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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Für alte Hasen + Nichtmehrganzfrische;-): Wie hast du dich für Dein Fach entschieden?



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Anne1970
20.10.2013, 18:47
Aus gegebenem Anlass :-)) hier mal die Frage: Warum hast du dich für dein Fach entschieden?
Wenn man mal zufällig :-oopss mit Kolleginnen und Kollegen zusammen sitzt, trifft man einerseits Leute, für die war es schon während des Studiums klar, welches Fach sie wählen werden. Manche haben einfach mal mit Innere begonnen ohne sich ganz sicher zu sein...
Andere haben jahrelang geglaubt: es wird ein bestimmter Fachbereich (ich z.B. Anästhesie) und haben sich dann umentschieden.
In diesem Thread wollen wir Anfänger von der Erfahrung der "alten Hasen" profitieren:
Wie war es bei dir? Warum dieses Fach? Was ist das Besondere daran? Hast du zuvor in dem Fach famuliert/PJ gemacht? Könntest du dir auch ein anderes vorstellen? Wie schnell hast du gemerkt, dass du wechseln willst und warum? War der Wechsel schwierig? Wem würdest du zum Fachwechsel raten? Würdest du dein Fachgebiet empfehlen?

WalterSobchak
21.10.2013, 10:24
Zunächst: Komisches Gefühl, sich bei "an die alten Hasen" angesprochen zu fühlen... :-oopss

Zu deinen Fragen :-)
Ich bin einer von denen, die schon immer in die Kinderheilkunde wollten.
Entsprechend habe ich dort auch famuliert und mein PJ-Wahlfach gemacht. Zumindest mit den Famulaturen würde ich es heute anders machen. Wenn man nen konkreten Fachwunsch hat (egal für welches Fach), sollte man die Famulaturen lieber nutzen, um nochmal bisschen über den Tellerrand zu gucken. Sieht man in dem Moment, indem man sich für ne Famulatur entscheiden muss, vielleicht nicht unbedingt so, weil man natürlich gern ins "Wunschfach" möchte - zahlt sich aber hinterher aus, glaub ich.

Im PJ ists glaub ich ganz sinnvoll, das Wunschfach zu wählen, da man da 1. schon bisschen ins Fach reinschnuppert (intensiver als in den Famulaturen) und man 2. schon erste Bande zu potentiellen Arbeitgebern knüpfen kann ;-)

Zum Speziellen der Pädiatrie:
Was mich jeden Tag aufs Neue reizt, ist die unglaubliche Abwechslung, die dieses Fach bietet. Klar sagt das jeder von seinem Gebiet, aber wenn im Dienst das Telefon bimmelt, kanns von nem anpassungsgestörten Früh- oder Neugeborenen bis zur 17 Jährigen mit Lungenembolie alles sein.
In der Alterstruktur der Patienten gibt es kein zweites so breites Fach - mit verschiedensten altersspezifischen Erkrankungen (und Normvarianten!!).
Die Subspezialisierungen entsprechen im Wesentlichen denen der Inneren Medizin (von Geriatrie mal abgesehen ;-) ), man sieht die ganze Breite von Erkrankungen, die ein Mensch so haben kann-gerade in der ambulanten Pädiatrie.
Wer hausärztlich tätig sein möchte, kann dies als niedergelassener Pädiater gut machen - genauso wie intensivmedinisch Interessierte in der Kinderkardio und oder /Neo/Intensivmedizin auf Ihre Kosten kommen.

Beachten sollte man: Man hat im Grunde immer 2 Patienten, manchmal auch drei (Kind und Mama (oder eben beide Eltern)), denen man in ein und derselben Situation völlig anders gegenüber treten muss. Ist nicht ohne, mitunter anstrengend - kann man aber lernen und dann machts Spass :-)

Und frei nach Erich Kästner: "Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch" ;-)

Summa summarum: wer gern differentialdiagnostisch denkt, vom 800g-Kind bis zum ausgewachsenen Jugendlichen alles behandeln möchte, genauso wie Ultraschalluntersuchungen aller möglichen Organe bei Jugendlichen gern auch mal Frickeliges macht (i.v.-Zugänge/ZVKs/Intubationen bei Frühgeborenen, LPs bei Neugeborenen etc etc.), nach zig harmlosen Sachen (der klassische Ausschlag bei Virusinfekt) auch mal kritische Situationen (Status asthmaticus/epilepticus/asphyktische Ngb.) meistern möchte, zumindest nen gewissen Draht zu Kindern hat und mit mitunter stressigen, teils nervenden Eltern umgehen kann (die zugegebenermaßen dann doch in der Unterzahl sind...) ist in der Kinderheilkunde gut aufgehoben :-)

Und das für mich wichtigste Argument: der Großteil aller Kinder wird tatsächlich gesund, im Gegensatz zu den z.B. COPD-Patienten in der Inneren oder den pAVK-Patienten in der Chirurgie, die man aufpäppelt und dann 2 Wochen später wieder aufnehmen muss und wieder und wieder und wieder... :-?

Zum Fachwechsel:
Generell ist glaube ich Hintergrundwissen aus JEDEM anderen Fach von Vorteil und sinnvoll, da man wie oben schon gesagt, alles sieht - HNO genauso wie Derma, Auge, Innere und Neuro...
Ein Kollege ist nach dem FA Innere zu uns gekommen und hat Riesenspaß - durch die Innere-Erfahrung bringt er natürlich vieles mit, sagt aber selbst, dass Innere und Pädiatrie zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind.

Ob ein Wechsel aus operativen Fächer gut und sinnvoll ist, kann ich nicht sagen - meist sind die Interessenlagen ja auch derart unterschiedlich, dass keiner aus nem operativen Fach diesen Schritt überhaupt erwägen wird ;-)

Kackbratze
21.10.2013, 10:47
Ich bin eher in der "nicht mehr ganz frisch"-Gruppe tätig:
Kurze Zusammenfassung:
Im Studium gab es eine "Black List", also was ich NICHT werden wollte, die wurde variabel gehandhabt, hat aber immernoch bestand ;-)
Irgendwann kam ich per Zufall zu einer Gynfamulatur und das Fach war toll.
Operieren, konservativ behandeln und meist gewaschene Patientinnen. Geburtshilfe war nicht so 100% meins, aber das wollte ich werden.
Weitere Famulaturen, PJ-Wahlfach und dann.....war nirgendwo eine Stelle frei.

Gut, also erstmal chirurgische Grundbildung anstreben und dann in die Gyn. Die Bauchchirurgie war zwar im PJ mein Ekelfach (nicht Hass, aber Ekel), aber da war gerade eine Stelle frei und ich konnte operieren.

Jetzt mache ich gerade meinen Facharzt für Viszeralchirurgie und schaue, was ich danach noch als 2. FA machen kann.
"Zurück" in die Gyn möchte ich nicht mehr, mit der Viszeralchirurgie war ich sehr zufrieden, aber ich möchte nicht "bloss" auf VCH beschränkt sein.

Warum bin ich in der VCH bzw. meiner Abteilung geblieben?

Operieren. Alles. Von Hacken bis Nacken, alles ausser Knochen und Köpfe. Palliation, kurative Eingriffe (nach einer Appendektomie/Herniotomie/Cholezystektomie sind die meisten Patienten geheilt) und viel interdisziplinäre Arbeit, also weit über den Tellerrand denken.
Das Patientengut ist von 0-100 (kindliche Leistenhernien, Pylorusstenose) und auch "Wiederkehrer" sind meist dankbar, dass ihnen erneut geholfen wurde, wenn auch wieder mit dem Messer.

Fachwechsel innerhalb der Chirurgie sind insgesamt problemlos, man muss nur Wissen, dass sich das Patientenklientel und der Blick darauf entsprechend ändert. Von der Chirurgie aus in ein primär konservatives Fach stelle ich mir schwierig vor wenn man FA-Status erreicht hat. Im Rahmen der Weiterbildung passiert das öfter, wenn jemand einfach kein Interesse mehr verspürt.

Christoph_A
22.10.2013, 08:32
Naja, im Studium hab ich mir erst mal vieles angesehen, hab in der Chirurgie, Inneren und Anästhesie famuliert, danach wurde mir dann langsam klar, daß ich in Richtung der Inneren gehen werde, was sich im PJ dann weiter herauskristallisierte.
hatte am Anfang meiner Assizeit die grobe Richtung Kardiologie, Nephrologie oder Rheumatologie im Kopf, daß es dann letztendlich Kardio geworden ist, stellte sich so gegen Ende des common trunk heraus.
An meinem Fachgebiet mag ich die vielen technischen wie medikamentösen Möglichkeiten zur Therapie, welche den Arbeitstag abwechslungsreich machen, daß die Patienten, im Vergleich zu anderen internistischen Disziplinen nicht so ewig lange bei einem herumliegen, das Altersgefüge etwas besser ist, als z.B. bei den Nephrologen und das Organ an sich. Finde das Herz in seiner ganzen Komplexizität einfach unglaublich spannend und genial konstruiert. Allein die Klappenmorphologie oder das Reizleitungssystem faszinieren mich immer noch wie am ersten Tag.
Wie gesagt, die Fachentscheidung kam bei mir scheibchenweise und ich denke, das ist die beste Herangehensweise, wenn man sich nicht von anfang an dezidiert sicher ist, welche Disziplin man haben will.

Leelaacoo
22.10.2013, 09:28
Na, da will auch was dazu senfen...alt ist man geworden:-wow

Während des Studiums war ich nich etwas unentschlossen zwischen Innere und Neuro...Neuro war familiär geprägt, Päd zwar auch, aber ich konnte nie gut mit Kiddies (meinte ich zumindest...mein Kleiner ist aktuell, glaub ich, ganz zufrieden:-wow). ich muss zugeben, an Neuro hat mich das "Intelektuelle" gereizt (so meinte ich zumindest nach Neuroanatomie und -physiologie, welche meine liebsten Bereiche in der Vorklinik waren...insg. bin ich eher wenig "intelektuell":-)) ). Operative Fächer waren immer "bähh" im Studium...was aber generell an den Chirurgen lag, die ich bis dahin kennengelernt hatte. Gyn sowieso. Auge und Uro und HNO kamen mir langweilig vor, ohne dass ich mich damit tatsächlich befasst hätte). Allgemeinmedizin war noch im Hinterkopf, aber damals dachte ich, mit Innere kann ich ja auch hausärztlich tätig sein (was sich in Ba-Wü ja leider, zumindest vorläufig, geändert hatte, als ich grad frisch mit der WB begann...

Also famuliert: Innere, war toll, hab sogar noch drangehängt, kleineres Haus, vor allem Diabetologie/ Endokrinologie...da kam auch das Interesse her, dann endokrinologische Ambulanz, diabetologische Dr.Arbeit (niemal nie fertig geworden...hach ja...). Dann Alibi-Famulatur in der Anästhesie (wegen Viggos und so...in einem noch kleineren Haus mit ohne Assistenten....sterbenslangweilig wars da). Was noch...ach ja, Neuro, aber in Österreich...ein Graus wars, lag aber am Personal. Also war Innere klar bis zum PJ...war auch mein erstes Tertial, danach habe ich gleich die Stelle dort angeboten bekommen. Dann kam mein Angstfach Chirurgie...in der Schweiz, war Allg.+ UC...und ....supertoll! Ich war ja vorher fast nie im OP, und wenn, dann ander Uni in 3ter Reihe und mit cholerischen Chefs...und hier wars sehr familiär (ok, auch cholerisch, aber seltsamerweise hat gerade der Chef mich gemocht, obwohl er mich immer runtergemacht hat am Tisch...da ich ja eh nie Chirurgie machen wollte, hats mich nicht gestört...siehe da, es hörte auf und ich durfte ziemlich viel). Bin fast mit Tränen wieder gegangen...DAS war ja nie mein Plan, da fing das gedankenkarussel schon an. Dann kam Neuro...nett, toller Chef, nette Kollegen, spannende Fälle...und viele junge patienten mit sch****-Erkrankungen ohne viel Therapiepotential...lange Tage (war als PJler oft mal bis 20 Uhr da, die Assis grundsätzlich länger), und viel CTs/MRTs ohne Zeit für "schöne" Neurountersuchungen...hätte ich schon machen können...aber ich hatte ja schon die Innere -Stelle und das Psychiatriejahr schreckte mich massiv.

Also Innere...nach 3 Jahren war die Luft raus, ich hing in der Funktionswarteschlange in der Geriatrie fest, mir war morgens regelrecht übel, die Station zu betreten...Diagnostik durfte ich kaum machen, der OA war total heiß auf Diagramme mit Liegedauern und irgendwelchen DRG-mixed-case-was-weiß-ich....alle alt, Angehörige anstrengend, trotzdem hoher Durchsatz ohne viel Sinn (für mein Verständis). Es wurde nichts diskutiert, einfach gemacht zum abrechnen (was gabs da PEG-Indikationen...wird mir immer noch schlecht...). Auf die ITS durfte ich da grad nicht, da ich ja schon war und Warteschlange...Notarzt fahren war selten möglich, weil die "Älteren" das unter sich aufteilten....Horror. Also hab ich meinen Vertrag auslaufen lassen (war 3 Jahre für common trunk) und habe in die Chirurgie gewechselt...wegen der guten Erinnerung an das Tertial. War nett, hätte ich aber mal lassen sollen...ist einfach nicht meins, auch wenn ich OP immer noch mag und supergerne nähe...aber ich bin einfach konservativ veranlagt (nur fachspezifisch, nicht politisch:-D). Dann bekam ich das Angebot, wieder zuruckzukommen mit so einer halbfesten ITS-Anstellung...und einer Innere/neuro-ITS im Aufbau. Das ist genau meins, ich möchte jetzt nach der Elternzeit noch den Intensivmediziner draufsatteln (wenn es klappt), würde aber auch (wenn fürs Kind besser), auch die hausärztliche Schiene fahren (ggf. noch den Allgemeinmediziner machen). ABER: für mich war die Innere ein Fehler an sich, denn ich möchte nie wieder auf Normalstation arbeiten, wenn es sich vermeiden lässt...dennoch hat es über den Umweg in mein Wunsch"fach" geklappt...man kann also "im Fach" durchaus variieren...

LG Lee n(die sich auch Anä überlegt hat...aber nun noch ein fach...ich weiß nicht...)

PS: bitte über die Rechtschriebung hinwegsehen, einhändig geschrieben, da baby im Arm:-blush).

Evil
23.10.2013, 19:34
Mhm, als ich angefangen hab mit Studium (damals, vor langer Zeit ;-)) hatte ich so ein gemütliches Hausarztbild vor Augen.

Im Studium kam dann erstmal der Ausflug in die Forschung (Zellphysiologie und Molekularbiologie) im Rahmen der Doktorarbeit, da habe ich mich dann aber ganz schnell von irgendwelchen wissenschaftlichen Ambitionen verabschiedet; das Konkurrenzdenken im Wissenschaftsbetrieb und die Geringschätzung der "echten" Forscher gegenüber Medizinern gingen mir recht bald arg auf den Keks.

Im PJ hatte ich Anästhesie als Wahlfach, konnte in derselben Abteilung direkt nach dem Examen auch anfangen, und das hat mir auch eine ganze Weile ziemlichen Spaß gemacht. Auf Dauer fehlte mir aber die direkte kurative Arbeit mit Patienten, da Intensivmedizin und Schmerztherapie mich nicht so recht gereizt haben. Die Anästhesie-Erfahrung war aber als Basis für die Notarzttätigkeit Gold wert!

Dann folgte der Ausflug in die Chirurgie aka "year of hell". Nachtdienste nach 6 Wochen allein im Haus, Personalmangel in der Abteilung, einsame Entscheidungen im täglichen Ambulanzdienst oder Gemecker von den Oberärzten, aber naja, Chirurgen können halt mit angehenden Allgemeinmedizern ohne große OP-Lust wenig anfangen. Jedenfalls lernte ich da eine ganze Menge über Streßresistenz, Organisation selbst des schlimmsten Chaos und Durchhaltevermögen.

Nach sorgfältiger Auswahl der nächsten Abteilung ging es in die Innere, und die hat mir großen Spaß gemacht! Endoskopie weniger, aber Ultraschall ist einfach geil :-)) Gute und vor allem breite Ausbildung bekommen, aufgrund meiner Vorerfahrungen relativ breit einsetzbar, Notarzt gefahren, das passte. Nur hatte ich auf Dauer keinen Bock mehr auf die "Frontdienste" im Kh, und eine Oberarzttätigkeit erschien mir auch nicht so meins.

Also Praxis. Hab mich da dann relativ schnell eingewöhnt und hatte dann das Glück, daß mein Ausbilder auf Dauer keine Lust mehr hatte. Daher konnte ich die Praxis nach der FA-Prüfung übernehmen, und bin jetzt tatsächlich Hausarzt. Ich muß nur noch an der Gemütlichkeit arbeiten :-))

Anne1970
25.10.2013, 17:10
:-stud:-) Danke fuer die bisherigen (Lebens-)Geschichten.
Wer ist noch bereit, seine Erfahrungen zu teilen ? :-)

Feuerblick
25.10.2013, 17:22
Welche Fachrichtung ist für eine staatlich geprüfte Orthoptistin wohl naheliegender als die Augenheilkunde? ;-)

Evil
25.10.2013, 17:31
Proktologie? :-))

Feuerblick
25.10.2013, 17:36
Nee, lass mal... A****löcher sieht man auch so genug :-))

Muriel
25.10.2013, 21:07
Schöner Thread :-)

Als ich damals (*hust* im letzten Jahrtausend *hust*) mit dem Studium begann, hatte ich keine Ahnung, ob dieses Studium das Richtige für mich sei. Interesse an der Theorie ganz sicher, aber völlige Unsicherheit in Hinsicht auf das, was typischerweise nach einem abgeschlossenem Medizinstudium so als Beruf kommt, egal welche Fachrichtung betreffend, zumal man davon zu Beginn ja eh nur sehr eingeschränkte Vorstellungen hat. Eine gute Freundin, die einige Jahre älter ist, war bzw. ist Augenärztin; konnte ich absolut nicht verstehen "Das ist doch kein richtiger Arzt" :-D (Ok, stimmt ja auch, sind ja Schamanen ;-)). Im zweiten Semester kamen der Hirnkurs und die Sinnesphysiologie und damit wurde das Auge auf einmal doch total interessant für mich. Dass so ein kleines Organ so viel kann und so komplex ist, fand ich super spannend. Da die Theorie hierzu ja nur sehr eingeschränkt was mit dem Berufsfeld eines Augenarztes zu tun hat, famulierte ich nach dem sechsten Semester in einer Augenklinik... und war erst einmal abgeschreckt. Nicht von der Arbeit als solchen, das konnte ich ganz gut differenzieren. Aber diese Abteilung war total eigenartig. Komischer Chef, teilweise komische Assistenten und komische Arbeitsstrukturen. Das hat erst einmal einen negativen Beigeschmack gehabt. Aber dennoch hatte damals der erste Blick durch eine Spaltlampe auf dieses wunderschöne Organ nachhaltigen Eindruck auf mich gehabt :-love
Dann Dr-Arbeit mit tollen Kollegen in dem Fach und einem grandiosen Dr-Vater, der mich zum PJ zu sich holte (er war mittlerweile Chef woanders geworden). Und das Tertial war absolut großartig! Tolle Kollegen, die mir alles gezeigt haben "Muri, komm mal schnell hierhin, das ist total spannend" und auch der OA, der einen sehr weisen Satz sagte "Du hast hier den besten Status von allen: Du darfst alles und musst gar nichts. Nutz das aus!" Und genauso war es. BEs waren ein No-Go als Pflicht oder Erwartung gegenüber eines PJlers, da man da ja nix lerne, man solle die Zeit besser anders nutzen. Danach jedenfalls war für mich klar, dass ich genau dort eine Stelle haben möchte, was auch glücklicherweise direkt nach dem Examen möglich war. Nach dreieinhalb Jahren dort dann Elternzeit und im Anschluss Wechsel in eine Gemeinschaftspraxis (mittlerweile mit eigenem Sitz dort, juhu), wo ich mich so sauwohl fühle, dass ich in drei Jahren dort nicht ein einziges Mal einen wirklich doofen Tag hatte und jeden Tag gerne dorthin gehe (ok, Urlaub ist immer toller, aber so generell halt ;-)
Fazit: Alles richtig gemacht trotz enormer Zweifel eigentlich das ganze Studium über. Alternativen gäbe es für mich wenig, allenfalls Neuro könnte ich mir noch gut vorstellen, weil ich dort die direkte Arbeit am Patienten schätze, die Möglichkeiten, mit einer einfachen Untersuchung mit den eigenen Sinnen, so viel zu finden. Was mich dort abschreckt, sind allerdings die vielen Schlaganfälle, das wäre so gar nicht meins.

Atropin
26.10.2013, 14:27
Gibts eigentlich niemanden bei dem das alles nicht so aalglatt lief?

Lava
26.10.2013, 16:02
Bei mir wechselte der Fachwunsch anfangs mit jedem neuen Semster. In der Vorklinik fand ich Biochemie und Anatomie toll, als wir dass Berufsfelderkundung hatten, war ich total begeistert von Augenheilkunde. Meine erste Famulatur hab ich dann mehr oder weniger zufällig in der Unfallchirurgie gemacht und von da an verschwand UCh nie ganz aus meinem Kopf. Nach meiner Famulatur in der Augenheilkunde wollte ich dieses Fach dann nicht mehr machen, dafür fing meine Begeisterung für Neurochirurgie an. Dort habe ich famuliert und mein PJ Wahlfach gemacht und hatte nach dem NCh Tertial auch sofort dort angefangen - wenn nich Chirurgie mein letztes Tertial gewesen wäre, wo ich wieder Kontakt zur Unfallchirurgie hatte. Nach dem Examen gab es dann nur noch diese beiden Fächer für mich zur Auswahl. Ich habe mir dann die Frage gestellt, was von beidem ich denn mehr vermissen würde, und dann war die Antwort klar. Ohne Köpfe könnte ich leben, aber ohne Knochen? Nein. Und so wurde es dann Unfallchirurgie. :-)

Leelaacoo
26.10.2013, 19:15
Gibts eigentlich niemanden bei dem das alles nicht so aalglatt lief?

Hast du denn meinen Text nicht gelesen?:-nix

LG Lee

Moorhühnchen
27.10.2013, 11:09
Gibts eigentlich niemanden bei dem das alles nicht so aalglatt lief?
Hab's zwar schon in anderen Threads mehrfach geschrieben, aber bin grad zu faul zum Suchen...

Ich hab das Studium ohne konkrete Vorstellungen begonnen, was ich danach machen möchte. Mein KPP hab ich in der Kinderheilkunde gemacht, das Spektrum fand ich toll und hätte mir evtl. auch vorstellen können, das zu machen. Im 4. Semester hatten wir den EKM-Kurs, wo ich mehr oder weniger zufällig für Neuro eingeteilt war. Der Kurs war genial!! Neuro fiel von da an in die engere Wahl, trotzdem wollte ich erstmal in der Inneren famulieren.
Nach 2 Famulaturen auf der IMC und in der internistischen Notaufnahme (cool, aber nicht mein Fach!), traute ich mich für die 3. Famu an Neuro ran. Ich hab viel gelernt, durfte viel machen, fand die Klinik und die Organisation klasse und konnte mir schon nach dem 6. Semester vorstellen, dort mal arbeiten zu wollen........

Die letzte Famulatur wollte ich gerne in der selben Abteilung machen, aber aufgrund der Ärztestreiks 2006 bekam ich eine Absage. Aus der Not heraus suchte ich mir ein anderes KH, welches in der Gegend immer hoch gelobt wurde, und fiel komplett auf die Nase - wahrscheinlich aber auch zT. wegen der Streiks. Ich durfte keine Aufnahmen machen, es gab keine Betreuung und die Tage dort zogen sich wie Kaugummi. Weil der Chef der Neuroradiologie zufällig gerade während meiner Famulatur dort wechselte, wurde morgens in der Frühbesprechung mal rumgefragt, ob nicht einer von den Famulanten beim "Bilder sortieren" helfen wolle. Meine Chance aus der grottigen Famu zu entkommen, also wechselte ich (in Hessen damals illegalerweise) in die Neuroradiologie. Bilder mußte ich keine sortieren, aber ich konnte jeden Tag beim Befunden zuschauen und mitmachen, das war die Rettung. Hätte ich mir auch als Fach vorstellen können, aber Neuro war das Wunschfach.

PJ-Wahlfach war klar: NEURO!!! Päd wollte ich keinem wegschnappen, der das wirklich machen wollte, hätte ich mir aber auch noch vorstellen können. Anästhesie, oh Gott nee, viel zu gefäääääährlich!!! :-((

Mein PJ-Wahltertial war wieder absolut genial, in der Klinik, wo ich die erste Neuro-Famulatur gemacht hatte und wo ich auch gerne nach dem Examen anfangen wollte. Ich war Feuer und Flamme, aber nach dem mündlichen Examen kamen die ersten Zweifel.

Der Chef der Abteilung (der wußte, daß ich mich bewerben möchte), hatte wohl irgendwas gegen mich, vielleicht war ich ihm mal irgendwie quer gekommen, ich weiß es nicht. Ich bekam Fragen, die ich nicht beantworten konnte (Spezialthema Olfaktoriusmeningeome, als ich auf Meningeome allgemein ausweichen wollte, brach er das Thema komplett ab und machte mir eine Gangstörung vor, die ich noch nie zuvor gesehen hatte und so weiter...).

Am Ende gab er mir eine 3- in meinem absoluten Wunschfach, stellte mich gnädigerweise aber dennoch ein (da eine Kollegin längerfristig erkrankt war). Ich dachte naiverweise, das wird noch, schließlich hatten mir alle Kollegen immer bestätigt, daß ich meine Arbeit sehr gut erledigen würde, inkl. Oberärzte.... Ich wurde auf die allgemeinneurologische Station eingeteilt, wo ich immer am liebsten gewesen war und mein FA-Kollege zog sich zurück, um auf seine Geriatrieprüfung zu lernen.

Nach den ersten vier Wochen dekompensierte ich schier aufgrund der Arbeitsbelastung. Pro Tag 4 bis 5 Überstunden und nie hatte ich auch nur annähernd alles für den Folgetag erledigt. Ich rotierte auf die Stroke und war von da an alleine für die neurologischen Patienten in der Notaufnahme zuständig. Je nach OA konnte man mal was nachfragen, aber nach und nach fiel es einfach immer schwerer. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, zusätzlich zu den vielen Überstunden auch noch 24-Stundendienste zu machen. Die Stationsarbeit war für mich ein Graus, da ich auch von keiner Seite Unterstützung oder hilfreiche Erklärungen bekam und ich wünschte mir nur noch ein Fach ohne Stationsarbeit. Der Chef veranstaltete mit allen "Neuen" nach 6 Wochen ein Probezeitgespräch, mir hielt er dabei meine schlechte Leistung im Examen bei ihm vor und gab mir klipp und klar zu verstehen, daß er mich sehr genau beobachten würde... Das war's. Hier sah ich keine Zukunft mehr in diesem Fach! :-?
Mehr als 150% kann und will ich nicht geben.

Ich schwankte völlig planlos zwischen den Optionen Anästhesie und Neuroradiologie. Jeder würde denken, Neuroradiologie wäre in dem Fall die sinnvollere und passendere Option, aber ich schrieb nur 3 Bewerbungen für die Anästhesie. Ich hatte keine oder nur wenig Ahnung von dem Fach, außer 3 Wochen freiwilliges Praktikum für eine Diss, die ich dort mal machen wollte. Dabei lief ich größtenteils beim Schmerzdienst mit und war nur ein paar Tage mal im OP gewesen. Trotzdem klangen immer noch die begeisterten Worte der anästhesiologischen Kollegen in meinen Ohren, die vom relativ hohen Freizeitwert angetan waren.

Wer nicht wagt.......................

Das erste Bewerbungsgespräch war absolut peinlich, mir wurden viele fachliche Fragen gestellt und natürlich fiel auf, daß ich keine Ahnung vom Fach hatte. Im zweiten Bewerbungsgespräch wurde ich kaum etwas gefragt, der Chef wirkte eher gemütlich, zum dritten Gespräch konnte ich nicht hingehen, da ich wieder voll im Überstundensumpf versunken war.

Noch bevor ich eine definitive Zusage hatte, kündigte ich meine Stelle in der Neuro und unterschrieb ein paar Tage später einen Vertrag bei Chef Nr. 2 (der eher gemütliche). Ich heulte meinem Traumfach Neuro wie ein Schloßhund hinterher, wußte aber, daß ich mich da die nächsten 35 Jahre zwischen Milliarden von Rehaanträgen und Arztbriefromanen niemals wohlgefühlt hätte. Der Leitende OA der Klinik meinte zum Abschied, es täte ihm sehr leid, daß ich ginge - also ganz so dämlich kann ich mich nicht angestellt haben. ;-)

Und dann begann meine Anfängerzeit in der Anästhesie. Ich hatte eine gute Einarbeitung, die ersten 2-3 Wochen immer jemanden an meiner Seite, durfte dann schrittweise alleine arbeiten und jederzeit die OÄ anrufen. Ich war (trotz kleinerer Rückschläge zwischendurch) total angetan von der Arbeit im OP und vom Fach! :-)

Leider ist das Spektrum an dieser Klinik eher eingeschränkt, so daß nach anderthalb Jahren die Lernkurve extrem abflachte. Es wurde Zeit für ein größeres Haus mit entsprechendem Spektrum. Aber auch in der Anästhesie kann man mal Stellen erwischen, die einfach nicht passen und so war ich auch dort nach 12 Monaten wieder weg - zurück zum Anä-Anfangshaus. Hier bin ich nun auf Rotation im Partnerhaus für die Intensivzeit und die restlichen fehlenden OPs. Intensiv ist nicht so meins (zumindest nicht hier an diesem Haus), aber im OP hab ich mich in der Anästhesie immer sehr wohl gefühlt. Nächstes Jahr steht die FA-Prüfung an - mal gucken, was sich danach so ergibt.

Der neurologische OA an meinem Rotationshaus möchte mich gerne abwerben... :-D Manchmal denke ich, ich sollte es wirklich nochmal versuchen, aber ich glaube, der Weg zurück in die Neuro wäre absolut nix für mich. Die Untersuchungen, ja, alles spannend, aber Stationsarbeit, nein danke! Oder doch??!?

Nun bin ich also im 5. Weiterbildungsjahr und habe vier Stellenwechsel hinter mir. Manchmal denke ich, daß NUR Anästhesie auf Dauer langweilig werden wird, aber ich bin mir sicher, daß sich zu gegebener Zeit immer wieder Möglichkeiten für andere Dinge anbieten werden, auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, was das sein könnte.
Schmerztherapie kann ich mir zur Zeit kaum vorstellen und auch für die Intensivmedizin als Option müßte sich viel ändern, damit ich jetzt sagen könnte, DAS ist es. Nur OP wird irgendwann bestimmt auch langweilig... also abwarten! :-)

Mein Lieblingsmotto:

Life is what happens while you're busy making other plans... :-)

Anne1970
27.10.2013, 12:51
Schöner Thread :-)

find ich auch :-))
schön, Muriel, dass es bei Dir derart "gerade" lief. Das zeigt, wie es eigentlich laufen sollte.
@ Moorhühnchen: ja teilweise konnte man das sich schon zusammenreimen, dass es nicht ganz so super lief zunächst: aber diese Zusammenfassung ist schon ... beeindruckend. Es tröstet aber auch, zu sehen, dass man die Kurve kriegen kann...
weiterhin viel Erfolg!
Danke für die Beschreibungen bisher!

Wer will noch? Wer hat noch nicht? :-)

Weißes_Rössel
27.10.2013, 14:39
Also, ich wollte eigentlich immer Unfallchirurgin/Orthopädin werden und habe auch nur dort famuliert, weil ich mir meiner Sache so sicher war. Innere fand ich immer ganz furchtbar, warum auch immer. Dann habe ich im 9. Semester angefangen als studentische Hilfskraft in der Zentralambulanz zu arbeiten. Habe dort auch chirurgisch gearbeitet, aber irgendwann fiel mir auf, dass ich OPs gar nicht so mag und Innere doch ganz interessant ist. Das hat sich dann auch im PJ so bestätigt, hab mich im Chirurgie-Tertial sowas von am falschen Platz gefühlt. Das zweite Tertial war dann endlich Innere, wo ich dann unter anderem in der allgemeinen Inneren war. Das hat mich dann aber irgendwie total abgeschreckt, zumal die zuständige Oberärztin ziemlich ätzend war und die Assis jede Menge Überstunden geschoben haben. Mein Wahl-Tertial war Anästhesie, was mir gut gefallen hat, aber erst da hab ich gemerkt, dass mir der Kontakt zu den Patienten total fehlt.

Naja, und nach dem Examen war ich auch nicht viel schlauer und hab erstmal total lange überlegt, welches Fach es denn jetzt sein sollte. Ob ich nicht vielleicht doch Unfallchirurgin werden möchte.. ;) Nach einer sehr, sehr langen Bedenkzeit hab ich mich dann doch für Innere/Kardiologie entschieden und bin jetzt seit acht Monaten total glücklich. Herzen sind einfach super und die Zusammenarbeit mit den Patienten, die dann doch etwas älter sind ( :-)) ), macht mir total Spaß. Vielleicht wäre ich auch in einem anderen Fach glücklich geworden, wer weiß...

Anne1970
27.10.2013, 14:44
... ich glaub auch, dass man, wenn die Bedingungen stimmen, in unterschiedlichen Fächern glücklich werden kann... :-meinung

Feuerblick
27.10.2013, 15:24
Man sollte noch herausstreichen, dass Stellen- oder gar Fachwechsel nicht schlimm sind sondern zum einen den Horizont erweitern und zum anderen manchmal die Rettung sind bevor man gänzlich die Brocken hinschmeisst. Ich habe auch zu Beginn der Weiterbildung (wenn auch mehr in Ermangelung passender Augen-Stellen) einen 8monatigen Schlenker in die Allgemeinchirurgie gemacht. Das wäre zwar nie auf Dauer mein Fach gewesen, aber ich habe aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens und wirklich ätzender Rufdienste schnell gelernt, wie man sich möglichst gut organisiert, wie man mit ätzenden Oberärzten umgeht und wie man doch recht stressresistent wird. Unverzichtbare Erfahrungen, von denen ich bis heute profitiere. Insofern: Wer sich nicht sicher ist, welches Fach oder welches Haus das richtige für ihn ist - einfach irgendwo mal anfangen und notfalls wechseln!

Merlins Erbe
27.10.2013, 18:38
Hallo!
Wollte eigentlich immer Kinderarzt werden. Oder Narkosearzt. Hab da dann in den beiden Fächern auch fast alle Famulaturen gemacht. PJ-Wahltertial war dann auch Pädiatrie. Stellen gabs danach keine. Zumindest waren die 2 Verträge, die ich haben konnte, nicht wirklich gut (befristet auf 1-2 Jahre und 90%, 4 Assis auf 70 Betten, Dienste nach 2 Wochen Berufserfahrung,...).
Hab mich dann "zum Anfangen" in einer Kardiologie beworben. Hatte auf ner kardiolog. ITS während der Promotion und später als HiWi gearbeitet. Und bin bis jetzt (in 2 verschiedenen Häusern) dabei geblieben. Hab meine Nische jetzt in der Intensivmedizin und darf seit dem FA eine große ITS managen (wobei ich immer noch nicht weiß, ob's ne Beförderung oder manchmal auch 'ne Bestrafung war...;-) ).
Insgesamt macht das Arbeiten Spaß, auch wenn die Arbeitsbelastung manchmal erdrückend ist. Und was noch noch dazu kommt: ich kann Assis ausbilden, alle 6 Monate 'nen neuen. Das ist wirklich cool, wenn man die Jungs und Mädels nach und nach fit kriegt :-)