige) Soldaten sind, weil wir ein taktisches Grundverständnis haben (hat der von der Polizei im Vortrag so gesagt, da bin ich aber der gleichen Meinung) Bin schon am Überlegen, ob sich mal eine gemeinsame Fortbildung in dem Bereich wo ich fahre lohnt.
- Was für euch auch interessant sein könnte (da hab ich aber schonmal nen längeren Beitrag zu geschrieben): Wir haben beim Bund Ersthelfer mit speziellen Kenntnissen und Fähigkeiten. Die sind auch an bestimmten Alogirthmen ausgebildet- Stichwort TVV bzw. TCCC (taktische Verwundetenversorgung). Nutzt dessen Fähigkeiten wenn ihr an einer Einsatzstelle auf so jemanden trefft und wundert euch nicht, wenn der Patient nen Tourniquet oder unbekannte Verbände am Körper hat.
Die Jungs sind hochmotiviert, können ein gutes Initial Assesment, kennen das C-ABC-Schema, können auch Viggos legen. Für internistische Notfälle sind sie allerdings nicht ausgebildet.
Dann war ich im Rahmen des Kongresses noch auf einer praktischen Ausbildung der TREMA und hab daraus folgende Erkenntnisse gewonnen:
- Algorithmenbasiertes Arbeiten erleichtert die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Organisatoren. Ich war in einem Team mit einem Polizeiarzt, zwei Rettungsassistenten aus zwei verschiedenen Feuerwehren und eben ich als Sanitätsoffizier. Die Zusammenarbeit lief sehr gut obwohl wir uns vorher nicht kannten und insgesamt nur 5 Stationen hatten.
In diesem Fall waren es natürlich traumatologische Fragestellungen und da der Schwerpunkt C-ABC-Schema.
Also Kollegen- ab auf ACLS und PHTLS. Nicht dass es wieder heisst: "Die Rea lief gut bis der Doc kam und alles durcheinander gebracht hat"
- MASCAL: Gerade für die Kollegen, die sich damit schwer tun und das noch nie real machen mussten (beide Fälle treffen auf mich zu) fand ich folgendes Vorgehen sinnvoll:
Wir haben von der Trema ne Karte bekommen- auf der Forderseite das mSTART und auf der Rückseite eine Strichliste für die Anzahl der Patienten pro Kategorie. Wir haben 2 2-Mann-Teams gebildet für die Sichtung- mein "Buddy" hat bei jedem Patienten das mSTART von mir abgefragt und mit maximal assistiert, aber keine Patienten selber untersucht. Für das Abfragen sind keine tiefergehenden Kenntnisse gefragt. Hauptsache, derjenige hat seinen Doc im Griff und sorgt dafür, dass der Doc wirklich DAS macht, was abgefragt wird.
Rucksack haben wir ganz am Anfang abgworfen und nur Tourniquets, Druckverbände und Wendel/Güdeltuben mitgenommen.
- ansonsten gab es noch sehr interessante Vorträge über die Vorteile von Warmblutspenden im Einsatz. Kann ich noch genaueres zu erzählen, wenn jemand Interesse dran hat.
Edit:
Ganz wichtig: Kein Larynxtubus (oder vergleichbar) bei Blast-Injury. War zum Glück nur der ÜbPatient, den ich umgebracht hab.