Bewerbungsunterlagen

[ChemieFreund]

Ich muss gerade mal wieder aus Verlegenheit diesen Thread hochholen.

Ich mach grade mein letztes Tertial in meinem Wahlfach und ich hab den Chef darauf angesprochen, wie es mit einer Stelle aussieht. Er hat gesagt, dass er viele Bewerber hat und ich mal mit meiner Bewerbung vorbeikommen solle, damit wir uns drüber unterhalten können.
Das Problem ist nur, dass ich aus meiner Sicht kaum was auf meiner Habenseite habe, habe das Studium straight in Regelstudienzeit durchgezogen, bin natürlich supermotiviert und so, aber habe keine Doktorarbeit (bzw. meine ist ne Totgeburt, die ich seit Monaten nicht angerührt habe, und das, wo ich noch nicht mal großartig was gemacht habe) und meine Noten sind auch nicht so der Bringer (Physikum mit 2.5 bisher, sonst Fachnoten größtenteils 2-4, in dem entsprechenden Fach ne drei und ein paar Einsen in komischen Fächern wie Gesundheitsökonomie und so).

Wie kann man denn da noch die Kohlen ausm Feuer holen? Ich komm mir so doof vor, als wenn meine Unterlagen im Vergleich zu anderen nur aus einem Blatt bestehen würden - nix mit Publikationsliste und sonem Kram, was man hier im Thread schon lesen konnte. Zumal ich glaube, dass der Chef jetzt meine Unterlagen höchst interessiert lesen würde, nachdem ich ihm gegenüber mit breiter Brust und dem vollmundigen Auftreten "Ich will hier unbedingt anfangen!" aufgetreten bin.
Und warum steht hier im Thread am Anfang was von "PJ-Bewertung" ... bei uns gabs nur den Wisch fürs LPA in Chirurgie und Innere.

Sorry für die wirre Fragerei, aber ich bin echt komplett fertig mit der Welt.

[Solara]

Chemiefreund,
Dein Vorteil, der Chef kennt dich schon, du brauchst doch mit deiner Bewerbungsmappe nicht hervorstechen.
Mach ne Bewerbung mit nettem Foto fertig, gehe motiviert zum Chef hin und überlege dir, warum du da hinwillst.
Warum er dich nehmen soll?
Falls du dich halbwegs geschickt anstellst, engagiert im PJ warst - dann hat er in dir doch den perfekten Bewerber: Bekannt, teamfähigkeit bereits getestet und kann gleich ins kalte Wasser geschmissen werden.

[Lava]

Eben! Du hast den Vorteil, mit ihm reden zu können. Wenn er denkt, dass du ins Team passt, wird er sich doch nicht die Mühe machen und extra noch Leute einladen, mit denen er dann nur eine halbe Stunde reden kann.

[ChemieFreund]

Vielen Dank euch beiden für die freundlichen Antworten!

Natürlich stimmt das beides, aber wie ich bereits von Kommilitonen und Mitarbeitern (und auch vom Chef selbst) gehört habe, gibt es einen großen Andrang für die Abteilung. Ich hab jetzt nur ein wenig Angst, dass der Chef sich von meinen Laberfähigkeiten geblendet fühlt, wenn er meinen Lebenslauf sieht, der aus nicht sonderlich mehr als nem Studium in Regelzeit ohne doppelt-dreifachen Auslandsaufenthalt, Begabtenförderung und 1er am laufenden Band besteht.

Und auch sonst: klar gibt es kein Allheilmittel für Bewerbungen, aber hier wurde im Thread so oft geschrieben, dass "die Situation sich geändert" hat. Was gehört denn z.b. ins Anschreiben hinein, ich hör immer, dass das fast ein MOtivationsschreiben werden soll (warum gerade man selbst, genau in diesem Krankenhaus, in dieser Abteilung unbedingt arbeiten muss).

[kartoffelbrei]

Ich glaube auch, dass die Mappe eher dazu dienen soll, dass man überhaupt zu einem Gespräch eingeladen wird und nicht so wirklich wichtig ist, wenn dich der Chef kennt. Ist ja auch logisch, warum soll der sich denn jemand fremden ins Boot holen, der null Ahnung von den Abläufen hat, nur weil der mal im Ausland war? Viel wichtiger ist, ob du im PJ einen guten Eindruck hinterlassen hast. Falls dich der Chef nur so vom Sehen kennt, könntest du dir auch ein Zeugnis von einem OA ausstellen lassen und das mit in die Mappe packen, das kommt sicher auch gut.

Bezüglich dem Motivationsschreiben: Das muss wirklich kein literarisches Meisterwerk werden! Es soll vor allem vermitteln, dass du dich nicht nur deswegen bewirbst, weil du halt irgendwo arbeiten musst, sondern dass du dir irgendwas dabei gedacht hast. Das können schon so banale Punkte sein wie z.B. dass dir im PJ die Stimmung im Team gut gefallen hat, du die Arbeit interessant fandest usw.

Also noch einmal: dadurch, dass die dich da kennen, hast du einen Riesen-Vorsprung vor den anderen Bewerbern (vorausgesetzt, du hast dich nicht ganz doof angestellt... )! Das ist mehr wert als Begabtenförderung etc.!