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Talelady
25.09.2008, 14:55
einfach ohne Hemmungen auf Patient oder Angehörige zugehen kann und direkt die richtigen Worte findet. Ich weiß nicht, ob ich jemals dahin kommen will, dass ich einfach und ohne Hemmungen Patienten schlimme Nachrichten an den Kopf werfen kann... so will ich nicht enden! :-meinung

Dr. Julius Hibbert
25.09.2008, 17:28
Ich weiß nicht, ob ich jemals dahin kommen will, dass ich einfach und ohne Hemmungen Patienten schlimme Nachrichten an den Kopf werfen kann... so will ich nicht enden! :-meinung

Für den Patienten wäre es aber wünschenswert. Wenn ein Arzt ewig herumdruckst und einem nicht sagt was los ist, ist das auf jeden Fall belastender als wenn er einfach gerade damit herausrückt.
Als mein Bruder gestorben ist, war auch nicht direkt klar ob er durchkommt oder nicht, bzw. die nötigen Untersuchungen waren noch nicht gemacht. Es hieß immer nur "es sieht schlecht aus, aber vielleicht besteht ja doch noch eine Chance". Diese Zeit der Ungewissheit ist unglaublich belastend, das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man es nicht selber erlebt hat.
Es klingt vielleicht komisch, aber ich war echt froh als ein Arzt auf uns zukam und klipp und klar gesagt hat, dass es aus ist. Alle Nachfragen, ob es nicht doch noch irgendeine Chance gibt, hat er entschieden zurückgewiesen und Fehler bei den Untersuchungen ausgeschlossen. Das hat uns einfach dabei geholfen, zu begreifen, was passiert ist.

Kliri
25.09.2008, 21:22
[QUOTE=Dr. Julius Hibbert]Für den Patienten wäre es aber wünschenswert. Wenn ein Arzt ewig herumdruckst und einem nicht sagt was los ist, ist das auf jeden Fall belastender als wenn er einfach gerade damit herausrückt.
Als mein Bruder gestorben ist, war auch nicht direkt klar ob er durchkommt oder nicht, bzw. die nötigen Untersuchungen waren noch nicht gemacht. Es hieß immer nur "es sieht schlecht aus, aber vielleicht besteht ja doch noch eine Chance". Diese Zeit der Ungewissheit ist unglaublich belastend, das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man es nicht selber erlebt hat.
Es klingt vielleicht komisch, aber ich war echt froh als ein Arzt auf uns zukam und klipp und klar gesagt hat, dass es aus ist. Alle Nachfragen, ob es nicht doch noch irgendeine Chance gibt, hat er entschieden zurückgewiesen und Fehler bei den Untersuchungen ausgeschlossen. Das hat uns einfach dabei geholfen, zu begreifen, was passiert ist.[/QUOT

das ist ja schlimm, mir hat eine Auskunft eines Arztes als ein naher Angehöriger im Koma lag (ist leider nicht mehr aufgewacht) geholfen, als so eine knall harte Mitteilung, wie du sie schilderst, er verglich es mit einem Seilgang und meinte es käme darauf an, in welche Richtung es kippt (oder so ähnlich) da begriff ich, dass es ganz ernst ist und er in den nächsten Tagen sterben kann, aber das kleine bisschen Hoffnung was offen blieb, hab ich irgendwie gebraucht, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er in den nächsten Tagen sterben kann

Talelady
26.09.2008, 09:18
Wir haben wohl etwas aneinenander vorbeigeredet, weil ich dich misverstanden habe, sorry. Es geht mir eher ums andere Extrem.
Ich finde es sehr wichtig, sich vor kritischen Patienten- und Angehörigengesprächen nicht zu drücken und diese somit nicht lange im ungewissen zu lassen, vor allem wenn die Situation eigentlich klar ist. Ich finde es auch sehr wichtig klare Worte zu finden, damit das Gegenüber versteht, was ich sagen will/muss.

Was ich aber nicht will: Das mir die Schicksale so ganz am A.... vorbei gehen. Das ich in einer solchen Situation die Nachricht, die ich überbringe nicht mehr als schlimm empfinde. Das ich zu kaltblütig werde.

netfinder
26.09.2008, 10:05
Was ich aber nicht will: Das mir die Schicksale so ganz am A.... vorbei gehen. Das ich in einer solchen Situation die Nachricht, die ich überbringe nicht mehr als schlimm empfinde. Das ich zu kaltblütig werde.

Musst Du doch auch nicht werden! Wer sagt denn, dass man so werden muss als Arzt?

alley_cat75
26.09.2008, 10:31
Was ich aber nicht will: Das mir die Schicksale so ganz am A.... vorbei gehen. Das ich in einer solchen Situation die Nachricht, die ich überbringe, nicht mehr als schlimm empfinde. Das ich zu kaltblütig werde.

Also erst einmal, knallt man Patienten keine Nachrichten an den Kopf. Wenn Du jetzt noch kein kaltblütiger Mensch bist, wirst Du es auch nicht werden. Warum auch? Es wird Tage geben, an denen Du mit Patienten/Angehörigen bei schlechten Nachrichten fast mit mit weinst, an anderen Tagen wirst Du (fast) ungerührt sein - je nach eigener Stimmungslage, Sympathie/Antipathie gegenüber den Patienten. Es gibt speziell für Ärzte Kommunikationskurse (breaking bad news). Einige Unis bieten das bereits für Studenten an. Wenn Du Angst vor derartigen Situationen hast, empfehle ich Dir solche Kurse. Du lernst viel über andere und vor allem über Dich selbst. Letzteres kann nie schaden.

Dr. Julius Hibbert
26.09.2008, 14:18
Ich finde es sehr wichtig, sich vor kritischen Patienten- und Angehörigengesprächen nicht zu drücken und diese somit nicht lange im ungewissen zu lassen, vor allem wenn die Situation eigentlich klar ist. Ich finde es auch sehr wichtig klare Worte zu finden, damit das Gegenüber versteht, was ich sagen will/muss.

Was ich aber nicht will: Das mir die Schicksale so ganz am A.... vorbei gehen. Das ich in einer solchen Situation die Nachricht, die ich überbringe nicht mehr als schlimm empfinde. Das ich zu kaltblütig werde.

Dann sind wir uns ja einig!


Es gibt speziell für Ärzte Kommunikationskurse (breaking bad news). Einige Unis bieten das bereits für Studenten an.

Das wäre glaube ich wirklich das beste für mich, werde mich mal danach umsehen!

alley_cat75
26.09.2008, 18:52
Wenn Du einen Platz in Berlin bekommst, musst Du Dich nicht extern umsehen. Seit 2003 ist dieser Kurs für Studenten Pflichtprogramm. Ich mache das nebenberuflich... :-D

Dr. Julius Hibbert
26.09.2008, 20:26
Na dann hoffe ich echt mal dass das klappt... nach den ganzen Beschreibungen von dir im Studienortthread ziehts mich noch mehr nach Berlin.