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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    05.02.2014
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    Hallo miteinander.
    Neben meinen RD-Schichten arbeite ich zusätzlich noch in unserer ZNA.
    Wir sind ein Maximalversorger mit ca. 800 Betten.
    Gestern früh, in meiner Schicht dort hatten wir eine junge Patientin (18), die anamnestisch seit ihrem 3. Lebensjahr einen Defi trägt aufgrund einer hypertrophen Kardiomyopathie.
    Sie gab an, seit ca. 2 Wochen durchgehend Fieber, Kopfschmerzen Schüttelfrost und Nachtschwitzen zu haben, in den letzten Tagen kam dann immer wieder Atemnot unter geringster Belastung dazu.
    Außerdem sei sie sehr schwach und fühle sich sehr krank.
    Unser diensthabender Internist hatte eine Defi-Infektion mit Sepsis im Verdacht.
    Bei der körperlichen Untersuchung der Patientin fiel ihre blasse Hautfarbe auf sowie eine Tachypnoe von etwa 22/min.
    RR lag bei 100/55, Ruhepuls bei 120/min mit T-Negativierungen und deszendieren ST-Strecken, SpO2 bei 97%, Temperatur bei Aufnahme (im Ohr) lag bei 39,5°C.
    Pathologische Herzgeräusche waren keine zu auskultieren.
    Das Blutbild sah folgendermaßen aus:
    Hb bei 7,5 g/dl, CRP bei 238 mg/l, PCT bei 5,62 ng/ml , Leukozyten bei 12,6.
    Die Patientin wurde stationär auf unsere herzchirurgische Station aufgenommen.
    Danach habe ich nur noch gehört, dass die Patientin heute ein UKG + TEE erhielt, welche endokarditische Läsionen im Bereich des Septums mit Vegetationen an den Defi-Elektroden.
    Einer Explantation des Defis sei dringend indiziert gewesen, und soweit ich weiß, wird sie wohl noch heute Abend operiert, weil sie sehr schläfrig ist und das Fieber nicht sinkt.
    Immerhin ist es noch gerade so glimpflich ausgegangen.

    Meine Frage ist nun, was wäre wenn sie die OP abgelehnt hätte, z.B. aufgrund von Angst oder Angst vor neuen Rückfällen ohne Defi? Die infizierten Sonden waren nämlich der Entzündungsherd der Sepsis, von welchen aus kontinurlich Streptokokken in den Blutkreislauf gelangen.

    Wie wären die Mediziner dann wohl weiter vorgegangen?
    Würde es in diesem Fall denkbar, dass wenn die Patientin die OP strikt abgelehnt hätte, dass die Sepsis für sie tödlich enden würde sodass die Ärzte zwangsoperieren dürften?
    Das interessiert mich sehr, und ich würde gerne eure Meinung dazu wissen.



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  2. #2
    the day after
    Mitglied seit
    04.05.2003
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    9.503
    Nein, wenn sich die Patientin des Risikos bewusst ist, dass sie daran sterben wird und sich trotzdem gegen eine OP entscheidet, darf nicht operiert werden. Natürlich muss intensiv aufgeklärt werden - aber der Patient entscheidet, und die Entscheidung muss der Operateur nicht unbedingt verstehen, gutheißen oder ähnliches, aber akzeptieren muss er eine Nicht-Einwilligung trotzdem.



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  3. #3
    Diamanten Mitglied Avatar von Shizr
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    Münster
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    Zitat Zitat von Blaulichtgurke Beitrag anzeigen
    Würde es in diesem Fall denkbar, dass wenn die Patientin die OP strikt abgelehnt hätte, dass die Sepsis für sie tödlich enden würde sodass die Ärzte zwangsoperieren dürften?
    Nein. Juristisch ist das vollkommen eindeutig. Keine Behandlung gegen den ausdrücklich erklärten Willen des Patienten.


    Vergleiche Bluttransfusionen bei Zeugen Jehovas. Gleicher Hintergrund, gleiches Prozedere, gleich eindeutige Rechtslage.

    Wenn der Patient im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und in Kenntnis des Risikos, ohne Behandlung möglicherweise zu versterben, die Behandlung ablehnt, dann ist das hinzunehmen.



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  4. #4
    Back on Stage Avatar von Rico
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    Zitat Zitat von Blaulichtgurke Beitrag anzeigen
    Meine Frage ist nun, was wäre wenn sie die OP abgelehnt hätte, z.B. aufgrund von Angst oder Angst vor neuen Rückfällen ohne Defi?
    Zum rechtlichen ist ja schon alles gesagt, deshalb noch ein Halbsatz zum medizinischen:
    Jemand Defipflichtiges lässt man natürlich nicht ohne Defi nur weil man ihn ausbauen muss und (z.B. wegen der Florinen Infektion) nicht gleich einen neuen reinmachen kann. Das kann ganz banal sein, dass derjenige dann erstmal am Monitor bleibt (ist bei ner Sepsis ja eh sinnvoll) und bei Bedarf nach alter Väter Sitte von extern mit einem normalen Defi bearbeitet wird.
    Oder - falls man eine längere Zeit überbrücken muss - man verpasst dem Patienten einen tragbaren externen Defi wie die LifeVest.
    Definition of clinical experience:
    Making the same mistake with increasing confidence over an impressive number of years.



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  5. #5
    Registrierter Benutzer
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    05.02.2014
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    98
    Zitat Zitat von Shizr Beitrag anzeigen
    Nein. Juristisch ist das vollkommen eindeutig. Keine Behandlung gegen den ausdrücklich erklärten Willen des Patienten.


    Vergleiche Bluttransfusionen bei Zeugen Jehovas. Gleicher Hintergrund, gleiches Prozedere, gleich eindeutige Rechtslage.

    Wenn der Patient im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und in Kenntnis des Risikos, ohne Behandlung möglicherweise zu versterben, die Behandlung ablehnt, dann ist das hinzunehmen.
    Wie wäre denn die Lage wenn der Pat behauptet: "Ich brauch nicht operiert werden, ich werde auch so wieder gesund."
    Ich meine damit dass der Patient nicht verstehen will/oder glauben will dass er daran sterben würde.
    Würde man diese Entscheidung so hinnehmen?



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