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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer
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    Liebe Kollegen,


    ich bin momentan im 2. WBJ ACH/VCH und denke schon länger über einen Fachrichtungswechsel nach. Das ich wechseln möchte steht für mich inzwischen fest. Ich mache mir allerdings Sorgen, nochmals eine falsche Wahl zu treffen. Die Uro war für mich schon immer Plan B, bzw. Plan A aber dann hat mich im PJ doch die große Chirurgie gepackt und ich habe an einer Uniklinik in der Allgemeinchirurgie nach dem Studium angefangen. Die Zeit dort war wirklich schrecklich ... null teaching, abartige Arbeitsbedingungen, null OP Erfahrung usw. im Prinzip das übliche was man so von ACH an Unikliniken hört. So bin ich dann nach einem Jahr in ein kleines eher ländliches Haus gewechselt. Ich wollte den Traum von der Chirurgie noch nicht aufgeben und dachte an einem kleinen Haus wird alles bestimmt besser. Dort bin ich nun inzwischen knapp ein halbes Jahr. Und ja, viele Dinge sind besser geworden. Ich komme fast täglich in den OP. Kleine Sachen darf ich ab und an bereits als erster Operateur machen. Das teaching ist deutlich besser und die Arbeitszeiten etwas humaner. Nichtsdestotrotz sehe ich meine Zukunft absolut nicht mehr in der ACH/VCH. Ich quäle mich täglich zur Arbeit und mache mir inzwischen ernsthafte Sorgen um mein mentales und körperliches Wohlbefinden. Insbesondere tritt die erhoffte Begeisterung am Fach bzw. am Operieren einfach nicht ein und ich sehe keinen Benefit mehr darin mir diese Quälerei weiterhin anzutun.
    Fachlich finde ich die Uro super spannend und finde es auch toll weiterhin (aber in geringerem Ausmaß) operativ tätig zu sein. Da die Uro aber doch auch ein chirurgisches Fach ist habe ich Bedenken mich nochmals blind in ein Haifischbecken zu stürzen, weshalb ich gerne eure Erfahrungen mit der Urologie gerne hören würde. Nachfolgend die Punkte, die mich insbesondere an der Chirurgie stören und wo ich mir in der Uro Besserung erhoffe:

    - Extreme Arbeitszeiten: Selbst im kleinen Haus arbeite ich locker 10-11h täglich, plus 6 Dienste pro Monat inklusive vieler Wochenenden ohne Freizeitausgleich.

    - Extreme Arbeits- und Dienstbelastung: Es sind nicht nur die Zeiten an sich, sondern der extreme Stress der mich so belastet. Während die anderen Fachrichtung täglich gemütlich Mittagspause machen, hetze ich mir den ganzen Tag einen ab. Der Dienstpool wird mit den anderen chirurgischen Fachrichtungen geteilt, dadurch sind die Nächte brutal und selbstverständlich absolut schlaflos.

    - Starke Hierarchien und unangenehme Kollegen: Es wird ständig nach oben geschleimt und nach unten getreten. Diese Praktik beobachte ich auf jeder Stufe der Karriere. Egal ob OÄ, Befehle an die Assis verteilen und beim Chef schleimen oder auch ältere Assis, die die jüngeren zusammenfalten und bei den OA schleimen. Insgesamt sind die Chirurgen einfach recht unentspannte Kollegen, was für ein unangenehmes Arbeitsklima sorgt.

    - Miserable Möglichkeiten für eine Niederlassung: Ich denke das kann ich mir selbst beantworten. Niederlassung funktioniert in der Uro ja bekanntlich gut.

    - Zu breites Fach: Während ich das im Studium noch als sehr attraktiv empfunden habe, finde ich es in der Realität einfach nur nervig in einem so breiten Fachgebiet tätig zu sein. Man ist als Allgemeinchirurg einfach der Dulli für alles.


    Zusammenfassend suche ich ein kleines operatives Fach mit humaneren Arbeitsbedingungen, guten Niederlassungsoptionen, weniger Notfällen und angenehmerem Arbeitsklima. Werde ich da in der Uro fündig?


    Viele Grüße



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  2. #2
    Registrierter Benutzer Avatar von Zilia
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    07.05.2019
    Beiträge
    164
    Hallo,
    ich glaube, für diesen Sachverhalt ist “][truba][“der perfekte Ansprechpartner.

    LG, Zilia



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  3. #3
    Diamanten Mitglied
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    Hallo,

    ich kann dir gerne meine Erfahrungen mitteilen. Ich selbst habe zwei Jahre Allgemein/Viszeralchirurgie gemacht und bin dann in die Urologie gewechselt. Auch ich hatte im Studium bereits mit Urologie geliebäugelt und habe mich dann, genau wie du auf Grund des PJ, für die Allgemeinchirurgie entschieden. Ich habe in einer mittelgroßen Chirurgie (75 Betten) mit breitem Spektrum (bis auf Transplant) angefangen. Rückblickend war es eine sehr gute Stelle in der ich viel gelernt habe. Habe es mir auch vorstellen können dort den Facharzt zu beenden, wollte aber ein Fremdjahr nutzen um die "alte Liebe" Urologie auszuschließen oder aber zu bestätigen.

    Bin dann in eine Urologie mit knapp etwas über 50 Betten gewechselt. Die Arbeitsbedinungen waren grausam. Jeden Tag 11h arbeiten (aber alles durfte nicht aufgeschrieben werden), Dienste durchgehend ohne Schlaf, am Wochenende bis zu 28h in der Klinik. OP Saal hab ich glaub ich im ersten Jahr 2 x von innen gesehen (in der Chirurgie hatte ich bereits erste laparoskopische Gallen etc. operiert).
    Insgesamt ein totaler Reinfall und Albtraum. Allerdings fand ich das Fach überragend. Da in dieser Klinik für mich nichts zu reißen war und auch mit meinen Assistentenkollegen kein "Aufstand" anzuzetteln war, bin ich dann in eine kleine Urologie (28 Betten) gewechselt.

    Dort gab es fast immer pünktlich Feierabend, 6-7 Dienste im Monat (mal ruhig, mal viel zu tun aber keine non stop Arbeit mehr), operiert habe ich "wie blöd" und bin inzwischen auch seit über einem Jahr Facharzt.

    Was soll dir meine kurze Geschichte verdeutlichen? Urologie kann mit guten Bedingungen einhergehen aber muss es absolut nicht. In großen Urologien geht es mitunter auch arbeitstechnisch grausam zu. Auch die operative Ausbildung ist (und das hab ich bei vielen Kollegen gehört) oft wirklich schlecht.

    Ich versuche kurz auf deine Punkte einzeln einzugehen:
    - Arbeitszeiten: wie geschrieben sehr unterschiedlich. Grad in großen Abteilungen und Uni´s nicht besser als Chirurgie. Kleine Abteilungen öfter besser (ich muss dazu sagen dass ich zB in meiner mittelgroßen Chirurgie fast nie Überstunden und meist pünktlich Feierabend hatte)

    - Dienste: leider auch Abteilungsabhängig. In der ersten Stelle jeder Dienst non stop Arbeit (ok, manchmal war zwischen 2-4 Uhr mal wenig los aber Mitten in Berlin ist das eben auch ein "Glücksfall"). Zweite Abteilung deutlich besser. Da gab es auch Dienste in denen mal die ganze Nacht kein Anruf kam.

    - Hierarchien: die sind in der Urologie flach. In jeder Abteilung bisher entspannte und nette Kollegen, meistens wurde bis zum Chef hoch geduzt (kann allerdings auch irgendwie an Berlin liegen). Auch von Kollegen auf Fortbildungen hab ich das meistens so vernommen, dass die Teams untereinander freundlich und ok sind (was aber nicht heißt, dass da keine Ellenbogen für den OP notwendig sind).

    - Niederlassung: wie du schreibst, kein Problem.

    - breites Fach: Uro ist übersichtlich, gefällt mir gut. Finde es etwas problematisch immer "nur" in der Uro gearbeitet zu haben und bin super froh über meine Chirurgie Zeit. Bauch beurteilen? No problemo, (inkarzerierte) Hernien gesehen? Sehr gut! Wie sieht jemand aus, der ne Appendizitis/Sigmadivertikulitis/Cholecystitis hat etc. pp. Habe meinen Facharzt Uro gerade mal nach 3 1/2 Jahren Urologieerfahrung gemacht. Meiner Meinung nach reichen auch 3 wenn man dieses (absolute geile und beste) Fach macht und gern Sachverhalte liest - aber keine Sorge. Auch als Uro ist man der Dulli für jede Art der Miktionsbeschwerden, Schmerzen in den Flanken etc. pp. Das kennt aber jede Fachrichtung (Neuro - Schwindel "kribbeln", HNO Schwindel und Nasenbluten etc. pp.)

    Was du suchst kann die Urologie bieten. Aber auch dort ist der Spruch "Augen auf bei der Stellenwahl" angebracht. Da gibts auch richtige Shitholes.

    Was man dort aber selten hat sind richtige akute Notfälle (somit auch weniger Stress da das meiste nicht super akut ist wie z.B. in der GCH oder auch A/VCH) und doch zum Großteil sehr umgängliche und nette Kollegen (die malignen Kollegen findet man dort nur sehr vereinzelt in meinen Erfahrungen).

    Weitere Fragen kannst du immer gern raushauen.
    Viele Grüße
    Doubt kills more dreams than failure ever will.



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