Ich glaube, dieser Artikel vom Deutschlandfunk hat schon ein paar gute Aspekte (Geburtsdauer, Dauer-CTG, Vorteil einer kontinuierlichen Hebamme). Auf der anderen Seite ist er aber auch mal wieder tendenziös: Da wird als Beispiel eine Notsectio-Situation beschrieben und im nächsten Absatz auf jede Sectio generalisiert. Natürlich ist eine Notsectio ein einschneidendes, Kontroll-Verlust Szenario. Aber doch nicht jede Sectio. Oder dass die PDA so schlecht geredet wird (dass man die auch vernünftig steuern und noch Wehen haben kann kommt mir zu kurz - in meiner Vor-Klinik hatte fast jede Kreißende einen PDK (fand ich übertrieben) und es lief dennoch gut).
Ich stimme zu, dass der Personalmangel in der Geburtshilfe, bei Hebammen aber auch bei geburtshilflich gut ausgebildeten Gynäkologen ein großes Problem ist. Das wird auch ein zunehmendes Problem der größeren Kliniken, die einen großen Anteil Risiko-Schwangerschaften betreuen, aber im Dienst häufig der Gyn-OA tagsüber Gyn-Onko oder Mamma-Chirurgie macht. Die sind einfach unsicherer und nicht so gut.
Dennoch halte ich es auch nicht für richtig wenn du davon sprichst, dass die Kreißenden nicht mal "wirklich Patientinnen" seien. Wenn ich zum Arzt / ins Krankenhaus gehe, dann bin ich Patient, wähle (gerade in der Geburtshilfe) vorher aus wo ich hingehe und in wessen Obhut ich mich begebe. Ich werde dann nicht unmündig, aber ein Vertrauen in meinen Arzt gehört doch dazu?! In der Chirurgie verlangt der medizinische Laie auch nicht zu entscheiden wie die Gallenblase operiert wird. Aber in der Geburtshilfe scheint es viele Experten zu geben, die es, v.a. retrospektiv, besser zu wissen scheinen. Vieles hängt da sicherlich mit der Kommunikation zusammen, die sowohl von Ärzten als auch von Hebammen besser sein könnte (allerdings nicht nur in der Geburtshilfe sondern in allen Bereichen der Medizin!), und den sehr definierten Vorstellungen wie die eigene Geburt ablaufen soll.
Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass ich als Kinderarzt da meistens die schöne Rolle einnehmen kann und habe großen Respekt vor unseren Hebammen und Gynäkologen, denn ich finde deren Entscheidungen nicht einfach zu fällen.