Da die initiale Frage nach "Sedierung" kam, beziehe ich mich nochmal darauf: Wie vom Fragesteller ja schon angemerkt, besteht da ein nicht unerhebliches Aspirationsrisiko. Von daher bin ich da recht zurückhaltend, gerade auch im Rettungsdienst. Denn letztlich weiss ich nichht, wieviel der Patient wirklich intus hat und ob's zum Wodka noch drölf Burger und n Viertelpfund Gyros gegeben hat, was man hinterher aus der Lunge kratzen muss....
Allerdings hatte ich halt auch schon die Situation Alkoholintox, defintiv behandlungsbedürftig, keinesfalls einsichtsfähig und hochaggressiv. Ich bevorzuge dann geringe Dosen von Esketamin i.m. unter Beachtung des Eigenschutzes (der beim letzten Mal so aussah, dass 2 Polizisten und 2 RAs halb auf dem Patienten lagen und das Ketanest in den Oberschenkel ging). Das aber unter Intubations- und Absaugbereitschaft ud auch nur als ultima ratio.
Ansonsten - bei nicht vital bedrohlichen Verletzungen: abwarten aus o.g. Gründen.
In der Annahme, dass die Platzwunde am Kopf ist, würde ich ein paar Stunden warten, bis sich die Kooperation ggf. von alleine einstellt. Wenn ich mich recht erinnere (aus dem Studium) kann man 6h bis zur Naht (im Kopfbereich) auch mal überschreiten.
I use multi-million dollar satellites to find tupperware in the woods - what´s your hobby ?
Klar, aber ein agressiver Alki wird auch keine 6 Stunden freiwillig in der Notaufnahme verbleiben. Lasse ich den dann als Arzt einfach ziehen? Ich finde solche Situationen immer sauschwierig. Die Platzwunde ist mir weitestgehend egal! Schädelfrakturen und Hirnblutungen kommen bei Alkis aber durchaus vor, alles schon erlebt. Und wenn ich den hab gehen lassen, bin ich der Dumme. Hatte auch schon den Fall, dass sich die Anästhesie geweigert hat, irgendeine Form von Sedierung zu machen mit dem Hinweis aufs Aspirationsrisiko, auf der ITS überwachen wollten sie ihn aber auch nicht, schließlich sei er ja nicht intensivpflichtig (was er ja ehrlicherweise tatsächlich nicht war). Dann haben wir ihn erst in die nächste Psychiatrie geschickt, die ihn mit großem Aufschrei (der hat ja ein SHT!!!!) postwendend zurück geschickt haben, wiederum auch verständlicherweise. Tja, und dann sitzt du da und überlegst, was für Möglichkeiten du noch hast... letztendlich haben ihn die Internisten in ihrer Notaufnahme fünfpunktfixiert da behalten. Am nächsten Morgen war das Fenster offen, der Patient weg, und die Fixierungen durchgeschnitten.... ein CT hatte er übrigens immer noch nicht bekommen
Echt beschissene Situation, für die ich auch gern mal ein Patentrezept hätte.
Manchmal hilft es, mit Engelszungen auf jemanden einzureden. Hatte mal einen total besoffenen Anwalt nach Randale in einer Bar mit einer RIESIGEN, tiefen, klaffenden Platzwunde längs über die ganze Stirn. Der wollte sich auch nicht nähen lassen. Aber ich dachte mir, wenn der am nächsten Morgen den riesen Schmiss sieht, verklagt er mich. Also hab ich angefangen zu reden. Es stellte sich heraus, dass er auch in Freiburg studiert hat und mit der Zeit hatte er genug Vertrauen zu mir, sich dann doch nähen zu lassen... puh, Glück gehabt.
"tja" - a German reaction to the apocalypse, Dawn of the Gods, nuclear war, an alien attack or no bread in the house Moami