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Alle Ausführungen von Feuerblick sind sehr richtig und spot on. Man braucht einfach nicht so viele Operateure- oder man entscheidet sich für den amerikanischen Ansatz: alle operieren - ein bisschen. So in der Größenordnung von 200 bis 400 Phakos pro Jahr, dafür gibt es viel weniger High Volume Operateure, die geballte operative Erfahrung von 2.000+ Ops pro Jahr auf sich vereinigen. Oder man betreibt einen Ansatz, wie in den UK: alle Augenärzte operieren, dafür gibt es in ganz UK nur 800 Augenärzte, und der gesamte Bereich der konservativen Augenheilkunde ist quasi an Optometrists und Opticians ausgelagert. Und trotzdem gibt es monatelange Wartelisten und keinen direkten Zugang zum Augenarzt, ohne nicht wenigstens eine Überweisung vom GP bekommen zu haben. Die Ausbildungssituation für angehende Kollegen ist ja nicht einem monokausalen Grund geschuldet (den Nachwuchs kleinhalten etc.)- da spielen mehrere Aspekte eine Rolle.
Zitat von
Feuerblick
In den operativ tätigen Praxen ist man aber auf hohe Schlagzahlen und gute Publicity angewiesen. Wenn da ein Anfänger eine Cat. verhunzt, ist das blöd.
Blöd ist da eine 'leichte Untertreibung'- operativ jemanden in einer operativen Praxis anzulernen ist für uns als Inhaber auch einfach sauteuer, sowohl im wörtlichen, als auch im übertragenen Sinn- insbesondere in einer hochkompetetiven Umgebung. Ein Gedankenexperiment für den TE. Wir betreiben normalerweise zwei Op Säle mit High Volume Operateuren parallel, pro Saal brauchst du eine Assistenz (steril), eine unsterile Assistenz bzw. als Springerin, plus 1 Person im Steri, sowie ein bis zwei Anästhesisten, die aus dem Vorbereitungsbereich für den Nachschub sorgen, und die Anästhesie hat meistens noch zwei Schwestern dabei.
Mal angenommen, wir würden jetzt einen operativen Anfänger im Bereich der Cat Ops anlernen wollen- ein kompletter Saal inkl. Personal wäre sofort blockiert. Gleichzeitig würde die Zahl der Cat- Ops pro Stunde von 6 auf 1-2 Ops pro Stunde fallen, und es könnten auch nur einfach Fälle operiert werden. Gutes Fundusrot, gute Compliance, tiefe Vorderkammer, kein Oculus ultimus etc. Parallel würden die Kosten für Verbrauchsmaterial (Viskoelastika, Endosol, Vitrektomiesets etc.) steigen bei gleichzeitig ansteigender Komplikationsrate (bei einer großzügig angenommenen Kapselrupturrate von 1 bis 2%), mehr postop Hornhautödeme, Druckentgleisungen, mehr postoperative ZMÖs wegen verlängerter Op Dauer usw. pp. etc. Für den Anfang müsste sich sogar ein erfahrener Kollege steril daneben stellen und step- by -step jeden Schritt beaufsichtigen, anstatt selbst zu operieren- allerdings stets bereit, selbst zu übernehmen (vom Stress daneben zu stehen und durch den Mitbeobachter zu schauen mal ganz zu schweigen. 'Tu das nicht. Mach das nicht. Er hat's gemacht...Cutter bitte und eine Sulcus Linse').
Also: Umsätze fallen. Ergebnisqualität fällt. Kosten: steigend, Komplikationsrate: steigend. Kein Idealszenario. (Unser Personal, Lieferanten, Vermieter usw. möchten nämlich unabhängig davon bezahlt werden, was wir pro Stunde an Umsatz generieren können).
Mal abgesehen davon, dass man nicht nur die geeigneten Patienten selektieren müsste, man dürfte initial auch keine Operationen von externen Zuweisern einteilen (die Zufriedenheit des Zuweisers bezüglich der Op Qualität, Termintreue, Service etc. ist von exorbitanter Bedeutung für uns). Darüber hinaus sprechen ja auch die Patienten und ihre Angehörigen untereinander. Es gibt Untersuchungen, dass zufriedene Patienten mit ca. 3 anderen Patienten über ihre Behandlung sprechen und dies 3 Monate im Gedächtnis behalten. Unzufriedene Patienten sprechen mit 10 anderen Personen und behalten ihre Behandlung durchschnittlich 11 Monate im Gedächtnis. Einen schlechten Ruf kann man sich vielleicht in der menschenleeren Pampa als Monopolist erlauben, aber nicht in einer dicht besiedelten Region mit 5 Augenkliniken im Umkreis und 3 konkurrierenden Op Zentren. In der Provinz würden die Leute ja weiterhin zu dir kommen, in Ermangelung von Alternativen. Bei uns, sähe das vielleicht schon anders aus.
In der Klinik hat man -im Vergleich zum privaten Sektor- viel weniger Druck, bei hoher Schlagzahl konsistente Topqualität abliefern zu müssen, und im Zweifelsfall einen breiteren Rücken, sowie die Option den Patienten stationär eine Nacht aufzunehmen, um die optimale Nachbetreuung zu gewährleisten. Daher habe ich in meiner OA Zeit mir gerne die Zeit genommen, um interessierte und motivierte Kollegen operativ anzuleiten.
Die gute Nachricht: es ist für motivierte und engagierte junge Kollegen noch nie so einfach gewesen, eine operative Ausbildung zu bekommen. Noch vor 5 Jahren war es deutlich schwieriger. Viel Erfolg