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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #36
    Kinder-Fraktion Avatar von THawk
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    Ich glaube, dieser Artikel vom Deutschlandfunk hat schon ein paar gute Aspekte (Geburtsdauer, Dauer-CTG, Vorteil einer kontinuierlichen Hebamme). Auf der anderen Seite ist er aber auch mal wieder tendenziös: Da wird als Beispiel eine Notsectio-Situation beschrieben und im nächsten Absatz auf jede Sectio generalisiert. Natürlich ist eine Notsectio ein einschneidendes, Kontroll-Verlust Szenario. Aber doch nicht jede Sectio. Oder dass die PDA so schlecht geredet wird (dass man die auch vernünftig steuern und noch Wehen haben kann kommt mir zu kurz - in meiner Vor-Klinik hatte fast jede Kreißende einen PDK (fand ich übertrieben) und es lief dennoch gut).

    Ich stimme zu, dass der Personalmangel in der Geburtshilfe, bei Hebammen aber auch bei geburtshilflich gut ausgebildeten Gynäkologen ein großes Problem ist. Das wird auch ein zunehmendes Problem der größeren Kliniken, die einen großen Anteil Risiko-Schwangerschaften betreuen, aber im Dienst häufig der Gyn-OA tagsüber Gyn-Onko oder Mamma-Chirurgie macht. Die sind einfach unsicherer und nicht so gut.

    Dennoch halte ich es auch nicht für richtig wenn du davon sprichst, dass die Kreißenden nicht mal "wirklich Patientinnen" seien. Wenn ich zum Arzt / ins Krankenhaus gehe, dann bin ich Patient, wähle (gerade in der Geburtshilfe) vorher aus wo ich hingehe und in wessen Obhut ich mich begebe. Ich werde dann nicht unmündig, aber ein Vertrauen in meinen Arzt gehört doch dazu?! In der Chirurgie verlangt der medizinische Laie auch nicht zu entscheiden wie die Gallenblase operiert wird. Aber in der Geburtshilfe scheint es viele Experten zu geben, die es, v.a. retrospektiv, besser zu wissen scheinen. Vieles hängt da sicherlich mit der Kommunikation zusammen, die sowohl von Ärzten als auch von Hebammen besser sein könnte (allerdings nicht nur in der Geburtshilfe sondern in allen Bereichen der Medizin!), und den sehr definierten Vorstellungen wie die eigene Geburt ablaufen soll.

    Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass ich als Kinderarzt da meistens die schöne Rolle einnehmen kann und habe großen Respekt vor unseren Hebammen und Gynäkologen, denn ich finde deren Entscheidungen nicht einfach zu fällen.
    "Wir hatten Zeit. Er, weil er alt, ich, weil ich jung war."
    Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran



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  2. #37
    Diamanten Mitglied Avatar von Miss_H
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    Espressa, du hast leider ein bisschen zu romantische Vorstellungen. Ein total physiologischer Vorgang. Stimmt schon so, dann müssen wir aber auch mit einer hohen Mütter und Kindersterblichkeit klar kommen (denn das war Fakt als es hauptsächlich Hausgeburten gab). Für mich steht das nicht zu Debatte, aber das jeder für sich selber entscheiden.



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  3. #38
    gern geschehen Avatar von Kackbratze
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    Aber wenn ich lese, dass „jede Geburt wie ein medizinischer Notfall“ betrachtet wird, wundert mich natürlich gar nix mehr, das ist ja so ziemlich das Gegenteil von einem völlig physiologischen Vorgang, bei dem in Ausnahmefällen ein Notfall eintreten kann.
    Solange Geburtshelfer für das nicht-bestehen des Abiturs angezeigt werden und sowas die Gerichte beschäftigt, werden Geburtshelfer nicht den Lauf der Natur abwarten und erst in höchster Not eingreifen.

    Dennoch halte ich es auch nicht für richtig wenn du davon sprichst, dass die Kreißenden nicht mal "wirklich Patientinnen" seien. Wenn ich zum Arzt / ins Krankenhaus gehe, dann bin ich Patient, wähle (gerade in der Geburtshilfe) vorher aus wo ich hingehe und in wessen Obhut ich mich begebe. Ich werde dann nicht unmündig, aber ein Vertrauen in meinen Arzt gehört doch dazu?! In der Chirurgie verlangt der medizinische Laie auch nicht zu entscheiden wie die Gallenblase operiert wird. Aber in der Geburtshilfe scheint es viele Experten zu geben, die es, v.a. retrospektiv, besser zu wissen scheinen.
    Die Geburt ist ein physiologischer Vorgang, der von allen Seiten zu irgendetwas hochstilisiert wird. Da die Eskalationsschraube in Bezug auf Klagewille und Beklagewille sehr niedrig liegt, liegt dementsprechend auch der Wille zur Absicherung der eigenen ärztlichen Zukunft entsprechend niedrig.

    Wenn ich als Chirurg einen Patienten habe, der mir von Anfang an klar macht, dass er alles besser weiß, mir nicht vertraut und alles in Frage stellt bin ich auch doppelt vorsichtig. Es geht um meine Approbation im Zweifelsfall oder einfach nur um meinen Ruf, wenn dieser Jemand sich in der Lokalpresse/Internet entsprechend positioniert.

    Kacken ist Liebe!
    Salmonella ist Kacken!


    What have you done today to earn your place in this crowded world?



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  4. #39
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von Miss_H Beitrag anzeigen
    Espressa, du hast leider ein bisschen zu romantische Vorstellungen. Ein total physiologischer Vorgang. Stimmt schon so, dann müssen wir aber auch mit einer hohen Mütter und Kindersterblichkeit klar kommen (denn das war Fakt als es hauptsächlich Hausgeburten gab). Für mich steht das nicht zu Debatte, aber das jeder für sich selber entscheiden.
    Ich denke das muss man differenzierter betrachten. Dass komplett ohne Medizin Mütter und Kinder zu Schaden kommen, glaube ich schon. Wenn ich keine Frühgeburten verhindern oder versorgen kann, keine Gestosen behandeln, keine Sectio bei geburtsunmöglichen Lagen machen kann. Mütterliche, ggf präexistente Erkrankungen (Diabetes, Hypertonus...) weder erkannt noch behandelt werden, Infektionskrankheiten nicht vorgebeugt werden kann, Rhesusprophylaxe unbekannt ist. Ich denke man kann nicht ganz mit „früher“ oder mit Entwicklungsländern vergleichen (wo noch Mangelernährung und miese Hygieneverhältnisse dazukommen.
    Abseits von Sachen wie diesen sehe ich es doch recht romantisch, und möchte meinen dass gebären dann doch „funktioniert“. Und das Frauen auch dazu ermuntert werden können, zu spüren was geschieht, und nicht von außen kommandiert werden müssen. Da hinkt auch der Vergleich mit der Gallen-OP, da bist du als Patient machtlos. Frau unter Geburt kann schon selber wissen, wann sie pressen muss, wann sie eine Pause braucht, oder wie sie sich positioniert, etc.

    Die Klagementalität ist schon ein Argument, da sollte sich vielleicht auch was ändern...



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  5. #40
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    Ich glaube, es ist wie in vielen anderen Bereichen: Die Menschen haben verlernt, auf ihren Körper zu hören. Sie wissen nicht mehr über natürliche Vorgänge Bescheid. Selbst wenn sie Bücher lesen, so sind die Informationen meist einseitig. Entweder zu romantisch oder zu medizinisch. Das geht denen so, die wegen harmlosem Bauchweh nachts die Notaufnahme aufsuchen, die wegen einer winzigen Schnittwunde den Rettungswagen rufen und eben auch schwangeren Frauen.

    Am besten wäre es wahrscheinlich, wenn es möglich wäre, Frauen verpflichtend umfassend über alles Wissenswerte aufzuklären. Und zwar aus allen Blickwinkeln heraus. Sowohl unter dem Gesichtspunkt der Natürlichkeit als auch unter medizinischen Gesichtspunkten. Ohne irgendwelche ideologischen Gewichtungen. Dann wäre das „Spüren“ sicher einfacher und es gäbe auch bei notwendigen medizinischen Maßnahmen mehr Verständnis. Und es würde auch Angst nehmen, ausgeliefert zu sein. In Ausnahmesituationen wie dieser (weniger, weil es so schrecklich und gefährlich wäre als vielmehr, weil Hormone im Spiel sind, die doch sehr irrational machen) wäre das sicher hilfreich.

    Ich hatte das Glück, in meiner Famulatur und im Gynpraktikum damals nur wirklich tolle Hebammen und Ärzte zu erleben. Und Frauen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich entspannt und weitestgehend unbeeinträchtigt gebären konnten. Mit allen Maßnahmen die nötig waren, aber mit keinen überflüssigen Maßnahmen. Wobei eine davon während der Geburt mal eben den Kreißsaal verließ und das Kind fast auf dem Gang bekommen hätte
    Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!

    „Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)



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