Ich arbeite in einem Nicht-Maximalversorger, wir behandeln zeitweise bis zu 15 beatmete COVID-19-Patienten.
Besonders viel Sekretion erfahre ich beim "klassischen" COVID-19 Patient überhaupt nicht. Bronchoskopie daher wie bereits gesagt, extrem zurückhaltend, einerseits weil jedes Mal dabei PEEP-Verlust und Risiko von neuen Atelektasen, andererseits Aerosolbildung im Zimmer (naja, wir sollten alle geimpft sein). Wenn Atelektasen durch Sekretverlegung vorliegen, dann natürlich klare Sache.
Bzgl. APRV sind wir sehr zurückhaltend, unsere Uniklinik (mit der man regelhaft Patienten diskutiert zwecks ECMO-Indikation und Therapieverbesserung) empfiehlt auch Zurückhaltung, solange man sich nicht gut damit auskennt.
Vereinzelt habe ich es "ausprobiert" und mit den üblich empfohlenen Settings (wie oben erwähnt) kurzfristig überraschend gute Verbesserungen gesehen, jedoch habe ich mich dann nie getraut, dies für die nächsten Dienste laufen zu lassen. Ich denke, da müssen dann regelhaft Leute sein, die sich damit gut auskennen, denn einmal einstellen und "gut ist" bis zum nächsten Morgen geht da nicht.
16h-Bauchlagerungen machen wir oft und beim "klassischen" COVID-19 sehen auch wir hervorragende Ergebnisse (Typisch: Rückenlage FiO2 0.8, paO2 60mmHg, nach Lagerung auf den Bauch häufig FiO2 bis 0,4 reduzierbar).
Dann auf jeden Fall dreimal machen. Problematisch ist, dass ein Großteil der Patienten doch stark übergewichtig ist. Lagerungsschäden (üblicherweise Druckulcera im Bereich des Thorax/Abdomens) erleben wir recht häufig, gehört manchmal leider einfach dazu. Und bei längerfristig beatmeten, die nicht wirklich besser werden und an den üblichen Komplikationen leiden (Nierenversagen, bakterielle Superinfektionen) sehen wir auch oft in der Bauchlage mangelhafte Ventilation ("permissive Hyperkapnie" ist im Nierenversagen stark limitiert).
Problematisch ist, dass durch die "britische" Mutation und die Impfung der Alten der Altersdurchschnitt ca 20 Jahre gesunken ist, die meisten unserer Patienten sind zwischen 50 und 60, jedoch ähnlich schwer erkrankt wie in der zweiten Welle die über 75jährigen.
Dadurch bedingt sind die ECMO-Kapazitäten unseres Maximalversorgers stark belastet, weil eben in der zweiten Welle die meisten aufgrund des Alters nicht für ECMO qualifiziert waren.
Tatsächlich extrem wichtig ist eben der individuelle PEEP. Da kann es durchaus sinnvoll sein, eine Stunde neben dem Patient zu stehen und "rumzuspielen". Und manchmal geht sogar Pinsp 28cm H2O mit PEEP 20 cmH20 erstaunlich gut, solange man eine leichte Hyperkapnie eben toleriert