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dr.medi
27.06.2020, 12:57
Hallo zusammen,

Zur Situation: Ich bin aktuell in der WB Allgemeinmedizin (erst Klink, jetzt seit über einem Jahr in einer Praxis), arbeite kleinkinderbedingt in Teilzeit und ich weiß ehrlich gesagt nicht recht wie ich dem ganzen Zeug beikommen soll. Ich fühle mich fachlich einfach nicht sicher, d.h. es ist nicht nur die diagnostische Unsicherheit, die in der Allgemeinmedizin immer mit dabei ist, sondern auch die Unsicherheit in die eigenen Fährigkeiten. Notfällen fühle ich mich gar nicht gewachsen trotz Klinikerfahrung, die sind einfach zu selten, und manchmal bin ich mir auch bei den kleinsten Sachen unsicher, sodass ich meine Weiterbilder sehr viel frage (für die ist das aber in Ordnung, z.T. auch gewünscht), darüber bin ich auch froh, weil dafür ist die Weiterbildung im Prinzip ja auch da. Trotzdem kann ich so diese Ruhe und Kompetenz eines Hausarztes nur mäßig gut ausstrahlen :-oopss. Wisst ihr was ich meine? Ich würde daran auch gerne etwas ändern durch nachlesen/Fortbildungen/Hospitationen etc. aber finde einfach nicht die Zeit dazu das richtig zu machen und das lässt mich echt manchmal verzeifeln. :-heul Ein bisschen trösten kann ich mich mit dem Gedanken, dass ich ja noch in der Weiterbildung bin und eben vieles auch durch die Erfahrung mit den Jahren kommt (so hoffe ich zumindest :-))) aber ich wollte mal hören wie ihr euch so organsiert habt in den ersten Jahren? Mit Mitte 30 wenn Weiterbildung/Kinder/Haushalt/Hausbau/Angehörigenpflege etc alles gleichzeitig auf einen einprasselt. In der Allgemeinmedizin ist es ja auch so ein Fass ohne Boden, wenn ich dann mal dazu komme etwas nachzulesen verzettel ich mich total weil ich merke dass überall Lücken sind... Eine Niederlassung kann ich mir so auch in den nächsten Jahren nicht vorstellen, ich muss echt erstmal fachlich klar kommen und kann nicht das ganze betriebliche auch noch managen. Wie schafft ihr das denn bloß??? Der Tag hat ja nur 24 h. Vielleicht wird es auch irgendwann besser wenn die Kinder größer sind? Hmpf... Wann habt ihr euch denn sicher gefühlt in dem was ihr tut? Oder wären meine Fragen hier vielleicht sogar was für eine Balintgruppe?? Hab ich bisher noch nicht gemacht und muss man ja eh während der Weiterbildung machen. Irgendwelche guten Tipps/Ratschläge/aufmunternde Worte?? :knuddel::-keks

Ein schönes Wochenende!:-winky

cartablanca
27.06.2020, 15:11
Vielleicht bist du zu selbstkritisch. Von deinen Chefs scheint ja keine Kritik zu kommen.

denkstdu
27.06.2020, 18:10
Ich habe zwar schon meinen Facharzt bin aber auf Grund von ner Weiterbildung in einem ganz anderen Bereich und dann noch Elternzeit auch 2,5 Jahre komplett raus wenn ich wieder in ner Praxis anfange. Ich hoffe das vieles wieder kommt aber eine gewisse Unsicherheit wird auch am Anfang bei mir da sein.Und es ist ja auch nicht schlecht nochmal zu fragen.Das mit dem Problem des Lernens bei Familie, Hausbau .... kenne ich auch.Ich muss sagen irgendwie geht's immer und so richtig hatte ich leider erst zur Prüfung gelernt. Hat mich sm Ende etwas gefrostet dass ich es nicht schon eher gemacht habe.

Harvey
27.06.2020, 23:36
Hallo dr. medi,

in der Allgemeinpraxis geht es nicht darum, alles zu wissen und zu können, nein du bist sogar im Vorteil, die erkennst gerade deinen Grenzen. Jetzt geht es nur darum, diese zu erweitern und das braucht Zeit. Nicht nur die Weiterbildungszeit ist dafür da, vielmehr finde ich, fängt das richtige Lernen erst nach dem Facharzt an. Ich begegne jedem Tag mehrere Themen von denen ich keinen Schimmer habe, nur eben dann weiß, wo ich nachschauen kann – ich finde gerade das macht ja den Reiz der Arbeit. Wenn man alles weiß und kann wird es langweilig

Bin jetzt seit 10 Jahren approbiert, 5 Jahre Ausbildungszeit – Elternzeit, in einem Palliativteam gearbeitet, weil ich gar nicht mehr in die Praxis zurückwollte und dann nun seit fast 4 Jahren in eigener Gemeinschaftspraxis (was immer gut ist, wenn man denkt alles ist einem allein zu viel).

Konzentriere dich beim Sammeln von Wissen auf das wesentliche: z.B. DEGAM Leitlinien in der Kurzform, übersichtliche Zusammenfassungen von Krankheitsbildern und Therapien und keine ausufernden dicken Wälzer der Spezialisten.

In der Allgemeinmedizin machst du Allgemeinmedizin – und da geht es zuerst um den Ausschluss des abwendbar gefährlichen Verlaufs und das Anstoßen weiterer Diagnostik oder eben abwartendes Offenlassen. Deine Weiterbilder werden dir sicherlich bestätigen, dass sie oft auch nicht wissen, was ihnen gerade präsentiert wird und eben teilweise therapieren (z.B. bestimmte Creme bei einer Hauterscheinung, Tapen bei Knieerkrankung – und mal gucken wie es weiter geht) Und dann kommt noch hinzu, dass du in der Allgemeinmedizin nicht besonders gut bist, weil du alle Krankheiten und Therapien im Kopf hast sondern vielmehr die Patienten kennen lernst und individueller einschätzen kannst im Verlauf, dass heißt in deinem ersten oder zweiten Weiterbildungsjahr (sofern in der gleichen Praxis) fängt man ganz einfach an.

Dudelwu
28.06.2020, 12:09
Darf ich hier mal einwerfen, ob ihr euch während der klinischen Zeit auch andere Bereiche als Innere angeguckt habt und wenn ja welche Bereiche und wie lange? Oder auch ambulant?

Evil
28.06.2020, 12:34
Meine Weiterbildung: 18 Monate Anästhesie, 12 Monate Chirurgie (Allgemein + Unfall), 36 Monate Innere, 19 Monate hausärztlich-internistische Praxis. Pädiatrie wollte ich 6 Monate machen, das klappte aber aus organisatorischen Gründen nicht.

dr.medi
28.06.2020, 18:59
Danke für eure Antworten! Wahrscheinlich muss man wirklich einfach machen und Erfahrungen sammeln.
@ Harvey, deine Antwort hat mich wirklich aufgemuntert. Wie machst du es denn aber praktisch wenn ein Patient kommt und du keine Ahnung hast - nochmal wegschicken, informieren und neuen Termin vereinbaren? Ich finde das geht bei manchen Sachen, bei anderen wie z.B. "Soll ich mir das Knie operieren lassen oder nicht, da gibts so eine neue Technik hat mir der Orthopäde erklärt, was halten Sie denn von der?" schwierig. Da finde ich zwar, dass ich nicht alle Techniken kennnen muss und dass sowas ja dann auch der entsprechende Facharzt abwägen/empfehlen etc muss aber der Patient kommt ja zum Hausarzt um sich da Rat zu holen. Und da fehlt mir einfach Erfahrung, kann das so auch kommunizieren, muss dem Patienten (der dafür extra einen Termin ausgemacht hat) dann aber im Prinzip sagen dass er nochmal heimgehen muss und sich nochmal einen neuen Termin bei den Chefs geben lassen soll oder ich müsste jemanden dazuholen was aber bei so einer Fragestellung auch eher unpraktisch ist.

hebdo
28.06.2020, 19:30
Ich bin kein Allgemeinmediziner, kommuniziere aber offen, wenn die Frage zu speziell ist und außerhalb meines Fachgebietes liegt. Hatte beispielsweise vor kurzem einen Patienten mit Galaktosämie und kannte die genauen Einflüsse auf Hormone, Stoffwechsel und Assoziationen mit Tumoren nicht. Habe dann offen gesagt, dass ich mich belesen muss und falls nötig ich ihn nochmal einbestelle.

In deinem Fall sage ich oft, wenn Unsicherheiten bezüglich einer OP etc. auftreten, der Patient sich eine Zweitmeinung bei einem entsprechenden Facharzt einholen soll.

WackenDoc
28.06.2020, 22:25
Das Beispiel mit der Knie-OP- das musst du nicht wissen. Das solltest du durchaus so kommunizieren. Du kannst z.B. zu einer Zweitmeinung bei einem anderen Orthopäden raten. Du wirst auch nicht jeden damit wieder einbestellen können. Schlichtweg weil dir dann deine Sprechstunde um die Ohren fliegt. Früher oder später weisst du von den häufigen Krankheitsbilder die groben Indikationen und Kontraindikationen und kannst die Patienten entsprechend beraten. Die Entscheidung trifft aber der Patient mit dem Operateur.

Kommen denn so viele Patienten mit solchen Fragen zu euch?

anignu
28.06.2020, 23:26
Ich finde das geht bei manchen Sachen, bei anderen wie z.B. "Soll ich mir das Knie operieren lassen oder nicht, da gibts so eine neue Technik hat mir der Orthopäde erklärt, was halten Sie denn von der?" schwierig. Da finde ich zwar, dass ich nicht alle Techniken kennnen muss und dass sowas ja dann auch der entsprechende Facharzt abwägen/empfehlen etc muss aber der Patient kommt ja zum Hausarzt um sich da Rat zu holen.
Den beiden Vorrednern kann ich mich nur anschließen. Das ist nicht dein Job.
Wie kannst du denn sinnvoll über die Vor- und Nachteile der neuen Techniken aufklären? Liest du die aktuellen Studien dazu?
Beispiel Gefäßchirurgie: einigermaßen neue Technik "drug-eluting-balloon". Gab es in letzter Zeit Diskussionen über eine mögliche erhöhte Mortalität. Kennst du diese Studien? Kannst du sie beurteilen? Kannst du Patienten sinnvoll diesbezüglich beraten? Nein? Merkst was? Also lass es.

Aber was du machen kannst ist den Patienten ernsthaft zu fragen wie dringend er das Problem sieht. In der Gefäßchirurgie ist das ganz interessant: manche Patienten leiden unter einer Gehstrecke von "nur" 500m extrem, anderen reicht es völlig wenn sie sogar mit einer Pause selbstständig vom Wohnzimmer in die Küche gehen können. Unterschiedliche Ansprüche. Sollte man einem Patienten dem die Gehstrecke reicht einen aufwändige Bypassrekonstruktion angedeien lassen? Vielleicht muss das nicht sein. Man kann also als Hausarzt den Patienten sehr wohl fragen wie schlimm er denn seine Knieschmerzen sieht und ob er mit Schmerzmittel zurecht kommt. Und wenn nicht dann ist es der Job des Orthopäden die Therapie mit dem Patienten festzulegen.

Frisko
29.06.2020, 10:05
Aber was du machen kannst ist den Patienten ernsthaft zu fragen wie dringend er das Problem sieht.

Das ist Hausarzt.
Ich hatte bisher noch keinen Patienten, mit dem ich spezielle Therapietechniken durchgekaut habe. Auch bisher keinen Wunsch danach. Auch von meiner Seite nicht, mich da entsprechend weiterzubilden. Gibt bestimmt solche Kollegen, aber wo ist denn da die Konsequenz? Am Ende krieg ich dann einen Anruf vom Kollegen, was ich da für einen Stuß erzähle.

Ich mache nach meiner bisher noch sehr kurzen Weiterbildungszeit eher die Erfahrung: die meisten Patienten gehen ohne feste Diagnose.

Und was diese IMPP-Themen-Patienten angeht: vertröste ich definitiv auf den nächsten Termin in Reichweite, wenn der Wunsch des Patienten auf Handlungen meinerseits beruht. Bei vielen spezialleistungen bin ich dann ja auch raus.
Begleitung und Beratung.

freestyler
29.06.2020, 17:08
Die meisten Patienten kommen doch mit irgendwelchen unspezifischen Beschwerden, die oft keiner definierten Erkrankung zuzuordnen sind. Bei den meisten würde abwarten reichen. Du musst jetzt nur die erkennen oder herausfischen welche ernsthaft was haben.

Harvey
01.07.2020, 15:33
Wie machst du es denn aber praktisch wenn ein Patient kommt und du keine Ahnung hast - nochmal wegschicken, informieren und neuen Termin vereinbaren?

Die anderen hier haben ja schon gute Antworten dazu gegeben.

Es ist keine Schande dem Patienten zu sagen, dass man diese Antwort nicht ausreichend gut in diesem Moment geben kann, sondern sich belesen möchte, sich informieren möchte bei anderen Kollegen - wird zumeist sehr von Patienten geschätzt weil du damit dein Kümmern zeigst. Zumeist schlage ich vor, dass die Patienten sich innerhalb einiger Tage aktiv telefonisch melden, meist sinnvoller als ein Termin.

Ich kann ansonsten sehr den sogenannten DEGAM Listserver Allgemeinmedizin empfehlen (eine Email-Liste über die man fachliche Fragen an Kollegen stellen kann)

Gerade bei neuen OP-Techniken darf man ja gerne sagen: die ist so neu, da habe ich noch keinen/wenige Patienten gehabt, durch deren Verlauf ich die hausärztliche Erfahrung sammeln konnte. Das ist ja das entscheidende, du berätst die hausärztliche Sicht - beispielsweise bei Varikosis sind wissenschaftlich die OP und Lasertechnik anscheinend gleich gut, Chirurgen/Angiologen preisen ihren Weg an, meine Hausärztliche Erfahrung bezüglich langfristiger Versorgung über die Zeiten tendiert mehr zur OP, bin da aber zurückhaltend genau zu sagen, was der Patient da machen soll. Bezüglich der Technik kann ich auch nur den Weg der Zweitmeinung vorschlagen (zumeist dann ein Gebietsarzt, den man besser kennt, bzw. schon weiß, wenn man dort hinschickt, dass man auf die Aussagen vertrauen kann)

Nur Mut, Allgemeinmedizin wird erst richtig gut, wenn man ein paar Jahre dabei ist. Ärztinnen und Ärzte in operativen Fächern fangen mit den richtig guten/komplexen OPs zumeist ja auch erst nach dem Facharzt an und noch nicht in der Weiterbildung, warum sollte vergleichbares in der Allgemeinmedizin anders sein?

Nessiemoo
02.07.2020, 18:13
Also das mit Unsicherheit und das Gefühl, "Oh Gott, ich werde das nie gut können/ wie soll ich das nur irgendwie alles lernen" kenn ich nur zu gut, und viel Zeit zum nachlesen habe ich auch ohne Kinder und Hausbau nicht :-)). Da bin ich einfach mal optimistisch und sage mir dasselbe wie vorm Physikum, es haben so viele vor mir geschafft, das schaffst du auch.

Zu der Knie-OP Beispiel: Das zeigt ja auch einen großen Vertrauen, den die Patienten zu dir haben, dass sie deine Meinung zu sowas hören wollen, insofern scheinst du ja gut sein in deinem Job. Hat mich immer bewundert, wenn die Patienten in der Notaufnahme oder im Krankenhaus nochmal den Hausarzt anrufen wollen, um da die Meinung zu hören. Letzendlich kommt es auf deine Arzt-Persönlichkeit an, wie du das mit deinen Patienten besprichst.

Ich kenne die Situation noch aus meinem Allgemeinmedizin-Blockpraktikum. Langjähriger Hausarzt, der viele seiner Patienten sogar geduzt hat. Da kam ein Patient aus der Universitätshautklinik mit einem Arztbrief, hatte glaube ich so ein seltenes kutanes Lymphom erstdiagnostiziert bekommen. Der Hausarzt liest das Brief, und sagt (Gedächtnisprotokoll :D)
"Alter, was machst du denn für Sachen, noch nie was davon gehört, das muss ich erstmal googlen."

Tippt das in Computer nach, liest in Doccheck nach, und dann klärt das mit den ganzen Empfehlungen aus dem Arztbrief und bespricht das weitere Procedere mit dem Patienten. Im 6. Semester hat mich das damals etwas schockiert, die Kommunikation mit war so weit entfernt von allen Kommunikationskursen... aber der Patient war echt zufrieden.

WackenDoc
02.07.2020, 19:20
Die Kommunikationskurse sind so ne Sache. Ja, es schadet nichts, wenn man was über Kommunikationstheorie lernt, vielleicht auch mal das ein oder andere im künstlichen Raum ausprobiert. Wichtiger ist aber, dass man von Vorbildern lernt- guten wie schlechten. Und dann an realen Patienten ausprobiert.
Ich habe auch das Gefühl, dass inwischen in diesen Kommunikationskursen eine merkwürdige, regelrecht gekünstelte Sprechweise kultiviert wird.

Dieses Gefühl für den Patienten das der Hausarzt hatte, das lernt man nicht in Kursen.

Und ja, Patienten schätzen es sowohl, dass man ein breites Fachwissen hat, aber auch dass man ehrlich ist, wenn man mal was nicht weiss. Oft hilft es schon, wenn man ihnen etwas Orientierung gibt. Hilft Informationen einzuordnen. Auch ein paar Tipps gibt, was sie den Operateur fragen sollten.

Shizr
02.07.2020, 20:21
Ich habe auch das Gefühl, dass inwischen in diesen Kommunikationskursen eine merkwürdige, regelrecht gekünstelte Sprechweise kultiviert wird.
In meinem Gesprächsführungs-Kurs hat unsere Dozentin (durchaus sehr ernsthaft) den Eindruck vermittelt, Kritik sei prinzipiell etwas Negatives, Verletzendes, Schädliches.


Im Grunde haben wir uns mehr damit beschäftigt, wie man Kritik so effektiv in ein Lob-Sandwich verpackt, dass nichts mehr davon übrig bleibt, als wir real ärztliche Gesprächsführung geübt hätten.
Ich kann mit diesem unaufrichtigen, weichgespülten "Wir-haben-uns-alle-lieb"-Getue, "Mir hat gut gefallen, dass XY, YZ, nicht so gut fand ich AB, BC wiederum fand ich total super!", einfach nichts anfangen.

Evil
02.07.2020, 20:52
Ich kann mit diesem unaufrichtigen, weichgespülten "Wir-haben-uns-alle-lieb"-Getue, "Mir hat gut gefallen, dass XY, YZ, nicht so gut fand ich AB, BC wiederum fand ich total super!", einfach nichts anfangen.
Da geht es Dir wie geschätzt 95% der Menschheit.
Da unter meinen Patienten nur sehr wenig Gesprächsführungsdozenten sind, hebe ich ich mir das Kuschel-Getue für diese auf und pflege bei den übrigen Patienten ein empathisches aber offenes Wort. Was die allermeisten zu schätzen wissen ;-)

Feuerblick
02.07.2020, 21:04
In meinem Gesprächsführungs-Kurs hat unsere Dozentin (durchaus sehr ernsthaft) den Eindruck vermittelt, Kritik sei prinzipiell etwas Negatives, Verletzendes, Schädliches.


Im Grunde haben wir uns mehr damit beschäftigt, wie man Kritik so effektiv in ein Lob-Sandwich verpackt, dass nichts mehr davon übrig bleibt, als wir real ärztliche Gesprächsführung geübt hätten.
Ich kann mit diesem unaufrichtigen, weichgespülten "Wir-haben-uns-alle-lieb"-Getue, "Mir hat gut gefallen, dass XY, YZ, nicht so gut fand ich AB, BC wiederum fand ich total super!", einfach nichts anfangen.Danke! Ich dachte, nur ICH bekomm bei sowas das :-kotz

nie
03.07.2020, 05:01
Ich hatte damals den Kommunikationskurs bei einem Dozenten, der uns dauernd ins Wort gefallen ist beim Reden. Irgendwann hab ich ihn dann mal gefragt, wie er uns gute Kommunikation beibringen weil wenn er selbst nicht mal die einfachsten Grundregeln beherrscht... hab dann so eine patzige „sie sind noch jung und haben keine Ahnung vom Leben“ Antwort bekommen und damit war der Kurs dann auch gelaufen :-nix

Feuerblick
03.07.2020, 12:42
Unser Kommunikationstrainer war nicht kritikfähig. Er wollte mit uns so ein pädagogisches Spielchen machen, erklärte es aber falsch, weshalb das Spiel auch nicht so endete, wie das eigentlich im Buch stand. Darauf freundlich angesprochen, dass es ja nun nicht an uns gelegen habe, wurde er patzig und wollte die Kritik nicht annehmen. War ein Fehler. 15 Menschen (Kurs setzte sich zum größten Teil aus Menschen in gehobeneren Positionen zusammen) haben ihm daraufhin freundlich-bestimmt kommuniziert, dass er irgendwie für diesen Job nicht so richtig geeignet ist. :-)) Es wäre wohl einfacher für ihn gewesen, er hätte gesagt „Ich Dussel habs falsch erklärt.. sorry... da sieht man, wie man durch falsche Kommunikation einiges ruinieren kann“. So war der Kurs gelaufen :-))