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NeedyCat
26.09.2023, 12:37
Schönen Dienstag euch allen!

Nachdem ich eigentlich mit 18 mein Medizinstudium anfangen wollte, aber schwer krank wurde, fing ich nun vor einem halben Jahr mit 23 an und bin sehr glücklich. Anatomie mach mir echt Spaß, auch wenn es ne ganze Menge Stoff ist^^

Mit 18 wollte ich es aus kindlichen Begründungen studieren wie: es soll sehr schwer sein, man bekommt Anerkennung, ich kann wie in den Serien sein, uff im Nachhinein. Nach all den Krankenaufenthalten und dem echten Leben weiß ich jetzt was für ein Quatsch das ist. Außerdem ist es mit meinem starken Waschzwang den ich mal hatte gleich eine besondere Herausforderung.
Trotzdem habe ich nun damit angefangen, einfach weil es das Fachgebiet ist, welches mich am meisten interessiert.

Nun frage ich mich aber, was ich eigentlich damit anfangen soll. Ich würde gerne mal eine Familie, Frau, Kinder haben. Auf jeden Fall ein Haus mit Garten. Ein guter Arzt sein ist das Mindeste, aber mein größerer Traum wäre das. Jetzt hab ich hier im Forum ja viel gelesen, aber das meiste liest sich eher unschön für mich.
Ich würde gerne das was ich erfahren habe zusammenfassen und gerne wissen ob ich das richtig verstanden habe und dazu ein paar wenige Fragen stellen.
Also wenn ich das richtig sehe, ist das Arzt sein im Krankenhaus extrem suboptimal für ein Freizeit und Familienleben. Die Schichten sind ja schon nervig, aber Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienst sowie 10-20 Überstunden die Woche schießen den Vogel wirklich komplett ab. Ist das bei allen Krankhäusern und Fachrichtungen der Fall? Es soll ja bei Labormedizin oder Anatomie, Biochemie usw, also den wissenschaftlichen Fächern, recht geregelt zugehen. Ist bei dem Rest jegliche Hoffnung verloren oder gibt es da auch Ausnahmen? Außerhalb des Krankenhauses wäre ja noch der öffentliche Dienst und Ambulanz möglich.
Soweit ich gehört hab, wird man im öffentlichen Dienst ziemlich unterbezahlt und so ein Haus zahlt sich bei den momentan und weiter steigenden Preisen nicht von selbst. In Praxis oder MVZ könnte man selbst investieren oder sich einfach anstellen lassen. Dort wären doch auch die meisten Fachrichtungen vertreten (außer sowas wie Chirurg, Anästhesie oder Patho). Verdient man da denn auch sehr viel schlechter als in Krankenhäusern?
Versteht mich nicht falsch, ich hab kein Problem Leistung zu zeigen, ich möchte das Studium mit Magnum cum Laude abschließen und das gelernte nicht nur für die Prüfung sondern für immer im Kopf behalten, einfach weil ich weiß, wie wichtig das alles werden kann für echte Menschenleben, aber dafür mein Freizeitleben zu opfern und meinen großen Traum der Familie flöten gehen zu lassen sehe ich nicht ein. Außerdem werde ich während des Studiums sicher ein paar Präferenzen für bestimme Fachrichtungen entwickeln. Trotzdem würde es mich interessieren, ob Krankenhäuser wegen meiner Lebensplanung wirklich komplett rausfallen und falls ja ob ich meine Träume auch als Ambulanter Arzt erfüllen kann.

Liebe Grüße!

Feuerblick
26.09.2023, 12:58
Ähm, ich glaube, du hast sehr selektiv gelesen und leider einiges falsch verstanden. Nein, weder in allen Krankenhäusern noch in allen Fachrichtungen macht man regelhaft hunderte Überstunden. Nein, die wissenschaftlichen Fächer sind auch nicht geregelter. Eher das Gegenteil. Nein, in einer Praxis verdient man als Facharzt (!) nicht schlechter als in der Klinik (wenn man es gut anstellt).
Dein Studium wirst du mit einer einfachen Schulnote abschließen. Das was du meinst, ist die Promotion.
Kurz: Wenn du Bock aufs Arztsein hast, dann wirst du in deinem Fachgebiet schon die richtige Nische finden. Mit 23 bist du noch jung, für Familie und Co reicht es auf jeden Fall noch.

Endoplasmatisches Reticulum
26.09.2023, 13:09
Was man dir hier sagen wird: Es gibt erträglichere und weniger erträgliche Fächer, man kann in jedem Fach erträglichere und weniger erträgliche Stellen finden, man kann als Arzt nicht arbeitslos werden, man kann als Arzt sehr gutes Geld verdienen, die Zeit als Arzt in Weiterbildung ist meist ätzend aber geht vorbei.

Und das ist alles nicht falsch, aber irgendwie doch. Die Realität ist nämlich oft komplizierter.


Du wirst im Studium feststellen, dass dir bestimmte Fächer absolut gar nichts geben. Da bringt es dir dann auch nichts, dort theoretisch eine bessere Work-Life-Balance zu haben.

Du findest immer einen Job als Arzt, ja – aber du bist irgendwann nicht mehr einfach „Arzt“, sondern Internist, Chirurg, Kinderarzt, HNOler oder was weiß ich. Bringt dir dann auch nichts, im Zweifel immer in irgendeinem Fach eine Stelle zu finden, wenn es in deinem Fach gerade nichts gibt. Ich fand die Erkenntnis damals erschreckend, dass es gerade in kleineren Fächern gut und gerne passieren kann, dass du eine Hand voll Bewerbungen verschickst, es nirgends klappt oder passt und plötzlich deine gesamte Zielregion bis auf einen dreistelligen km-Umkreis beruflich erstmal gestorben ist, weil du alle möglichen Arbeitgeber durch hast. Die allgemeine Stellensituation für Ärzte wird m.E. deutlich zu rosig dargestellt, weil die fachliche Segregation unseres Berufes meist ausgeklammert wird. Das hängt eben von deinem Zielfacharzt ab.

Ja, es gibt überall erträgliche Stellen – die werden aber selten frei, weil sie jeder sucht. Der Urbanisierung und dem Kliniksterben sei Dank konzentriert sich ärztliche Arbeit immer mehr auf Brennpunkte, die durch den Standortfaktor keinen Innovationszwang haben. Da sitzen die Arbeitgeber am längeren Hebel und spielen den gnadenlos aus. Alternativ wird oft empfohlen, in kleinere Häuser am Arsch der Welt zu gehen. Mag für manche eine Lösung sein. Da sind dann z.B. die Teams winzig, die Dienstbelastung immens, das Sprachenkollektiv divers, es gibt interdisziplinäre Dienste oder Rufdienst für andere Abteilungen. Ich persönlich empfand die dortigen Bedingungen oft nicht minder gruselig, bloß auf eine andere Art.

Ja, die Weiterbildungszeit geht vorbei. Ich persönlich empfinde 5 der besten Lebensjahre aber als deutlich zu massiv, um den Faktor einfach so lapidar beiseite zu wischen. Das ist kein mieser Job, durch den man sich mal 6 Monate durchquält und ihn dann als Sprungbrett woanders hin nutzt. Nützt dir dann auch nichts, dass du als Oberarzt großen Reibach machen kannst, wenn die Weiterbildungszeit dich zerschmirgelt.


Langer Rede kurzer Sinn: Wer bist du, was willst du machen, wo willst du es machen, wie willst du es machen? Das alleine wird entscheiden, ob du den Arztberuf in 8 - 10 Jahren als beste oder schlechteste Entscheidung deines Lebens empfindest. Eventuell noch gefärbt von einer guten Prise Glück – oder eben auch Pech.

NeedyCat
26.09.2023, 13:32
Das kann gut sein, ich hab halt viel mehr negatives als positives dazu gefunden^^
Ich dachte bei bspw. Labormedizin gibt es sowas wie Schichten und Bereitschaftsdienste nicht?
Jaa, ich meinte sogar die Promotion, wollte meinen übel langen Text nur nicht noch länger machen^^

NeedyCat
26.09.2023, 13:41
Ja richtig, Arbeitsmedizin bspw. wird wahrscheinlich eher weniger meins sein, auch wenn die Arbeitszeiten da Spitze sind^^

Uff, das klingt ja wenig begeisternd, ich hoffe mal, dass ich in 6 Jahren genauso wenig gebunden an einen Ort bin wie jetzt. Solange meine Katzen nicht zu viele Umzüge machen müssen, ist mir das eigentlich egal^^

Ja richtig, die Assistenzarztzeit soll nochmal besonders schlimm sein. Und es gibt verdammt selten Ausbildungsplätze an ambulanten Orten soweit ich gehört hab.

Aber ja, das dachte ich mir leider schon. Dass sich das jetzt noch nicht sagen lässt. Wenn ich heute Approbieren würde, würde ich nicht wissen wo ich eine Stelle anfangen sollte. Klar, durch das Studium werden sich sicher ein paar Fachbereiche herauskristallisieren, aber ich denke nicht, dass das Studium mir helfen wird um rauszufinden in welchen Krankenhäusern oder welchen Fächern es wo human zugeht und ich weiß nicht ob ich mich da wirklich gern aufs Glück verlassen möchte, ob ich meine ganze Freizeit verliere oder eine "humane" Stelle bekomme.

fightinglizard
26.09.2023, 14:00
Ganz lieb gemeinter Rat: wenn du dir jetzt schon unsicher bist, ob es das richtige für dich ist und dir deine Zeit zu wertvoll ist, dann geh nochmal in dich und überlege dir gut, ob du weitermachst. Noch ist nichts verloren oder gewonnen!

Als Arzt bzw Assistenzarzt wirst du immer eine immens hohe Arbeitsbelastung haben. Klar gibt es die Stellen an denen alles besser geregelt ist. Die stehen aber häufig den eigenen Karriereambitionen entgegen.

Auch kannst du Labormediziner werden. Falls es dir überhaupt gefällt. Herausfinden wirst du das irgendwann im laufe der nächsten 10 Jahre. Auch Labormediziner bleiben nicht ganz von Rufdiensten verschont. Für eine private Firma arbeiten ist auch nicht jedermanns Sache.

Es ist sowieso viel zu früh um ein Fach gut oder schlecht zu finden. Das Risiko ein oder zwei schlechte Stellen zu erwischen ist jedenfalls recht hoch.
Und viel arbeiten tun alle, selbst ehemalige Kommilitonen, die am Arsch der Welt in einer Bergklinik arbeiten.

NeedyCat
26.09.2023, 14:37
Ganz lieb gemeinter Rat: wenn du dir jetzt schon unsicher bist, ob es das richtige für dich ist und dir deine Zeit zu wertvoll ist, dann geh nochmal in dich und überlege dir gut, ob du weitermachst. Noch ist nichts verloren oder gewonnen!




Danke für den ernstgemeinten Rat, also ehrlich! Nur habe ich schon viele Dinge ausprobiert, bspw. Mathe, Physik, Bauarbeit, Büro, Elektrotechnik, Verkäufer, Wirtschaft, Psychologie. Nichts hat mir gefallen. Keine der Studien oder die Beschäftigung damit hat mir so viel Spaß gemacht wie Medizin, mal davon abgesehen das mich die meisten Themen zwar interessieren, ins Detail wollte ich aber nur in der Medizin gehen. Ich bin ein sehr theoretischer Typ der darin auch sehr gut ist, aber ich will nicht in der "Wirtschaft" oder der Forschung arbeiten. Viel fällt mir da nicht mehr ein leider^^
Ich habe jahrelang nach meiner Krankheit überlegt und probiert was ich tun will, und das einzig gute Gefühl hatte ich bei Medizin, auch das Gefühl, dass ich mit meinen theoretischen Fähigkeiten und meinem Gedächtnis dort echt Menschen helfen könnte, statt Firmen, damit diese noch mehr Gewinn abstauben.

Ich habe auch nicht das Problem "mehr" zu arbeiten. Wenn ich meistens eine 50h Woche habe dann ist das so. Nur quasi jeden Tag entweder zu arbeiten oder in Rufbereitschaft ist halt einfach nicht meine Vorstellung von Leben (typisch junge Generation^^). Daher fragte ich ja, ob das wirklich überall der Fall ist. Wenn ich euch richtig verstehe, ist es häufig in Krankenhäusern so, aber nicht immer. Dann werde ich wohl schauen müssen, welche Fachbereiche in Frage kommen und ob ich zufällig ein KH finde, welches nicht völlig überlastet ist, ansonsten steht mir ja noch die Wahl des Ambulanten offen.

Feuerblick
26.09.2023, 15:03
Du wirst selbst in der schlimmsten Klinik nicht jeden Tag irgendeinen Dienst haben (Bereitschaftsdienst, d.h. in der Klinik anwesend sein). Rufbereitschaften (d.h. zu Hause abrufbar sein) sowieso nicht - die gibt es für WBA nicht überall. Ja, du wirst viel arbeiten müssen und ja, es wird viele Überstunden geben. Mal mehr, mal weniger. Aber letztlich ist das auch vom Fach und deinen Karriereambitionen abhängig. Und letztlich ist es auch davon abhängig, was man mit sich machen lässt und wo man klar die Grenze zieht.
Natürlich liest man in einem Forum wie diesem viel mehr über die schlechten Seiten. Klar. Man schreibt eher was, wenn man sich auskotzen möchte. Aber letztlich gibt es sicherlich vernünftige Stellen. Auch dazu finden sich hier Berichte. Örtliche Flexibilität gehört natürlich dazu. Umschauen, hospitieren, ggf. auch mehrere Stellenwechsel. Aber das ist jetzt kein reines Medizinthema. Zumindest wenn man auf dem Land lebt und nicht im direkten Speckgürtel einer Großstadt, wird man immer aus seiner Komfortzone rausmüssen. Entweder durch Pendeln oder durch Umzug. Manche Fächer, gerade die kleinen, gibt es halt nicht überall. Ich war damals auch nicht scharf darauf, ins Saarland zu ziehen - meinen Katzen wars egal. :-nix Dennoch…
Ich glaube die meisten Probleme entstehen bei den Leuten, die sich zu Studienbeginn nicht bewusst sind, dass die Weiterbildungszeit kein Zuckerschlecken sondern unter Umständen echt ätzend ist. Die fallen dann aus allen Wolken und finden alles schlimm, furchtbar und toxisch. Die ganzen Ärzteserien tragen jetzt auch nicht dazu bei, ein bisschen Realität zu vermitteln (hast du ja selbst erlebt). Wenn du dir dessen aber bewusst bist, örtlich flexibel bist und bereit bist, dir halt eine passende Klinik zu suchen (ja, ich weiß… in der Inneren vermutlich schwieriger als in der Augenheilkunde), dann wird das schon. Dickes Fell kann auch nicht schaden - aber mal ehrlich, es gibt in vielen Berufen SEHR verhaltensoriginelle Vorgesetzte. Auch das ist kein spezielles Medizinthema. Been there…

NeedyCat
26.09.2023, 15:55
Du wirst selbst in der schlimmsten Klinik nicht jeden Tag irgendeinen Dienst haben (Bereitschaftsdienst, d.h. in der Klinik anwesend sein). Rufbereitschaften (d.h. zu Hause abrufbar sein) sowieso nicht - die gibt es für WBA nicht überall. Ja, du wirst viel arbeiten müssen und ja, es wird viele Überstunden geben. Mal mehr, mal weniger. Aber letztlich ist das auch vom Fach und deinen Karriereambitionen abhängig. Und letztlich ist es auch davon abhängig, was man mit sich machen lässt und wo man klar die Grenze zieht.

Ja verstehe, das wäre super. Generell hab ich nix dagegen zu pendeln. Damit meine Katzen eine große Wohnung haben und ich mir in der Stadt nichts leisten konnte, pendel ich jetzt schon 50 min hin und 50 zurück zur Arbeit und zur Uni. Später dann etwas weniger würde mich freuen. Wenn ich dann kein armer Student ohne Auto oder Chancen bei Vermietern bin, ist da hoffentlich auch mehr drin^^

Umziehen ist auch kein Ding, wenn ich nach dem Studium und nochmal nach der Ausbildung umziehen muss ist das absolut okay (außer jemand bindet mich bis dahin hier, aber das halte ich für unwahrscheinlich). Wenn ich am Anfang der Arbeit noch ein, zweimal umziehen muss, weil die jeweilige Klinik nicht so toll ist, geht das auch klar, solange ich mir bis dahin Unterstützung leisten kann und nicht immer selbst 6 Stunden lang alles in den 5. Stock hochkarren muss, das stresst meine Katzen UND mich ^^

Wenn es während der Assistenzarztzeit schlimmer wird, ist das eben so. Dann habe ich ja trotzdem noch 30 Jahre Beruf in denen ich etwas mehr Freizeit habe.
Hab auch nix dagegen, wenn ich ne Woche Frühschicht, nächste Woche Spätschicht und einmal die Woche halt 24h da verbringe. Wichtig wäre mir nur, dass ich dann auch demensprechend frei habe, wenn ich auch 24h hintereinander und damit 3 Arbeitstage dort verbringe. Rufbereitschaft nervt halt, weil ich gerne was unternehme in meiner Freizeit, während der Rufbereitschaft dann zuhause zu hocken und darauf zu warten das ich kommen muss stresst mich irgendwie^^
Ich finde die Medizin sehr spannend und gebe mir Mühe sehr sehr gut darin zu werden, aber wie gesagt, eine Familie zu gründen und ein sehr viel besserer Vater zu sein als ich ihn hatte war schon seit kindheitstagen mein Traum, da weiß ich nicht wie zu viele Überstunden reinpassen. Aber es freut mich zu hören, dass es schon möglich ist was zu finden, wo da möglich ist^^

Feuerblick
26.09.2023, 16:06
*lach* Ja, wenn du erst einmal als WBA arbeitest, kannst du dir auch Unterstützung für Umzüge leisten, keine Sorge. Ich bin insgesamt… äh… viermal in der Assistenzzeit umgezogen. Geht schon. Und du bist, wenn du jetzt 23 bist ja auch nicht uralt (in Bezug auf Kinder und Familie), wenn du Facharzt bist. Insofern geht das alles.
Ich würde dir aber raten: Nutze Praktika, um dich umzuschauen. Erzählungen anderer sind schön und gut, helfen dir aber nicht in Bezug auf das, was DU willst und in Kauf zu nehmen bereit bist. Theorie ist das eine, das wirkliche Leben das andere.
Sieh dir das Leben in der Klinik an (und damit meine ich nicht das Pflegepraktikum), sieh dir auch das ambulante Arbeiten an. Ich persönlich hätte letztlich lieber in der Klinik Dienste geschrubbt als auf Dauer in einer Praxis zu arbeiten. Praxis ist eben oft Standard-Klientel mit Standard-Problemen. Viel Hirn braucht man da je nach Fach nicht unbedingt bzw. nur selten und dann schickt man die Leute in die Klinik weiter. Dazu findet man in meinem Fach einen sehr viel höheren Patientendurchsatz als in der Klinik. Das muss man auch mögen. Ich mochte es nicht (es gibt hier im Forum aber einige, die das gerne machen) und mache, da der Weg zurück in die Klinik aus anderen Gründen nicht drin war, jetzt was ganz anderes außerhalb der Patientenversorgung. :-nix

davo
26.09.2023, 16:40
Fünf Jahre schwer krank, Anerkennung, wie in Serien sein, früher mal starker Waschzwang, Familie, Kinder, auf jeden Fall Haus mit Garten, guter Arzt, magna cum laude, echt Menschen helfen, ein sehr viel besserer Vater sein als du ihn hattest... das klingt nach wirklich extrem viel Druck. In Kombination mit dem Stress des Arztberufs eine wirklich explosive Mischung. Machst du Psychotherapie?

Schichtdienst ist im Arztberuf extrem selten - und glaub mir, die meisten wären über Rufbereitschaft sehr froh, weil ihr Arbeitsalltag viel schlimmer aussieht :-))

Endoplasmatisches Reticulum
26.09.2023, 16:55
Das kommt auch wieder drauf an. Bereitschaft ist deutlich besser pendelbar, Rufbereitschaft nicht so sehr. Es gibt Rufdienste, da kann man viel telefonisch klären und regelhaft weiterpennen. Und es gibt Rufdienste, da ist jeder Anruf ein Garant, dass man reinkommen muss - wie ich schrieb z.B. in kleineren Kliniken, die dich mit anderen Fächern in einen gemeinsamen OP-Rufpool stecken. Da kannst du es haben, dass du um 2 Uhr nachts wackgeklingelt wirst und dann zombifiziert 60 km Auto fahren darfst, um für ein fremdes Fach stundenlang Haken zu halten. Alleine beim Gedanken daran graust es mich.

Feuerblick
26.09.2023, 17:27
Selbst wenn es dein eigenes Fach ist, ist nächtlicher OP-Assistenzdienst ätzend ohne Ende. Wie auch das nächtliche Reinkommen für irgendein Konsil. Fand ich schlimmer als vor Ort zu sein. Ersteres passierte im ersten Job quasi immer, weshalb der RD irgendwann angepasst wurde. Letzteres bei den beiden letzten WB-Stellen eher selten (weil man vieles schon per Telefon auf den nächsten Tag turfen konnte :-)) ).

NeedyCat
26.09.2023, 20:14
*lach* Ja, wenn du erst einmal als WBA arbeitest, kannst du dir auch Unterstützung für Umzüge leisten, keine Sorge. Ich bin insgesamt… äh… viermal in der Assistenzzeit umgezogen. Geht schon. Und du bist, wenn du jetzt 23 bist ja auch nicht uralt (in Bezug auf Kinder und Familie), wenn du Facharzt bist. Insofern geht das alles.
Ich würde dir aber raten: Nutze Praktika, um dich umzuschauen. Erzählungen anderer sind schön und gut, helfen dir aber nicht in Bezug auf das, was DU willst und in Kauf zu nehmen bereit bist. Theorie ist das eine, das wirkliche Leben das andere.
Sieh dir das Leben in der Klinik an (und damit meine ich nicht das Pflegepraktikum), sieh dir auch das ambulante Arbeiten an. Ich persönlich hätte letztlich lieber in der Klinik Dienste geschrubbt als auf Dauer in einer Praxis zu arbeiten. Praxis ist eben oft Standard-Klientel mit Standard-Problemen. Viel Hirn braucht man da je nach Fach nicht unbedingt bzw. nur selten und dann schickt man die Leute in die Klinik weiter. Dazu findet man in meinem Fach einen sehr viel höheren Patientendurchsatz als in der Klinik. Das muss man auch mögen. Ich mochte es nicht (es gibt hier im Forum aber einige, die das gerne machen) und mache, da der Weg zurüc
k in die Klinik aus anderen Gründen nicht drin war, jetzt was ganz anderes außerhalb der Patientenversorgung. :-nix

Super, ein Umzugshelfer und Umzüge sind überstehbar^^
Ja, ich kann mir gut vorstellen dass in einem Krankenhaus sehr viel mehr los ist, als in einer Praxis wo Leute meistens wegen Kleinigkeiten kommen^^ Generell auch viel weniger Vielfalt an Verletzungen und Krankheiten. Das ist auch der einzige Grund wieso ich Krankenhaus nicht völlig ausschließe^^ Ich hab ja noch die Famulatur, ansonsten kann ich ja auch sonst noch ein paar Praktika machen wenn ich weiter foortgeschritten mit dem Studium bin, vielleicht bin ich dann auch etwas nützlicher.

NeedyCat
26.09.2023, 20:18
Fünf Jahre schwer krank, Anerkennung, wie in Serien sein, früher mal starker Waschzwang, Familie, Kinder, auf jeden Fall Haus mit Garten, guter Arzt, magna cum laude, echt Menschen helfen, ein sehr viel besserer Vater sein als du ihn hattest... das klingt nach wirklich extrem viel Druck. In Kombination mit dem Stress des Arztberufs eine wirklich explosive Mischung. Machst du Psychotherapie?

Schichtdienst ist im Arztberuf extrem selten - und glaub mir, die meisten wären über Rufbereitschaft sehr froh, weil ihr Arbeitsalltag viel schlimmer aussieht :-))


Danke für deine Sorge^^
Alles gut, das sind meine Wünsche, was sich davon erfüllen lässt werden wir sehen. Ich weiß ja, dass die Noten nicht so eine große Rolle spielen im Medizinstudium. Die 1 will ich nur, um mir selbst sagen zu können, dass ich das Fach auch halbwegs gut beherrsche. Am Ende wird meine Promotion und das Vorstellungsgespräch an sich viel wichtiger sein.
Und das mit der Familie ist zwar mein Traum, aber es lässt sich nix erzwingen. Ein besserer Vater als meiner zu werden ist dabei aber die leichteste Übung *lach*

NeedyCat
26.09.2023, 20:20
Das kommt auch wieder drauf an. Bereitschaft ist deutlich besser pendelbar, Rufbereitschaft nicht so sehr. Es gibt Rufdienste, da kann man viel telefonisch klären und regelhaft weiterpennen. Und es gibt Rufdienste, da ist jeder Anruf ein Garant, dass man reinkommen muss - wie ich schrieb z.B. in kleineren Kliniken, die dich mit anderen Fächern in einen gemeinsamen OP-Rufpool stecken. Da kannst du es haben, dass du um 2 Uhr nachts wackgeklingelt wirst und dann zombifiziert 60 km Auto fahren darfst, um für ein fremdes Fach stundenlang Haken zu halten. Alleine beim Gedanken daran graust es mich.


Also ist das Gerücht war, dass Chirurgie der König der Freizeit und Lebensfresser ist? ^^

mbs
26.09.2023, 20:55
Pauschale Antworten lassen sich kaum geben, man kann überall Glück oder Pech haben. Und nicht jedes Fach ist für jeden das Richtige. Zufriedenheit hängt von ganz vielen Parametern ab, und die Gewichtung ist sehr individuell, kann sich auch im Laufe des Lebens ändern - was es in der Realität vielfach auch tut.
Wichtig ist es zu akzeptieren, dass man die falsche Entscheidung treffen kann, dass es mittlerweile fast schon "normal" ist, sich zu irren und beruflich neu zu orientieren, muss ja nicht gleich eine andere Branche sein, aber auch ein anderes Fachgebiet kann schon viel an Verbesserung bringen, manchmal sogar ein Ortswechsel.

Ebenso wie berufliche Umorientierungen sind die damit teilweise verbundenen Lebens-und Sinnkrisen. Die haben andere Menschen in anderen Branchen aber auch. Irgendwann kommt man heraus, meist dann, wenn man sich vergangene Fehler verziehen und eine neue Perspektive gefunden hat. Im schlimmsten Fall dauert das etwas, aber du wirst deinen Weg irgendwann finden - notfalls mit ein paar falschen Entscheidungen im Vorfeld. Immerhin hast du die Gewissheit, dass du immer einen guten bezahlten Job finden wirst; das ist mehr als die meisten Menschen von sich behaupten können.

Autolyse
26.09.2023, 21:07
[...]Ich weiß ja, dass die Noten nicht so eine große Rolle spielen im Medizinstudium. Die 1 will ich nur, um mir selbst sagen zu können, dass ich das Fach auch halbwegs gut beherrsche. [...]
Das sagt die 1,0 nicht aus. Die sagt aus, dass du sehr gut darin bist Sachverhalte zu erkennen aus denen man möglicherweise eine Prüfungsfrage bauen könnte und den Rest zu ignorieren.

davo
26.09.2023, 21:13
Ich glaub es ist recht offensichtlich, dass es da um was ganz anderes geht. Aber auch das kann man ja im Laufe der Zeit lernen, warum es so wichtig ist, großes zu tun und Anerkennung zu bekommen... soll ja auch bei leitenden Oberärzten vorkommen.

Endoplasmatisches Reticulum
26.09.2023, 21:18
Das sagt die 1,0 nicht aus. Die sagt aus, dass du sehr gut darin bist Sachverhalte zu erkennen aus denen man möglicherweise eine Prüfungsfrage bauen könnte und den Rest zu ignorieren.
Du meinst völlig wirre, irrelevante und willkürliche Nischenkuriositäten nach Gezeitenlaune des IMPP. Und das auch noch in drei unterschiedlichen Staatsexamina? Nee. Nee! 1.3 okay, kann mal passieren. Aber einer 1.0 nähere ich mich nur im Astronautenanzug. Da ist irgendwas faul. Entweder ein Alien infiltriert die Menschheit, rafiki hat mir LSD untergejubelt, oder der Fisch war deutlich älter als am Etikett vermerkt.