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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gründe für Austritt aus Marburger Bund



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ehemaliger User_25062016-1
03.06.2016, 22:38
Seit wann gibt es den MB eigentlich? Klar, MB tut schon was für die im KH tätigen Ärzte aber es ist aus meiner Sicht nicht genug. Warum gibt es immer noch keine strukturierte, einheitliche und gute Weiterbildung für die Assistenzärzte? Warum gibt es immer noch Kliniken, die die Überstunden einfach streichen/nicht vergüten und keine elektronische Zeiterfassung erlauben?
Natürlich gibt es Häuser, die besser sind aber wieso kann eine so große und mächtige Gewerkschaft wie der Marburger Bund, der 118.000 Mitglieder hat, ein einheitliches System für die Weiterbildung, für die Vergütung von Überstunden etc. durchsetzen und die Kliniken sanktionieren, die sich nicht daran halten?
Oder seid ihr der Meinung, dass ich als Berufsanfänger zu naiv oder zu unerfahren bin und zu viel fordere?

Mano
04.06.2016, 10:43
Politische Mühlen malen langsam. Außerdem sind von den 118.000 Mitgliedern ein großer Teil nur passiv und nicht bereit für ihre Rechte tatsächlich zu streiken. Zumal Ärztestreiks in der Öffentlichkeit schnell einen ungünstigen Eindruck hinterlassen.
Streichen von Überstunden ist letztlich ein rein rechtliches Problem. Wer damit nicht einverstanden ist, wird vor Gericht gute Karten haben, seine Rechte einzufordern. Aber auch hier gilt: Wenn ein einzelner das macht, dann wird er seinen Arbeitsplatz ziemlich schnell verlieren; alle Ärzte davon zu überzeugen ist hingegen selbst in einer einzelnen Abteilung nahezu aussichtslos.

Anne1970
04.06.2016, 16:47
Von welchem Berufsverband redest Du jetzt? Der Hartmannbund war meines Wissens gegen das Pflichtquartal, dahinter steckt die DEGAM, wenn sie auch mittlerweile etwas zurückrudert.

Wer für die Quartalisierung des PJ plädiert, betreibt das Geschäft der DEGAM, die weg von der derzeitigen Tertialstruktur will, um ein Pflichtquartal ambulante Medizin oder Allgemeinmedizin durchsetzen (mit M3-Prüfung im Fach Allgemeinmedizin). Der Hartmannbund hat in diese Strukturveränderung eingewilligt und ist damit der DEGAM mächtig auf den Leim gegangen. Ich würde sogar sagen: Der Hartmannbund hat den Medizinstudierenden mit seiner Larifari-Haltung einen Bärendienst erwiesen. Wer ein PJ-Pflichtquartal Allgemeinmedizin verhindern will, sollte an der Tertialstruktur festhalten – der Marburger Bund ist der einzige Ärzteverband, der das klar ausspricht. Wenn das neue Pflichtquartal kommt, dürfen sich die Medizinstudierenden dafür auch beim HB bedanken...

Anne1970
05.06.2016, 05:04
Thc69 ich glaube, das wäre ein guter Start für einen neuen thread... Coming soon :-D.

anignu
05.06.2016, 16:37
Oder seid ihr der Meinung, dass ich als Berufsanfänger zu naiv oder zu unerfahren bin und zu viel fordere?
Nein, natürlich muss man immer erstmal das Maximale fordern bevor man auf den Boden der Realität zurückgeholt wird :-)

Aber warum forderst du nicht auch gleich Weltfrieden, Abschaffung von Armut und Hunger in der Welt, gleiche medizinische Versorgung für alle etc. Wären ja auch gute Ziele, oder?

Ich mein, fordern kann man ja viel, aber bisher gibt es ja wohl keine realistischen Lösungsvorschläge, oder? Es gibt genug Kliniken die nicht mal die freien Stellen besetzen können obwohl sie wollen und dann fordert man, dass die wenigen die da sind keine einzige Überstunde machen? Kann man tun. Realistisch? Nein. Einheitliches System für Weiterbildung... kann man machen. Wenn alle Kliniken gleich wären. Sonst wirds schwierig. Vergütung von Überstunden sollte eigentlich der Fall sein. Dafür gibt es Gesetze. Und dafür setzt sich auch der Marburger Bund ein. Als Mitglied kannst du ja in diesem Fall die Rechtsberatung in Anspruch nehmen.

Evil
05.06.2016, 18:09
Wer für die Quartalisierung des PJ plädiert, betreibt das Geschäft der DEGAM, die weg von der derzeitigen Tertialstruktur will, um ein Pflichtquartal ambulante Medizin oder Allgemeinmedizin durchsetzen (mit M3-Prüfung im Fach Allgemeinmedizin). Der Hartmannbund hat in diese Strukturveränderung eingewilligt und ist damit der DEGAM mächtig auf den Leim gegangen. Ich würde sogar sagen: Der Hartmannbund hat den Medizinstudierenden mit seiner Larifari-Haltung einen Bärendienst erwiesen. Wer ein PJ-Pflichtquartal Allgemeinmedizin verhindern will, sollte an der Tertialstruktur festhalten – der Marburger Bund ist der einzige Ärzteverband, der das klar ausspricht. Wenn das neue Pflichtquartal kommt, dürfen sich die Medizinstudierenden dafür auch beim HB bedanken...
Hm, also in den Hartmannbund-Mitteilungen, die ich bekommen habe, hat sich der HB aber immer eindeutig gegen das Pflichtquartal ausgesprochen. Das mit der Larifari-Haltung kann ich nicht so ganz nachvollziehen, zumal das Contra-Votum des MB in sämtlichen Käseblättern, die man als Niedergelassener so bekommt, komplett untergegangen ist. Insofern find ich es ja gut, wenn der MB als einziger das ausspricht, blöd nur, wenn es keiner hört...

Idefix88
05.06.2016, 20:06
Hallo ihr Lieben - mal ne ganz andere Frage: Wisst ihr wie das ist wenn man von jetzt auf heut ins Ausland zieht (letzte Woche Examen und morgen geht der Flug - starte drueben eine Stelle)? Kann ich sofort kündigen und geht das per mail?
Für Erfahrungen/Tips wäre ich dankbar!

FirebirdUSA
05.06.2016, 21:25
Kündigen kannst alles immer jederzeit. Wan die Kündigung wirksam wird hängt vom Vertrag ab. Keine Ahnung wie das beim MB ist, vermutlich Ende des Jahres.
Kündigungen immer nur schriftlich per Brief oder Fax. Anerkennung von Email ist eine Gefälligkeit.

geisterhome
12.07.2016, 09:33
Hier vllt noch ein Grund:

Klasse verhandelt MB muss ich sagen *gefaelltmirnicht*

Erstmal eine Pressemeldung vom April:

Die Verhandlungskommission des Marburger Bundes hat die Tarifverhandlungen mit der Asklepios Kliniken Verwaltungsgesellschaft mbH unterbrochen. Vor weiteren Gesprächen soll der aktuelle Stand der Verhandlungen zunächst in den Tarifgremien des MB beraten werden. Die Arbeitgeberseite stellte zwar in einem ersten Angebot lineare Gehaltserhöhungen von 2,0 Prozent für ein Jahr und weitere 2,3 Prozent für ein weiteres Jahr in Aussicht, blieb damit aber deutlich unter den Vorstellungen des Marburger Bundes, der in dieser Tarifrunde eine lineare Steigerung der Gehälter um 5,5 Prozent sowie die Schaffung je einer weiteren Stufe in den Entgeltgruppen 3 (Oberarzt) und 4 (Chefarzt-Stellvertreter) fordert. Die Tarifforderung des MB trägt auch dem hervorragenden Wirtschaftsergebnis des Unternehmens Asklepios Rechnung. Der Marburger Bund fordert auch eine bessere Bewertung der Arbeit zu ungünstigen Zeiten sowie die Bewertung des Bereitschaftsdienstes als Arbeitszeit. Diese Bewertung liegt mit gegenwärtig 75 Prozent weit unter dem Niveau der meisten vom Marburger Bund abgeschlossenen Tarifverträge.

Jetzt ist sind die Verhandlungen endlich zum Abschluss gekommen, und siehe da, die Gehälter steigen um wie viel? genau, 4,3 Prozent in 2 Jahren, exakt wie Asklepios es angeboten hat....:-top
Jetzt würde man denken, das dies wohl ein Zugeständnis sein muss und der MB bei den Bereitschaftsdiensten in die Vollen gegangen ist, weit gefehlt, Asklepios zeigte sich dort nämlich "unnachgiebig" (ganz anders als beim Grundgehalt...) und so war nur eine sagenhafte Steigerung von 2,5 Prozent drin, und nein nicht etwa rückwirkend, erst ab 2017 versteht sich.

Aber keine Sorge der Nachzuschlag (natürlich nur bei Vollarbeit, nicht bei Bereitschaftsdiensten) steigt um schwindelerregende 2,5%

Waren übrigens lange und "ausgesprochen zähe" Verhandlungen, kein Wunder bei dem was der MB für die Mitarbeiter da rausgeholt hat...

Nachzulesen hier:
https://www.marburger-bund.de/artikel/pressemitteilungen-tarifpolitik-private-klinikkonzerne/2016/tarifeinigung-mit-asklepios-kliniken-gehaelter-steigen-zwei-stufen-um-insgesamt-4-3-prozent

tarumo
12.07.2016, 17:42
Tja,
ich hatte ja weiter oben ähnlich "harte" Verhandlungen verlinkt. Mit "Wunschergebnis" der AG-Seite...Diese Vera.... ist auch genau der Grund, warum ich seinerzeit aus dem MB ausgetreten bin.
Letztendlich ist es auch kein Wunder, daß es so ist, wie es ist, sind die "Entscheider" beim MB auf´s innigste mit der Regierung, der Krankenversicherung und auch Klinikkonzernen verquickt. Samt und sonders Institutionen, die nun gar kein Interesse an steigenden Arztlöhnen haben. Entweder einfach weiter oben nachlesen, oder googlen, H.s Vita ist da besonders ergiebig. Wenn man dann noch ohne Not das Streikrecht nicht anwendet, als "Gewerkschaft" auch keine Streikkasse führt, damit auch ja das Fußvolk nicht auf derartige Ideen kommt und auch die entsprechenden Versammlungen so terminiert, daß auch ja keiner der zahlenden Arztschafe dran teilnehmen kann und man unter sich bleibt (sorry, als Kliniker kann man nicht mal eben unter der Woche kurzfristig freinehmen, und das mehrfach), dann kann man halt nur mit ein paar "aktiven Mittagspausen" drohen (wobei die Patientenversorgung selbstverständlich weiterläuft). Und so sehen die Abschlüsse halt aus.
Übrigens, überall dort, wo nicht "MB" drin ist, stehen die Chancen nicht schlecht für deutlich mehr Geld bei weniger und fairerer Arbeit (Industrie, Verwaltung, Niederlassung, Honorarwesen, Ausland etc...). Persönliche Erfahrung und hier nachzulesen im Forum. Keine Sorge, der MB arbeitet aber schon aktiv daran, die Tür zur Niederlassung als Fluchtmöglichkeit aus der Klinik zuzuschlagen, Stichwort GOÄ neu.
Ich schätze mal, die Hälfte der Themen hier im Forum beschäftigt sich mit den Fußangeln und Zumutungen der vom MB verhandelten Tarifverträge. Immerhin: als Mitglied kann man sich das kostenlos vom MB-Anwalt erklären lassen. Einklagen von Überstunden und ähnliches ist dann wieder Privatsache, und Hilfe durch den MB bei grundsätzlichen Fragen darf man eher nicht erwarten..die Juristen wollen auch gerne ihren Job im "System" behalten.
Ach ja, die Leier mit der "immer-noch-besser-als-ver.di-"Alternative:
-1950 freiwilliger Anschluß an DAG als Ver.di- Vorgänger (und damit sukzessive Übertragung von pflegerischen Tätigkeiten wie BE auf die Ärzte)
-1976 (!) Austrittsbeschluß aus der ÖTV (ver.di-Vorgänger).
Dauerte dann halt bis 2006. Entweder total unfähig, oder kuschen vor der Politik? Also nochmal dreißig Jahre schlechte ver.di/ÖTV-Verträge für die Mitglieder. Beim AiP ist man ja auch vor der Politik eingeknickt.
Alles nachzulesen hier:
https://www.marburger-bund.de/sites/default/files/downloads/broschueren/60jahre-mb-chronik.pdf
Immerhin: man gibt mittlerweile zu, daß der AiP ein Fehler war. Leider hat dann doch niemand die Verantwortung übernommen, sind doch die damaligen Entscheider alle deutlich die Karriereleiter hinaufgefallen und, soweit nicht verstorben, nach wie vor im MB maßgeblich aktiv. Es sind schon Leute wegen weniger gravierender Fehlentscheidungen zurückgetreten.

Solange hier aber weiter brav Beiträge gezahlt werden und keine Austrittswelle kommt, wird der MB so weitermachen.
Warum sollte er denn nicht?
PS: von den gigantischen 4nochwas % bitte ab 2017 noch die obligatorische IT-Steuer von erst mal 10, dann vielleicht 20, dann 30 EUR/Monat abziehen, die als E-Arztausweis-Pflichtabo auf Regierungswunsch vom MB durchgewunken wurde bzw. wird. Siehe dazu den anderen Thread.