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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : US Abschluss Medizin- Chancen auf Stellen in der Chirurgie in D?



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Gawande
07.11.2021, 02:43
Hallo ihr lieben!

Ich studiere momentan noch in den USA, bin in ca einem Jahr fertig und überlege ob ich den Facharzt dann doch lieber in der guten alten Heimat machen sollte. Ich würde mich gerne in der Chirurgie bewerben.

Was macht in D einen guten Bewerber aus? Meint ihr ich hab überhaupt eine Chance wenn ich aus den USA komme? Die Ausbildung hier ist ja schon anders als in D. Wie schwierig ist es eine Stelle an einer Uniklinik zu ergattern? Wie fallen eure wöchentlichen Arbeitsstunden aus? Wie wird gelernt? Was findet ihr super, was findet ihr nicht so toll?

Hier ist es sehr 'hands-on' denn man darf von Anfang an mit in den OP und wird dann schrittweise eingearbeitet. Hängt natürlich auch vom leitenden Arzt ab. Momentan mache ich meine sog. 'electives' und versuche so viel Chirurgie wie möglich zu machen. Macht total Spass am Ende der OP schon nähen zu dürfen oder bei DaVinci OPs die Kamera zu bedienen, pre-op und post-op Zeugs etc. Aber wenn ich in D kaum Chancen auf eine Stelle hätte dann würde ich mich doch eher hier bewerben und nach meiner Ausbildung wieder nach Hause kommen.

Ich würde mich total freuen wenn jemand Erfahrungen teilen würde. Vor allem Dinge die ihr wichtig findet! Ich habe nämlich ÜBERHAUPT keine Ahnung und konnte im Netz dazu auch nichts finden.

VIIIIELEN DANK im voraus

byehaveagoodtime
07.11.2021, 06:13
Kommt drauf an, welche Chirurgie.
Einzig die plastische Chirurgie ist kompetitiv hier.

Eine Stelle in der Allgemeinchirurgie zu bekommen, ist wie der Versuch mit dem Urinstrahl einen See zu treffen. Absolut unmöglich, dass es nicht klappt. Auch Unis werden dich mit offenen Händen nehmen.

Selbstverständlich angenommen, dass dein Abschluss anerkannt wird. Aber ich denke, dass das nicht so das große Problem sein wird.

Gawande
07.11.2021, 06:51
Na das klingt doch vielversprechend :-)) Gilt das auch für angesehene Kliniken wie HD/Mannheim z.B.? Wir müssen hier ja keine Doktorarbeit einreichen um graduieren zu dürfen. Irgendwie ging ich davon aus, dass das zum Problem werden könnte...

byehaveagoodtime
07.11.2021, 06:58
Kenne HD/Mannheim nicht sehr gut, aber ich selber war an einer sehr bekannten Uni und bei uns wurde in der Allgemeinchirurgie sehr gesucht.
Doktorarbeit ist zum Einstieg ein Plus, aber definitiv nicht notwendig. In manchen Abteilungen wird aber erwartet, dass du eine in den ersten Jahren dann noch nachmachst.

Würde auch bei der Suche nicht primär vom Gesamtruf der Uni der ausgehen, sondern mir die einzelnen Abteilungen an mehreren Unis anschauen.

roxolana
07.11.2021, 07:07
Ich gebe zu bedenken, dass die FA-Gehälter hier nicht so hoch sind wie in den USA. Falls du also noch viele Studiengebühren-Schulden abzubezahlen hast, könnte das ein Problem werden. Und mit deutschem FA zurück in die USA dürfte nicht so einfach werden.

Zur Stellensuche: Die Chirurgie ist eins der Fächer mit großem Bewerbermangel. Die Frage ist eher, ob dir der Abschluss ohne PGY1 anerkannt wird, denn eine US-Approbation bekommst du ja erst danach, oder?

Gawande
07.11.2021, 07:15
Das mit der Doktorarbeit ist gut zu wissen!

Was die Klinik angeht ist es mir einfach nur wichtig, dass es regelmässige Vorträge etc. gibt. Hier ist es so, dass das bei grösseren Unikliniken eher der Fall ist als bei kommunalen Krankenhäusern. Ist das in D auch so? Wenn ja, welche Kliniken würdest du empfehlen? Ich würde nämlich gerne für ein paar Wochen nach D kommen um einen Teil meiner klinischen Ausbildung dort zu machen. Das ist auch eine gute Gelegenheit um Kontakte zu knüpfen. Kannst mir auch gerne eine PM schicken :)

Herzlichen Dank nochmal für die Auskunft!

Gawande
07.11.2021, 07:27
Hallo @roxolana!
Ich habe glücklicherweise keine Studiengebühren! Ansonsten würde ich hier wahrscheinlich für den Rest meines Lebens festsitzen!!

Ja, das mit dem Gehalt ist wohl wahr. Allerdings muss man auch bedenken dass die Arbeitsbedingungen hier unmöglich sind. Es wurde erst vor kurzem die 80 Stunden Woche eingeführt, was die Situation angeblich verbessern soll.

Ich müsste auf jeden Fall mein erstes Jahr hier machen und würde dann nach meinem Step 3 die medical license bekommen. Allerdings glaube ich nicht dass das dann unbedingt in der Chirurgie sein muss oder? Hat man in D nicht auch Allgemeinmedizin (Patienten management auf Station etc.) bevor man sich dann mehr und mehr auf den chirurgischen Aspekt konzentriert?

Jule-Aline
07.11.2021, 08:00
Ich empfehle einen Blick in die Weiterbildungsordnung. Du wirst auch in der Notaufnahme eingesetzt. 6 Monate Intensiv sind auch Pflicht, dass könnte zum Nadelöhr zumindest an kleinen Häusern werden ( Personalmangel, du kannst nicht rotieren)

locumo123
07.11.2021, 15:28
Informiere dich vorher noch beim LPA, ob dein US Abschluss, also nach Step 3 anerkannt wird. Normalerweise müssen alle Bewerber, die einen Abschluss außerhalb der EU machten, eine Gleichwertigkeitsprüfung machen. Die sind da echt pingelig, selbst wenn du einen super Abschluss in den USA gemacht hast. Ist ja auch umgekehrt, dass man den UMSLE machen muss.

Gawande
07.11.2021, 21:16
Danke, @Jule-Aline. Das mache ich!

@locumo123 Ich habe gelesen dass der Abschluss zwar anerkannt wird, man aber dennoch die Gleichwertigkeitsprüfung und wahrscheinlich auch eine Kenntnisprüfung bestehen muss. Das ist aber auch total verständlich.

Wie weist man eigentlich nach, dass man bestimmte Anforderungen erfüllt hat? Führt man einen Log der regelmässig vom Vorgesetzten abgesegnet wird? Z.B.: x stunden Notaufnahme etc.? Nur damit ich weiss worauf ich während meiner Zeit hier achten muss. Es ist unheimlich umständlich diese Art von Dokumentation im Nachhinein zusammen zu suchen.

Wenn es da online eine gute Quelle gibt würde ich mich freuen wenn das jemand mit mir teilen würde!

urinbeutel
07.11.2021, 22:17
Ich würde mir das gut überlegen. Ich kenne zwei Neurochirurgen, einer verdient 700.000 dollar, der andere 850.000 dollar. Der Geringverdiener ist ein Hausarzt der fast 300.000 dollar verdient. So ein Niveau erreichst du hier nur in der Selbstständigkeit und dann hast du die hohen Abgaben, sodass du netto immer weniger verdienen wirst hier.

anignu
07.11.2021, 23:40
Wie weist man eigentlich nach, dass man bestimmte Anforderungen erfüllt hat? Führt man einen Log der regelmässig vom Vorgesetzten abgesegnet wird? Z.B.: x stunden Notaufnahme etc.? Nur damit ich weiss worauf ich während meiner Zeit hier achten muss. Es ist unheimlich umständlich diese Art von Dokumentation im Nachhinein zusammen zu suchen.
Bzgl. der Zeiten in der Notaufnahme oder auf Intensiv ist es ganz einfach so dass man für 6 Monate dort primär eingeteilt wird. Ja, manchmal hat man auch Nachtdienste die vielleicht nicht zu hundert Prozent der Definition entsprechen, aber letztlich wird einem nach einem halben Jahr Notaufnahme auch das halbe Jahr bescheinigt durch den Vorgesetzten.
Das andere Thema ist das der Zahlen im Logbuch. Man muss so und soviele Sachen durchführen. Hier kann ich nur persönlich empfehlen sich einfach im Vorfeld die geforderten Zahlen einfach anzuschauen und diese selbständig tagesaktuell mitzudokumentieren. Das hilft extrem wenn es darum geht warum man in manchen Bereichen so viel mehr oder auch so viel weniger hat als gefordert ist...

hebdo
08.11.2021, 06:09
Auf der Seite der Bundesärztekammer findest du die Weiterbildungsordnung:
https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/Weiterbildung/20210630_MWBO_2018.pdf

Da musst du eben bei den Fachgebietsbezeichnungen nach deinem Wunschfach schauen, bspw. Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie etc.

Für jedes Fachgebiet gibt es ein Logbuch, dass theoretisch jährlich mit dem Weiterbilder ausgefüllt wird. Hier stehen die Zahlen für Untersuchungen und Eingriffe, die du am Ende erfüllen musst.
Hier beispielhaft für die Allgemeinchirurgie:
https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/MLogbuch-7.1-FA_Allgemeinchirurgie.pdf


Wichtig: je nach Bundesland bzw. Ärztekammer kann es kleinere Abweichungen geben.

hebdo
08.11.2021, 06:11
Ach ja die Rotationen werden üblicherweise in einem Weiterbildungszeugnis nochmal erwähnt und bestätigt

bobo99
09.11.2021, 19:58
Falls keine harten privaten Gründe für den Wechsel nach D sprechen, würde ich aus finanzieller Sicht stark davon abraten. Von meinen Kommilitonen aus Bulgarien/Rumänien sind fast alle in D geblieben und so würde ich auch das Einkommensgefälle USA/D ab Facharzt einschätzen. Dazu kommt noch der ganze bürokratische Aufwand.

Doktorarbeit ist in deiner Situation eigentlich völlig egal, stell einfach in den Vordergrund, dass du in den USA studiert hast. Das wird bei Uniklinik-Chefs sehr gut ankommen und bei den meisten mehr zählen als eine abgeschlossene Doktorarbeit. In Fächern wie Herz-Thorax-Chirurgie, Allgemeinchirurgie und vielleicht auch noch Neurochirurgie reichen üblicherweise Approbation und Arztbrief-taugliche Deutschkenntnisse zur Einstellung aus. Unfallchirurgie und besonders plastische Chirurgie sind etwas begehrter.

anignu
09.11.2021, 23:06
Unfallchirurgie ... sind etwas begehrter.
Ach komm... Unfallchirurgie ist ein "Sand am Meer"-Fach. Das gibt es in jeder noch so kleinen Klitsche, es gibt genug Leute die sich das aufgrund von "flachen Strukturen", "Familienverträglichkeit" etc. einfach nicht antun wollen und so gibt es genug Bedarf.

Gawande
14.11.2021, 09:58
Super!! Vielen Dank!

Gawande
14.11.2021, 09:59
Auf der Seite der Bundesärztekammer findest du die Weiterbildungsordnung:
https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/Weiterbildung/20210630_MWBO_2018.pdf

Da musst du eben bei den Fachgebietsbezeichnungen nach deinem Wunschfach schauen, bspw. Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie etc.

Für jedes Fachgebiet gibt es ein Logbuch, dass theoretisch jährlich mit dem Weiterbilder ausgefüllt wird. Hier stehen die Zahlen für Untersuchungen und Eingriffe, die du am Ende erfüllen musst.
Hier beispielhaft für die Allgemeinchirurgie:
https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/MLogbuch-7.1-FA_Allgemeinchirurgie.pdf


Wichtig: je nach Bundesland bzw. Ärztekammer kann es kleinere Abweichungen geben.

Super!! Vielen Dank!

Gawande
14.11.2021, 10:07
Falls keine harten privaten Gründe für den Wechsel nach D sprechen, würde ich aus finanzieller Sicht stark davon abraten. Von meinen Kommilitonen aus Bulgarien/Rumänien sind fast alle in D geblieben und so würde ich auch das Einkommensgefälle USA/D ab Facharzt einschätzen. Dazu kommt noch der ganze bürokratische Aufwand.

Doktorarbeit ist in deiner Situation eigentlich völlig egal, stell einfach in den Vordergrund, dass du in den USA studiert hast. Das wird bei Uniklinik-Chefs sehr gut ankommen und bei den meisten mehr zählen als eine abgeschlossene Doktorarbeit. In Fächern wie Herz-Thorax-Chirurgie, Allgemeinchirurgie und vielleicht auch noch Neurochirurgie reichen üblicherweise Approbation und Arztbrief-taugliche Deutschkenntnisse zur Einstellung aus. Unfallchirurgie und besonders plastische Chirurgie sind etwas begehrter.

Danke @bobo99. Also was ich hier so lese und was ich auch an Info in privaten Nachrichten gelesen habe klingt nicht sehr ermutigend. Ewig viel Blutabnahmen, sinnlose Telefonate und Datenverarbeitung. Das ist ehrlich gesagt schon frech. Sowas lernt man doch bei der Arbeit; dafür muss man die Ausbildung nicht 5-6 Jahre in die Länge ziehen.

Ich werde mal schauen ob ich für ein paar Wochen in D eine Art Praktikum in der Klinik machen kann. Ich würde nämlich gerne entweder in die Interventionelle Radiologie oder in die Chirurgie. Ich bin in knapp über einem Jahr fertig und durfte schon bei vielen Dingen selbständig mit anpacken. Ehrlich gesagt weiss ich nicht ob ich obiges ohne Weiteres ertragen könnte- das klingt nach Zeitverschwendung!

byehaveagoodtime
14.11.2021, 10:55
Danke @bobo99. Also was ich hier so lese und was ich auch an Info in privaten Nachrichten gelesen habe klingt nicht sehr ermutigend. Ewig viel Blutabnahmen, sinnlose Telefonate und Datenverarbeitung. Das ist ehrlich gesagt schon frech. Sowas lernt man doch bei der Arbeit; dafür muss man die Ausbildung nicht 5-6 Jahre in die Länge ziehen.

Ich werde mal schauen ob ich für ein paar Wochen in D eine Art Praktikum in der Klinik machen kann. Ich würde nämlich gerne entweder in die Interventionelle Radiologie oder in die Chirurgie. Ich bin in knapp über einem Jahr fertig und durfte schon bei vielen Dingen selbständig mit anpacken. Ehrlich gesagt weiss ich nicht ob ich obiges ohne Weiteres ertragen könnte- das klingt nach Zeitverschwendung!

Hierbei solltest du jedoch immer differenzieren, wer dir was erzählt. In diesem Forum tummeln sich vermehrt Leute, die unzufrieden/frustriert sind bzw. von anderen Leuten natürlich nur die negativen Dinge hören.

Man sollte sich immer im Klaren darüber sein, dass im Internet, diejenigen, die etwas negatives erlebt haben, dies immer mehr teilen wollen, als diejenigen, die eine positive Erfahrung gemacht haben.

In der chirurgischen Abteilung, in der ich im PJ war, wurden die Assistenten von Anfang an mit in den OP genommen und konnten sehr viel lernen. Sie wurden keineswegs als Stationssklaven ausgenutzt. Da, wo ich jetzt bin (auch chirurgisches Fach), ist es auch absolut nicht so und ich habe auch schon von Freunden in Maximalversorgern gehört, dass sie zufrieden sind.

Ich würde mir an deiner Stelle selber ein Bild machen und in einigen Kliniken hospitieren.

Bezüglich des Gehalts ist es aber natürlich klar, dass die Entlohnung in den USA besser ausfällt, als hier in Deutschland.