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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #46
    Es gibt Studien, ... Avatar von Bille11
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    Münster
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    Ganz ehrlich, mit meinen 20 Jahren im Beruf….merke ich immer noch und immer wieder, dass gerade jetzt eine der Grundlagen, die mir im Studium in der Vorklinik spielend beigebracht wurden (Elisa, U/A M. Bifemoralis mal ganz schnell rausgegriffen zB in den vergangenen 6 Tagen), die ich JETZT zum Verständnis des Problems meiner Patienten benötige. Die ein PA nicht mal eben zum Verständnis parat hat. Die eine Entscheidungsfindung erschweren würde, könnte ich nicht auf diese Grundlage mal eben jetzt zurückgreifen. Ich bin überzeugt davon, dass Arztsein - und das stark reglementierte, betont auf sehr geballt Wissen anzueignen bestehende Studium - einen dazu befähigt, die Patientenproblematik zu erfassen, regelrecht zu behandeln und darüberhinaus auch entgegen von ‚normalen Abläufen‘ auch bei Sonderfällen abweichen zu können. Qua dessen, was man weiss, mal gelernt hat, oder abstrahieren kann. Auch in dem Bewusstsein, dass ich das Recht und die Pflicht habe, nach bestem Wissen, Kenntnis der aktuellen Wissenschaft und mittels meines Abstraktionsvermögens und einer gewissen Voraussicht auf wahrscheinliche Ausgänge des Behandlungsverlaufes zu behandeln. Das gleiche Problem sehen wir ja auch beim Notfallsanitäter (NFS) - Ausbildung Rettungsdienst, hat viel drauf, kann ca 25 Schemata abarbeiten, kann weitgehend das gröbste reissen, aber wenns an das Besondere geht, ist der Arzt gefragt. Der entgegen einer Leitlinie durch Kenntnisnahme eines einzigen Details möglicherweise vollkommen anders handelt, da dieses Detail den relevanten Unterschied macht.
    Zurück zum PA:
    Ich mag PA wenn sie als Schnittstelle eingesetzt werden. Als Schnittstelle zwischen Pflege und Arzt, die auf beiden Seiten verbindliche Unterstützung geben können. Die QM, Bestellungen von Instrumentarien, Forschungsdokumentation und Papierkram erledigen, für mich Telefonate zum Zweck der Informationsgewinnung bei Hausärzten oder Angehörigen führen, mal eben den ZVK legen, auf den ich jetzt echt keinen Nerv verschwenden kann, weil ich mit ärztlicher Tätigkeit gebunden bin. Meine Narkose fortführen oder ausleiten, weil ich anderweitig benötigt werde, jederzeit aber verfügbar für Eingreifen bin. Eventuell eine Untersuchung eines mir bekannten stabilen oder instabilen Intensivpatienten übernehmen und diese Befunde mit mir rücksprechen. Die Analgosedierung für die Thoraxdrainagenanlage oder Gastroskopie in meinem Beisein qualifiziert durchführen - der Arzt ist präsent, aber gebunden, der PA kann nach Erfahrung handeln und versteht auf Zuruf die Medikationswünsche und Ziele. Ich kann in einer Rea - genauso wie präklinisch durch den NFS unterstützt - Befunde sammeln und eine therapeutische Konsequenz ziehen, während meine PA die Algorithmen abarbeitet. Oder die Befunde sammeln lassen und meinen Shaldon legen, die Gerinnungstherapeutika korrekt und sicher aufgezogen bekommen. Darauf achten - und das haben PA (und erfahrene Schwestern/Pfleger) drauf - dass Standards eingehalten werden. Die Medikationsstandards drauf haben, bei Abweichungen nachhaken, ob das nicht fehlt (Gerinnung vergessen, noch nicht gesteigert oder bewusst pausiert? Antidiabetika? magenschutz) oder warum etwas so gemacht wird. Die meine Anordnungen auch mit der Pflege möglich machen. Als echte Arztassistenz eben. Ich werde entlastet durch jemanden, der/die meine (Fach)Sprache spricht, frei von pflegerischen Aufgaben ist und im Besten Fall im Haus gross geworden ist, d.h. als Pflegekraft angefangen hat & die Möglichkeiten & Grenzen dieser Abteilung und des Hauses kennt. Vielleicht aber auch ‚guck mal, wir können doch aus dem Lager diesdasjenes…‘ als Therapiemittel von pflegerischer, bzw. langjähriger Arbeit im Haus findet, was genau das umsetzt, was man grad eben braucht.
    Aber ich bin Oberarzt. Für mich ist ein PA jemand, der in dem Augenblick zuarbeitet und ebenfalls ein Selbstverständnis und Selbstbewusstsein hat, dass diese Aufgaben genauso wichtig sind. Wichtig ist dabei natürlich auch der Blick und das Gespräch auf Augenhöhe ohne Standesdünkel, die ich bei unseren PA nicht verspüre, haben wir doch 2 komplementäre Arbeitsgebiete und sind erwachsene Menschen mit dem Ziel, unsere Patientenversorgung bestmöglich durchzuführen. Ich bin dankbar für meine PA und sehe, dass in anderen Bereichen unseres Hauses eingesetzte PA andere Aufgaben (zB Dokumentation, Standardentwicklungen und Behandlungspläne mit Leitenden Kollegen gemeinsam) übernehmen, diese hiermit die dortigen Kollegen entlasten.
    Wichtig ist halt auch, dass die jeweilige Abteilung den Sinn in der Beschäftigung einer PA sehen und die komplementäre (Schnittstellen-)Funktion allen bewusst ist. Unsere Assistenten lernen dennoch alles - in diesem Moment muss die PA sich eben zurücknehmen oder kann in ausbildender Funktion begleitend als Team mit dem Assistenten arbeiten.
    harmlos, naiv & unschuldig.
    Gut bekannt mit lauter ehemaligen Chorknaben.

    "Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling.
    "Ich brauche Sonne, Freiheit
    und eine kleine Blume."



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  2. #47
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    Zitat Zitat von zad22 Beitrag anzeigen
    Problematisch finde ich auch, dass die Zunahme von PAs zu einer Verschärfung der Zwei-Klassen-Medizin führen könnte, insbesondere in der ambulanten Versorgung. GKV-Patienten könnten z.B. vorzugsweise von PAs und Privat-Patienten von Ärzten gesehen werden.
    So ist es. Warum soll das ein Problem sein? Der Großteil der Bevölkerung möchte es doch so.



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  3. #48
    Diamanten Mitglied
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    @ Bille
    Danke, dass Du Dir die Zeit für so eine ausführliche Beschreibung genommen hast.



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  4. #49
    gern geschehen Avatar von Kackbratze
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    23.520
    Was man nicht vergessen darf, in Deutschland unterliegen PA dem Delegationsprinzip, d.h. ohne Arzt im Hintergrund, der die Verantwortung trägt und sich vorher über die Fähigkeiten informiert hat, ist sowieso nichts möglich.

    Wie im Ausland der Umgang mit PA gehandhabt wird, ist für uns genauso wenig relevant, wie die Arbeitsgesetze auf den Cayman-Inseln, auch wenn man gerne was davon haben möchte (warum auch immer), bindend ist das deutsche Recht.

    Bille hat es sehr ausführlich und schön zusammengefasst; genau das ist der Stand und das eigentliche Ziel.

    Natürlich tauchen da die üblichen Vollblinsen und Insta-Rapper auf, die dann via Social-Media und öffentlichen Druck so tun wollen, als wären sie mehr und könnten das Alles viiel besser als ein unempathischer Arzt.
    Da muss man dann, sofern so eine Person in der eigenen Klinik auftaucht, sich auch als Assistent klar positionieren und die reale Position darstellen.

    Bislang waren die PA bei uns sehr gut integriert, kannten ihre Position und ihre Grenzen und haben das Team ergänzt, deswegen sehe ich aktuell keine "Gefahr" von dieser Seite aus.
    Wie die Politik das Ganze in der Zukunft handhaben will, muss man in den Wahlprogrammen nachlesen und sich dann entscheiden.

    Kacken ist Liebe!
    Salmonella ist Kacken!


    What have you done today to earn your place in this crowded world?



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  5. #50
    Registrierter Benutzer
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    30.06.2011
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    Zitat Zitat von Kackbratze Beitrag anzeigen
    Was man nicht vergessen darf, in Deutschland unterliegen PA dem Delegationsprinzip, d.h. ohne Arzt im Hintergrund, der die Verantwortung trägt und sich vorher über die Fähigkeiten informiert hat, ist sowieso nichts möglich.

    Wie im Ausland der Umgang mit PA gehandhabt wird, ist für uns genauso wenig relevant, wie die Arbeitsgesetze auf den Cayman-Inseln, auch wenn man gerne was davon haben möchte (warum auch immer), bindend ist das deutsche Recht.

    Bille hat es sehr ausführlich und schön zusammengefasst; genau das ist der Stand und das eigentliche Ziel.

    Natürlich tauchen da die üblichen Vollblinsen und Insta-Rapper auf, die dann via Social-Media und öffentlichen Druck so tun wollen, als wären sie mehr und könnten das Alles viiel besser als ein unempathischer Arzt.
    Da muss man dann, sofern so eine Person in der eigenen Klinik auftaucht, sich auch als Assistent klar positionieren und die reale Position darstellen.

    Bislang waren die PA bei uns sehr gut integriert, kannten ihre Position und ihre Grenzen und haben das Team ergänzt, deswegen sehe ich aktuell keine "Gefahr" von dieser Seite aus.
    Wie die Politik das Ganze in der Zukunft handhaben will, muss man in den Wahlprogrammen nachlesen und sich dann entscheiden.

    Das Problem ist, dass diese Personen eben auf TikTok und anderen sozialen Medien extrem präsent sind und besonders jungen Menschen ein völlig falsches Bild von dem Beruf vermitteln. Es wird häufig einfach nur gesagt, was sie alles dürfen, nicht aber, dass ihnen das durch den Arzt delegiert wird.
    Vielleicht schaue ich ja zu viel Tik Tok, aber hab da letztens eine PA gesehen, die gesagt hat, dass sie sich bei medizinischen Entscheidungen immer mit den Oberärzten absprechen muss. Kann mir kaum vorstellen, dass sie die Assistenzärzte versehentlich übersprungen hat. Dies gilt natürlich nicht für alle PA‘s, sagt meiner Meinung nach, aber einiges über das Selbstbild dieser Berufsgruppe aus.

    Ansonsten muss man sich natürlich die Frage stellen, ob es uns allen wert ist unsere medizinische Versorgung zu entprofessionalisieren. Ich für meinen Teil würdel mich beispielsweise in einem Rechtsstreit auch nicht von einem besseren Rechtsanwaltsfachangestellten vertreten lassen.
    Geändert von Plinius (24.06.2023 um 06:00 Uhr)



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