Hallo zusammen,
ich versuche mich kurz zu fassen: ich studiere im 5. Semester Medizin, habe aber den Eindruck, mich eher durchquälen zu müssen, als mit Begeisterung dabei zu sein.
Das größte Problem ist, dass mich Krankheiten einfach wenig bis gar nicht interessieren. Alles war erträglich, solange es um naturwissenschaftliche Grundlagen ging, aber jetzt, da immer öfter Krankheitsbilder und Behandlungsmethoden im Mittelpunkt stehen, bin ich frustriert.
Psychische Krankheiten sind die einzigen, die ich spannend finde, aber ob ich diese auch behandeln möchte, ist eine ganz andere Frage. Ich finde die theoretische Beschäftigung mit der Psyche, im Sinne von Kognitionswissenschaften (Wie funktioniert Gedächtnis? Was ist Bewusstsein? Wie hängen Denken und Sprache zusammen?), einfach hundertmal erfüllender und habe mich aus diesem Grund schon zweimal für Psychologie eingeschrieben, dann aber zugunsten der Medizin im letzten Moment einen Rückzieher gemacht.
Der Grund, warum ich mich nicht traue, endgültig zur Psychologie überzuwechseln, ist meine Angst, am Ende mit leeren Händen dazustehen, also vielleicht doch nicht in der Forschung Fuß zu fassen (ist ja ein recht idealistisches Ziel), dann eben doch die sehr teure Psychotherapieausbildung machen zu müssen und mich schwarz zu ärgern, weil ich das alles viel schneller und günstiger über die Facharztausbildung hätte haben können.
Und doch lässt mich der Gedanke an die Psychologie nicht los. Mich reizt einfach die fundierte wissenschaftliche und methodische Ausbildung. Allerdings ist ja auch nicht ganz ausgeschlossen, das man sich gewisse Methoden während einer experimentellen Doktorarbeit aneignen könnte. Nur die Aussicht, mich jetzt noch mit einem Dutzend klinischer Fächer herumzuschlagen, die mich nicht interessieren, lässt es mir echt kalt den Rücken runterlaufen.
Die Frage ist, beendet man ein Studium, nur weil berufliche Sicherheit lockt? Oder wagt man den Absprung in ein Fach, das eher den eigenen Neigungen entspricht, aber dessen Berufsaussichten ja ständig kritisiert werden? Kann man auch über eine medizinische Laufbahn irgendwie die Art von Beschäftigung mit dem menschlichen Geist umsetzen, die ich mir wünsche?
Freue mich über jegliche Anregung (auch wenn meine Ausführungen jetzt doch sehr lang geworden sind).
Ein schönes Weihnachtsfest euch!