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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lebensgefährliche Einsätze



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Morbus X
04.02.2008, 18:29
Hallo mal, ich hätte da mal eine Frage:

Einmal war ich in München in der Situation, entscheiden zu müssen, ob ich dem Patienten helfen will oder mich selber schützen.
Geiselnahme in einer Bank. Kunde angeschossen. Die Täter wollten Sanitäter reinlassen, aber niemand anderen. Nur der Trachtenverein (diejenigen die ikognito unterwegs sind ihr wisst schon :rolleyes: ) haben gesagt "Nein, macht das bloss nicht!!!"
Oder wenn ich in den Nachrichten den Gazastreifen und die Grenze die wieder dicht gemacht worden ist sehe - Verletzte, ein Toter, wilde Schiesserei, ein todesmutiger Rettungswagen fährt mitten rein........

Was würdet ihr machen?

RS-USER-emergency doc
04.02.2008, 18:44
Man mag von den Grünen halten was man will, aber auf ihrem Gebiet sind das die Experten vor Ort. Wenn mir ein Polizist sagt, es sei nicht ratsam in die Bank zu gehen, werde ich einen Teufel tun, und trotzdem reingehen. Ich habe keine Schutzausrüstung, keine Schulung im Umgang mit gefährlichen, verzweifelten und zu allem entschlossenen Kriminellen, und IMHO ist es kein Altruismus, sondern Dummheit, da rein zu gehen. Niemandem ist geholfen, wenn die Geiselnehmer mich im Schwitzkasten und mit 'ner Pistole im Mund vor sich herschiebend Richtung Fluchtfahrzeug steuern...

RS-USER-Pyro
04.02.2008, 18:46
Ist zwei und vier nicht identisch? Die Pol wird doch nicht sagen, dass etwas "sicher" ist, wenn noch eine Gefahr besteht.

Aber ich bin da eh ein kleiner Schisser. Eine Situation wo ich einen Helm tragen MUSS ist keine Situation wo ich sein möchte.

Morbus X
04.02.2008, 18:52
Naja ok; ein anderer Fall:
Geiselnahme in einer Wohung im 2. Stock, ein Mann hatte seine Verlobte als Geisel genommen (wie krank muss man sein). Wir standen mit der Polizei vor dem Haus, dazwischen noch eine breite Straße. Die Geiselnahme wurde unblutig beendet, der Täter verhaftet, das übliche Prozedere.
Gut. Nur:
Wir standen die ganze Zeit im Schussfeld!!!
Wir und die Polizei. Daß die Wohnung zur Straße hinliegt musste uns natürlich keiner sagen!
Soviel zu Thema 2 und 4 identisch :eek:

Rettungszwergin
04.02.2008, 19:01
Hatte schon ein paar Einsätze mit dem SEK, ja auch wenn ich in der Provinz rette, wir brauchen die auch als. Geiselnahmen, Bombendrohung. War immer außerhalb der Gefahrenbereiche. Ganz im Gegenteiil zu den Gaffern. Ich hab nur ein Leben, und das ist mir wichtig. Das geb ich nicht so einfach her. Ein toter Held ist nämlich keiner.

RS-USER-emergency doc
04.02.2008, 19:11
Original geschrieben von Rettungszwergin
Ein toter Held ist nämlich keiner.

Naja, eben doch... darum ist Heldentum eben dumm...

RS-USER-Kassiopeia
04.02.2008, 19:34
Ich würde auch niemals eine zusätzliche Gefahr eingehen, die nicht unbedingt sein muss.
Jede Blaulichtfahrt ist ein Risiko an sich und wenn ich mir überlege, was die Patienten so alles haben und mitunter auch gerne mal mit uns teilen....
Dieser Job ist sowieso nicht ungefährlich, da würde ich auf gar keinen Fall noch zusätzliche Risiken eingehen und mich mit "bewaffneten Mitbürgern" o.ä. anlegen.

Ich möchte abends schließlich auch noch möglichst lebend und unbeschadet nach Hause kommen, zumal da noch so ein kleiner Junge ist, der seine Mama auch noch braucht!

:rolleyes:

Held spielen muss ich nicht.

Morbus X
04.02.2008, 19:39
Also ich gehe eine zusätzliche Gefahr ein...
Ängstlich...
Wenn ich glaube die Gefahr abschätzen zu können...

Aber ich würds glaube ich tun. Ich habe noch keine Kinder, keine Ehefrau und ich als Buddhist werde sowieso wiedergeboren :D
Kleiner Scherz am Rande.

In einem brennenden Haus war ich schon mal um ein Kind rauszuholen. Mit einem nassen Mundschutz geht das eigentlich prima, ich musste nicht mal wegen RGI behandelt werden. Die Hitze war auch auszuhalten.

Nur die Feuerwehr war eben nicht da...
OK, sie kam in dem Moment wo ich wieder rauskam, ich hab einen Anschiss bekommen, dem Kind wäre wohl auch die nächsten 5 Minuten nichts passiert - aber das wusste ich nicht wielange es noch dauert als ich den Entschluss gefasst habe es wenigstens zu versuchen.

RS-USER-DocMezzoMix
04.02.2008, 19:55
Die Gefahr die man täglich im Einsatz erlebt, reicht eigentlcih aus.
Ich kenne wenige Situationen, bei denen ich evtl- und theoretisch bereit wäre, mich in Lebensgefahr (ausser die üblichen Risiken bei der Anfahrt :rolleyes: ) zu begeben.
Die Geschichte mit dem Kind könnte dazugehören, oder ein angeschossener Cop oder sowas, aber ich glaube eher nicht. Situationsbedingt.
Man begibt sich viel zu oft "aus versehen" in Lebensgefahr.
Sei es weil man erst in der Wohnung der Kreislaufstörung erfährt, dass diese den Gashahn aufgedreht hat, oder dass der nette schwarzgekleidete Mann ans Fenster klopft und freundlich fragt, ob wir den Wissen, dass man vor dem Objekt stehen...
da muss ich nicht noch den Helden spielen, gerade wenn mein Arbeitgeber (also nicht mein direkter sondern der "große") mir lieber 12%effektiv weniger für meine Heldentaten bezahlen möchte...und Danke sagt ja heute auch keiner mehr...

RS-USER-Kassiopeia
04.02.2008, 20:14
Original geschrieben von Morbus X


In einem brennenden Haus war ich schon mal um ein Kind rauszuholen.


Das sind Extremsituationen in denen ich bisher zum Glück nicht war.
Vielleicht würde ich dann (wenn ich die Gefahr vor mir sehe und realistisch einschätzen kann) auch anders raegieren.
Gerade wenn Kinder im Spiel sind.
Aber grundsätzlich muss ich sagen "nein".


Aber ich muss gestehen, dass ich mich zum Beispiel auf fast jedes Pferd setze um es zu reiten und/oder auszubilden.
Das wurde mir auch schon mehrfach als "Handeln in suizidaler Absicht" unterstellt. ;)

Morbus X
05.02.2008, 09:52
Grundsätzlich hast du natürlich recht.
Wie schon gesagt, eigentlich reicht die Anfahrt schon dicke für das tägliche Gefahrenbad.
Es müssen ja auch nicht immer so extreme Fälle sein, es reicht ja schon ein Unfall auf der Autobahn wo die restlichen Verkehrsteilnehmner mit 150 an dir vorbeirasen. :eek: D:-)

Beachbaer82
05.02.2008, 10:10
Mein Arsch ist mir Gold wert und ist in solchen Situationen weit weit wech vom Geschehen...

Rettungszwergin
05.02.2008, 10:46
da ich sehr großen Respekt vor Feuer habe, würde ich nie in ein brennendes Haus laufen.........ich nehme an, das ändert sich erst wenn ich Mutter werden solte.

Beachbaer82
05.02.2008, 10:55
Original geschrieben von Rettungszwergin
da ich sehr großen Respekt vor Feuer habe, würde ich nie in ein brennendes Haus laufen.........ich nehme an, das ändert sich erst wenn ich Mutter werden solte.

Hast du dann eine eingebaute Asbesthaut die dich schützt???

Geh nicht rein - lass das di Jungs mit dicken Jacken und Schnüffelbüchse auf dem Rücken machen. Es nützt keinem was, wenn dann 2 Patienten zu versorgen sind!

Morbus X
05.02.2008, 10:55
Glaubst du, ich hätte keine Angst gehabt?
Da funktioniert dein Hirn ganz toll - es hat mir beständig aufgelistet was alles passieren kann bei "Man on fire". :eek:

R.Klein
05.02.2008, 12:55
Leute wenn die Bude brennt brennt die eben, ihr seid nicht unverwundbar also laßt die Feuerwehr ihren Job machen denn die hatt die Ausrüstung und Ausbildung !

Oder was haltet ihr davon wenn die Feuerwehr demnächst mit ner Hydraulischen Schere nen Kaiserschnitt macht weil die gerade da waren ? ;) :D
Nagut etwas übertrieben aber es bringt eben nix wenn ihr reinrennt und wir 2 Minuten später kommen und dann auch noch nach euch suchen müßen und dann euer Kollege eventuell mit 2 Rea's da steht und ihr eine davon seid !

Zum Thema Pol seie gesagt das man bei gewissen Stichpunkten ganz gut tut wenn man einfach mal 4-5 Häuser früher anhält und der Leitstelle sagt das die Info an die Pol gehen soll, wenn die dann wieder ganz locker und ohne Bleispritze rumrennen kann man dann auch mal langsam nach vorne gehen.

Schim
05.02.2008, 14:42
Naja, es gibt ja auch noch ein paar Abstufungen zwischen gefahrlos und Vollbrand. In ein brennendes Haus würd ich auch nicht reinlaufen, in eines, wo's bei einem Fenster rausqualmt, vielleicht schon.

Das hängt dann wohl in der Situation davon ab, wie groß man die Gefahr einschätzt und welchen Erfolg man sieht.


Original geschrieben von Beachbaer82
Hast du dann eine eingebaute Asbesthaut die dich schützt???
Nein, aber die Prioritäten ändern sich schon ein wenig. Ist mir zumindest so gegangen, für ein Kind würde ich jetzt vermutlich ein Quentchen mehr Risiko auf mich nehmen als noch vor ein paar Jahren.

RS-USER-emergency doc
05.02.2008, 16:27
Original geschrieben von R.Klein

Oder was haltet ihr davon wenn die Feuerwehr demnächst mit ner Hydraulischen Schere nen Kaiserschnitt macht weil die gerade da waren?

Wie sagt man doch gleich? Wer heilt hat rechts...:D :D

Rettungszwergin
05.02.2008, 16:41
Original geschrieben von Beachbaer82
Hast du dann eine eingebaute Asbesthaut die dich schützt???

Geh nicht rein - lass das di Jungs mit dicken Jacken und Schnüffelbüchse auf dem Rücken machen. Es nützt keinem was, wenn dann 2 Patienten zu versorgen sind!

Ich weiß, dass Eltern kaum zu halten sind, wenn ihre Kinder in Gefahr sind. Da denkt kein Mensch mehr, sondern will sein Kind retten.
Ein Kollege von mir hat eine Mutter daran hindern müssen, in das ein brennenden Haus zu rennen, in dem ihr Neugeborenes war. Als Mutter denkt man nicht darüber nach, was passieren könnte.

Ich weiß, dass die Feuerwehr das machen kann. Aber wissen und instinktives Verhalten sind zwei paar Schuhe.

exzivisau
05.02.2008, 17:41
Original geschrieben von Schim
Naja, es gibt ja auch noch ein paar Abstufungen zwischen gefahrlos und Vollbrand. In ein brennendes Haus würd ich auch nicht reinlaufen, in eines, wo's bei einem Fenster rausqualmt, vielleicht schon.

Gibt zu dem Thema nen nettes Video, das hier auch schon im Forum rundgegangen ist. Ging um einen Zigarette, die nen Sessel anzündet und ne halbe Minute bis Minute später stand der Raum in vollbrand, inkl. Durchzündung...
Am Anfang war da auch nur nen bißchen Qualm.
R.Klein hat recht: Lass das die Jungs (und natürlich auch Frauen) machen, die die passende Ausrüstung und die richtige Ausbildung für soetwas haben