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Muriel
10.08.2011, 19:50
Hallo liebe Mitschamanen,

da ja öfters mal Fragen/Anekdoten unsererseits im Assithread mit folgenden Kommentaren etwas ausarten können und es die meisten richtigen Ärzte eher weniger interessiert bzw. auch kaum verstanden wird, dachte ich, wir richten uns hier mal unser dunkles Kämmerchen mit Spaltlampe und co ein. Hier können wir uns gegenseitig etwas erzählen, ohne die Gefahr einzugehen, andere zu nerven :-)

Und ich hätte da auch mal eine Frage direkt zu Anfang...

Hat einer von Euch schon mal eine tatsächliche Wirkung auf verschiedenste systemische Medikationen (TBC-Medikation, Tamoxifen, Chloroquin, Resochin...) gesehen, die zum Abbruch der Therapie geführt hätte? In der Praxis haben wir andauernd entsprechende Kontrollen, irgendetwas Auffälliges habe ich da noch nie gesehen, und auch damals in der Klinik, als wir bei der angeschlossenen Lungenklinik mit großer Infektionsstation jede Woche mindestens 5 Konsile hatten, ist nicht ein einziges Mal etwas aufgetreten. Mittlerweile glaube ich gar nicht mehr daran :-D Ach ja, und wer hat schon mal eine Cornea verticillata mit subjektiver Beeinträchtigung gesehen? Diese ganzen Amiodaron-Kontrollen sind irgendwie auch... hm... überflüssig. Wobei mal ein Kardiologe zu mir meinte, die Hornhaut an sich interessiere ihn dabei gar nicht, er wolle nur wissen, oder Patient das Medikament auch tatsächlich nimmt :-D

Espressa
10.08.2011, 20:01
Also ich meine mich zu erinnern dass unter Chloroquin eine Patientin tatsächlich farbenblind wurde und auch im Visus abgefallen ist. Nach vielen Jahren dann...
Und etwas Blendung oder Lichtstreuung beim Autofahren haben die Verticillatae auch.

Muriel
10.08.2011, 20:06
Diese Blendungsgeschichten kenne ich zwar auch, die waren aber bisher alle nach Cat-OP reversibel, die ich gesehen habe :-D

Hoppla-Daisy
10.08.2011, 20:21
Wirkung auf verschiedenste systemische Medikationen (TBC-Medikation, Tamoxifen, Chloroquin, Resochin...)
Ethambutol --> Störungen des Farbsehens
Tamoxifen --> Retinopathie (Ablagerungen von gelben Kristallen)
Chloroquin (äh = Resochin ;-)) --> Schießscheibenmakulopathie

Grins, ich konnte es mir nicht verkneifen. Das waren meine Assoziationen. Man merkt kaum, dass ich gerade für so'n komisches Examen lerne.... neee, merkt man gar nicht :-)) :-oopss

Muriel
10.08.2011, 20:25
Hehe, brav Daisy *tätschel* Ich ernenne Dich hiermit zur Schamanin h.c. :-D

Hoppla-Daisy
10.08.2011, 20:27
Lassen Sie mich durch, ich bin Schamanin h. c. *drängel und überaus wichtig guck*

Feuerblick
10.08.2011, 22:06
Ich kenne einen Verticillata-Patienten, der sich so beeinträchtigt fühlt, dass er sich operieren lassen würde.
Was Resochin angeht kann ich mit zwei Patientinnen dienen, bei denen wir das Absetzen der Medikation wegen deutlicher makulärer Veränderungen und Visusverschlechterung empfehlen mussten in den letzen 6 Monaten.
So ganz selten sind die scheinbar nicht...

Thomas24
10.08.2011, 22:53
Hallo liebe Mitschamanen,

da ja öfters mal Fragen/Anekdoten unsererseits im Assithread mit folgenden Kommentaren etwas ausarten können und es die meisten richtigen Ärzte eher weniger interessiert bzw. auch kaum verstanden wird, dachte ich, wir richten uns hier mal unser dunkles Kämmerchen mit Spaltlampe und co ein. Hier können wir uns gegenseitig etwas erzählen, ohne die Gefahr einzugehen, andere zu nerven :-)



Hey Muri, das ist eine Superidee- umgekehrt interessieren uns gewisse Dinge ja auch nur noch peripher. Bei mir lösen z.B. die Schilderung heldenhafter Grosstaten im Regen /auf der Autobahn/ an S- Bahnen/U-Bahn/ etc. mit Stichworten wie "blabla ...Stiff neck, bla bla Schutzintubation, blabla Hämatopneumothorax und dann ich so..." schon seit den Tagen des Studiums sehr zuverlässig narkoleptische Attacken aus:-D Muss wohl an der Dosis liegen (ein paar liebe Kumpels kommen aus der Gasecke und erzählen sich gegenseitig beim gemeinsamen Bierchen immer solche -ich nenn´s mal: Opi erzählt vom Krieg- Geschichten von ihren RD Heldentaten *gg*). :-D


Und nun zur eigentlichen Frage: alles was im Lehrbuch auftritt, gibts wirklich- von der klassischen Bulls Eye Makulopathie, über die Amiodaron ass. Optikusneuropathie, über NSAID Anwendung mit cornealer Einschmelzung, über die Alkohol/ Tabakamblyopien bei selbstgebrannten Fusel- alles gesehen. Ok, liegt natürlich vielleicht am Patientengut einer Uni.
Die vielen Tausend unauffällig brav Amiodaron schluckenden Patienten sehen wir vermutlich gar nicht.

Das übelste bisher: NAION (vermutlich durch Interferontx bei Hep c) auf der einen Seite, wurde von den Internisten schleunigst abgesetzt- trotzdem NAION des Partnerauges binnen zwei Wochen- die kam mit Mini Rest GF zu uns zur "second opinion". Ob wirklich ein kausaler Zusammenhang oder doch nur eine Koinzidenz vorliegt, liess sich nicht eindeutig klären, aber wir halten es für wahrscheinlich.

LG

Feuerblick
12.08.2011, 09:21
Okay, ganz so üble Geschichten hab ich bisher nicht gesehen, aber Tabak-Alkohol-Amblyopien und Co. kann ich auch durchaus anbieten...

Als nächstes gleich mal ein Dank an meinen Mitschamanen hier, der gestern hilfreicher war als mein eigener Hintergrund. Ohne diese moralische Unterstützung hätte ich wohl nicht "Jugend forscht" betrieben und meine erste YAG-IT bei Glaukomanfall (ich hab gerade mal nachgerechnet und festgestellt, dass ich in fünf Jahren drei Glaukomanfälle gesehen habe und bis auf den gestern alle auf die übliche lokale und systemische Therapie angesprochen haben) durch eine trübe Hornhaut bei gut mittelweiter Pupille gemacht. Den letzten Schuss auf eine Iris hatte ich vor vier Jahren unter Aufsicht gemacht und da hatte es gleich übelst geblutet - was bei der gestrigen Patientin mit Quick von 18 unschön gewesen wäre. Egal - Vorderkammer ist zwar immer noch flach, weil SEHR dicke Linse, aber der Druck war runter und das war mir nachts um eins dann doch erst mal am wichtigsten. Mein Hintergrund war weder zu guten Ratschlägen noch zu Hilfestellung zu bewegen... ich hege ja irgendwie den Gedanken, dass besagter Hintergrund auch noch nie im Leben eine YAG....:-( Wie auch immer: ICH kanns jetzt :-)
Danach kam noch ein ZVV und... TADAAAAAAAAAAAAAAAA... eine Perf nach Hammer-Meissel-Verletzung mit i.o. Fremdkörper. Die können mich ja schon gar nicht mehr schocken :-))

Muriel
12.08.2011, 12:31
Tabak-Alkohol habe ich auch einige gesehen. Wenn ich weiter überlege habe ich doch eine Schießscheibenmakulopathie gesehen, hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, aber häufig ist anders :-) Der selbstgebraute Fusel, der den 17jährigen erblinden ließ, war auch toll :-keks

Nur drei Glaukomanfälle in fünf Jahren? Wow, das war hier Standardprogramm. Einer pro Monat war meist dabei. Also, nicht Tensioentgleisungen bei was auch immer sondern wirklich EW. YAG-IOs habe ich bisher nur geplant bei EW-Situationen oder Pigmentdispersion gemacht und einmal akut bei einer Iris bombata. Das war echt geil! Da sprang das Irispigment, man sah das Kammerwasser nach vorne schießen und die VK wurde innerhalb von Sekunden tief. Habe selten etwas so Beeindruckendes gesehen :-)
Heute war der Tag der Zufallsglaukomdiagnosen, gleich drei Stück. Und alle kamen eigentlich wegen irgendwelcher VA-Geschichten. Bestätigt einmal mehr, wie wichtig auch in der Praxis bei Sicca und co der kurze zentrale Fundusblick ist *seufz*

Feuerblick
12.08.2011, 12:36
Joa, irgendwie haben wir eher dekompensierte POWGs als wirkliche Engwinkel-Sachen. Und die wenigen, die ich gesehen habe, wurden von mir als Aufnehmender erst medikamentös stabilisiert bis die Hornhaut klar war und am nächsten Tag meist vom OA mit einem YAG versorgt. Auch von meinen Kollegen können das nur zwei. Mangelversorgung :-)) Gestern flog wenig Pigment (rel. helle Iris), aber das Kammerwasser konnte man perfekt fließen sehen. Sah irgendwie toll aus, muss ich sagen. Da war ich mir dann auch sicher, dass es geklappt hatte. Und plötzlich wirkte sogar das Pilo, das vorher einfach NULL Effekt hatte. Interessant war, dass der Hausaugenarzt von uns eine chirurgische IE wollte. Okay, die Dame hatte ihm sicher nicht verraten, dass sie Marcumar nimmt und im April die letzte Quick-Kontrolle (damals 51 mit Erhöhung der Dosierung...) erfolgt war. Das hätte intraoperativ ne schöne Sauerei gegeben...
Dafür bin ich aber inzwischen Expertin im Aufsuchen von intraokularen Fremdkörpern und im Abwickeln von Perfs :-))

Thomas24
12.08.2011, 15:26
Als nächstes gleich mal ein Dank an meinen Mitschamanen hier, der gestern hilfreicher war als mein eigener Hintergrund. Ohne diese moralische Unterstützung hätte ich wohl nicht "Jugend forscht" betrieben und meine erste YAG-IT bei Glaukomanfall (ich hab gerade mal nachgerechnet und festgestellt, dass ich in fünf Jahren drei Glaukomanfälle gesehen habe und bis auf den gestern alle auf die übliche lokale und systemische Therapie angesprochen haben) durch eine trübe Hornhaut bei gut mittelweiter Pupille gemacht. Den letzten Schuss auf eine Iris hatte ich vor vier Jahren unter Aufsicht gemacht und da hatte es gleich übelst geblutet - was bei der gestrigen Patientin mit Quick von 18 unschön gewesen wäre.

Huch, Ich werd ganz verlegen :-blush
Da ich ohnehin Hintergrund hatte, kann ich gerne auch Telefonseelsorge für liebe Mitschamaninnen anderer Kliniken leisten ;-)

Dass Pilo initial vor der YAG pI nicht geholfen hat,aber danach schon, könnte m.E. daran liegen, dass der Sphinkter in der akuten Dekompensationssituation mit Drücken > 50mmHg erstmal zu ischämisch ist, um dort das Pilo dort wirksam werden zu lassen. Dennoch zirkuliert es erstmal (unwirksam) in der VK- sobald durch deine pI die VK wieder gestellt wurde und der IOD gefallen ist, war das Pilo dann auch rasch zur Stelle und dann auch wieder pharmakologisch wirksam.

By the way: guck doch mal in einer ruhigen Minute bei euch nach, ob ihr ein Sussmann KG da habt- damit lässt sich in einigen Fällen durch Indentation auf die zentrale HH noch Flüssigkeit in der VK nach peripher verdrängen und sich ein beginnender Winkelblock durchbrechen (sofern noch keine narbigen Veränderungen im Trabekelmaschenwerk da sind). Einziges Caveat: ist für den Pat. echt unangenehm und man kann einen okulokardialen Reflex auslösen.

Du hast gestern jemandem das Augenlicht gerettet, das gibt gutes Karma- bitte Lotto spielen gehen:-wow

Feuerblick
12.08.2011, 16:16
Der Mechanismus der zuerst ausbleibenden Wirksamkeit ist mir schon klar, mir war nur nicht bewusst, dass bei derart prolongiertem Verlauf der Sphinkter sich quasi innerhalb von Minuten so berappeln kann, dass er eine fast normale Reaktion aufs Pilo hinlegt. Die Geschwindigkeit fand ich faszinieren. Insofern war das gestern Abend ziemlich spannend, muss ich sagen. :-) Andere Leute finden i.o. Fremdkörper spannend... die langweilen mich schon fast :-))

Nee, ich hab heute geschaut. Wir haben kein derartiges KG. Es sei denn, unser Cheffe hätte es irgendwo versteckt. :-nix

Thomas24
12.08.2011, 22:43
Zauberwort: "Beschaffungsvorschlag" :-)
Ist nicht so wahnsinnig teuer, einfach einem deiner OAs einen Blockzettel zur Bestellung unter die Nase halten;-)

Reaktionen am Auge sind manchmal wahnsinnig schnell- ich erinner mich noch daran, dass ich aus Versehen die VK intraoperativ zu sehr gestellt hatte- die HH wurde binnen von Sekunden trübe. Kurz über die Parazentese was abgelassen- schon war die HH fast schlagartig wieder klar- schon faszinierendes Gewebe;-)

Feuerblick
13.08.2011, 09:05
Ja, das stimmt wohl. Wie gesagt, mich wunderte hier nur, dass es sich ja um eine schon seit Stunden bestehende Problematik handelte, die dann innerhalb kürzester Zeit behoben war. Faszinierend!

Nö, ich beschaffe da gar nichts mehr :-)) Das geht bei uns sowieso nur per Antrag mit ausführlicher Begründung und nochmal Begründung und so weiter. Das erspar ich mir. Zumal das Teil vermutlich dann da wäre, wenn ICH es nicht mehr brauche :-))

Relaxometrie
14.08.2011, 01:05
*vorsichtigindiesenspezialthreadeinschleich*
Spricht bei einer fortgeschrittenen AMD (weiß nicht, ob feucht oder trocken) etwas gegen eine Katarakt-OP? Hab ich so heute aus laienmedizinischen Kreisen gehört und kann mir das nicht erklären. Oder sagt man, daß durch die AMD die Sehfähigkeit eh schon so stark eingeschränkt ist, daß die zusätzliche Linsentrübung egal ist?

Espressa
14.08.2011, 06:35
@ Relaxo:

Sehr viele ältere Menschen haben ein bisschen AMD, die trockene Form ist sicherlich kein Ausschlusskriterium. Es geht halt um die Relationen - bei einem infaustem NH-Befund und nur wenig Cat machts wohl nicht viel Sinn, wohingegen bei mäßiger AMD die Einschränkug durch deutliche Cat schon spürbar ist, ebenso die Verbesserung nach OP.
Bei der feuchten AMD kann die Cat-OP auch eine Verschlechterung des Befundes mit sich bringen, da stünde dann die AMD-Therapie sicherlich erstmal im Vordergrund.

Relaxometrie
14.08.2011, 08:49
Es geht halt um die Relationen - bei einem infaustem NH-Befund und nur wenig Cat machts wohl nicht viel Sinn, wohingegen bei mäßiger AMD die Einschränkug durch deutliche Cat schon spürbar ist, ebenso die Verbesserung nach OP.
Ok, das ist vollkommen logisch.


Bei der feuchten AMD kann die Cat-OP auch eine Verschlechterung des Befundes mit sich bringen
Aber das verstehe ich nicht. Als nicht-Schamanin stelle ich mir vor, dass Netzhaut-Befund und Linsentrübung zwei Paar Schuhe sind und kann mir gerade nicht erklären, warum ein Eingriff an der unproblematisch zu erreichenden Linse die AMD verschlechtern kann.

Espressa
14.08.2011, 09:17
Allein schon die OP als solche führt doch zu einem gewissen Reiz, Ausschüttung von Prostaglandinen etc. - die die vaskuläre Durchlässigkeit fördern können und ein Ödem verstärken können.

Ein zystoides Maculaödem nach CatOP (siehe Irvine-Gass-Syndrom) kommt ja in einem gewissen Prozentsatz der ansonsten vollkommen gesunden Augen auch vor.

Außerdem verändern sich die Platzverhältnisse, anstelle der relativ dicken natürlichen Linse ist da nur mehr eine schlanke Künstliche, der Glaskörper hat mehr Platz, fällt nach vorne - wieder fällts der Netzhaut leichter anzuschwellen.

Aber meine Mitschamanen werden dir das bestimmt noch detaillierter ausführen können.

Muriel
14.08.2011, 19:26
A propos Irvine-Gass:
Wie sieht bei Euch denn eigentlich das Standard-Therapie-Schema dazu aus? Ich habe mittlerweile so viele verschiedene Dinge direkt und indirekt mitbekommen und mindesten ebenso viele völlig unterschiedliche Verläufe... Ich kenne alleiniges Abwarten (ok, eher selten), Glaupax, NSAR, Volon A parabulbär, Avastin... Eine Freundin erzählte, an ihrer jetzigen Stelle gebe es wohl über mindestens 10 Wochen hinweg anfangs 100mg Decortin mit Ausschleichen, was ich etwas arg fand. Wie handhabt Ihr das initial und mit welchen Folgeoptionen, wenn es am Anfang nicht greift?