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  1. #1
    Das englische Schäfchen Avatar von silversheep
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    Hallo Leute!

    Ich bin aus England und wuerde gerne wissen, was man in Deutschland tun muss, um einen Platz an einer medizinischen Hochschule zu bekommen.

    Bei uns ist es ganz schoen schwer. Man braucht die besten Noten von den 11., 12., und 13. Klassen und muss sehr viel ausserhalb der Schule machen, damit man den Lehrern an der Uni zeigen kann, dass man sich nicht nur fuer Buecher und so weiter interessierst! Du musst ihnen zeigen koennen, dass du ein Leben ausserhalb der Schule hast.

    Es wird empfohlen, dass man freiwillige Arbeit in einem Krankenhaus oder Altersheim unternimmt, damit man beweisen kann, dass man den Kranken wirklich helfen will.

    Man muss unbedingt Chemie als Leistungskurs machen, und die Unis empfehlen, dass man Biologie auch als Leistungskurs macht. Sehr viele Schueler wollen Arzt werden aber es gibt nicht genug Plaetze fuer jeden und deswegen ist es echt schwer, erfolgreich zu sein. Man bewirbt sich bei uns am Anfang der 13. Klasse und die Lehrer an der Uni lesen die Bewerbungen und, wenn eine Bewerbung besser als die anderen ist, bekommt der Bewerber ein Bewerbungsgespraech. Nur 40 - 60 % aller Bewerber bekommen ein Interview. Dann geht der Bewerber zur Uni und viele schwierige Fragen werden ihm gestellt aber auch die ueblichen Fragen sowie: "Warum Medizin?" "Warum bei dieser Universitaet?" Wenn man gut beim Interview war, bekommt man ein Angebot von der Uni. Das heisst, dass man einen Platz dort hat aber der Platz ist sicher nur wenn man die Noten am Ende der 13. Klasse schafft.

    Das Medizinstudium dauert in England 5 Jahre. Man arbeitet in einem Krankenhaus fuer ein Jahr nach dem Studium und, wenn dieses Jahr erfolgreich abgeschlossen ist, ist man endlich Arzt! So geht das bei uns. Jetzt möchte ich wissen, wie es in Deutschland geht!

    Viele Gruesse aus England,
    silversheep



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  2. #2
    unsensibel Avatar von Lava
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    Hallo!

    Oh Mann, das klingt ja wirklich hart bei euch in England. Ich denke, dass es in Deutschland nicht ganz so schwer ist. Gute Noten sind natürlich hilfreich, um möglichst schnell seinen Studienplatz zu bekommen, aber durch die sinkende Zahl der Bewerber muss man nicht mehr ganz so gut sein wie vielleicht noch vor ein paar Jahren.

    Also, wenn du eine verlässliche und detailierte Auskunft möchtest, wendest du dich am besten an eine offizielle Adresse. Das deutsche Arbeitsamt hat eine Abteilung namens BIZ - Berufsinformationszentrum. Bei denen bekommt man Broschüren, in denen alles rund ums Studium genau erklärt ist. Hier findest zu ein Link zum BIZ.

    In Deutschland läuft die Bewerbung um einen Platz an der Uni über eine bundesweit zuständige Zentrale, die ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen). Bewerben kann sich prinzipiell jeder, der das Abitur oder einen ausländischen Abschluss hat, der in Deutschland anerkannt ist (Infos dazu gibt's bei der ZVS ). Ausnahmen sind übrigens möglich! Außerdem existiert, soweit ich weiß, keine Altersgrenze. D.h. du kannst dich bewerben, wann immer du willst. Du musst nur vor Ablauf einer bestimmten Frist dein Abitur vorweisen können.
    Deine Bewerbung richtest du direkt an die ZVS. Deshalb kann man nur Wünsche äußern, an welcher Universität man studieren möchte. Wenn man Pech hat, bekommt man von der ZVS einen ganz anderen Studienort zugewiesen.
    Bei uns Deutschen entscheidet hauptsächlich die Durchschnittsnote des Abiturs (NC) darüber, ob man einen Studienplatz bekommt oder nicht. Der NC liegt meistens so zwischen 1,7 und 2,1 , je nach Bundesland und Anzahl der Bewerber. Bei Ausländern gilt, glaube ich, eine Sonderreglung (Ausländerquote oder sowas). Auch wichtig kann die Anzahl der Wartesemester sein. Je mehr Zeit zwischen Schulabschluss und Bewerbung verstreicht, umso größer werden die Chancen, dass man auch mit einem schlechteren Notendurchschnitt angenommen wird.

    Eine Besonderheit ist das "Auswahlverfahren der Hochschulen". Wenn man von der ZVS abgelehnt wurde, besteht trotzdem die Möglichkeit, dass man noch angenommen wird. Und zwar dürfen die Universitäten sich noch ein paar Leute aus den abgelehnten Bewerbern heraussuchen. Manche Unis gehen bei der Auswahl nur nach dem Notendurchschnitt, andere laden die Bewerber zu Gesprächen ein.

    Es ist übrigens nicht vorgeschrieben, Chemie oder Bio als Leistungskurs gehabt zu haben. Im Grunde nehmen sie dich auch, wenn du in deinem ganzen Leben noch nie was von Chemie gehört hast!! Die Vorlesungen und Praktika setzen kein Wissen vorraus. Es wird einfach noch mal von vorne angefangen. Allerdings ist es sehr sehr hilfreich, wenn man Ahnung von Chemie, Bio und Physik hat...

    Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!
    "tja" - a German reaction to the apocalypse, Dawn of the Gods, nuclear war, an alien attack or no bread in the house Moami



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  3. #3
    Das englische Schäfchen Avatar von silversheep
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    Hallo Janine!

    Danke sehr fuer deine Antwort! Du bist mir eine grosse Hilfe gewesen. Bist du denn Medizinstudentin?
    Ja, ich wuerde auch sagen, dass es bei uns schwerer klingt, besonders wenn ihr keinen Leistungskurs in Chemie machen muesst. Heisst das dann, dass man Medizin studieren kann, wenn man sein Abi in Englisch und Deutsch gemacht hat, solange er 2,1 oder besser geschafft hat? Ist 2,1 die Grenze des NC? Mein Freund hat gemeint, er haette es nicht geglaubt, dass man mit 2,1 Medizin studieren kann.
    Es gibt viel Konkurrenz hier zwischen den Abiturienten. Keiner sagt zum Beispiel was er macht, um seinen Platz zu bekommen, falls die anderen ihm nachmachen. Aber so ist es halt, wenn es nicht genug Plaetze fuer jeden gibt. Ich habe gehoert, dass man in Deutschland Latein muss, um Medizin zu studieren. Stimmt das? Bei uns ist Latein gar nicht notwendig. Die Sprache wird in England kaum mehr unterrichtet.
    Wie lange geht das Medizinstudium in Deutschland? Die ersten zwei Jahren des englischen Studiums werden "pre-clinical" genannt. Das ist wo man Anatomie, Biochemie und so weiter lernt, und die letzten drei Jahren heissen die "clinical" Jahre, wo man im Krankenhaus lernt. Aber in den letzten Jahren ist die Grenze zwischen dem ersten und zweiten Teil des Studiums vage geworden. Das heisst, der Student hat schon im ersten Jahr Kontakt mit den Patienten, da er mit einem Hausarzt in der Nachbarschaft arbeitet.

    Viele Gruesse!
    silversheep



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  4. #4
    unsensibel Avatar von Lava
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    Hi Silversheep!

    Bist du eigentlich waschechter Engländer?? Dein Deutsch ist sowas von perfekt...
    Jedenfalls freut es mich, dass ich dir helfen konnte. Ja, ich studiere selber Medizin und zwar seit Oktober.
    Der NC ist in jedem Jahr anders. Er errechnet sich aus der Zahl der freien Studienplätze und der Zahl der Bewerber. Außerdem ist der NC noch je nach Bundesland verschieden. In Bundesländern mit vielen Bewerbern liegt er niedriger (rund 1,7) als in Ländern mit weniger Bewerbern (2,1 oder 2,2 oder so). Wie der NC im letzten Jahr war, findest du auch auf der Homepage der ZVS.
    Latein ist keine Pflicht in Deutschland!! Allerdings gilt hier auch wieder: wer's in der Schule hatte, hat's etwas leichter. Im ersten Semester gibt's ein Fach namens Terminologie, das soetwas wie ein Latein- und Griechischkurs ist. Da lernt man die wichtigsten Vokabeln und Deklinationen, Konjugationen, etc. Angeblich ist Termi aber eins der leichtesten Fächer.
    In Deutschland gibt es eine ziemlich scharfe Trennung von "Vorklinik" und "Klinik". In der Vorklinik erwartet dich Anatomie, Chemie, Biologie, Physiologie, Biochemie, Soziologie, Psychologie und andere Sachen, die mir jetzt nicht einfallen. Der ganze Theoriequatsch also. Mit Patienten hat man da wirklich sehr wenig zu tun. Allerdings gibt es in Deutschland einige Projekte, bei denen die Unis versuchen, den Studiengang zu reformieren. In Berlin z.B. ist die Grenze zwischen Vorklinik und Klinik komplett aufgehoben. Diese Projekte sind allerdings sehr teuer und es wird noch ein paar Jahre dauern, bis sie sich durchsetzen können.
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  5. #5
    mach mit: Avatar von xxxxmr
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    Wenn ich das geturtle mal kurz unterbrechen darf:

    Hi Silberschaaf !
    Als Engländer (bzw. als jemand, der sein Abitur in England gemacht hat) hast Du zur Zeit in Deutschland schlechte Karten: Die Deutschen (ZVS und Unis) erkennen Eueren A-Level nicht als vollwertig an, weil Ihr ja nur ein Jahr weinger zur Schule geht und überhaupt (das hat ne lange Tradition). Aber ich kann Dich beruhigen: Die Engländischen Unis nehmen auch keine Dutschen Studenten fürs Medizinstudium an (Rache ist eben süß !)
    Ausnahme: Der Deutsche akademische Austauschdienst (DAAD) vermittelt im Jahr soweit ich weiß so um die 20 Studenten ins jeweils andere Land. Schau doch mal auf deren Seiten nach ! (Ich mneine www.daad.de)
    Ansonsten mußte im angelsächsischen Raum studiern und dann nach Deutschland wechseln ! Viel Erfolg !
    Jens



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