Klar bringt Weinen nichts. Aber ich finde im Umkehrschluss auch den Beißreflex vieler ärztlicher Kollegen skurril, bei solchen Gesprächen alles relativieren und den eigenen Berufstand samt der eigenen Ausbildung schlecht reden zu müssen. Was bringt es dem Assistenzarzt, der sich krumm buckelt, dass ein niedergelassener Facharzt oder ein Chefarzt gutes Geld verdienen kann? Wir sind ja keine armen Menschen, das behauptet auch niemand. Aber mit solchen Knüppelargumenten der Marke "Wenn dir was nicht passt, dann geh halt" hat sich sicherlich auch noch nirgendwo auf der Welt etwas zum Besseren gewendet.
Es geht doch in erster Linie darum, dass das Verhältnis von Qualifikation zu Leistung zu Entlohnung unverhältnismäßig schief hängt. Unsere Arbeitsmodalitäten sind unser aller Sau - die Dienstmodelle, lächerliche Schichtzulagen, absurde Minusstunden nach Nachtarbeit, geplante Personalschlüssel am unteren Ende der Kollapsskala, fehlende uns untergeordnete Assistenzberufe, die Erwartungshaltung an Arbeitseinsatz und Überstunden ohne Mehrwert für uns, private Weiterbildung, keine Sonderzahlungen, Geld für Fortbildungen nur im absoluten Ausnahmefall, keine Pool-Beteiligung, keine Sonderleistungen, kein eigener Arbeitsplatz, kein Parkplatz ohne Lohnabzug, Dauerbefristung, regelhaft Frustventil für andere Berufsgruppen, absolute Abhängigkeit vom Chef im Bezug auf berufliches Vorankommen (Weiterbildungskatalog, Unterschriften etc). Der Tariflohnt bringt halt auch mit sich, dass man nicht verhandeln kann. Und wenn man vom CA der PC gesagt bekommt, man habe zwar Traumnoten, eine fertige Doktorarbeit, 5 Jahre als Werkstudent gearbeitet und einen Top-Eindruck in Hospitation und Gespräch hinterlassen, dürfe sich aber dennoch gerne nach dem Common Trunk wieder bewerben; dann bleibt vom Einsatz im Studium auch nur ein feuchter Furz übrig.
Niemand erwartet die eierlegende Wollmilchsau oder perfekte Lösungen für all diese Missstände. Aber in Kombination können sie einem den Job schon vermiesen. Das verstehe ich absolut. Und das anzuprangern oder Verbesserung zu fordern ist sicherlich weder vermessen noch sinnlos.