LP würde ich bei der instabilen Patientin erstmal nicht machen, oder liege da falsch ?
Ich hätte auch gerne:
1. Erweiterte Anamnese, v.a. kardiale Vorerkrankungen, Erkrankungs-Exposition, Ausland?
2. Vitalwerte inkl. Temperatur
3. körperlicher Status - Meningitis? Petechien? Dehydratation?
4. Labor: Diff-BB, CRP, PCT, Ammoniak, ALAT, Lipase, Trop T, Krea, Astrup, Blutkulturen
5. 12K-EKG
6. Wie ist die Beatmung? Rö-Thorax gibts natürlich auch, können wir aber nach ZVK-Anlage machen.
Dann wird sich hoffentlich etwas zeigen in welche Richtung es geht: Primär Kardial (Neurologie als Zeichen der Kreislaufinsuff?) oder vielleicht neurologisch/infektiologisch? Bzgl. letzterem würde uns das cCT ja eine Encephalitis / Meningitis nicht ausschließen, könnte bei Echoviren etc. auch zu Neurologie + Kardial (Myokarditis?) passen. LP ist prinzipiell sicher richtig, aber mit 0,2 NA würde ich mir erstmal die Patientin erstmal etwas beschnuppern bevor ich da große Lagerungsmanöver anstelle.
"Wir hatten Zeit. Er, weil er alt, ich, weil ich jung war."
Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Okay:
Im 12-Kanal-EKG seht ihr auch nix wegweisendes, wechselnde QRS-Komplexkonfigurationen, intermittierende Salven. Echokardiografisch orientierend: Schallbedingungen so lala, Arrhythmie, keine höhergradigen Vitien, keine reg. WBST. Etwas vergrößertes Herz, etwas verdickte Wände. Nix aufregendes.
Klinisch: Keine Petechien, kein Meningismus, Lunge VAG bds., Abdomen etwas aufgetrieben, sonografisch etwas distendierte DiDa-Schlingen, aber weich. Fremdanamnestisch keine Angabe spezifischer Beschwerden, nur etwas Abgeschlagenheit mit zunehmender Tendenz, Inappetenz. Keine Zunahme etwaiger präexistenter BEschwerden. Antidepressiva werden regelmäßig eingenommen; Hinweise für eine absichtliche oder akzidentelle Intoxikation gäbe es nicht. Keine Änderungen in der MEdikation seit langer Zeit. Kein Auslandsaufenthalt.
Im Anhang: RöTx (liegend, miese Qualität), Labor (die hier gezeigten Laboruntersuchungen liegen wenige Stunden auseinander), Monitorbild (sorry, unscharf, aber erkennbar).
Ok, ich stürze mich jetzt erstmal nur auf das Labor (eigentlich wollte ich ja ins Bett...) und fange unten an:
Wir sehen, daß das BNP leicht über der Norm ist (bei uns wird das so gut wie nie bestimmt, deswegen hab ich dafür kein Händchen),
Test auf tricyklische Antidepressiva positiv
Gerinnung mittlerweile beeinträchtigt (Thrombozytopenie, Quick runter, INR hoch),
PCT und IL-6 erhöht, Leukos ebenso,
eine ansteigende CK bei eher abfallender CK-MB, darunter steigende Krea-Werte,
eine sehr ausgeprägte Hyponatriämie (ich sehe gerade: ihr habt sehr eng gefasste Kalium-Grenzen...). Die Hyponatriämie als UAW des Antidepressivums und Ursache des Unwohlseins, bzw. der Aphasie?
Nitrit im Urin positiv - hatte sie auch kein Antibiotikum in den letzten Tagen (evtl. WW mit den Tricyklika)? Was sagt der Sohn, nimmt sie zur Behandlung der Hypertonie Diuretika ein? Und was sagt das EKG (QT-Verlängerung?).
Wollte jetzt gerne auf einen Krampfanfall zB. bei Meningitis springen, dann hab ich mir nochmal das Eingangsposting durchgelesen und würde die erhöhte CK jetzt wohl erstmal auf die Reanimation schieben.
Ich behalte ein infektiöses Geschehen auf jeden Fall im Hinterkopf, da ja PCT und Leukos auch in die Richtung gehen und wir sehen, daß die Gerinnung beeinträchtigt ist und wir eine fortschreitende Thrombozytopenie haben, auch wenn (noch?) keine Petechien vorhanden sind.
Wie sieht es mit dem NA-Bedarf aus? Steigend oder gibt es Anzeichen auf ein Serotonin-Syndrom bei Einnahme der Tricyklika?
ZVK habe ich hoffentlich erfolgreich legen können.
Mehr fällt mir grad nicht ein, glaub ich...