Einzelfalldiskussionen zu führen ist müßig. Es ist in meinen Augen unstrittig, dass man dann die beste Notfallversorgung leistet, wenn man darin Routine hat und tagtäglich geübt ist. Das trifft nunmal eigentlich nur für Ärzte zu, die Regelhaft auf der Intensivstation arbeiten. Man kann gut beobachten, wie altgediente Anästhesisten fachlich und einsatztaktisch binnen weniger Jahre verfallen, sobald sie in die Niederlassung wechseln.
In meiner Wunschwelt setzt man realistische Standards, und das würde die allermeisten Fachrichtungen von der Teilnahme am Notarztdienst kategorisch ausschließen.
Ich halte das für eine gefährliche Bagatellisierung des Notarztdienstes. Wer sich beruflich nie mit Katecholaminen, Beatmungstherapie oder Entscheidungen am Lebensende beschäftigt hat, der wird das kaum durch 20-stündige Buchstabenkurse oder 2 nette Wochen auf Sylt aufholen können. In 6 Monaten Intensivstation lernt man vielleicht, wie man nen ZVK legt. Eigenständige Bearbeitung von Notfällen oder gar kritische Entscheidungen treffen kommt da nicht vor. Und echte Notfälle sind nunmal auch so selten, dass man in 50 Fahrten mit Chance keinen einzigen zu sehen bekommt. Und dann steht man da alleine auf weiter Flur und murkst sich was zusammen.
Regelhaft dürfte in der Fläche ein Qualitätsstandard nur zu halten sein, wenn man mehr auf das Rettungsfachpersonal setzt und Notärzte selektiv und seltener einsetzt, und dann in der Regel aus der Luft oder mit einem Einsatzgebiet von 20+ Minuten. Die derzeitigen Minimalstandards, damit hautpsache ein Arzt vor Ort ist sind in meinen Augen weder zeit- noch patientengerecht. Und auch hier ist der stetige Niveauverfall durch Billigkräfte aus Drittländern in den letzten Jahren extrem.
Auch hier würde ich scharf widersprechen. Es reichen 6 Monate ITS, das ist eine bessere Einarbeitungszeit. Wenn man davor und danach nie wieder mit Intensivpatienten zu tun hat halte ich es für geradezu fahrlässig ohne Rückendeckung im Einsatz sein Glück zu versuchen. Und selbst mit 4 Schichten im Monat, was schon neben einem Vollzeitjob enorm viel ist, kommt man realistischerweise auf unter 20 Einsätze im Monat. Damit hat man 1-2 präklinische Intubationen im Jahr (https://www.ai-online.info/images/ai...ohne%20kli.pdf) Vermutlich lässt man es dann einfach besser bleiben. Und wenn der Notarzt nichtmal intubieren kann, dann braucht man ihn auch nicht.
Ich finde es wirklich befremdlich, wie in der Ärzteschaft der Notarztdienst bagatellisiert wird und wie man ernsthaft der Meinung sein kann, ohne fundierte Ausbildung und ohne jegliche Erfahrung einen geeigneten Notarzt abzugeben.