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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    N'Abend allerseits!

    Ich hatte am Donnerstag einen Einsatz, den ich als (als frischer RS und "Neuling" im RD) zugegeben, etwas schwierig fand.
    Wir wurden, parallel mit dem NEF, zu einer " bewusstlosen Person " in einer urologischen Gemeinschaftspraxis alarmiert.
    Als wir ankamen, saß die Patientn im Flur an einer Wand und man erkannte eine blutende Platzwunde am Haaransatz sowie eine blutende Nase.
    Ihr Urologe übergab uns folgendes:
    - Patientin, 18 Jahre
    - bekannte Herzkrankheit (legte uns Anamnesebogen + Notfallausweis vor)
    - hat KHK und bereits einen HI, mit Stent versorgt
    - begleitend eine Hypertonie
    - ist auf dem Weg zum Behandlungszimmer wohl zusammengesackt und mit dem Gesicht auf dem Boden aufgeschlagen
    - war ca. 4 Minuten bewusstlos
    - Medikamente, die sie nehmen muss: Metoprolol, ASS, bei Bedarf Nitrospray

    Als wir uns zu unserer Patientin hinknieten, wirkte diese stark verängstigt und zitterte.
    Uns fiel aber auch direkt eine relevante Anisokorie re > li auf.
    Die Erhebung der Vitalwerte tolerierte sie nicht, sie wehrte sich vehement gegen uns.
    Äußerlich war vorerst nichts dramatisches wie Blässe, Kaltschweißigkeit etc. zu sehen, der Puls am Handgelenk war kräftig.
    Wir versuchten mehrfach, behutsam auf sie einzureden. Keine Chance.
    Der Kollege vom NEF, ein erfahrener RA, versuchte sich als Vertrauensperson an sie ran, gemeinsam mit der MTA aus der Praxis.
    Die Patientin weinte, sobald man auch nur den Arm desinfizierte, um einen Zugang zu legen und wehrte sich dementsprechend.
    Sie sagte immer wieder: "Ich will nicht ins Krankenhaus!"
    Der RA bekam dann heraus, dass sie große Angst vor uns hätte, und auf die Frage warum, meinte sie:
    " der Rettungsdienst ist schlecht mit mir umgegangen ". Mehr wollte sie aber auch nicht sagen.
    Dass sie ins Krankenhaus musste, um untersucht zu werden, das akzeptierte sie nicht.
    Der Urologe versicherte uns, dass ihm keine Anisokorie bekannt sei, sodass wir diese als Konsequenz eines SHT sahen.
    Unser NA, der sich weitestgehend fernhielt von der Patientin entschied dann kurzerhand:
    "Einmal kurz fixieren, die kriegt jetzt Dormicum"

    Wir hielten sie dann mit drei Mann (und Frau) fest, was natürlich ihre Angst verstärkte und sie sich noch heftiger wehrte und weinte, dann bekam sie 5mg Dormicum via MAD.
    Es zeigte zunächst nur ein schwache Wirkung, sodass unser NA nochmals 5mg verabreichte.
    Danach konnten wir sie auf die Trage heben und in den RTW zur Untersuchung.
    EKG o.p.B., lediglich Sinustachykardie um 110/min und RR von 160/100 mmHg.
    BZ war auch in Ordung und SpO2 pendelte zwischen 94 und 96%.
    Was uns störte war eben die Anisokorie mit stark verlangsamter LR rechts.

    Unser NA hat sich dazu entschlossen, sie über den Schockraum anzumelden.
    Heute habe ich erfahren, dass für die Synkope eine Hypotonie ursächlich war, und im CT ein kleines Subduralhämatom rechts gesehen wurde, welches die Neurochirurgen aber als derzeit nicht therapiebedürftig sahen.

    Ich bin die ganze Zeit am überlegen, was wir hätten besser machen können, da ich ehrlich gesagt kein Freund davon bin, jemanden mit "Zwang" zu behandeln.
    Ich denke mir, es muss doch andere Wege geben, die Patientin zu beruhigen und zu überreden.
    Ebenso fand ich das Verhalten unseres NA etwas fragwürdig, da er nur daneben stand und kein Wort mit der Patientin gesprochen hat.

    Wie ist eure Meinung dazu?
    Was denkt ihr, hätte man anders machen können bzw. hättet ihr anders gemacht?

    LG und frohe Ostern,

    Stefan



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  2. #2
    Diamanten Mitglied Avatar von WackenDoc
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    Was hätte der Notarzt denn noch groß mit ihr diskutieren sollen? Ihr habt es ja schon zu zweit versucht und so eine Angstreaktion wird in der Regel nicht besser, wenn mehr Menschen mit dem Patienten sprechen.

    Mal davon abgesehen, hat man auch nichts davon, wenn wenn man ewig mit dem Patienten diskutiert, gleichzeitig aber ein Krankheitsbild im Raum steht, was den Zustand des Patienten jederzeit massiv verschlechtern kann
    This above all: to thine own self be true,
    And it must follow, as the night the day,
    Thou canst not then be false to any man.
    Hamlet, Act I, Scene 3



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  3. #3
    Registrierter Benutzer Avatar von RS-USER-Rettungsente
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    947
    Das sehe ich auch so, ich hatte kürzlich einen ähnlich gelagerten Fall:
    Nachts ca. 2:30 männlich Sturz ca. 3m tief in einen außenliegenden Treppenschacht, initial bewusstlos. Bei unserem Eintreffen Reaktion auf Schmerzreiz ungezielt, "Schneller Traumacheck" - nur tastbare Schwellung am Hinterkopf, nach HWS Immobilisation wieder aufklaren. Der Patient war direkt agressiv und setzte sich umgehend auf. Lehnte alles ab, riss sich den HWS Kragen runter, aber wir brachten ihn aber trotzdem in den RTW. Gemeinsam mit dem NA fällten wir die Entscheidung zum Transport, dieser konnte erst nach Zwangsmaßnahmen durch die Polizei durchgeführt werden. Das Resultat war einige Stunden später, 2,6 Promille Blutalkoholgehalt & im CT plötzlicher Bewusstseinsverlust - ICB -> ITS anschl. OP !! Nach neurochirurgischer Intervention konnte der Patient gerettet werden und ohne bleibende Schäden entlassen werden.
    Nur gut das wir alle auf unseren 7. Sinn gehört hatten und nicht Ihn in der Obhut der ebenfalls alkoholisierten Freunde gelassen hatten...die das immer wieder forderten "Is doch nix! Dem geht es doch gut! Was seit ihr denn für Spinner lasst den...!"

    Leider fehlt vielen Patienten auch trotz massiven Bemühungen die Einsicht in die Notwendigkeit einer Behandlung, dann hilft eben nur gegen seinen Willen die Sache durchzusetzen. Aber vorher sollte schon versucht werden den Menschenverstand zu aktivieren, der soll ja bei allen irgendwo schlummern
    Früher oder später kriegen wir sie alle ... in den RTW



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  4. #4
    Rettungsassistentin Avatar von Glomerulum
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    Du hast ja beschrieben, dass ihr mehrmals versucht habt, beruhigend auf die Patientin einzureden und sie zu überzeugen, mit ins Krankenhaus zu kommen. Jetzt weiß ich natürlich nicht, welche Argumente da gefallen sind und wie ihr tatsächlich an die Sache rangegangen seid.
    Ich kann deine Reaktion nachvollziehen. Die Vorstellung eine Patientin einfach ruhig zu stellen damit sie sich nicht mehr wehren kann und so gegen ihren Willen ins Krankenhaus zu schaffen ist krass.
    Es gibt mMn keine allgemein gültige Herangehensweise für uneinsichtige Patienten. Da muss man einfach entsprechend der Situation, der Krankheit, den möglichen Komplikationen, dem Patienten selbst eine Lösung finden. Ich finde es ist auch immer nochmal was anderes, wenn der Patient betrunken ist oder unterzuckert oder dement / generell gesagt einfach nicht geschäftsfähig ist.
    Aber bis jetzt haben wir noch jeden Patienten (bei dem dies erforderlich war) irgendwie ins Krankenhaus schaffen können ohne ihn wegzuschießen. Die Polizei ist da auch eine mögliche und manchmal nötige Maßnahme, aber jemandem, der eigentlich geschäftsfähig ist, einfach mal so festzuhalten und gegen seinen Willen zu sedieren, finde ich schon sehr fraglich...
    Wie gesagt, ich weiß nicht, wie lange ihr auf sie eingeredet habt und was genau ihr gemacht habt, aber die meisten Patienten lassen sich schon führen, wenn man den richtigen Angriffspunkt gefunden hat.



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  5. #5
    Von hier an blind Avatar von Logo
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    Ähm, soweit man das extern mit den überschaubaren Angaben einschätzen kann, liegt zumindest eine akute Belastungsreaktion/PTBS/Angststörung/whatever bei der Patientin vor, somit ist sie nur eingeschränkt geschäftsfähig; ferner bestand (letztlich begründeter!!!) V.a. potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild worauf WackenDoc schon hinwies. Die "angstreaktion" kann DD auch Ausdruck eines Neurotraumas sein....
    Sprich: Pat. "Wünsche" sind erstmal sekundär, mutmaßlicher Wille einer adäquaten Pat. ist entscheidend. Irgendwann ist der TalkDown Drops auch gelutscht. Time is Brain im schlechtesten Fall. Mida via MAD finde ich gut 👍



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