Liebe Frau Pelz, sei mir nicht böse. Überspitzte und pointierter Rant vielleicht. Aber ist der Rant denn inhaltlich falsch?
These 1. Der Klimawandel ist zwar ein reales Problem, wird gerade in den Medien aber derart präsentiert, als wäre es das einzig reale- und alles andere überschattende- Problem, demgegenüber alle anderen Themenfelder (Bildung, Soziale Sicherungssysteme, Außen- und Sicherheitspolitik, Europa usw.) in ihrer Relevanz zurück zu stehen hätten? Seh ich das falsch? Zumindest ist es mir nicht möglich, irgendeine Zeitung, online Medium etc. aufzurufen, ohne dort eine Nachricht (natürlich eine schlechte Nachricht) über das Klima zu lesen.
These 2. Dieses Narrativ ist so wirkmächtig, dass ein erklecklich großer Prozentsatz der Wählerschaft bereit ist, diese Behauptung unwidersprochen als Fakt hinzunehmen? Anderslautende Meinungen, die es im wissenschaftlichen Diskurs durchaus gibt, werden direkt gecancelt, erhalten keine mediale Öffentlichkeit (zumindest nicht in den Mainstream Medien), oder werden in einem Zusammenhang mit Schwurbelei gesetzt. Falsch?
These 3. Jegliche Hinweise auf reale physikalische, technische, finanzielle, regulatorische Probleme und Grenzen der "Green New Deal" Ideologie werden von dieser Klientel bei Seite geschoben, verniedlicht oder gar nicht anerkannt. Sogar von eigentlich gebildeten, intelligenten und politisch interessierten Menschen- wie einigen Forenteilnehmern. Falsch?
These 4. Diese Klientel ist sogar gewillt, in die individuellen Freiheitsrechte der Bürger einzugreifen, denn es handelt sich bei der Bekämpfung des Klimawandels schließlich "um das größere Wohle aller" (aka individuelle Befindlichkeiten haben da natürlich zurückzustehen- dieses Argumentationsmuster kennen wir ja noch gar nicht aus der Geschichte, ähem). Falsch?
These 5. Während dieses Narrativ in den postmaterialistischen Gesellschaften des Westen verfängt und hier auf einen fruchtbaren Resonanzboden fällt, ist das Thema "Climate Change" in den Emerging Markets zwar auch ein Thema, aber ein um größenordnungsmäßig kleineres Problem als hier. Dort geht es den Menschen um andere Dinge: Zugang zu Nahrungsmitteln, Zugang zu Energie etc.
These 6. Wenn unsere eigenen Anstrengungen die wir -unter massiven finanziellen, politischen und technologischen Anstrengungen- unternehmen global überhaupt einen Impact haben sollen, müssen die Emerging Market, insb. die mit schnell wachsenden Bevölkerungen (Afrika, Indien usw.), unsere Maßnahmen a) selbst nachvollziehen und b) um Größenordnungen schneller umsetzen als wir es bereits getan haben, was inhaltlich und praktisch in diametralem Gegensatz zu These 5 steht (rasche Decarbonisation des Netzes und der Energieproduktion = eben kein günstiger Zugang zu Elektrizität und Nahrungsmitteln für eine rasch wachsende Bevölkerung in einem Entwicklungsland, sondern konsequent zu Ende gedacht: Hunger).
These 7. Aus diesem Grund (und auch ganz anderen Gründen) werden die Bevölkerungen der Entwicklungs- und Schwellenländer den Push des Westens Richtung "erneuerbare Energien, Decarbonisation, Net Zero Emission" entweder gar nicht, nur verzögert, oder nur halbherzig mittragen. Und Sie werden ganz gewiss nicht die fossilen Brennstoffe als Primär Energiequellen aufgeben. Ganz egal, wie sehr unsere Medien und ihre Politiker auf diese Bevölkerungen einwirken werden- denn das Vertrauen in. 3 Welt Ländern in ihre jeweilige politische Klasse ist notorisch niedrig und von (oft berechtigtem) Misstrauen geprägt.
These 8. Wir hingegen geben den vermeintlich "moralisch anständigen" Parteien einen großen Vertrauensbonus, selbst wenn die politischen Akteure sichtbaren Unsinn reden (Annalena "Kobold!" Baerbock), und es eigentlich besser wissen müssten. Da ich davon ausgehe, dass sowohl bei den Grünen, als auch bei Greenpeace und co Menschen sitzen, die der Mathematik und Physik mächtig sind -und uns dennoch beim Stand der gegenwärtigen Technologien und Rohstoffe unerreichbare Märchenszenarien- präsentiert werden, muss ich davon ausgehen, dass auch die Grünen uns bewusst über die Möglichkeiten, Grenzen, Kosten und Folgen für unser Land belügen. Ja. Mit vollem Wissen belügen und schweren Schaden für unser Land in Kauf nehmen, nur um eine Wahl zu gewinnen.
These 9. Der Gipfel der Unverschämtheit ist es, sich in der Öffentlichkeit hinzustellen und so zu tun, als ob die Finanzierung dieses gigantischen Vorhabens die Mittelschicht nicht massiv belasten würde, sondern simsalabim und Abrakadabra, durch die "Reichen" bezahlt werden würde, die das selbstverständlich klaglos mit sich machen werden. Mit anderen Worten: die am besten vernetzten Akteure mit der höchsten geographischen Mobilität und den besten Beratern werden die Zeche zahlen, obwohl alle, aber auch alle Erkenntnisse der behavioral Finance und die zahlreichen Beispiele der jüngeren Vergangenheit (z.B. USA, Frankreich) etc. diese Annahme ins Reich der Märchen verweist.
Während der Otto Normalverbraucher aus der Mittelschicht, der mit seiner nicht abbezahlten Immobilie natürlich maximal immobil ist (und ein großes Fadenkreuz auf dem Rücken trägt), seine Immobilie natürlich energetisch top modernisieren soll, z.B. Solaranlagen installieren darf- und zur täglich zu seiner Arbeitsstätte pendeln darf, nichts befürchten hat. Nein, besser noch: die Mittelschicht bekommt ihre Mehrbelastung natürlich über eine CO2 Umlage wieder zurück... jaja. Schau, schau, dieses Mal zahlen die Reichen -und nicht etwa die Mittelschicht (wie sonst auch immer).
Ich wäre an deinem Input interessiert- einfach mal, um die Ansicht von jemand mit einer ganz anderen Sicht auf die Welt und ihre Zusammenhänge zu erfahren.