Naja...wie gesagt kann ich mit Zahlen nicht dienen. Aber es muss ja nicht mal eine schwere chronische Erkrankung sein (obwohl es das auch sein kann... habe Bekannte mit derzeit nicht aktivem Lupus bzw. M. Crohn für die ein jeweiliger Abschluss aufgrund der immensen Versicherungssummen nicht in Betracht kam).
Im Prinzip reichen ein paar Stunden Physiotherapie bei Rückenschmerzen nach langem am Schreibtisch sitzen - das muss angegeben werden und schon werden sämtliche Rückengeschichten als Grund für die BU ausgeschlossen. Bandscheibenvorfälle beim Anästhesisten (lagern) oder Chirurg (Fehlhaltung beim OP) sind damit nicht abgesichert. Oder mir persönlich bekannt eine Medizinstudentin mit Prüfungsangst - ein paar Stunden Verhaltenstherapie und schon werden psychische Erkrankungen (mit die häufigsten Gründe für die BU ausgeschlossen). Oder die Beiträge sind nahezu unbezahlbar. Einer Bekannten von mir mit Übergewicht (ca. 120 kg) wurde eine BU für 250 Euro im Monat (!) angeboten, obwohl sie kerngesund war. Das war sozusagen der Risikoaufschlag für zukünftig drohende Erkrankungen (Diabetes & Co).
Dann wiederum angenommen man hat sich für den Fall echter Berufunfähigkeit mit sagen wir 2000 Euro monatlicher Rente abgesichert. Das ist nicht wenig, aber auch nicht wahnsinnig viel. Wenn ich jedoch an den Vater einer Bekannten denke, der einen Schlaganfall mit allem drum und dran hatte (Aphasie, Hemiplegie) und sich davon nicht richtig erholte, dann sind 2000 Euro ohnehin ein Tropfen auf den heißen Stein. Da ging es dann um Organisation einer Rundum-24h-Pflege, Windelkauf (als HiMi werden die ja exakt abgezählt und reichen häufig nicht) und Co. Da ist das Geld letztlich komplett weg und der Versicherte bzw. die Familie haben gar nichts davon. So brutal das auch klingt - aber in diesem Szenario war der Mann ohnehin (finanziell ruiniert), ob mit oder ohne BU machte da gar keinen Unterschied. Das Haus konnte die Familie wegen der Pflegekosten nicht weiter abbezahlen, war damit auch überfordert, so dass er dann in ein Heim kam.
Die BU-Versicherungsmarkt ist total unübersichtlich und ob man sich was Gutes eingekauft hat, das merkt man dann häufig erst im Ernstfall. Wenn man sich überhaupt in eine Versicherung einkaufen darf, bzw. es sich leisten kann was draufzulegen wenn man nicht dem idealen Kandidaten entspricht. Und ich bleibe dabei, das sind nicht wenige (siehe obige Beispiele, plus Raucher, Alkoholtrinker etc.).
Wäre sehr neugierig was ihr darüber denkt.
P.S.: Ein "Positivbeispiel" wenn man so will (bei dem sich die BU bezahlt macht) kenne ich auch. Psychiatriekrankenschwester, berufsunfähig im Alter von circa Anfang 40 mit schwerer Borderline Persönlichkeitsstörung und Depressionen geworden. Bevor ihre eigene psychiatrische Krankengeschichte begann hatte sie irgendwann während der Ausbildung bei einem Berater ne günstige BU abgeschlossen. Die zahlt bis heute, so wie ich sie verstanden habe, bei voller BU - und sehr gut. Zumindest bekomme ich regelmäßig mit, dass sie drei bis viermal im Jahr in den Urlaub fährt. Macht gelegentlich noch Therapien, aber erscheint sonst einigermaßen stabil. Hat ein Kleinkind, dass sie gut beschäftigt hält.